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Donezbecken-Operation

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Schwarzweißfoto von Soldaten, die einen Fluss durchqueren
Vorgehen von Einheiten der sowjetischen Sudwestfront uber den Donez im Spatsommer 1943

Die Operation Donezbecken oder Donbass-Operation ( russisch Донбасская операция ?Donbasskaja operazija‘, ukrainisch Донбаська операц?я Donbaska Operazija' ) war eine Schlacht wahrend des Zweiten Weltkrieges an der deutsch-sowjetischen Front vom 16. August bis zum 22. September 1943. Dabei durchbrachen die sowjetische Sudwest- und Sudfront zunachst die deutschen Linien am Donez und dem Mius im sudlichen Grenzbereich von Russland und der Ukraine . Dies war im Kern eine erfolgreiche Wiederaufnahme der kurz zuvor erfolgten, in ihren Zielen weitgehend gescheiterten Donez-Mius-Offensive . In weiterer Folge eroberte die Rote Armee große Teile des wirtschaftlich bedeutenden Donezbeckens zuruck, darunter die Stadte Mariupol , Taganrog und Stalino . Große Teile der deutschen Heeresgruppe Sud mussten sich hinter den Dnepr zuruckziehen.

Russisches Poster, das die Wichtigkeit des Donezbecken zeigt

Das Donezbecken war vor allem als Kohleabbaugebiet von Bedeutung. Vor dem Kriegsausbruch lieferte es ca. 60 % der Stein- und 75 % der Kokskohle der UdSSR. Weiterhin waren dort rund die Halfte aller metallurgischen Betriebe, zwei Drittel der chemischen Industrie und drei Viertel der Warmekraftwerke angesiedelt. Von der Eisenproduktion entfielen 30 % und von der Stahlerzeugung 20 % auf dieses Industriegebiet. [1] Im Sommer/Herbst 1941 wurde die Industrie fast vollstandig evakuiert oder zerstort. Unter Leitung der Berg- und Huttenwerksgesellschaft Ost (BHO) forderte die deutsche Besatzungsmacht mit taglich 15.000 Tonnen (Juli 1943) noch etwa 5 % der Vorkriegsproduktion an Kohle. [2]

Vom Fruhjahr bis zum Sommer 1943 war es an der deutsch-sowjetischen Front kaum zu bedeutenden Kampfen gekommen. Erst die von der sowjetischen Fuhrung erwartete deutsche Offensive gegen den Kursker Bogen (→ Unternehmen Zitadelle ), welche am 5. Juli 1943 begann, loste eine weitere Serie von Operationen entlang der gesamten Frontlange aus. Um den Druck der deutschen Angriffe im Raum Kursk zu mindern, begann die Rote Armee bereits im Juli 1943 drei Gegenoffensiven nahe Leningrad (→ Dritte Ladoga-Schlacht ), gegen den Frontbogen bei Orjol (→ Orjoler Operation ) und am Sudflugel der Front (→ Donez-Mius-Offensive ). Letztere Operation sollte zur Ruckeroberung des wirtschaftlich bedeutenden Donezbeckens fuhren, scheiterte aber nach geringen Anfangserfolgen.

Obwohl letztlich keine dieser Offensiven ihre weitgesteckten Ziele erreichte, banden sie doch die wenigen deutschen Reserven. Als deshalb im Mittelabschnitt der Front Anfang August 1943 weitere sowjetische Offensiven eingeleitet wurden (→ Belgorod-Charkower Operation ; → Smolensker Operation ), verfugte die Wehrmachtfuhrung kaum noch uber nennenswerte Reserveverbande, um sie aufhalten zu konnen. An mehreren Frontabschnitten gewann das Vordringen der Roten Armee an Boden. Um diesen gunstigen Augenblick zu nutzen, beschloss die sowjetische Fuhrung einen weiteren Anlauf zur Ruckeroberung des Donezbeckens. Das sowjetische Oberkommando beauftragte Anfang August 1943 die Sud- und Sudwestfront mit der Vorbereitung neuer Offensivoperationen, die fur die Mitte des Monats vorgesehen waren. [3]

Im sudlichen Teil der Ostfront stand die deutsche 6. Armee unter General der Infanterie Karl-Adolf Hollidt am Mius und die 1. Panzerarmee unter Generaloberst Eberhard von Mackensen am Donez . Beide gehorten zum Verband der Heeresgruppe Sud des Generalfeldmarschalls Erich von Manstein . Diese Armeen waren jedoch zugunsten der Kursk-Offensive geschwacht und ausgedunnt worden. So war die Bezeichnung ?Panzerarmee“ irrefuhrend, denn sie verfugte uber keinerlei Panzertruppen. Stattdessen hatte sie in ihrem Bestand das XXX. Armeekorps (drei Inf.Div.), das XXXX. Panzerkorps (drei Inf.Div.) und das LVII. Panzerkorps (drei Inf.Div.). Die 6. Armee bestand aus dem XXIX. Armeekorps (drei Inf.Div., eine Kampfgruppe), dem XVII. Armeekorps (drei Inf. Div.) und dem Korps Mieth (IV.) (eine Geb.Div., zwei Inf.Div.). [4] Durch die vorangegangenen Kampfe der zweiten Julihalfte hatten die deutschen Truppen in diesen Abschnitten bereits hohe Verluste erlitten, die noch nicht hatten ersetzt werden konnen. Allein die 6. Armee hatte 3298 Gefallene, 15.817 Verwundete und 2254 Vermisste zu beklagen. [5] Die 384. Infanterie-Division beispielsweise war so ausgedunnt, dass sie aus der Front herausgelost werden musste. Fur einen gewissen Ausgleich konnten lediglich die 17. Infanterie-Division und die 15. Luftwaffen-Felddivision herangefuhrt werden. [6]

