Duke of Norfolk
(deutsch
Herzog von Norfolk
) ist ein
britischer Adelstitel
, der in der
Peerage of England
einmal als
Life Peerage
und dreimal als erblicher Titel verliehen wurde.
Der aktuelle Titel der dritten erblichen Verleihung von 1483 ist das alteste noch bestehende englische Dukedom. Der Titelinhaber ist der
hochstrangige
Duke Englands und damit der hochstrangige Adlige des gesamten
Vereinigten Konigreiches
außerhalb der koniglichen Familie. Bei der
Kronung britischer Monarchen
vertritt der Duke of Norfolk samtliche Dukes bei der
Huldigung
. Er ist außerdem
Earl Marshal
, erblicher Marschall von England.
Erstmals wurde der Titel am 29. September 1397 von Konig
Richard II.
fur
Thomas Mowbray, 1. Earl of Nottingham
aus der
Familie Mowbray
geschaffen. Er war bereits am 12. Februar 1383 zum
Earl of Nottingham
erhoben worden und hatte bereits 1382 von seinem verstorbenen alteren Bruder die Titel 6.
Baron Mowbray
und 7.
Baron Segrave
geerbt.
Zugleich wurde am 29. September 1397 auch dessen Großmutter
Margaret Plantagenet, 2. Countess of Norfolk
auf Lebenszeit zur
Duchess of Norfolk
erhoben. Sie war eine Nichte Richards II. und hatte 1338 von ihrem Vater den Titel
Countess of Norfolk
geerbt. Als sie am 24. Marz 1399 starb, erlosch ihr Dukedom, ihren Earlstitel erbte ihr Enkel, der vorgenannte 1. Duke of Norfolk als 3. Earl of Norfolk.
Beim Sturz Richards II. musste der Duke ins Exil fliehen und starb am 22. September 1399 in Venedig. Das erste Parlament des neuen Konigs
Heinrich IV.
erklarte die Verleihung des Dukedoms von 1397 am 6. Oktober 1399 fur nichtig und hob den Titel auf, wodurch der alteste Sohn des Dukes,
Thomas de Mowbray
nur seine ubrigen Titel als 4. Earl of Norfolk etc. erbte. Als dieser 1405 wegen der Beteiligung an einer Rebellion hingerichtet wurde, fielen die Titel an dessen jungeren Bruder
John Mowbray
als 5. Earl of Norfolk. Dieser erwirkte, dass ihm 30. April 1425 der Titel als 2.
Duke of Norfolk
wiederhergestellt wurde. Sein Enkel,
John Mowbray
, war ? bevor er 1461 seinen Vater als 4. Duke of Norfolk beerbte ? am 24. Marz 1451 auch zum
Earl of Surrey
and Warenne erhoben worden. Bei seinem Tod am 17. Januar 1476 hinterließ er keine Sohne oder sonstige mannliche Erben, so dass das Dukedom und die Earldom von Nottingham, Surrey und Warenne erloschen. Seine ubrigen Titel fielen an seine einzige Tochter
Anne Mowbray, 8. Countess of Norfolk
.
Anne Mowbray, 8. Countess of Norfolk, war eine reiche Erbin und wurde bereits im Alter von funf Jahren mit dem vierjahrigen zweitaltesten Sohn Konig
Edwards IV.
,
Richard of Shrewsbury, 1. Duke of York
, verheiratet. Letzterer war bereits am 28. Mai 1474 zum
Duke of York
erhoben worden und wurde am 7. Februar 1477 zum
Duke of Norfolk
und
Earl of Warenne
erhoben. Konig
Richard III.
ließ ihn 1483 festsetzen und vermutlich im
Tower of London
ermorden. Durch den
Titulus Regius
, einen Parlamentsbeschluss im Jahre 1484, wurde zudem Yorks Illegitimitat erklart.
