Edmond Thieffry
(*
28. September
1892
in
Etterbeek
/
Brussel
; †
11. April
1929
am
Tanganjika-See
) war ein
belgischer
Jagdflieger im
Ersten Weltkrieg
und bekannter Luftfahrtpionier. Gemeinsam mit Leopold Roger und Jef de Bruycker fuhrte er den ersten erfolgreichen Flug von
Belgien
in den
Kongo
(damals eine belgische
Kolonie
) durch.
Thieffry wurde in Etterbeek, einem Stadtteil Brussels, geboren. Er studierte Jura an der
Katholischen Universitat Lowen
, was ihm spater den Spitznamen ?Der fliegende Richter“ einbrachte. Nach seinem Abschluss trat er 1913 seinen Militardienst im 10eme Regiment de Ligne an.
Bei Kriegsausbruch als Rechtsanwalt tatig, wurde er eingezogen und geriet als Motorradmelder beim 14eme Regiment de Ligne der IIIeme Division bei
Luttich
in deutsche Kriegsgefangenschaft; es gelang ihm jedoch, auf einem gestohlenen Motorrad in die
Niederlande
zu entkommen, wo er von der hollandischen Militarpolizei aufgegriffen wurde. Seine juristischen Kenntnisse und sein fließendes Niederlandisch halfen ihm jedoch, der
Internierung
zu entgehen und mit seinem gestohlenen Motorrad uber
Antwerpen
zur belgischen Armee zuruckzukommen.
1915 trat Thieffry zur
Compagnie des Ouvries et Aerostiers
, der belgischen Fliegertruppe, uber und legte nach einer Reihe von Bruchlandungen in
Etampes
am 21. August 1915 die Pilotenprufung ab. Gleich zu Beginn legte Thieffry mit einer Nieuport eine Bruchlandung hin, und als er aus dem Wrack kletterte, versetzte er die herbeieilenden Zuschauer in Panik, als er unabsichtlich den MG-Abzug betatigte. Ab dem 1. Februar 1916 diente er daher zunachst in der mit Voisin-Zweisitzern ausgerusteten 3eme Escadrille und nahm an zahlreichen sowie bei Tag- und Nachtbombenangriffen teil. Anschließend kam er zur 4eme Escadrille, die mit Maurice-Farman-Zweisitzern ausgestattet war. Hier zeichnete er sich als Artilleriebeobachter uber der Front an der Yser durch Mut und Prazision aus. Aufgrund seiner zahlreichen Bruchlandungen wurde er jedoch einer Einsitzerstaffel zugeteilt, moglicherweise da niemand bereit war, als Beobachter mit ihm zu fliegen.
So kam Thiffry zur 5eme Escadrille (?Les Comets“) unter Captain Jules Dony, die bei De Panne stationiert war. Am 24. Januar 1917 flog er uber das besetzte Brussel und seine alte Schule Saint-Michel, wo er eine belgische Flagge und einen Briefgruß an die Jesuiten abwarf. Uber der Place Van Meyel warf er eine zweite Fahne und einen Brief an Fraulein de Loneux, seine Verlobte, ab.
Am 15. Marz 1917 errang er mit seiner
Nieuport 11
seinen ersten Luftsieg, acht Tage spater bei Ghistelles den zweiten, am 12. Mai bei
Houthulst
seinen dritten und am 14. Juni 1917 seinen vierten gegen eine
Albatros D.III
uber Westende.
Nachdem seine Staffel nach Les Moeres verlegt und mit
Nieuport 23
[1]
ausgerustet worden war, schoss er am 3. Juli zwei deutsche Marine-Jagdflugzeuge bei
Diksmuide
ab. Im August erhielt er die erste der neuen
SPAD S.VII
, die an die belgische Fliegertruppe geliefert und personlich vom belgischen Kronprinzen uberfuhrt worden war. Mit seiner SPAD errang er drei weitere Luftsiege, geriet jedoch am 31. August 1917 im Luftkampf ostlich Diksmuide mit zwei deutschen
Albatros D.V
in die Feuerstoße der Albatros von Leutnant
Karl Hammes
(Jasta 35b), so dass er nur mit Muhe hinter der eigenen Front notlanden konnte. Er erhielt eine neue SPAD S.VII, die er mit rot-weißen Streifen markierte.
Unterleutnant Thieffry errang seinen zehnten und letzten bestatigten Luftsieg am 10. Oktober 1917. Am 23. Februar 1918 wurde er bei seinem 150. Feindflug im Luftkampf mit einem deutschen Zweisitzer der Fliegerabteilung 227 bei Woumen brennend abgeschossen und geriet verwundet in das deutsche Lazarett bei
Courtrai
. Am 13. April 1918 gelang ihm der Ausbruch aus dem Gefangenenlager, aber nach zehntagiger Flucht wurde er aufgegriffen und verbrachte den Rest des Krieges hinter Stacheldraht.