Bei den Kampfen war es der sowjetischen Sudfront gelungen, einen Bruckenkopf am westlichen Ufer des Mius zu errichten. Erst durch den Gegenangriff mehrerer deutscher Panzerdivisionen, die aus dem Raum Kursk abgezogen worden waren, konnte dieser wieder beseitigt werden. Somit konnte sich die Verteidigung wieder auf den Lauf des Flusses stutzen. Anders gestaltete sich die Lage am Donez: Hier hatte die sowjetische Sudwestfront ebenfalls einen Bruckenkopf erobert, den die Deutschen mangels ausreichender Krafte nicht auch beseitigen konnten. Der Bruckenkopf blieb daher, wie Generalfeldmarschall von Manstein sich ausdruckte, eine ?schwarende Wunde in der Front der 1. Panzer-Armee.“ [7] Da die deutsche Fuhrung eine Fortsetzung der sowjetischen Offensive aus diesem Bruckenkopf erwartete, konzentrierten sie hier mit der 16. Panzer-Grenadier-Division und der 23. Panzer-Division die einzigen schwachen Reserven der Heeresgruppe Sud hinter der Front. [6]

Sowjetische Planungen

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Schwarweiß-Gruppenfoto von Wassilewski, Tolbuchin und Birjusow am Tisch
Marschall der Sowjetunion Wassilewski im Gesprach mit Generaloberst Tolbuchin und dessen Stabschef Birjusow vor der Offensive.

Am 6. August 1943, nur zwei Tage nach der gescheiterten Donez-Mius-Offensive, erließ das sowjetische Hauptquartier seine Direktive №30160. Die Sudwestfront unter Generaloberst R.J. Malinowski und die Sudfront unter Generaloberst F.I. Tolbuchin erhielten den Auftrag neue Operationen vorzubereiten. Wie schon im Juli war ein konzentrisches Vorgehen auf Stalino vorgesehen, welches zwischen dem 13. und 14. August beginnen sollte. Zur Koordination des Vorgehens beider Fronten, aber auch zur besseren Kooperation mit den Nachbarfronten wurde der Chef des sowjetischen Generalstabes Marschall der Sowjetunion A.M. Wassilewski als Vertreter des Hauptquartiers zum sudlichen Kriegsschauplatz abkommandiert. [8]

Am 7. August 1943 traf Wassilewski im Hauptquartier der Sudwestfront ein und arbeitete dort mit Generaloberst Malinowski und dem Stab der Front einen Operationsplan aus. Dieser sah einen Hauptstoß sudlich von Isjum aus dem Bruckenkopf jenseits des Donez heraus in Richtung Barwenkowo und Losowaja , Pawlograd und Sinelnikowo vor. Fur die Operation waren die 6. Armee (Gen.Lt. I.T. Schljomin ), die 12. Armee (Gen.Maj. A.I. Danilow ) und die 8. Gardearmee (Gen.Lt. W. I. Tschuikow ) vorgesehen. Als besonders bewegliche Krafte standen das 23. Panzerkorps (Gen. J. G. Puschkin ), das 1. mechanisierte Gardekorps (Gen. I.N. Russijanow) sowie das 1. Gardekavalleriekorps zur Verfugung, die von den Kraften der 17. Luftarmee unterstutzt werden sollten. [9]

Am 9. August weilte Wassilewski dann im Hauptquartier der Sudfront , wo er mit Generaloberst Tolbuchin und dessen Stab die Plane fur die Operationen am Mius entwarf. Die Anstrengungen sollten sich demnach auf einen nur zehn bis zwolf Kilometer breiten Abschnitt nahe Kuibyschewo konzentrieren. An ihm sollten die 5. Stoßarmee (Gen.Lt. W.D. Zwetajew ) und die 2. Gardearmee (Gen.Lt. G.F. Sacharow ), unterstutzt von Teilen der 28. Armee (Gen.Lt. W. F. Gerassimenko ), den Ubergang uber den Mius und den Durchbruch durch die deutsche Verteidigung erzwingen. Zu diesem Zweck wurden 120 Geschutze pro Frontkilometer zum Einsatz gebracht, wahrend die 51. Armee (Gen.Lt. J.G. Kreiser ) nahe Sneschnoje einen Unterstutzungsangriff fuhren sollte. Nach einem erfolgreichen Durchbruch standen dann das 2. und 4. mechanisierte Gardekorps sowie das 4. Garde-Kavalleriekorps zur Verfugung, um uber Amwrossijewka und Starobeschewo in Richtung Stalino vorzustoßen. Die 8. Luftarmee (General T.T. Chrjukin ) hatte dieses Vorgehen zu unterstutzen. [10]

Am 10. August 1943 bestatigten Stalin als Oberster Befehlshaber und sein Hauptquartier die Operationsplane, die praktisch nichts anderes waren als eine voraussehbare Wiederaufnahme der Offensiven vom Juli 1943. Allerdings bestand noch immer das Problem, dass die Sudfront von den vorangegangenen Kampfen geschwacht war. Um diesen Nachteil auszugleichen, erhielt Wassilewski die Erlaubnis, diese Front zwei Tage spater als die Sudwestfront angreifen zu lassen. [10] Als die Vorbereitungen zu den neuerlichen Offensiven abgeschlossen waren, standen den beiden sowjetischen Fronten schließlich 1.053.000 Soldaten, 21.000 Geschutze und Granatwerfer sowie 1257 Panzer und Selbstfahrlafetten zur Verfugung, die von 1400 Flugzeugen unterstutzt wurden. [11]

Der Angriff der Sudwestfront bis Ende August 1943

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Schwarzweiß-Foto eines Panzer IV
Ein Panzer IV (Ausfuhrung H) am Donez im Sommer 1943. Dieses Modell bildete das Ruckgrat der deutschen Verteidigung sudlich von Isjum.