Anstelle Yorks verlieh Konig Richard III. am 28. Juni 1483 den Duketitel an
John Howard, 1. Baron Howard
aus der
Familie Howard
. Dessen Mutter war Lady Margaret Mowbray, eine Tochter des 1. Dukes erster Verleihung. Howard war bereits am 15. Oktober 1470 der Titel
Baron Howard
verliehen worden, zusammen mit dem Dukedom wurde ihm auch als
Earl Marshal
das Erbamt des Marschalls von England verliehen. Im Laufe der
Rosenkriege
fiel er, ebenso wie Richard III., in der
Schlacht von Bosworth
am 22. August 1485. Der siegreiche neue Konig
Heinrich VII.
ließ ihn am 7. November 1485 wegen Hochverrats vom Parlament achten (
Bill of Attainder
) und seine Titel aberkennen. Die Opposition zu den Konigen, die Achtungen der Howards und die spatere Wiederherstellung ihrer Titel sollten sich in den folgenden zwei Jahrhunderten stets wiederholen.
Howards Sohn,
Thomas Howard
, war am 28. Juni 1483 zum
Earl of Surrey
erhoben worden, wurde aber ebenso wie sein Vater am 7. November 1485 geachtet und verlor seine Titel. 1489 wurde er rehabilitiert und ihm zumindest der Titel des Earl of Surrey wiederhergestellt. Erst am 1. Februar 1514 erhielt er auch den Titel des
Duke of Norfolk
zuruck.
Sein Sohn,
Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk
, wurde am 28. Mai 1533 auch wieder als Earl Marshal of England eingesetzt. Als Onkel von
Anne Boleyn
und
Catherine Howard
zog er aber schließlich das Misstrauen von deren Ehemann, Konig
Heinrich VIII.
, auf sich, wurde am 20. Januar 1547 wegen Hochverrats geachtet, und verlor wie sein Vater und sein Großvater alle seine Titel. Er entging seiner Hinrichtung nur durch den zwischenzeitlichen Tod des Konigs und blieb eingekerkert, bis ihn 1554 Konigin
Maria I.
wiederum rehabilitierte und seine Titel wiederherstellte.
Sein Enkel und Erbe,
Thomas Howard, 4. Duke of Norfolk
, unterstutzte zwei Verschworungen, um Konigin
Elisabeth I.
durch die katholische
Maria Stuart
zu ersetzen, wurde aber verhaftet und am 16. Januar 1572 wegen Hochverrats geachtet, verlor ebenfalls alle seine Titel und wurde am 2. Juni 1572 hingerichtet. Seither gelten die bis heute streng katholischen Howards auch als die Speerspitze des englischen katholischen Adels. Seine Frau war Mary FitzAlan († 1557), die Letzte des
Hauses FitzAlan
, das mit dem
Clan Stewart
(und damit dem schottischen Konigshaus
Stuart
) eines Stammes war. Infolge dieser Heirat ging 1580 der Titel
Earl of Arundel
sowie der Besitz
Arundel Castle
von den erloschenen FitzAlans an die Howards uber, genauso wie beides bereits 1243 durch Heirat von den
Aubigny
an die FitzAlan ubergegangen war. Die 1067 errichtete Holzburg auf einem steilen Mottenhugel, seither immer wieder erneuert und in ihrer Vorburg zum Schloss erweitert, wurde von 1102 bis heute durchgehend weitervererbt und ist noch immer Sitz der Herzoge von Norfolk. Um die Erinnerung an die ursprunglichen Herren von Arundel aufrechtzuerhalten, anderte im 19. Jahrhundert der 14. Duke den Familiennamen der herzoglichen Linie Norfolk in
Fitzalan-Howard
um.
Das Dukedom wurde erst am 29. Dezember 1660 fur den Ururenkel des 4. Duke wiederhergestellt, als
Thomas Howard, 23. Earl of Arundel
zum 5. Duke of Norfolk wurde. Konig
Karl II.
aus dem Hause Stuart vollzog die Wiederherstellung des Dukedom auf einstimmigen Antrag des
House of Lords
. Der 5. Duke trug ferner die Titel: 23.
