Eberhard I. (Wurttemberg, Graf)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Graf Eberhard I. von Wurttemberg (Kupferstich 1767)

Eberhard I. , genannt der Erlauchte (* 13. Marz 1265 in Stuttgart ; † 5. Juni 1325 ebenda), war von 1279 bis 1325 Graf von Wurttemberg . Er musste einen langjahrigen Territorialkonflikt mit dem Reich durchstehen.

Leben und politisches Wirken

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Tod seines Vaters Ulrich I. († 1265) trat Eberhards Halbbruder und Vorganger Ulrich II. sein Amt im Alter von etwa elf Jahren an und unterstand vorlaufig der Vormundschaft des Wurttemberger Grafen Hartmann II. von Gruningen . Ulrich starb bereits 1279, Eberhards Vormund Hartmann im Oktober 1280, so dass der 14-jahrige Eberhard moglicherweise schon ab diesem Zeitpunkt die uneingeschrankte Herrschaft uber die Grafschaft Wurttemberg ausuben konnte. [1]

Seine Regierung war gekennzeichnet durch eine fast ununterbrochene Reihe von Kriegen und Fehden, von standigem Wechsel der Parteinahme mit dem einen Ziel, jeder Macht entgegenzutreten, die dem werdenden wurttembergischen Territorium gefahrlich werden konnte. [2]

Die Wahl Rudolfs von Habsburg zum Konig des Heiligen Romischen Reiches 1273 hatte zur Folge, dass die territorialen Erweiterungen Ulrichs I. , die durch den Gegenkonig Heinrich Raspe legitimiert worden waren, ans Reich zuruckfallen sollten. Rudolf errichtete Reichslandvogteien zur Verwaltung der zuruckgeforderten Reichsterritorien. Die Landvogtei Niederschwaben ubertrug Rudolf seinem Schwager Albrecht von Hohenberg . Rudolf hatte das Ziel, das nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin 1268 ohne Herrscher bestehende Herzogtum Schwaben wiedereinzurichten und ernannte seinen minderjahrigen Sohn Rudolf zum Herzog. Eberhard leistete gegen diese Maßnahmen Widerstand und es kam zum offenen Krieg mit den Habsburgern. 1286 belagerte Rudolf Stuttgart und schleifte seine Mauern, 1287 ubernahm oder zerstorte er alle festen Platze in der Umgebung von Stuttgart. Eberhard unterlag militarisch, konnte jedoch sein Land behaupten.

Rudolfs Nachfolger Adolf von Nassau verfolgte in Schwaben zwar keine Hausmachtinteressen, starkte jedoch die schwabischen Reichsstadte, was Eberhard und anderen Grafen missfiel. Nach Adolfs Sturz 1298 sicherte Eberhard dessen Nachfolger Konig Albrecht I. , dem altesten Sohn Rudolfs von Habsburg, seine Unterstutzung zu. Albrecht ubertrug ihm im Gegenzug die Landvogtei Niederschwaben. Eberhard nutzte diese zur Sicherung seiner territorialen Anspruche.

Auch mit Albrecht, fur den er Kriege gegen Pfalzgraf Rudolf und Konig Wenzel von Bohmen fuhrte, kam es zum Bruch, als sie in ihrer beiderseitigen Erwerbspolitik in Schwaben aufeinanderstießen. Ab 1305 unterstutzte Eberhard die bohmischen Stande in ihrem Kampf gegen Albrecht und seinen Nachfolger Kaiser Heinrich VII. 1309 wurde Eberhard wegen seiner eigennutzigen Amtsfuhrung als Landvogt angeklagt, 1310 verhangte Heinrich die Reichsacht uber ihn. Der Kaiser unterstutzte nun die schwabischen Reichsstadte in ihrer Auseinandersetzung mit dem Grafen Eberhard von Wurttemberg, unter dessen aggressiver Territorialpolitik sie litten. Heinrich beauftragte den neuen Reichslandvogt, Konrad IV. von Weinsberg , als Heerfuhrer der schwabischen Reichsstadte und einiger Adliger, zur Kriegsfuhrung gegen Eberhard, um diesen als Hauptgegner seiner bohmischen Hausmachtspolitik auszuschalten. [3]