Am 13. August 1943 begannen die Truppen der Sudwestfront mit einem Angriff uber den Donez sudlich von Charkow . Dort setzten sie drei Armeen ein, um die nordlich vorgehende Steppenfront bei der Einnahme der Stadt zu unterstutzen. Obwohl diese Operation in keinem Zusammenhang mit den Kampfhandlungen im hunderte Kilometer entfernten Donezbecken stand, markiert das Datum in der sowjetischen Geschichtsschreibung den offiziellen Beginn der ?Donezbecken-Operation“.

Tatsachlich traten erst am 16. August 1943 die sowjetische 6. und 12. Armee sowie die 8. Gardearmee aus dem Bruckenkopf nahe Isjum zum Angriff an. Nach deutschen Angaben sollen dabei am ersten Tag auf sowjetischer Seite elf Schutzendivisionen und 130 Batterien zum Einsatz gekommen sein. [12] Der Schwerpunkt des Angriffs lag im Bereich der sowjetischen 12. Armee sudlich von Isjum. Bereits in den ersten Stunden der Offensive erzielten die Angriffsverbande hier einen Einbruch in die Stellungen der deutschen 46. Infanterie-Division . Diesen riegelte jedoch schon am Nachmittag ein Gegenangriff der deutschen 23. Panzer-Division ab und eroberte bis zum Abend das verlorene Gelande zuruck. In den folgenden Tagen konzentrierten sich die Kampfe auf den Ort Dolgenkaja . Hier brachte die Sudwestfront vom 16. bis zum 27. August 1943 insgesamt neun Schutzendivisionen, neun Panzerbrigaden, ein Garde-Panzerregiment und eine motorisierte Schutzenbrigade zum Einsatz. [13] Zwar gelangen der Roten Armee immer wieder tiefe Einbruche in die deutschen Stellungen, doch Gegenangriffe der deutschen 23. Panzer-Division, 16. Panzer-Grenadier-Division und 17. Panzer-Division fugten ihr gleich darauf schwere Verluste zu und warfen sie zuruck. [14]

Diese Angriffe und Gegenangriffe erwiesen sich fur beide Seiten als verlustreich. Da genaue Angaben zu den Gesamtverlusten fehlen, konnen nur beispielhaft einige Zahlen angefuhrt werden. So meldete allein die 23. Panzer-Division, die im Brennpunkt der Kampfe stand, den Abschuss von 302 feindlichen Panzern. Allerdings hatte sie selbst 71 Offiziere und 1746 Unteroffiziere und Mannschaften verloren. Nach zwolftagigen Gefechten verfugte die Division deshalb kaum mehr uber infanteristische Krafte. [15] Auf sowjetischer Seite fuhrten die verlustreichen und ergebnislosen Angriffe zu einem Umdenken. Marschall Wassilewski und Generaloberst Malinowski beschlossen ?das sinnlose Anrennen einzustellen“ und stattdessen an anderer Stelle einen Durchbruch zu versuchen. Dazu sollte die 8. Gardearmee des Generalleutnants Tschuikow weiter nach Osten verschoben werden. Fur die Umgruppierung der Truppen wurden mehrere Tage eingeplant. [16] Damit hatte die deutsche 1. Panzerarmee die Offensive der sowjetischen Sudwestfront vorerst abgewehrt.

Der Angriff der Sudfront bis Ende August 1943

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?Die Erde erzitterte, und ein Gedrohn wie ein endlos rollender Donnerschlag hob an. Langer als eine Stunde wahrte dieses Grollen, von Zeit zu Zeit durch ?Katjuscha‘-Salven unterbrochen, die gleich Lawinen donnerten […] Uber der gegnerischen Stellung stand eine schwarze, undurchdringliche Wand aus Rauch und Staub. Die Artillerie vollbrachte ihr Vernichtungswerk.“ ( S.S. Birjusow , Stabschef der Sudfront ) [17]

Am 18. August 1943 trat schließlich auch die Sudfront des Generaloberst Tolbuchin zum Angriff uber den Mius an. Bereits in den vorangehenden Tagen hatten kleinere Vorstoße in Regimentsstarke die sowjetische Ausgangsbasis verbessern sollen. Am Morgen des Hauptangriffstages ließ die Sudfront um 5 Uhr das Trommelfeuer von 5000 Geschutzen und Granatwerfern auf die deutschen Linien niedergehen. Von diesen waren 2000 in den wenige Kilometer breiten Angriffstreifen der 5. Stoßarmee und 2. Gardearmee zusammengefasst, wo 120?200 Geschutze (die Angaben variieren) auf einen Frontkilometer kamen. Kurz darauf gingen 17 sowjetische Divisionen und vier Panzerbrigaden gegen die Verteidigungspositionen von drei deutschen Divisionen vor. [18] Wahrend die 306. und 336. Infanterie-Division ihre Positionen halten konnten, wurde die Stellung der 294. Infanterie-Division des XVII. Armeekorps formlich uberrannt. Bereits am ersten Angriffstag erzielten die sowjetischen Truppen hier einen zehn Kilometer tiefen Einbruch. Auch schnell herangebrachte Sperrverbande der 111. Infanterie-Division konnten den Durchbruch nicht abriegeln, sodass die sowjetische 5. Stoßarmee bis zum Abend des 19. August weitere zwolf Kilometer nach Westen vorstieß, die Krynka erreichte und einen Bruckenkopf auf dem jenseitigen Ufer errichten konnte. [19] Noch am gleichen Abend ließ Generaloberst Tolbuchin das 4. mechanisierte Gardekorps des Generalleutnants Tanaschtschischin durch die Lucke in der deutschen Verteidigung einfuhren und den Durchbruch erweitern. [20]

