Hochfelden
auf der Dufourkarte, Blatt 3 ≪Liestal, Schaffhausen≫, Datenstand 1869
Zeichen und Abkurzungen (von Blatt 5, 1850)
Die
Topographische Karte der Schweiz
, auch
Dufourkarte
genannt, ist das alteste amtliche
Kartenwerk
der
Schweiz
. Die vom
Eidgenossischen Topographischen Bureau
unter der Leitung von
Guillaume Henri Dufour
erarbeitete
topographische Karte
im Massstab 1:100'000 stellte die Schweiz erstmals geometrisch korrekt dar.
[1]
Die Arbeiten unter Dufours Leitung begannen bereits 1832, noch vor der Grundung des Eidgenossischen Topographischen Bureaus im Jahr 1838. Die 25 Blatter der Karte erschienen im Zeitraum 1845 bis 1865. Die Dufourkarte gilt als Werk von nationaler Bedeutung, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie parallel zum modernen Bundesstaat von 1848 entstand und dabei half, die Kantone im Sinne des Bundesstaates symbolisch zusammenzufuhren.
Zwischen 1796 und 1802 entstanden die 16 Kartenblatter des
Atlas Suisse
, der die ganze Schweiz im Massstab ca. 1:120'000 abbildete und ab 1803 zum Verkauf gelangte. Bis zum Erscheinen der Dufourkarte blieb der Atlas Suisse das massgebende topographische Kartenwerk fur die Schweiz.
[2]
Wahrend der Grenzbesetzung 1809, die wegen der
nationalen Erhebungen gegen Napoleon
einberufen wurde, liess Oberst
Hans Conrad Finsler
durch Ingenieur Johannes Feer und einige Stabsoffiziere die ostliche Schweiz triangulieren. Der Astronom
Johann Kaspar Horner
und Stabshauptmann
Heinrich Pestalozzi
verbanden das entstandene Dreiecksnetz mit den Vermessungen der Kantone Basel und Bern. Bis 1822 entstand zusammen mit Pestalozzis Winkelmessungen in der Westschweiz die Triangulation erster Ordnung fur das Mittelland. Die noch fehlende Triangulation der Alpen war wegen der gefahrlichen Bergbesteigungen und der schlechten Witterung ohne Fernsicht eine schwierigere Aufgabe. Finslers Bemuhungen fuhrten dazu, dass die Tagsatzung von 1822 die Landesvermessung zum eidgenossischen Werk erklarte und sie der eidgenossischen Militaraufsichtsbehorde unterstellte. 1829 misslang der Versuch der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft, das ganze Werk selber an die Hand zu nehmen und durch private Gonner zu finanzieren.
1832 wurde Guillaume Henri Dufour Oberstquartiermeister der
Militaraufsichtsbehorde
und ubernahm in dieser Funktion die Leitung der eidgenossischen Triangulation und Landesvermessung.
[3]
Er hatte bereits in der franzosischen Kriegsschule topografische Arbeiten durchgefuhrt. Dufour sollte die bereits vorhandenen Dreiecksmessungen und Kartierungen auf eidgenossischer Ebene vereinheitlichen, die Lucken schliessen, die Triangulation durch die Ingenieure uberprufen und erganzen lassen sowie einheitliche eidgenossische Richtlinien herausgeben. So hatten zum Beispiel die
Kantone
das Gebirge im Massstab 1:50'000, Jura und Mittelland 1:25'000 aufzunehmen.
Triangulation primordiale 1826?1837
Basislinie (Endpunkt Sugiez)
Der Astronom und
Geodat
Johannes Eschmann
(1808?1852) erstellte zwischen 1834 und 1837 aufgrund bereits vorhandener kantonaler Netze und der
Basislinie
die ≪Triangulation primordiale≫, das erste landesweite Dreiecksnetz. Die von Eschmann 1840 publizierten ≪Ergebnisse der trigonometrischen Vermessungen in der Schweiz≫ dienten der Dufourkarte als geodatisches Bezugssystem.
