Eickendorf
ist ein Ortsteil der Gemeinde
Bordeland
im
Salzlandkreis
in
Sachsen-Anhalt
. Bis zum 28. Dezember 2007 war Eickendorf eine selbststandige Gemeinde.
[1]
Eickendorf liegt in der
Magdeburger Borde
unweit der Stadte
Calbe (Saale)
und
Schonebeck (Elbe)
auf einem außerst ertragreichen
Loßboden
, der mit der
Bodenwertzahl
100 in der
Bodenschatzung
als bester Boden Deutschlands festgelegt wurde.
[2]
Die umliegende flachwellige Landschaft fallt von Sud nach Nord von 84 m auf 75 m und von West nach Ost auf 96 m auf 71 m ab. Der Weinberg (
111
m u. NN
), drei Kilometer Luftlinie ostlich des Ortes, uberragt die Landschaft um etwa 30 Meter. Eickendorf ist ca. 20 km von
Magdeburg
entfernt.
[3]
Der Ort fand erstmals 1176 in einer von den Chronisten nicht naher bezeichneten Urkunde als Hekenthorp eine Erwahnung. Bereits 1240 hatte sich die Ortsbezeichnung mit Eikendorp der heute gultigen Benennung angenahert. Zum Zeitpunkt seiner Ersterwahnung lag Eickendorf im Machtbereich der von den Askaniern unter
Markgraf Otto dem Baren
beherrschten Grafschaft Muhlingen. Spater war die Grafschaft Lehen der Geschlechter
Dornburg
(bis 1240) und
Arnstein
(bis 1282). Ihnen folgten fur langere Zeit die
Grafen von Barby
. Als
Ministeriale
auf der Burg Eikendorp wurde im Jahre 1237
Conradus de Eikendorp
urkundlich erwahnt,
[4]
der Stammvater des Adelsgeschlechts
von Eichendorff
, das bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts hier ansassig war und dessen Nachfahre der Dichter
Joseph von Eichendorff
(1788?1857) ist.
1538 wurde durch Graf Wolfgang I. von Barby die
Reformation
unter anderem auch in Eickendorf eingefuhrt. Wahrend des
Dreißigjahrigen Krieges
erlitt Eickendorf erhebliche Zerstorungen, die Einwohnerschaft wurde drastisch dezimiert. Nachdem 1659 das Grafengeschlecht von Muhlingen und Barby ausgestorben war, wurde das Lehen des fruheren Erzbistums Magdeburg fur die Grafschaft eingezogen. Der großte Teil, darunter Eickendorf, kam unter die Herrschaft des
Herzogtums Magdeburg
.
Erst 1750 hatte sich das Leben in Eickendorf so normalisiert, dass die Einwohner daran gehen konnten, eine neue Kirche zu bauen. Sie wurde am 11. November 1751 eingeweiht. Wahrend der Zeit der
napoleonischen Fremdherrschaft
gehorte Eickendorf von 1806 bis 1813 zum
Konigreich Westphalen
und wurde vom Canton Groß-Salze verwaltet. Nach der Vertreibung Napoleons kam Eickendorf 1816 zum neu gebildeten
preußischen
Kreis Calbe
.
Die
industrielle Revolution
Mitte des 19. Jahrhunderts beruhrte das Dorf im Wesentlichen nur indirekt. Zwar erhielt Eickendorf 1857 einen Bahnhof an der
Bahnstrecke Schonebeck?Gusten
, die Straßen nach
Biere
und
Großmuhlingen
wurden ausgebaut und durch die Inbetriebnahme der nahe gelegenen Braunkohlengruben taten sich neue Beschaftigungsmoglichkeiten auf. Im Ort selbst siedelte sich zunachst mit einer
Zichorienfabrik
nur ein Industriebetrieb an. Die Einwohnerzahl des weiterhin landwirtschaftlich gepragten Dorfes erhohte sich jedoch von 1835 bis 1893 von 649 auf 1490.
Mit der Schraubenfabrik Tischmeyer siedelte sich 1925 ein weiteres Industrieunternehmen in Eickendorf an, das in den 1930er Jahren uber 50 Beschaftigte zahlte. 1934 wurde Eickendorf durch die in Deutschland durchgefuhrte
Bodenschatzung
zur Schaffung einheitlicher Steuergrundlagen bekannt. Als Fixpunkt fur die Bodenbewertung wurde als ertragreichster Landwirtschaftsbetrieb der Eickendorfer Bauernhof der Witwe Elisabeth Haberhauffe ausgewahlt, fur den die hochste
Bodenwertzahl
100 festgelegt wurde. Diese Bewertungsgrundlage ist bis heute gultig.