Die wenigen Reserven der Heeresgruppe Sud waren bereits in den Kampfen am Donez gebunden, sodass die 6. Armee mit ihren geringen Verbanden auskommen musste, die jedoch bereits in der Front standen. Den etwa 800 Panzern und Selbstfahrlafetten der Sudfront konnte sie zwar kaum etwas entgegenstellen, doch Generaloberst Hollidt sah eine Chance, die Lage zu bereinigen, indem er Gegenangriffe gegen die Basis des sowjetischen Durchbruchs ansetzte. Dieser war sudlich Kalinowka nur drei Kilometer breit, was zu der Hoffnung veranlasste, die 5. Stoßarmee hier abschneiden zu konnen. Unter dem Befehl des Kommandeurs der 3. Gebirgs-Division , Generalmajor Egbert Picker , konnten aus dem Bereich des IV. Armeekorps allerdings nur funf Bataillone, sechs Batterien, eine Sturmgeschutz-Batterie und zwei Panzerjager-Kompanien zusammengebracht werden, welche ab dem 20. August die sowjetische Nordflanke angriffen. Der Angriff kam zunachst gut voran, dann jedoch ließ Tolbuchin das 4. mechanisierte Gardekorps wenden und zum Gegenangriff antreten. Obwohl es gelang, 84 sowjetische Panzer abzuschießen, wurde die ?Kampfgruppe Picker“ am 21. August wieder zuruckgedrangt. In den beiden folgenden Tagen gelang es den sowjetischen Verbanden dann, die Lucke in der deutschen Front auf neun Kilometer zu verbreitern. [21] Von der Krynka aus setzten die mechanisierten Verbande der Roten Armee gleichzeitig zu einem weiteren Vorstoß an und eroberten am 23. August den wichtigen Verkehrsknotenpunkt Amwrossijewka. Nach dem Scheitern der Gegenangriffe stutzte sich die Verteidigung der Deutschen nunmehr auf den Lauf der Krynka sudostwarts von Kolpakowka, obwohl die sowjetischen Truppen diesen Fluss bereits weiter nordlich uberwunden hatten. [22]

Karte der Kämpfe am Mius
Verlauf der Operationen bis Ende August 1943

Inzwischen trafen auch von der Heeresgruppe A entsandte Verstarkungen ein, darunter die 13. Panzer-Division . Allerdings hatte diese ?Division“ nur die Starke eines Panzergrenadier-Regiments mit sieben Panzern. [23] Dieser Verband kam zunachst am 23. August bei der ?Kampfgruppe Picker“ erfolglos zum Einsatz. Danach wurde sie in Eilmarschen in den Bereich des XXIX. Armeekorps sudlich des sowjetischen Durchbruchs verlegt, um die Abwehr an der Krynka zu verstarken. [24]

Der 25. und 26. August vergingen auf Seiten der Roten Armee mit Umgruppierungen und der Auffullung der Munitionsbestande. Am Morgen des 27. August 1943 begann eine weitere Phase der sowjetischen Offensive, welche die Einkesselung eines Teils der deutschen 6. Armee vorsah. Aus dem Raum Amwrossijewka griffen das 4. mechanisierte Gardekorps und das 4. Kavalleriekorps nach Suden an. Die Kavallerie sollte das deutsche XXIX. Armeekorps einschließen, wahrend das 4. mechanisierte Gardekorps diese Operation nach Westen abschirmen sollte. Bereits am 28. August wurden die wichtigsten deutschen Ruckzugswege abgeschnitten. Am folgenden Tag erreichten die Kavalleristen uber Jekaterinowka den Mius- Liman bei Nataljewka. [25] Die Gegenangriffe der 13. Panzer-Divisionen gegen die Einschließungsbewegung blieben erfolglos. Im Kriegstagebuch der 6. Armee wurde zur Lage des XXIX. Armeekorps des Generals der Panzertruppen Erich Brandenberger notiert: [26]

?Die Telefonverbindung mit dem Korps war unterbrochen. Stundlich musste damit gerechnet werden, dass die Verbande gespalten wurden und das Korps in einzelne Gruppen zerfiel.“

? Kriegstagebuch 6. Armee (Eintrag 30. August 1943)

Tatsachlich nahm der sowjetische Druck von allen Seiten zu. Die 2. Gardearmee und 28. Armee griffen von Norden her an, wahrend die 44. Armee direkt auf Taganrog vorruckte. Den Seeweg blockierte zudem die sowjetische Asow-Flottille unter Konteradmiral S.G. Gorschkow , welche ebenfalls Truppen anlandete. Am 30. August wurde Taganrog schließlich eingenommen. [27]

Schwarzweiß-Foto von Soldaten, die eine kleine Brücke überqueren
Sowjetische Infanterie uberquert den Mius

Als sich am 27. August 1943 die Einschließung des XXIX. Armeekorps abzeichnete, ergriff das Oberkommando der 6. Armee hastig Maßnahmen. Es befahl dem Korps, seine ruckwartigen Dienste nach Mariupol abzuschieben und versammelte unter dem Kommando des Kommandierenden Generals des IV. Armeekorps, General der Infanterie Friedrich Mieth , Truppen fur einen Gegenangriff. Diese umfassten die Masse der 3. Gebirgs-Division und der 17. Panzer-Division, welche vom Donez herangeholt worden war. Mit diesen Truppen griff General Mieth wiederholt an, um ein weiteres Vordringen der Roten Armee zu verhindern und erreichte am 30. August den Raum nordlich Kuteinikowo. Zu diesem Zeitpunkt setzten sich die Infanteriedivisionen des XXIX. Armeekorps aus ihren bisherigen Stellungen ab. Die dem Korps unterstellte 13. Panzer-Division fuhrte den Durchbruchsversuch ab dem 30. August an. Am folgenden Tag ? die vier Divisionen des XXIX. Armeekorps waren auf eine Flache von etwa 25 km² zusammengedrangt, die unter sowjetischen Artilleriebeschuss lag ? gelang den Truppen des Generals Brandenberger sudlich Konkowo der Ausbruch. In der Nacht setzten sich beide Korps nach Westen an den Jelantschik ab. [28] Allerdings hatten die eingeschlossenen Divisionen schwere Verluste erlitten. So zahlte zum Beispiel das Luftwaffen-Jager-Regiment 30 der 15. Luftwaffen-Felddivision nur noch 400 von ursprunglich 2400 Soldaten. [29]