Earl of Arundel
, 6.
Earl of Surrey
, 3.
Earl of Norfolk
, 16.
Baron Mowbray
, 17.
Baron Segrave
, 14.
Baron Furnivall
, 18.
Baron Strange of Blackmere
, 16.
Baron Talbot
, 13.
Baron Maltravers
und 3.
Baron FitzAlan, Clun and Oswaldestre
Dessen Bruder und Erbe
Henry Howard, 6. Duke of Norfolk
wurde am 27. Marz 1669 auch zum
Baron Howard of Castle Rising
sowie am 19. Oktober 1672 auch zum
Earl of Norwich
und
Earl Marshal
of England erhoben. Beim Tod seines Enkels, des 9. Dukes of Norfolk, 1777 erloschen die Titel Earl of Norwich und Baron Howard of Castle Rising; die Baronien Mowbray, Segrave, Talbot, Strange of Blackmere und Furnivall fielen in Abeyance zwischen den beiden Tochtern seines Bruders Philip Howard (1688?1750); das Dukedom of Norfolk, die Earldoms of Arundel, Surrey, Norfolk und Marshal und die Baronien Maltravers und FitzAlan, Clun and Oswaldestre fielen an seinen Urgroßneffen als 10. Duke.
1842 erganzte der 14. Duke seinen Familiennamen
Howard
mit koniglicher Erlaubnis zu
Fitzalan-Howard
. Bevor der spatere 17. Duke,
Miles Fitzalan-Howard
das Dukedom und die nachgeordneten Titel 1975 von seinem Onkel vierten Grades erbte, hatte er bereits 1971 von seiner Mutter den Titel 12.
Baron Beaumont
und 1972 von seinem Vater den Titel 4.
Baron Howard of Glossop
geerbt.
Heutiger Titelinhaber ist seit 2002 sein Sohn
Edward Fitzalan-Howard, 18. Duke of Norfolk
.
Alle vorgenannten Titel gehoren zur Peerage of England mit Ausnahme der Baronie Howard of Glossop, die zur
Peerage of the United Kingdom
gehort. Der
Heir Apparent
des Dukes fuhrt den
Hoflichkeitstitel
Earl of Arundel (and Surrey)
, dessen Heir Apparent denjenigen des
Baron Maltravers
.
Der Familiensitz der Dukes of Norfolk ist seit 1660
Arundel Castle
in
West Sussex
.
[1]
Daneben bewohnen sie
Carlton Towers
in
Yorkshire
. Die Schlosser bzw. Burgen
Framlingham Castle
,
Bungay Castle
und
Clun Castle
sind zumindest in Teilen nur noch Ruinen. Soweit noch einzelne Gebaude vorhanden sind, werden sie nicht mehr regelmaßig von den Dukes bewohnt.
- John Howard, 1. Duke of Norfolk
(1430?1485) (Titel verwirkt 1485)
- Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk
(1443?1524) (Titel wiederhergestellt 1514)
- Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk
(1473?1554) (Titel verwirkt 1547, wiederhergestellt 1553)
- Thomas Howard, 4. Duke of Norfolk
(1538?1572) (Titel verwirkt 1572)
- Thomas Howard, 5. Duke of Norfolk
(1627?1677) (Titel wiederhergestellt 1660)
- Henry Howard, 6. Duke of Norfolk
(1628?1684)
- Henry Howard, 7. Duke of Norfolk
(1655?1701)
- Thomas Howard, 8. Duke of Norfolk
(1683?1732)
- Edward Howard, 9. Duke of Norfolk
(1685?1777)
- Charles Howard, 10. Duke of Norfolk
(1720?1786)
- Charles Howard, 11. Duke of Norfolk
(1746?1815)
- Bernard Howard, 12. Duke of Norfolk
(1765?1842)
- Henry Howard, 13. Duke of Norfolk
(1791?1856)
- Henry Fitzalan-Howard, 14. Duke of Norfolk
(1815?1860)
- Henry Fitzalan-Howard, 15. Duke of Norfolk
(1847?1917)
- Bernard Fitzalan-Howard, 16. Duke of Norfolk
(1908?1975)
- Miles Fitzalan-Howard, 17. Duke of Norfolk
(1915?2002)
- Edward Fitzalan-Howard, 18. Duke of Norfolk
(* 1956)
Titelerbe ist der Sohn des aktuellen Titelinhabers, Henry Miles Fitzalan-Howard, Earl of Arundel and Surrey (* 1987).