[3]
Die 13 km lange Strecke im
Grossen Moos
zwischen
Walperswil
BE und
Sugiez
FR bildete die Basis oder Grundlinie fur die Dufourkarte.
⊙
46.96236
7.130347
⊙
47.05597
7.233774
[4]
Sie wurde 1791, 1797 und 1834 (unter Dufour) aufwandig mit Messketten und Eisenstangen vermessen. Um die Lange der Basis auf das
Triangulationsnetz
ubertragen zu konnen, mussten auf deren Endpunkten und weiteren benachbarten Punkten Winkel gemessen werden. Von Walperswil aus wurden in der Ara Dufour der Endpunkt in Sugiez, der
Chasseral
und der
Montoz
angezielt. Eine weitere Station auf dem
Frienisberg
diente zur Berechnung der Distanz zwischen dem Chasseral und der
Rotifluh
.
Mit diesen Abstanden (Seitenlangen) zwischen den Triangulationspunkten konnten dann mit Hilfe der Orientierungselemente, ausgehend vom
Fundamentalpunkt
, die
Koordinaten
der Hauptpunkte abgeleitet werden. Die Basisendpunkte von Walperswil und Sugiez wurden an ein
Dreiecksnetz
(Basisvergrosserungsnetz der ≪Triangulation primordiale≫) angeschlossen, welches zum ersten Mal die ganze Schweiz abdeckte und die nordlich der Alpen gelegenen Landesteile mit den sudlichen verband. Die 13 km lange Basisstrecke diente als
Massstab
des Netzes. In der
alten Sternwarte Bern
(1812?1876; Fundamentalpunkt der
Schweizer Landeskoordinaten
:
600000
/
200000
46.951081
7.438637
) wurden Lange und Breite des Fundamentalpunktes
astronomisch
bestimmt und damit die Schweiz korrekt auf dem
Globus
positioniert. An den in Bern astronomisch bestimmten
Azimuten
der Punkte Rotifluh/Weissenstein SO und Chasseral wurde das Netz
orientiert
.
Triangulationspunkt auf dem Chasseral
Parallel zu den geodatischen Grundlagen nahm Dufour die topografischen Aufnahmen in Angriff. Mangels guter Zeichner und Kupferstecher in der Schweiz richtete Dufour 1837
[3]
? zuerst auf eigene Kosten ? ein Zeichnerburo in
Carouge
ein. Im Folgejahr nahm es als Eidgenossisches Topographisches Bureau offiziell die Arbeit auf, so dass das Jahr 1838 als Grundungsjahr des heutigen
Bundesamtes fur Landestopografie
gilt.
[3]
Das Bureau diente als Sammelstelle fur alle trigonometrischen und topographischen Arbeiten. Dufour und seine Mitarbeiter stellten zuerst mit grosser Sorgfalt vier Musterblatter 1:50'000 her, die nachher als Vorlagen fur das Musterblatt 1:100'000 dienten. 1842 gab Dufour auf Kosten des Kantons Genfs die Genferkarte heraus, die gewissermassen als Probestuck fur die Dufourkarte diente.
Die
Bonnesche Projektion
diente als Grundlage fur die Dufourkarte. Als Hohenausgangspunkt bei der Entwicklung der Dufourkarten von 1845 und 1864 verwendete Dufour den Felsen
Repere Pierre du Niton
im Hafen von Genf.
Die Originalaufnahmen fur die Dufourkarte wurden im
Massstab
1:25'000 (im Flachland und Jura) und 1:50'000 (im Gebirge) erstellt.
Triangulation des Kantons Bern 1811
Triangulationspunkt erster Ordnung von 1860 auf dem Napf
Etliche Kantone nahmen ihre Gebiete nach eidgenossischen Vorschriften selber auf und erhielten dafur von der Eidgenossenschaft einen vertraglich vereinbarten Betrag. Die Grundlagen ihrer Kartenwerke stellten sie dem Eidgenossischen Topographischen Bureau fur die Umarbeitung in die eidgenossische Karte zur Verfugung.