Das Ringen um den Ruckzug

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Schwarzweiß-Foto von von Manstein und Speidel
Generalfeldmarschall von Manstein (rechts) bei einer Besprechung mit seinem Stabschef Generalmajor Hans Speidel (September 1943)

Da alle Bemuhungen der 6. Armee gescheitert waren das sowjetische Vordringen aufzuhalten, kam Generalfeldmarschall von Manstein zu dem Schluss, dass der Sudflugel seiner Heeresgruppenfront nicht mehr zu halten sei. Bereits vor dem sowjetischen Durchbruch hatte er den elf Divisionen der 6. Armee nur mehr einen Kampfwert von vier Divisionen zugebilligt. Er forderte von Hitler deshalb entweder Bewegungsfreiheit oder die Zufuhrung erheblicher Verstarkungen. In einer Besprechung in Winniza am 27. August sagte Hitler zwar weitere Verbande zu, doch in den folgenden Tagen zeigte sich, dass nirgendwo Divisionen entbehrt werden konnten, um sie der Heeresgruppe Sud zuzufuhren. Eine vollstandige Raumung des Donezbeckens verbot er jedoch. Nach der vorubergehenden Einschließung des XXIX. Armeekorps erteilte Manstein der 6. Armee jedoch eigenmachtig den Befehl auf die vorbereitete ?Schildkroten-Stellung“, eine Verteidigungslinie entlang des Kalmius ostlich von Stalino, auszuweichen. Erst am folgenden Tag billigte auch Hitler nachtraglich diesen Schritt. [30]

Die Auseinandersetzungen um eine Raumung des Donezbeckens, aber auch um einen Ruckzug großeren Ausmaßes erfolgte unter den Eindrucken der Ruckschlage entlang der gesamten Front seit dem Abbruch der Schlacht im Kursker Bogen. Schon im Fruhjahr hatte der Generalstab die Anlage einer ruckwartigen Verteidigungslinie gefordert, die Hitler jedoch kategorisch ablehnte. [31] Erst am 12. August 1943 gab Hitler endlich nach und genehmigte den Bau entlang des Dnepr (→ Panther-Stellung ). Er verbot jedoch vorerst alle Ausweichbewegungen. [32] So erklarte er, dass ohne die Kohle des Donezbeckens der Krieg verloren sei. Als der Generalstabschef General der Infanterie Kurt Zeitzler diese Behauptung im Rustungsministerium uberprufte, teilte ihm der Rustungsminister Albert Speer mit, dass dies nicht stimme und die Kohle dieses Gebietes uberhaupt nicht in die wirtschaftlichen Berechnungen einbezogen worden sei. Hitler verbot daraufhin auch die Kontaktaufnahme des Generalstabschefs mit anderen Ministerien. [33]

Da die sowjetischen Verbande jedoch weitere Fortschritte erzielten und Hitler auch wahrend einer Besprechung in seinem Hauptquartier in Ostpreußen am 4. September nicht nachgeben wollte, sah sich Manstein veranlasst, ihn zu einer weiteren Unterredung ins Hauptquartier der Heeresgruppe Sud nach Saporoschje zu bitten. Dort erklarte er Hitler am 8. September noch einmal die aussichtslose Lage. Hitler stimmte schließlich einem Ruckzug zum Dnepr zu, ordnete allerdings an, dass dieser nur schrittweise und langsam zu erfolgen habe. Noch am gleichen Abend befahl Generalfeldmarschall von Manstein der 6. Armee und der 1. Panzerarmee, zum beweglichen Abwehrkampf uberzugehen. [34]

Der Ruckzug zum Dnepr

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Karte der sowjetischen Offensive
Verlauf der Operationen bis Mitte September 1943

Nachdem am 31. August 1943 der Befehl an die 6. Armee ergangen war, sich in die ?Schildkroten-Stellung“ zuruckzuziehen, begann sie sich schrittweise nach Westen abzusetzen. Am 4. September erreichten ihre Verbande die neue Verteidigungslinie. [35] Die Truppen der sowjetischen Sudfront drangten den Deutschen nach. Um ihre Schlagkraft zu erhohen, fuhrte das sowjetische Oberkommando dieser Front am 2. September 1943 zusatzlich das 20. Panzerkorps (Generalleutnant I.G. Lasarew) und das 11. Panzerkorps (Generalmajor N.N. Radkewitsch) zu. [36]

Bedingt durch den Ruckzug der 6. Armee musste auch die 1. Panzerarmee ihren rechten Flugel zurucknehmen. Die sowjetische Sudwestfront versuchte dies auszunutzen und griff bei Isjum am 3./4. September erneut an. Wieder blieb der Angriff der 6. und 8. Gardearmee im deutschen Abwehrfeuer liegen. Doch am ostlichen Flugel, wo die Verbande der 1. Panzerarmee der Ausweichbewegung der 6. Armee folgten, konnte die 3. Gardearmee unter General Leljuschenko einen großeren Raumgewinn erzielen. In rascher Folge fielen nun Proletarsk , Popasnaja und Artjomowsk . Generaloberst Malinowski und Marschall Wassilewski beschlossen, aus der ubrigen Front das 1. mechanisierte Gardekorps und das 23. Panzerkorps herauszuziehen und damit die Truppen Leljuschenkos zu verstarken. [37] Mithilfe dieser Verstarkungen durchbrachen die sowjetischen Truppen am 6. September 1943 den rechten Flugel der 1. Panzerarmee bei Konstantinowka . Damit offneten sie eine Lucke zwischen der 6. Armee und 1. Panzerarmee, die sich bald auf 60 Kilometer verbreiterte. [35] In dieser Lucke kampften nur noch Reste von zwei deutschen Divisionen. So konnten Teile der 5. Stoßarmee und 2. Gardearmee in Straßenkampfen am 7./8. September 1943 Stalino erobern. Zwei Tage spater fielen auch Mariupol und Barwenkowo. [38]