Im Fruhjahr 1311 begann der Reichskrieg . Der Graf verlor sein ganzes Land, Stuttgart und die Mehrzahl seiner anderen Stadte gerieten in Abhangigkeit von der Reichsstadt Esslingen. Nur der Tod Heinrichs VII. am 24. August 1313 und die politische Situation nach der Konigswahl 1314 mit Ludwig IV. als Konig und Friedrich dem Schonen als Gegenkonig verhinderten die Niederlage Wurttembergs. Eberhard taktierte danach geschickt zwischen Konig und Gegenkonig, so dass er die territorialen Verluste nicht nur ausgleichen, sondern auch weitere Gebiete hinzugewinnen konnte. Seine Beteiligung am Krieg in Bohmen brachte ihm zusatzliche Finanzmittel ein, die er nutzte, um Landereien und Stadte von verarmenden Adelsgeschlechtern (z. B. den Pfalzgrafen von Tubingen) in Schwaben zu erwerben.

Eberhard I. machte Stuttgart zum Herrschaftsmittelpunkt, wo er auch in der Stiftskirche begraben liegt.

Verwandtschaftliche Einordnung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eberhard war der Sohn Graf Ulrichs I. von Wurttemberg , der wenige Wochen vor seiner Geburt verstarb. Seine Mutter war Agnes von Schlesien-Liegnitz , die vermutlich bei seiner Geburt starb, manche Quellen sprechen von Kaiserschnitt .

Eberhard war dreimal verheiratet, wobei Unsicherheit uber die Identitat der ersten Gattin besteht. Eine schon von Crusius vertretene Vermutung lautet auf Adelheid von Werdenberg (-Heiligenberg) mit Sitz in Sigmaringen . Andere Thesen vertraten die Meinung, dass es sich um eine von Hohenberg handeln konnte, was aber wohl auf einer Verwechslung mit Mechthild von Hohenberg beruht, der Gattin seines Sohnes Ulrich. Eine weitere Vermutung geht in Richtung des Hauses Teck . Der Erwerb Sigmaringens durch Eberhards Sohn Ulrich III. im Jahr 1325 und die Ehe dessen Schwester Agnes mit Heinrich von Werdenberg aus der Nebenlinie Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen sprechen ebenfalls fur enge Verbindungen mit diesem Hause. In zweiter Ehe war er mit Margarethe von Lothringen verheiratet, einer Tochter Herzog Friedrichs III. von Lothringen . Nach deren Tod heiratete er am 21. Juni 1296 die Markgrafin Irmengard von Baden , eine Tochter des Markgrafen Rudolf I. von Baden .

Aus erster Ehe hatte Eberhard einen Sohn und eine Tochter:

Aus der Ehe mit Margarethe von Lothringen († 1296) hatte Eberhard einen Sohn, der schließlich seine Nachfolge antrat:

Aus der Ehe mit Irmengard von Baden hatte Eberhard vermutlich drei Tochter:

  • Agnes, Grafin von Oettingen (* um 1295; † 1317)
  • Adelheid Mechthild (* zwischen 1295 und 1300; † 13. September 1342) ? Kraft II. von Hohenlohe († 3. Mai 1344)
  • Irmengard (* nach 1300; † 1329), Grafin von Hohenberg

Ferner war der Kleriker Ulrich von Wurttemberg († 1348), auch genannt Ulrich der Kirchherr oder Ulrich von Hofingen , ein unehelicher Sohn Eberhards. [5]

Commons : Graf Eberhard I.  ? Sammlung von Bildern
  1. Fur eine naheliegende Vormundschaft seitens der Sohne Hartmanns II. findet sich kein Quellenbeleg.
  2. Uhland, Robert, "Eberhard der Erlauchte" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 233 (Online-Version)
  3. Landeskunde BW online; Grafschaft und Herzogtum Wurttemberg
  4. Quelle: Stammliste des Hauses Wurttemberg unter Eberhard I.
  5. Dateinseite zur Person in der Online-Landesbibliographie Baden-Wurttemberg
Vorganger Amt Nachfolger
Ulrich II. Graf von Wurttemberg
1279?1325
Ulrich III.