1853 kam es zum Abschluss eines Vertrages zwischen der Eidgenossenschaft und dem Kanton Bern. Der Berner Regierungsrat setzte darauf hin eine Kartierungskommission ein. Diese wahlte 1854 den Zurcher Geodaten und Topographen
Hans Heinrich Denzler
zum verantwortlichen Oberingenieur fur die topografische Aufnahme des Kantons Bern. Denzler blieb bis 1862 Oberingenieur
[5]
und war mit den folgenden Aufgaben betraut:
- Winkelmessung und Berechnung einer genugenden Anzahl von Dreiecken erster und zweiter Ordnung
- Berechnung der rechtwinkligen Koordinaten der Dreieckspunkte, bezogen auf Meridian und Breitenkreis der Berner Sternwarte
- Trigonometrische Hohenbestimmung der Dreieckspunkte
- Versicherung der Signalpunkte ≪durch Eingrabung von Steinen, wo dieselbe notwendig sein sollten≫
- Entwurf einer Instruktion fur die Ingenieure und
- Mitarbeit an der topographischen Aufnahme nach Moglichkeit.
Die bisherigen eidgenossischen Punkte erster und zweiter Ordnung im bernischen Teil waren nicht mehr zu gebrauchen, und Denzler muss daher an die entfernten Punkte erster Ordnung Rotifluh und Chasseral anknupfen.
Zur Erstellung eines neuen Netzes erster Ordnung wahlte die Kommission die Punkte
Napf
,
Niesen
,
Berra
,
Rigi Kulm
,
Lagern
,
Schwarzhorn
und
Gurten
, wovon die ersten funf zum eidgenossischen Netz gehorten.
[6]
[7]
Blattubersicht
Als ausseren Rahmen fur das Kartenwerk legte Dufour einen Raster (Blatteinteilung) von funf mal funf Blattern fest. Jedes Blatt umfasste 70 km in West-Ost- und 48 km in Nord-Sud-Richtung. Das gesamte Kartenwerk deckte eine Flache von 350 × 240 km ab. Fur die Originalaufnahmen im Massstab 1:50'000 wurde ein Blatt in 16 Sektionen (jede 17,5 × 12 km) unterteilt. Fur den Massstab 1:25'000 wurde jede Sektion nochmals in vier Teile (8,75 × 6 km) zerlegt.
Die vier Eckblatter enthielten Angaben zur Karte und geografische Zusatzinformationen:
[8]
- links oben (Blatt Nr. 1): Titelseite mit Angaben wie ≪vermessen und herausgegeben auf Befehl der eidgenossischen Behorden≫, ≪aufgenommen und reduziert durch eidgenossische Ingenieure unter der Aufsicht des Generals G. H. Dufour≫, Art der Projektion und Massstab
- rechts oben (Blatt Nr. 5): Listen mit Ortsnamen in jeweils zwei Landessprachen
[9]
, Legende zu Zeichen und Abkurzungen
[10]
- links unten (Blatt Nr. 21): Schema der Einteilung in 25 Blatter
- rechts unten (Blatt Nr. 25): Hohenangaben zu Seen, Bergen, Passen und Wohnorten, Flache der Kantone und Flache von 15 Seen
[11]
Die 25 Blatter sind unten
in einer Tabelle
aufgelistet.
Genehmigungsvermerk des ≪Directeur de la Carte≫ G. H. Dufour zu einer Zeichnung fur die Dufourkarte
Die dem topographischen Bureau abgelieferten Originalaufnahmen wurden von Dufour personlich kontrolliert. Anschliessend erfolgte die Reinzeichnung im Publikationsmassstab 1:100'000 (sogenannte ?Reduktion“ aus den Originalaufnahmen in feinerem Massstab).
Kupferstecher
ubertrugen die Reinzeichnung anhand einer Stecherpause auf die Kupferplatte und arbeiteten das Kartenbild mit
Sticheln
aus. Nach dem Stich erfolgte der Kupferdruck.
