Egid
Valentin Johann Felix Nepomuk Ferdinand
von Lohr
(*
17. Marz
1784
in
Wetzlar
; †
6. Marz
1851
in
Gießen
) war ein deutscher Jurist und Hochschullehrer.
Egid von Lohr wurde als Sohn des Johann Philipp Joseph von Lohr (* 11. Januar 1746 in Wetzlar, † 11. Juni 1787 ebenda), Postamtsdirektor in Wetzlar und dessen Ehefrau Salome (* 28. April 1746 in Wetzlar; † 18. Marz 1821 in Gießen), Tochter des Georg Matthias Rudolf von Sachs (1713?1792),
Prokurator
am
Reichskammergericht
, Hohenlohischer
Hofrat
, geboren. Einer seiner Vorfahren war der
Kurmainzische
Kanzler
Hartmann Jacobi
.
Aufgrund des fruhzeitigen Todes seines Vaters erhielt er 1787 durch ein furstliches Handschreiben die formliche Anwartschaft auf das Postamt in Wetzlar, allerdings verlor er 1815 bei der
Ubernahme
der Stadt durch die preußische Krone dieses Recht, hatte sich aber auch bereits vorher entschlossen,
Rechtswissenschaften
zu studieren. Den ersten rechtswissenschaftlichen Unterricht erhielt er 1800 bei Bernegger in Wetzlar. Er begann zu Ostern 1802 ein Studium der Rechtswissenschaften an der
Universitat Marburg
, das er bis Herbst 1805 an der
Universitat Gießen
und der
Universitat Gottingen
fortsetzte.
Besonders gepragt wurde er an der Universitat Marburg von seinem Hochschullehrer
Gustav von Hugo
, der die wissenschaftliche Richtung bestimmte und mit dem er bis zu dessen Tod befreundet war. Weiterhin horte er Vorlesungen bei
Philipp Friedrich Weiß
,
Georg Robert
,
Anton Bauer
,
Friedrich Carl von Savigny
,
Helwig Bernhard Jaup
,
Karl Ludwig Wilhelm von Grolman
,
Justus Christoph Leist
und
Christoph Martin
.
1807 wurde er bereits Mitherausgeber des vom Hochschullehrer Karl Ludwig Wilhelm von Grolman gegrundeten
Magazin fur Gesetzgebung und Rechtswissenschaft
.
Nachdem der
Furstprimas
Karl Theodor von Dalberg
im Juli 1808 in Wetzlar eine
Rechtsschule
grundete, wurde Egid von Lohr als ordentlicher Professor des Rechts dorthin berufen und zum
Justizrat
befordert; er hielt dort Vorlesungen zu juristischer Enzyklopadie,
Pandekten
, Geschichte und Altertumer des romischen Rechts, zeitweise auch
exegetische
und
hermeneutische
Vorlesungen.
Am 10. Mai 1813 folgte er einem Ruf zur sechsten Professur der Rechte an die Universitat Gießen, die er mit der Rede
de lege Voconia
antrat; kurz darauf erhielt er, aufgrund der bisherigen Veroffentlichungen, das Doktor-Diplom und blieb dann in dieser Stellung bis zu seinem Tod 1851, trotz der Rufe unter anderem von der
Universitat Heidelberg
und der Universitat Gottingen. 1815 ruckte er zur funften, 1819 zur vierten und 1821 zur zweiten ordentlichen Professur des Rechts auf und wurde 1818 zum
Geheimen Regierungsrat
und am 9. Juli 1830 zum Geheimrat ernannt. Am 30. November 1833 wurde er
Primarius
der Juristenfakultat. Seit dem 16. Januar 1835 ubte er auch einige Jahre das Amt des
Syndikus
der Universitat Gießen aus, dies bedingte, dass er bei Abwesenheit des
Kanzlers
Justin von Linde
auch vieles vertretungsweise ubernehmen musste, dass in dessen Ressort fiel.
Gemeinsam mit
Anton Friedrich Justus Thibaut
und
Carl Joseph Anton Mittermaier
betrieb er das
Archiv fur die civilistische Praxis
. Weiterhin schrieb er auch Beitrage fur die
Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste
.
Egid von Lohr heiratete am 11. Oktober 1814 Franziska (* 30. April 1794 in Wetzlar; † 28. Mai 1845 in Gießen), Tochter des Joseph Marks (1763?1840), Archivdirektor des Reichskammergerichts und dessen Ehefrau Marie Anna Pistor. Gemeinsam hatten sie sieben Kinder, hiervon ist namentlich bekannt:
- Joseph Ferdinand Karl von Lohr
(* 20. Dezember 1817 in Gießen, † 28. Dezember 1876 in San Francisco), Arzt des Deutschen Hospitals in San Francisco und Vize-Prasident des Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in San Francisco.
- Er wurde im Januar 1823 zum Ritter erster Klasse des
Großherzoglich Hessischen Ludwigsordens
ernannt.
- Am 27. November 1833 erhielt er das Kommandeurkreuz 2. Klasse des Großherzoglichen Ludwigsordens.
- Am 25. Marz 1840 erhielt er von der Philosophischen Fakultat der Universitat Gießen die Doktorwurde
honoris causa
verliehen.
- Albert Teichmann:
Lohr, Egid Valentin Johann Felix Nepomuk Ferdinand von
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 136.
- Egid von Lohr
in
Neuer Nekrolog der Deutschen
, 29. Jahrgang, 1851, 1. Teil. Weimar 1853. S. 193?198.
- Jochen Kirschbaum:
Egid v. Lohr (1784?1851) ? ein Gießener Rechtsgelehrter
. Gießener Universitatsblatter 45/2012, S. 43?50.
- Egid von Lohr
in
Biographisch-literarisches Lexikon der Schriftsteller des Großherzogtums Hessen im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts 1. Abt
. Darmstadt 1831. S. 223 f. mit
Korrektur
in Biographisch-literarisches Lexikon der Schriftsteller des Großherzogtums Hessen im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts, 2. Abt. Darmstadt 1843. S. 461.
- Egid von Lohr
in Jakob Fluck:
Leichenreden.
Mainz 1852.
- Egid von Lohr
in Jenaische Allgemeine Literaturzeitung. Februar 1813. S. 51 f.
- Dieter Strauch:
Deutsche Juristen im Vormarz. Briefe von Savigny,
Hugo
,
Thibaut
und anderen an Egid von Lohr
. Bohlau, Koln 1999 (Rechtsgeschichtliche Schriften 13),
ISBN 3-412-04499-7