Eduard Robert Flegel
(* 1. Oktober
jul.
/
13. Oktober
1852
greg.
in
Wilna
; †
11. September
1886
in
Brass
,
Nigeria
) war ein deutscher
Forschungsreisender
und
Afrikaforscher
.
Flegel war ab 1869 Angestellter einer
Buchhandlung
in
Riga
, besuchte 1872 die
Handelsschule
in
Munchen
und wandte sich noch im gleichen Jahr nach
Hamburg
, um in einer Großhandlung fur
Tabakwaren
zu arbeiten. 1875 nahm er eine Position in einer
Faktorei
des Hamburger Handelshauses
Gaiser und Witt
in
Lagos
(Nigeria) an.
1879 unternahm Flegel eine
Expedition
in das
Kamerun
-Gebirge. Im Juli dieses Jahres befuhr er auf dem englischen Missionsdampfer
Henry Venn
den
Benue
, wobei er etwa 200 km weiter aufwarts gelangte als der bisher erfolgreichste Reisende
William Balfour Baikie
1854. Seine Arbeiten waren von großer Bedeutung fur die Erforschung des Flusslaufes.
Flegel besuchte mit Unterstutzung der
Deutschen Afrikanischen Gesellschaft
1880
Nupe
und
Sokoto
, um sich von den dortigen Machthabern Empfehlungsschreiben fur den Besuch der Lander am Benue ausstellen zu lassen. Im April 1881 kehrte er wieder nach
Rabba
zuruck. Von dort trat er im November eine Landreise nach Lako am Benu und erreichte nach einer vorubergehenden Ruckkehr zur Kuste am 31. Juli 1882
Yola
, die Hauptstadt von
Adamawa
. Am 18. August schließlich entdeckte er bei
Ngaundere
die
Quellen
des Benue. Im Marz 1883 befand er sich wieder in Lagos.
Eine neue Reise, auf der er nach Suden bis zum
Kongo
vorzudringen hoffte, fuhrte ihn zum zweitenmal auf die sudliche
Wasserscheide
des Benue, konnte aber wegen des Ausbruchs von Feindseligkeiten nicht tiefer in das Landesinnere fortgesetzt werden.
Mitte 1884 kehrte Flegel nach Europa zuruck, wo er fur deutsche Handelsniederlassungen im Niger-Benue-Gebiet agitierte. In den Handelskreisen fand er kein Verstandnis fur die neuen Anforderungen, wohl aber bei der Afrikanischen Gesellschaft und beim
Deutschen Kolonialverein
. Aus dem Reichsfonds fur Afrikaforschung wurden ihm Mittel fur eine neue Unternehmung gewahrt, auch beauftragte ihn der Kaiser
Wilhelm I.
mit der Uberbringung von Geschenken an den Kalifen von Sokoto.
Mit dem Beginn der
deutschen Kolonialherrschaft uber Kamerun
1884 stellte sich Flegel in den Dienst der deutschen Interessen und trachtete danach, die deutsche Oberhoheit moglichst weit in das Binnenland auszudehnen. Im April 1885 trat Flegel seine dritte Afrikareise an, doch hinderte ihn ein niedriger Wasserstand des Benue am schnellen Vorankommen.
Paul Staudinger
fuhrte an Flegels Stelle eine eigenstandige Expedition den Niger weiter stromaufwarts. Doch hatten sich die Englander mit der
Royal Niger Company
bereits am Niger und Benue festgesetzt, so dass weder Flegel noch Staudinger kolonialpolitische Ergebnisse erzielten. Auf dem Weg nach Yola erhielt Flegel im Juli 1886 die Ruckberufung nach Europa.
Eduard Robert Flegel starb am 11. September 1886 an der Kuste in
Brass
.
- Karl Flegel (Hrsg.):
Briefe aus Afrika
. Leipzig (1890)
- Lose Blatter aus dem Tagebuch meiner Haussa-Freunde
. Hamburg (1885)
- Friedrich Wilhelm Schaafhausen:
Flegel, Eduard Robert.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961,
ISBN 3-428-00186-9
, S. 229 f. (
Digitalisat
).
- Conrad Weidmann
:
Deutsche Manner in Afrika - Lexicon der hervorragendsten deutschen Afrika-Forscher, Missionare etc.
Bernhard Nohring, Lubeck 1894, S. 41 f. (
Onlinefassungen
).
- Jorg Adelberger:
Eduard Vogel and Eduard Robert Flegel: the experiences of two 19
th
century German explorers in Africa
. In:
History in Africa
27, 2000, S. 1?29.
- Flegel, Eduard Robert,
in: Heinrich Schnee (Hrsg.):
Deutsches Kolonial-Lexikon
, Band 1, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 640.