Das Gelande (welches in der Schweiz meist hugelig und gebirgig ist) wird auf der Dufourkarte mit
Schattenschraffen
unter der Annahme einer Nordwest-Beleuchtung dargestellt, wodurch die Reliefwirkung und die Felszeichnung besonders plastisch erscheinen. Diese sogenannte ≪Schweizer Manier≫ erntete viel Lob und brachte dem Topographischen Bureau mehrere internationale Auszeichnungen ein.
Albert Heim
hingegen gehorte zu den Kritikern der Nordwest-Beleuchtung, da die Sonne in der Schweiz ublicherweise aus sudlichen Richtungen scheine.
[12]
Die Publikation des Kartenwerks in 25 Blattern (je 70 × 48 cm) im Massstab 1:100 000 erfolgte zwischen 1845 und 1865
[3]
(Details
siehe unten
). Bereits zum Jahresende 1864 hatte Dufour seinen Abschlussbericht geschrieben, in dem er seine Tatigkeit bilanzierte und Anmerkungen zu ≪noch auszufuhrenden Arbeiten≫ machte.
[13]
Bis 1939 erschienen uberarbeitete Neuauflagen dieser Blatter. Karten im Massstab der Originalaufnahmen wurden ab 1870 unter der Bezeichnung ≪
Siegfriedkarte
≫ herausgegeben.
[3]
Im Jahr 2003 machte
swisstopo
die Dufourkarte erstmals digital nutzbar: als ≪Dufour Map≫ auf einer
CD-ROM
zum Preis von 148
Franken
. Attraktiv war die Moglichkeit der kartografischen ≪Zeitreise≫: Nutzer konnten beliebige Ausschnitte der Dufourkarte mit der Darstellung in der aktuellen Landeskarte vergleichen, entweder nebeneinander oder durch Uberlagerung mit frei wahlbarer Einstellung, welche Karte dabei deutlicher hervortreten sollte (stufenlose Uberblendtechnik).
[14]
[15]
Im August 2010 wurde das
Geoportal
des Bundes freigeschaltet. Seitdem konnen Internetnutzer nicht nur aktuelle Landeskarten und Geoinformationen, sondern auch die Dufourkarte und andere historische Kartenwerke kostenfrei nutzen.
[16]
[17]
Die gesamte Dufourkarte ist 3,5 × 2,4 Meter gross. Sie ergibt sich durch Aneinanderlegen der 25 Blatter in funf Reihen mit je funf Blattern (Reihe 1 = Blatt 1 bis 5, Reihe 2 = Blatt 6 bis 10 usw.). Das Schema ist auf Blatt 21 der Dufourkarte abgebildet.
[18]
Quelle der Blattbezeichnungen und der Jahreszahlen ist
swisstopo
.
[19]
Blatt
Nr.
|
Reihe
|
Spalte
|
Bezeichnung
|
Datenstand
|
Publikation
|
Ausland
[20]
|
Anmerkungen
|
Digitalisat
|
1
|
1
|
1
|
Titelblatt
|
1855
|
1855
|
|
ohne Karte
|
|
2
|
1
|
2
|
Belfort
,
Basel
|
1846
|
1848
|
F, D
|
Belfort liegt in Frankreich
|
|
3
|
1
|
3
|
Liestal
,
Schaffhausen
|
1849
|
1850
|
D
|
|
|
4
|
1
|
4
|
Frauenfeld
,
St. Gallen
|
1850
|
1850
|
D
|
|
|
5
|
1
|
5
|
Rheineck
|
1850
|
1850
|
D, O
|
mit Ortsnamenlisten
[9]
und Legende zur Karte
[10]
|
|
6
|
2
|
1
|
Besancon
,
Le Locle
|
1846
|
1848
|
F
|
Besancon liegt in Frankreich
|
|
7
|
2
|
2
|
Porrentruy
,
Solothurn
|
1845
|
1848
|
F
|
|
|
8
|
2
|
3
|
Aarau
,
Luzern
,
Zug
,
Zurich
|
1861
|
1861
|
?