Das General Leljuschenkos 3. Gardearmee unterstellte 1. mechanisierte Gardekorps und 23. Panzerkorps waren nach ihrem Durchbruch bei Konstantinowka weit nach Westen vorgestoßen und standen bereits nahe Pawlograd im Rucken der Heeresgruppe Sud. Die Heeresgruppe reagierte darauf mit hastigen Improvisationen. Sie fasste die Reste der 23. Panzer-Division, 16. Panzer-Grenadier-Division und die neu herangekommene 9. Panzer-Division unter dem Befehl des XXXX. Panzerkorps zusammen, welches von General der Panzertruppe Sigfrid Henrici kommandiert wurde. Dieser setzte die drei Divisionen am 9. September von Norden und Suden gegen die Flanken des sowjetischen Vorstoßes an, welche von Schutzendivisionen gehalten wurden. In schweren Kampfen gelang es ihnen, bis zum 12. September die Lucke zwischen der 1. Panzerarmee und 6. Armee bei Slawjanka wieder zu schließen und dabei die Masse der beiden sowjetischen Korps abzuschneiden. [39]

Ausklingen der Operationen

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Schwarzweiß-Foto einer Menschenmenge, im Vordergrund ist ein Transparent zu sehen
Zusammenkunft in Stalino nach der Befreiung der Stadt durch die Rote Armee. Das Transparent tragt die Aufschrift ?Ruhm den heldenhaften Befreiern des Donezbeckens“

Nachdem es fur den Augenblick gelungen war, die großte Bedrohung der Heeresgruppe Sud abzuwenden, entschloss sich Generalfeldmarschall von Manstein zu einem gewagten Schritt. Da auch der Nordflugel seiner Heeresgruppe unter stetig wachsendem sowjetischen Druck stand, meldete er am 14. September 1943 an das Oberkommando des Heeres , dass er am folgenden Tag eigenmachtig Teilen seiner Heeresgruppe das Absetzen auf den Dnepr befehlen werde. Daraufhin kam es am folgenden Tag zu einer weiteren Unterredung mit Hitler in dessen Hauptquartier. Da Hitler den Argumenten Mansteins nichts mehr entgegensetzen konnte, stimmte er dem allgemeinen Ruckzug schließlich zu. Am 16. September 1943 wurde der Heeresgruppe Sud und der Heeresgruppe Mitte der Ruckzug in die ?Panther-Stellung“ gestattet. [40]

Unterdessen standen die sowjetischen Verbande in der Linie Losowaja ?Tschaplino? Guljai-Pole ?Ursuf. Doch auch sie hatten schwere Verluste erlitten. Die letzte Reserve der Sudwestfront , das 30. Schutzenkorps, hatte der 3. Gardearmee zugefuhrt werden mussen, um die Verluste zu ersetzen, die durch den Gegenangriff des deutschen XXXX. Panzerkorps entstanden waren. Sie folgten den deutschen Truppen auf ihrem Ruckzug deshalb nicht mehr so energisch, obwohl es ortlich auch weiterhin zu heftigen Ruckzugsgefechten kam. [41] Nach wenigen Tagen erreichten die sowjetischen Verbande der Sudwestfront am 22. September 1943 den Dnepr. Die deutsche 1. Panzerarmee hatte sich rechtzeitig auf das jenseitige Ufer zuruckziehen konnen. Nur im Raum Nikopol behauptete das deutsche XVII. Armeekorps noch einen Bruckenkopf auf der ostlichen Seite. Die anderen beiden Armeekorps der 6. Armee setzten sich in eine Verlangerung der ?Panther-Linie“ ab, welche entlang der Molotschna (ostlich von Melitopol ) verlief und als ?Wotan-Stellung“ bezeichnet wurde. Sie unterstand seit dem 16. September 1943 nicht mehr der Heeresgruppe Sud , sondern der Heeresgruppe A. Ihr folgte die sowjetische Sudfront , bis auch hier die Front Ende September vorlaufig zum Stehen kam.

Schwarzweiß-Foto zerstörter Industrieanlagen
Zerstorung industrieller Anlagen im Donezbecken durch deutsche Truppen

Offizielle sowjetische Angaben sprechen fur die Donezbecken-Operation von 273.522 Mann an Gesamtverlusten. Von diesen seien 66.166 Soldaten getotet oder als vermisst gemeldet worden. Daruber hinaus waren 886 Panzer und Selbstfahrlafetten, 814 Geschutze und Granatwerfer sowie 327 Flugzeuge verloren gegangen. [42] Die deutschen Verluste in diesem Zeitraum sind nicht nachgewiesen. Allerdings waren die Verluste zumindest der Verbande, die im Brennpunkt der Kampfe gestanden hatten, sehr hoch. So zum Beispiel bei der 3. Gebirgs-Division: Diese hatte am 18. August insgesamt 2000 Mann an die ?Kampfgruppe Picker“ abgegeben, von denen funf Tage spater weniger als 200 zuruckkehrten. [43] Auch die 15. Luftwaffen-Felddivision musste kurze Zeit spater aufgelost werden. [44] Besonders schwer wogen auch die materiellen Verluste: Die II. Abteilung des Panzer-Regiments 23 der 23. Panzer-Division war beispielsweise erst wenige Wochen zuvor in Deutschland mit 85 Panzern vom Typ Pz.Kfw. V ?Panther“ ausgerustet worden. Mit diesen war die Abteilung Anfang September 1943 in die Ruckzugskampfe geraten und verlor bis zum 16. September 1943 alle Panzer bis auf funf. [45]