Zusammen mit funf weiteren unbestatigten Luftsiegen stand er nach
Willy Coppens
und
Andre de Meulemeester
auf Platz drei der belgischen Jagdflieger.
Nach Kriegsende kehrte Thieffry uber die
Schweiz
am 6. Dezember 1918 nach Brussel zuruck, wo er als Rechtsanwalt arbeitete, aber weiterhin der Fliegerei verbunden blieb. 1923 wurde er Mitbegrunder der belgischen Fluggesellschaft
Sabena
und plante, eine Flugverbindung zum Kongo aufzubauen. Anfang 1925 erteilten die Behorden schließlich die Erlaubnis fur dieses abenteuerliche Unternehmen und die Sabena stellte eine in Belgien nachgebaute dreimotorige
Handley Page W8f
zur Verfugung, die Thieffry "
Prinzessin Marie-Jose
" taufte, um damit den Vater, seinem Freund und Forderer
Konig Albert I. von Belgien
, fur dessen Unterstutzung zu danken.
Thieffry startete in der 5 to schweren und 850 PS starken Maschine mit seinem Mechaniker Joseph "Jef" de Bruycker und Leopold Roger als Copilot am 12. Februar 1925 in Zaventem und nahm Kurs auf den Flugplatz N’Dolo bei Leopoldville (heute
Kinshasa
). Thieffry hatte als Navigator eine Route mit Tagesetappen nach
Marseille
,
Oran
,
Colomb-Bechar
,
Gao
,
Fort-Lamy
,
Bangui
und
Coquilhatville
festgelegt. Starke Gegenwinde und ein Propellerbruch verlangerten die Tour jedoch von sieben auf 51 Tage. Nach 8.200 Kilometern Flugstrecke und einer Flugzeit von 75 Stunden und 20 Minuten landete die Besatzung am 3. April in Leopoldville und wurde von den Zuschauern begeistert empfangen.
Thieffry unternahm zwei weitere Fluge zum Kongo. Seinen nachsten Flugversuch startete er am 9. Marz 1928 in einer
ACAZ C.2
zusammen mit Joseph Lang und Philippe Quersin; er gelangte jedoch nur bis nach
Philippeville
. Der nachste Versuch begann am 26. Juni, erneut mit Philippe Quersin, musste aber in
Montpellier
abgebrochen werden.
Thieffry arbeitete jedoch weiter an Planen, den Kongo an den internationalen Luftverkehr anzuschließen. Am 11. April 1929 startete er mit Gaston Julien und dem Mechaniker Eugene Gastuche auf einer
Avimeta C.92
zu einem Testflug, geriet jedoch in einen Wirbelsturm. Bei der Bruchlandung am Tanganjika-See kamen Thieffry und Julien ums Leben, nur der Bordmechaniker konnte von den Rettungskraften gerettet werden.
10 Jahre spater wurde die Fluglinie Brussel ? Kinshasa eroffnet.
Im Juli 1932 wurde in Etterbeek eine Gedenktafel fur Thieffry angebracht, die seine abenteuerliche Flugroute nach Leopoldville zeigt. Außerdem erinnern die Metro-Station
Thieffry
und die Straße
Rue Aviateur Thieffry
/
Vlieger Thieffry Straat
in seiner Heimatgemeinde an den beruhmten Flieger.
Nr.
|
Datum
|
Uhrzeit
|
Flugzeug
|
gegen
|
Ort
|
1
|
15. Marz 1917
|
~17?18h
|
Nieuport
|
Zweisitzer
|
|
2
|
23. Marz 1917
|
vormittags
|
Nieuport
|
Zweisitzer
|
Ghistelles
|
3
|
12. Mai 1917
|
07:00h
|
Nieuport
|
Zweisitzer
|
Houthulster Wald
|
4
|
14. Juni 1917
|
20:30h
|
Nieuport
|
Albatros D.III
|
Westende
|
5
|
3. Juli 1917
|
13.30h
|
Nieuport
|
Albatros D.III
|
Nordlich Diksmuide
|
6
|
3. Juli 1917
|
13:32h
|
Nieuport
|
Albatros D.III
|
Nordlich Diksmuide
|
7
|
16. August 1917
|
09:15h
|
SPAD
|
Albatros C-Zweisitzer
|
Houthulster Wald
|
8
|
22. August 1917
|
10:15h
|
SPAD
|
|
Beerst
|
9
|
26. August 1917
|
19:40h
|
SPAD
|
|
Slype
|
10
|
16. Oktober 1917
|
11:40h
|
SPAD
|
|
Merckem
|
[2]
- ↑
Les Chevaliers du Ciel
(
Memento
vom 8. Oktober 2008 im
Internet Archive
)
- ↑
Biography at theaerodrome.com
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