|
|
|
9
|
2
|
4
|
Schwyz
,
Glarus
,
Appenzell
,
Sargans
|
1854
|
1854
|
?
|
|
|
10
|
2
|
5
|
Feldkirch
,
Arlberg
|
1853
|
1853
|
O
|
Feldkirch und der Arlberg liegen in Osterreich
|
|
11
|
3
|
1
|
Pontarlier
,
Yverdon
|
1849
|
1850
|
F
|
Pontarlier liegt in Frankreich
|
|
12
|
3
|
2
|
Freyburg
,
Bern
|
1860
|
1860
|
?
|
|
|
13
|
3
|
3
|
Interlachen
,
Sarnen
,
Stanz
|
1864
|
1865
|
?
|
Wurde als letztes Blatt veroffentlicht
|
|
14
|
3
|
4
|
Altorf
,
Chur
|
1859
|
1859
|
?
|
|
|
15
|
3
|
5
|
Davos
,
Martinsbruck
|
1853
|
1853
|
O, I
|
|
|
16
|
4
|
1
|
Geneve
,
Lausanne
|
1845
|
1845
|
F
|
Wurde als zweites Blatt veroffentlicht
|
|
17
|
4
|
2
|
Vevey
,
Sion
|
1844
|
1845
|
F
|
Wurde als erstes Blatt veroffentlicht
|
|
18
|
4
|
3
|
Brieg
,
Airolo
|
1854
|
1855
|
I
|
|
|
19
|
4
|
4
|
Bellinzona
,
Chiavenna
|
1858
|
1858
|
I
|
Chiavenna liegt in Italien
|
|
20
|
4
|
5
|
Sondrio
,
Bormio
|
1854
|
1855
|
I
|
Sondrio und Bormio liegen in Italien
|
|
21
|
5
|
1
|
Fort de l’Ecluse,
Sallanches
|
1848
|
1848
|
F
|
Gebiet ganzlich in Frankreich;
mit Schema der Einteilung in 25 Blatter
|
|
22
|
5
|
2
|
Martigny
,
Aoste
|
1861
|
1861
|
F, I
|
Aosta liegt in Italien
|
|
23
|
5
|
3
|
Domo d'Ossola
,
Arona
|
1862
|
1862
|
I
|
Domodossola und Arona liegen in Italien
|
|
24
|
5
|
4
|
Lugano
,
Como
|
1855
|
1855
|
I
|
Como liegt in Italien
|
|
25
|
5
|
5
|
Bergamo
|
1862
|
1862
|
I
|
Gebiet ganzlich in Italien;
mit Listen: Hohen (Seen, Gebirgspasse, Berge, Wohnorte)
[11]
und Flachen (Kantone, Seen)
[21]
|
|
Das Werk Dufours und seiner Mitarbeiter begrundete den Weltruf der Schweizer Kartografie und wurde mit mehreren internationalen Auszeichnungen geehrt.
Der zeitgenossische Geograph
August Petermann
beurteilte die Dufourkarte in seinen
Mitteilungen
als die ≪vorzuglichste Karte der Welt≫:
≪Die Dufour’sche Karte in 25 Blattern vereinigt eine genaue Aufnahme mit meisterhafter naturgemasser Zeichnung und schonem geschmackvollem Stich in so ausgezeichneter Weise, in einem so harmonischen Ganzen, und gibt ein so naturwahres Bild der imposanten Alpennatur, dass wir sie unbedingt als die vorzuglichste Karte der Welt ansehen.≫
[22]
Historiker haben die politisch-kulturhistorische Dimension der Dufourkarte gewurdigt und festgestellt, dass das Kartenwerk nicht nur das erste geometrisch korrekte Abbild des jungen Bundesstaates von 1848 ist, sondern auch asthetisch uberzeugt und als Symbol der nationalen Einheit zur Einigung der Schweiz beigetragen hat.