Die Verluste der Zivilbevolkerung sind nur schwer abzuschatzen, da sich nicht feststellen lasst, wie hoch die Gesamtbevolkerung zum Zeitpunkt der Kampfe war und sich letztere auf ein weites Gebiet mit zahlreichen Ortschaften ausdehnten. Die deutsche Okkupationspolitik in den Jahren zuvor und die Deportationen im Zuge der Raumung dieser Gebiete stellen ebenfalls einen wichtigen, aber kaum berechenbaren Faktor da. Fest steht, dass Stalino im Jahre 1940 uber 507.000 Einwohner hatte. Bei der Ruckeroberung der Stadt im September 1943 lebten dort nur noch 175.000 Menschen. [46] Hinzu kamen kurz darauf jedoch weitere Verluste unter der Zivilbevolkerung durch Massenverhaftungen, die vom NKWD durchgefuhrt wurden. Tausende Sowjetburger wurden wegen Kollaboration angeklagt und verurteilt. Da genaue Zahlen fehlen, muss als Anhaltspunkt gelten, dass in den 1990er-Jahren nicht weniger als 3364 Menschen allein aus Stalino rehabilitiert wurden. Sowjetische Historiker gehen zudem davon aus, dass mindestens noch einmal so viele Einwohner der Stadt zwar ebenfalls verurteilt, aber nicht rehabilitiert worden waren. [47]

Verbrannte Erde

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Denkmal zur Befreiung des Donezbeckens in Donezk.
Der Denkmalkomplex ?Deinen Befreiern, Donbass“ in Donezk (Aufnahme von 2012)

Da Hitler dem Donezbecken einen großen wirtschaftlichen Wert beimaß, befahl er die Zerstorung aller Industrieanlagen. Zum Verantwortlichen fur diese ?Evakuierung“ ernannte er noch am 31. August 1943 den General der Infanterie Otto Stapf als Leiter des ?Wirtschaftsstabes Ost“. [48] Allerdings erlaubte die sich schnell verandernde Frontlage keine planmaßige Raumung, sodass nunmehr Generalfeldmarschall von Manstein selbstandig die weitgehende Zerstorung aller wirtschaftlichen Anlagen befahl: [49]

?Alles, was nicht abtransportiert werden kann, unterliegt der Zerstorung, Pumpstationen und Energiezentralen, uberhaupt samtliche Kraftwerke und Transformatorenstationen, Schachte, Betriebseinrichtungen, Produktionsmittel aller Art, Getreide, das nicht mehr abtransportiert werden kann, Siedlungen und Hauser.“

? Erich von Manstein

Insgesamt kamen 284.000 Zivilisten ums Leben und 268.000 Tonnen Getreide, 280.000 Rinder, 209.000 Pferde, 363.000 Schafe, 18.700 Schweine, 800 Traktoren und 820 LKW wurden auf dem Ruckzug mitgenommen. Weitere 941.000 Tonnen Getreide, 13.000 Stuck Vieh, 635 LKW und 10.800 Traktoren wurden vernichtet. [50] Weiterhin wurden die Industriezentren wie beispielsweise in Stalino oder Mariupol zerstort. [51] Der Beauftragte des Nationalkomitees Freies Deutschland Friedrich Wolf befand sich in diesen Tagen im Donezbecken und berichtete seiner Ehefrau am 2. Oktober 1943: [52]

?Ganz Mariupol verbrannt, gesprengt. Wir waren dort zehn Stunden nach den Deutschen. In alle Hauser waren Minen gelegt, alles systematisch in die Luft gesprengt, rucksichtslos, ob sich alte Frauen und Kinder noch darin befanden.“

? Friedrich Wolf

Die Zerstorungen erwiesen sich jedoch nicht als nachhaltig. Bereits im Februar 1943, als sich das erste Mal eine Ruckeroberung der ukrainischen Industriegebiete abzeichnete (→ Woronesch-Charkiwer Operation ), hatte die sowjetische Regierung Vorbereitungen fur den Wiederaufbau des Donezbeckens getroffen und entsprechende Direktiven erteilt. Diese erwiesen sich nach dem sowjetischen Erfolg als so effektiv, dass Ende 1943 die Kohlegruben des Donezbeckens wieder etwa 20 % der sowjetischen Kohleproduktion deckten. Bis 1945 wurden dort zudem 7500 Betriebe wiederhergestellt. [53]

  • С.С. Бирюзов: Когда гремели пушки. Москва 1961 (dt. S.S. Birjusow: Als Kanonen donnerten ).
  • Владимир Дайнес: Советские ударные армии в бою. Москва 2009 (dt. W. Dajnes: Sowjetische Stoßarmeen im Kampf ).
  • А.Г. Ершов: Освобождение Донбасса. Воениздат, Москва 1973 (dt. A.G. Erschow: Die Befreiung des Donezbeckens ).
  • Karl-Heinz Frieser (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg . Band 8: Die Ostfront 1943/44 ? Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Deutsche Verlags-Anstalt, Munchen 2007, ISBN 978-3-421-06235-2 .
  • Erich von Manstein: Verlorene Siege. Bernard & Graefe Verlag fur Wehrwesen, Munchen 1976, ISBN 3-7637-5051-7 .
  • Norbert Muller (Hrsg.): Die faschistische Okkupationspolitik in den zeitweilig besetzten Gebieten der Sowjetunion (1941?1944). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1991, ISBN 3-326-00300-5 .
  • P.N. Pospelow u. a.: Geschichte des Großen Vaterlandischen Krieges der Sowjetunion . Band 2, Berlin (Ost) 1963.
  • P.A. Shilin (Hrsg.): Die wichtigsten Operationen des Grossen Vaterlandischen Krieges 1941?1945. Berlin (Ost) 1958.
  • A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977.