[2]
1936 gab es bei 1630 Einwohnern 17 Landwirtschaftsbetriebe mit mehr als zehn Hektar Flache, den großten Betrieb hatte Heinrich Engel mit 108 ha. Zum Ende des
Zweiten Weltkrieges
wurde Eickendorf am 12. April 1945 von amerikanischen Truppen besetzt. Nach einem kurzen Zwischenspiel mit englischer Besetzung gehorte Eickendorf vom 1. Juli 1945 an zur
Sowjetischen Besatzungszone
. 1946 waren im Ort unter anderem funf Einzelhandelsgeschafte, drei Backereien und zwei Gastwirtschaften vorhanden. Durch den Zuzug von ausgebombten Familien hatte sich die Einwohnerzahl zu diesem Zeitpunkt auf 2197 erhoht. Nach der 1949 erfolgten Grundung der
DDR
wurde Eickendorf im Zuge einer Kreisreform in den neu gebildeten
Kreis Schonebeck
eingegliedert. Nachdem 1952 die DDR-Regierung die Bildung von
Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG)
beschlossen hatte, grundeten am 5. August 1952 30 Eickendorfer durch Einbringung von 229 ha Land die LPG ?Edwin Hornle“. Es war die erste LPG-Grundung im Kreis Schonebeck. Ein Jahr spater gab der von Willy Jager bewirtschaftete Haberhauffe-Hof auf, da er wegen seiner Große unter ein Kreditverbot fiel. Der Hof wurde an die LPG verpachtet. Unter dem Druck der Behorden folgten ihm bis 1960 alle anderen Landwirtschaftsbetriebe. Die LPG spezialisierte sich im Laufe der Jahre auf die Zucht des
Deutschen Edelschweins
. 1964 hatte Eickendorf 1799 Einwohner, ein Minus von 18 Prozent gegenuber 1946.
Nach der
deutschen Wiedervereinigung von 1990
sank die Eickendorfer Bevolkerungszahl standig weiter. Bereits 1993 lebten nur noch 1370 Einwohner im Ort. Von der LPG, die bereits in den 1980er Jahren ihren Sitz nach Biere verlegt hatte, uberlebte in Eickendorf nur die Abteilung Technik der in Biere ansassigen Landwirtschaftlichen-Produktiv-Genossenschaft Bordeland. Es wurde das 26 Hektar große Gewerbegebiet ?Hasenwinkel“ erschlossen, die alte Schraubenfabrik wurde von der nordrhein-westfalischen Daniel Schrauben GmbH als Niederlassung ubernommen und als weiterer Industriebetrieb grundete sich die Eickendorfer Metallverarbeitungs GmbH. Trotz dieser Beschaftigungsmoglichkeiten hatte Eickendorf 2013 nur noch 1033 Einwohner.
[5]
Als wissenschaftlicher und touristischer Anziehungspunkt wurde 1993 auf dem Gelande des Haberhauffe-Hofes das
Museum fur Bodenschatzung
eingerichtet. Mit Wirkung zum 28. Dezember 2007 wurde Eickendorf ein Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Bordeland.
Das Eickendorfer Wappen wurde 1995 vom Kommunalheraldiker
Jorg Mantzsch
entworfen und am 11. Juni 1996 durch das Regierungsprasidium Magdeburg genehmigt. Die
Blasonierung
lautet ?In Gold eine schwarze bewurzelte Eiche mit silbernen Eicheln.“ Der Text zur Dokumentation zum Genehmigungsverfahren hat folgenden Wortlaut:
- ?Eickendorf fuhrte ein bisher nicht genehmigtes Wappenbild, das einen grunen Baum auf silbernem Schild zeigt. Dieses Bild fuhrt der Ort schon seit Ende des vergangenen Jahrhunderts im Gemeindesiegel. Es war der Wunsch der Gemeinde Eickendorf, dieses schon seit Generationen verwendete Bild der Eiche im neuen Wappen beizubehalten. Die Eiche ist eine sogenannte Friedenseiche, die weit ausladend inmitten des Dorfes auf freiem Platz steht. Da viele deutsche Orte solche Eichen haben und z. T. auch in Wappen und Siegeln fuhren, wurden die Tinkturen Schwarz-Gold gewahlt, um Verwechslungen auszuschließen. Die schwarze, silbern konturierte Eiche tragt mehrere deutlich sichtbare silberne Eicheln.“
[6]
Die Flagge ist schwarz-gelb gestreift mit dem aufgelegten Gemeindewappen.
Durch Eickendorf fuhrt die Kreisstraße 1292, uber die
Schonebeck (Elbe)
(9 km) und
Calbe (Saale)
(14 km) zu erreichen sind. Im Ort beginnt die Kreisstraße 1293, die Eickendorf mit den nordlichen Nachbardorfern
Biere
und
Welsleben
verbindet. Die
Bundesautobahn 14
(
Magdeburg
?
Halle
) fuhrt ostlich an Eickendorf vorbei, deren Anschlussstellen 7 Schonebeck (8 km) und 8 Calbe acht bzw. sieben Kilometer entfernt sind. Der Eickendorfer Bahnhof, im Ort gelegen, befindet sich an der Strecke
Magdeburg?Schonebeck?Gusten
.
- ↑
Anderungen bei den Gemeinden Deutschlands
StBA, siehe 2007
- ↑
a
b
K. Stahr, E. Kandeler, L. Herrmann, T. Streck:
Bodenkunde und Standortlehre
. 2. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2012,
ISBN 978-3-8252-3704-2
,
S.
242
.
- ↑
Amtliche topografische Karten. Sachsen-Anhalt ? Landesamt fur Landesvermessung und Geoinformation; CD 2003
- ↑
Staatsarchiv Magdeburg, Halberst. Domin. 53, im Urkundenbuch der Stadt Halberstadt 7 a 35
- ↑
2013 fallt Bordeland unter die 8000er-Marke
.
In:
Volksstimme Schonebeck
, 5. Januar 2013
- ↑
Das Wappen der Gemeinde Eickendorf, Dokumentation zum Genehmigungsverfahren
, hinterlegt 1996 im Landeshauptarchiv Magdeburg