Bei der ersten
Schweizerischen Landesausstellung 1883
in Zurich war die Dufourkarte die Hauptattraktion fur die 1,7 Millionen Besucher. Man staunte uber die Prazision und Schonheit der grossformatigen Karte, die dem Betrachter die politische Einheit des Landes bildhaft vor Augen fuhrte. Die Reliefzeichnung war eigens fur die Ausstellung retuschiert worden, um die dreidimensionale Wirkung noch deutlicher zur Geltung zu bringen.
[23]
In der
Allgemeinen Schweizerischen Militar-Zeitung
wurde die Begeisterung uber die Dufourkarte als Symbol der Nation wie folgt ausgedruckt:
≪Wess’ Schweizers Brust wird nicht mit gerechtem Stolz erfullt, wenn er die zu vertheidigende Landesherrlichkeit in der grossartigen, unubertrefflichen Dufourkarte auf dem Ehrenplatz vis-a-vis des Hauptportals im Industriegebaude reprasentirt sieht und mit einem Blicke umfasst? Dies Ausstellungsobjekt ist die Perle der ganzen Ausstellung, es stellt in wurdigster Weise die politische Einheit der Schweiz dar.≫
[24]
Als nationales Symbol wird die Dufourkarte im
Landesmuseum Zurich
an zwei Orten ausgestellt: in der Dauerausstellung
Geschichte Schweiz
sowie beim Eintritt in den 2016 eroffneten Erweiterungsbau. Im
Bundeshaus
prangt sie im 2008 neu erstellten Besuchereingang. Als Entsprechung zu den
drei Eidgenossen
uber dem Haupteingang bildet die Topographische Karte dort ein Sinnbild fur die Grundung des Bundesstaates von 1848.
[25]
- Die Schweizerische Landesvermessung 1832?1864 : (Geschichte der Dufourkarte)
/ [bearb. von Johann Heinrich Graf]; herausgegeben vom Eidg. topographischen Bureau. Bern, 1896.
- Guillaume Henri Dufour:
Die Schweizerische Landesvermessung, 1832?1864. Geschichte der Dufourkarte, etc.
Stampfli, Bern 1896.
British Library
, Historical Print Editions, London 2011,
ISBN 1-241-38017-1
.
- Madlena und Alfons Cavelti:
Der Weg zur modernen Landkarte 1750?1865. Die Schweiz und ihre Nachbarlander im Landkartenbild. Von Cassini bis Dufour.
Ausstellungskatalog Kornhaus Bern und ETH Zurich. Plepp, Horw/Koniz 1989.
- David Gugerli
,
Daniel Speich
:
Topografien der Nation. Politik, kartografische Ordnung und Landschaft im 19. Jahrhundert
.
Chronos, Zurich 2002.
- Gerhard Ammann:
200 Jahre ≪Atlas Suisse≫.
Aarau 2003.
- Originalzeichnung 1:25′000 fur die Dufourkarte (1846/51).
In:
Zurich einst und jetzt ? ein Blick in die Vergangenheit.
Neujahrsblatt 2009. Matthieu, Zurich 2009.
- Guillaume-Henri Dufour : Vermessung und Kartierung der Schweiz
.
Cartographica Helvetica, Heft 54/2017.
- ↑
Geburtsstunde der modernen Kartografie
blog.nationalmuseum.ch
- ↑
Geodatische Grundlagen der Vermessungen im Kanton Aargau
(
Memento
des
Originals
vom 31. August 2017 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/schneider-wenk.ch
Vortrag von H. Zoelly, Bern, Chef der Sektion fur Geodasie der Eidgenossischen Landestopographie, 1926 (PDF; 18 MB), S. 3.