John Playford
(1623?1686) publizierte 1651 in der ersten Ausgabe seiner Sammlung ?English Dancing Master“ und spater in ?Division Violist“ (1685) eine populare Melodie, die neben dem Titel ?Paul's Steeple“ auch ?Duke of Norfolk“ genannt wurde. Uber den alternativen Titel ?Duke of Norfolk“ schrieb die Forscherin Anne Gilchrist:
As ?The Duke of Norfolk“ a custom-song survived in parts of Suffolk till at least the middle of the nineteenth century a harvest suppers. One of the company, as the Duke of Norfolk, crowned with a cushion, received the homage of the rest, being presented with a jug of ale by a kneeling servitor; and he must drink off the ale without spilling it or letting the cushion fall. The editor of the Suffolk Garland (1818) refers the mock ceremony to the homage formerly paid to the Lords of Norfolk, the possessors of immense domains in the country. The song belonging to the ceremony was in dialogue form:
I am the Duke of Norfolk, / Newly come to Suffolk, / Say, shall I be attended, or no, no, no? / "Good Duke be not offended, / And you shall be attended, / And you shall be attended, now, now, now.
(?Als
The Duke of Norfolk
uberlebte ein
Brauchtumslied
in Teilen von
Suffolk
bis mindestens zur Mitte des
19. Jahrhunderts
zu
Erntedankfeiern
. Einer aus der Gesellschaft empfing als Herzog von Norfolk, gekront mit einem Kissen, die Huldigung der anderen, indem ihm von einem knienden Diener ein Krug
Bier
uberreicht wurde; er musste das Bier austrinken, ohne es zu verschutten oder das Kissen fallen zu lassen. Der Herausgeber des
Suffolk Garland
(1818) bezieht sich bei dieser Scheinzeremonie auf die Huldigung, die fruher den Lords of Norfolk, den Besitzern großer Landereien, erwiesen wurde.“)
[2]
Neuere Einspielungen in Fassungen fur
Blockflote
als Hauptinstrument stammen von
Dorothee Oberlinger
und
Hanneke van Proosdij
.
[3]
- ↑
arundelcastle.org
(
Memento
des
Originals
vom 13. Februar 2014 im
Internet Archive
)
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@1
@2
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- ↑
Anne G. Gilchrist:
Some Additional Notes on the Traditional History of Certain Ballad-Tunes in the Dancing Master.
In:
Journal of the English Folk Dance and Song Society.
Band 3, Nr. 4, Dez. 1939, S. 278, zit. n.
https://tunearch.org//wiki/Annotation:Paul's_Steeple#cite_note-1
(abgerufen am 9. Juli 2023)
- ↑
Dorothee Oberlinger (Blockflote), Ensembles
Ensemble 1700
und
Il Suonar Parlante
: The Duke of Norfolk. CD
The Passion of Musick
(2014),
https://www.youtube.com/watch?v=O9HH0YS0-7I
; Hanneke van Proosdij (Blockflote), Ensemble
Voices of Music
: The Duke of Norfolk, or Paul's Steeple;
https://www.youtube.com/watch?v=XcrYuDP_eG8
(abgerufen am 9. Juli 2023).