- ↑
a
b
c
d
e
f
Chronologie der Arbeiten an der Dufourkarte
Bundesamt fur Landestopografie swisstopo
- ↑
Martin Rickenbacher: Die Basismessungen im Grossen Moos zwischen Walperswil und Sugiez
- ↑
Thomas Kloti:
Denzler, Hans Heinrich.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
- ↑
Theo Locher (1954):
Bernische Kartierung zur Zeit der Dufourkarte und Vorarbeiten zum bernischen Kataster
(PDF)
- ↑
Hans Heinrich Denzler (1864):
Die topographischen Aufnahmen des Kantons Bern
(PDF)
- ↑
Ubersicht der Blatter
(PDF), vgl.
Dufourkarte online
bei swisstopo
- ↑
a
b
Verzeichniss von Ortsbennungen in verschiedenen Sprachen
(Deutsch-Franzosisch, Franzosisch-Deutsch, Italienisch-Deutsch, Deutsch-Ratoromanisch)
- ↑
a
b
Ausschnitt aus Blatt 5:
Zeichen und Abkurzungen
(
Digitalisat
)
- ↑
a
b
Hohen der vorzuglichsten Punkte
- ↑
Felix Frey / Swisstopo:
Der Schweizer Kartographiestreit: Am Schatten schieden sich die Geister.
In:
watson.ch.
27. Januar 2024,
abgerufen am 8. Februar 2024
.
- ↑
Schlussbericht des Herrn General Dufour uber die topographische Karte der Schweiz.
(Vom 31. Dezember 1864.) In:
Schweizerisches Bundesblatt
.
11. Marz 1865 (
swisstopo.admin.ch
PDF).
- ↑
Martin Rickenbacher:
Dufour Map: Spitzenkartografie in der vierten Dimension. Eine Zeitreise mit General Guillaume-Henri Dufour
(PDF; 5,2 MB)
- ↑
Dufour Map
nzz.ch, 4. Marz 2004
- ↑
Online-Spaziergang auf der Dufour-Karte
nzz.ch, 19. August 2010.
- ↑
Erstausgabe der Dufourkarte online
Geoportal des Bundes
- ↑
Ubersicht der Blatter
(PDF) auf Blatt 21 der Dufourkarte
- ↑
Bei einem Klick auf die
Dufourkarte online
werden Informationen zu dem jeweiligen Blatt angezeigt, darunter Blattbezeichnung und Datenstand (= Jahr, in dem die Erfassung der geografischen Daten abgeschlossen wurde). Ein gegebenenfalls spateres Jahr der Veroffentlichung ist per Link unter
Bibliografische Angaben
ersichtlich. Falls es keinen Hinweis auf eine solche Abweichung gibt, ist also anzunehmen: Jahr der Publikation = Jahr des Datenstandes. Zu Blatt 13 mit Datenstand 1864 wurde das abweichende Jahr der Publikation (1865) allerdings nicht vermerkt. Moglicherweise wurden noch weitere solche Angaben versaumt.
- ↑
Angrenzende Lander, die mitkartografiert wurden (F: Frankreich, D: Deutschland, I: Italien, O: Oesterreich)
- ↑
Flachen-Inhalt der Kantone, und der grossern Seen
, Masseinheit:
Schweizer-Quadrat-Stunde
.
- ↑
Zitiert nach
Rudolf Wolf
:
Geschichte der Vermessungen in der Schweiz
, Zurich 1879, Kapitel XX (
Inhaltsverzeichnis
), Abschnitt 159:
Der sog. Dufour-Atlas und die Generalkarte
- ↑
David Gugerli, Daniel Speich:
Topografien der Nation. Politik, kartografische Ordnung und Landschaft im 19. Jahrhundert
.
Chronos Verlag
, Zurich 2002,
ISBN 978-3-0340-0548-7
, S. 9?14.
- ↑
J. v. S.:
Die Landesausstellung in militarischer Beziehung
, in: Allgemeine Schweizerische Militar-Zeitung, Organ der schweizerischen Armee, 1883 (29), S. 269?329, hier S. 269.
- ↑
Die Dufourkarte ? ein schweizerisches Kulturerbe
, swisstopo.ch, abgerufen am 6. September 2020.