Einzelnachweise

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  1. P.N. Pospelow u. a.: Geschichte des Großen Vaterlandischen Krieges der Sowjetunion. Band 2, Berlin (Ost) 1963, S. 263.
  2. Christoph Dieckmann : Kooperation und Verbrechen ? Formen der ?Kollaboration“ im ostlichen Europa 1939?1945. Gottingen 2003, S. 212.
  3. P.N. Pospelow u. a.: Geschichte des Großen Vaterlandischen Krieges der Sowjetunion. Band 3, Berlin (Ost) 1964, S. 374.
  4. Vgl. Schematische Kriegsgliederung, Stand: 7.7.1943. In: Percy M. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. Band 3, Bonn 2002, S. 732.
  5. Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007, S. 343.
  6. a b S.W. Maljantschikow: Die Befreiung des Donezbeckens. In: P.A. Shilin (Hrsg.): Die wichtigsten Operationen des Grossen Vaterlandischen Krieges 1941?1945. Berlin (Ost) 1958, S. 297.
  7. Erich von Manstein: Verlorene Siege. Munchen 1976, S. 517.
  8. Владимир Дайнес: Советские ударные армии в бою. Москва 2009, S. 605 f.
  9. A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977, S. 314.
  10. a b A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977, S. 314.
  11. Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007 S. 357; Г.Ф. Кривошеев: Гриф секретности снят ? Потери Вооруженных Сил СССР в войнах, боевых действиях и военных конфликтах. Москва 1993, S. 192.
  12. Percy M. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. Band 6, Bonn 2002, S. 960 (Eintrag vom 17. August 1943).
  13. Dies waren die 25., 27., 39., 47. und 82. Garde-Schutzendivision, die 263., 267., 350. und 361. Schutzendivision, die 16. und 9. Garde-Panzerbrigade, die 11., 115., 179., 212., 3., 39. und 135. Panzerbrigade, das 10. Garde-Panzerregiment und die 56. motorisierte Schutzenbrigade. Diese gehorten nicht nur der 12. Armee, sondern auch dem 23. Panzerkorps und dem 1. mechanisierten Gardekorps an, also Kraften, die eigentlich erst nach einem Durchbruch hatten eingesetzt werden sollen. Vgl. Ernst Rebentisch: Zum Kaukasus und zu den Tauern ? Die Geschichte der 23. Panzer-Division 1941?1945. Esslingen 1963, S. 242.
  14. Eine detaillierte Beschreibung der Kampfe findet sich in: Ernst Rebentisch: Zum Kaukasus und zu den Tauern ? Die Geschichte der 23. Panzer-Division 1941?1945. Esslingen 1963, S. 232?243.
  15. Ernst Rebentisch: Zum Kaukasus und zu den Tauern ? Die Geschichte der 23. Panzer-Division 1941?1945. Esslingen 1963, S. 242 f.
  16. A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977, S. 322.
  17. С. С. Бирюзов: Когда гремели пушки. Moskau 1961, S. 180 f.
  18. Paul Klatt: Die 3. Gebirgs-Division 1939?1945. Bad Nauheim 1958, S. 166.
  19. Paul Klatt: Die 3. Gebirgs-Division 1939?1945. Bad Nauheim 1958, S. 167.
  20. P.N. Pospelow u. a.: Geschichte des Großen Vaterlandischen Krieges der Sowjetunion. Band 2, Berlin (Ost) 1963, S. 374 f.
  21. Paul Klatt: Die 3. Gebirgs-Division 1939?1945. Bad Nauheim 1958, S. 168 f.
  22. S.W. Maljantschikow: Die Befreiung des Donezbeckens. In: P. A. Shilin (Hrsg.): Die wichtigsten Operationen des Grossen Vaterlandischen Krieges 1941?1945. Berlin (Ost) 1958, S. 301.
  23. Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007, S. 357 f.
  24. Friedrich von Hake: Das waren wir! Das erlebten wir! ? Der Schicksalsweg der 13. Panzer-Division. Hannover 1971, S. 166?168.
  25. S. W. Maljantschikow: Die Befreiung des Donezbeckens. In: P.A. Shilin (Hrsg.): Die wichtigsten Operationen des Grossen Vaterlandischen Krieges 1941?1945. Berlin (Ost) 1958, S. 302.
  26. Zit. nach: P. N. Pospelow u. a.: Geschichte des Großen Vaterlandischen Krieges der Sowjetunion. Band 2, Berlin (Ost) 1963, S. 376.
  27. A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977, S. 323 f.
  28. P.N. Pospelow u. a.: Geschichte des Großen Vaterlandischen Krieges der Sowjetunion. Band 2, Berlin (Ost) 1963, S. 376; S.W. Maljantschikow: Die Befreiung des Donezbeckens. In: P.A. Shilin (Hrsg.): Die wichtigsten Operationen des Grossen Vaterlandischen Krieges 1941?1945. Berlin (Ost) 1958, S. 302 f;
    Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007, S. 358;
    Percy M. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. Band 6, Bonn 2002, S. 1036 u. 1040 f. (Eintrag vom 31. August und 1. September 1943);
    Friedrich von Hake: Das waren wir! Das erlebten wir! ? Der Schicksalsweg der 13. Panzer-Division. Hannover 1971, S. 169?172.
  29. Werner Haupt : Die deutschen Luftwaffen-Felddivisionen 1941?1945. Eggolsheim 2005, S. 62.
  30. Erich von Manstein: Verlorene Siege. Munchen 1976, S. 520 u. 523 f.
  31. Bernd Wegener: Die Aporie des Krieges. In: Karl-Heinz Frieser (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007, S. 269 f.
  32. Eintrag zum 12. August, in: Kriegstagebuch des OKW. Band 3, Augsburg 2002, S. 933.
  33. Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007, S. 361.
  34. Erich von Manstein: Verlorene Siege. Munchen 1976, S. 526 f.
  35. a b Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007, S. 358.
  36. A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977, S. 325.
  37. A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977, S. 326.
  38. S.W. Maljantschikow: Die Befreiung des Donezbeckens. In: P.A. Shilin (Hrsg.): Die wichtigsten Operationen des Grossen Vaterlandischen Krieges 1941?1945. Berlin (Ost) 1958, S. 301.
  39. Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007 S. 358; dazu im Detail: Ernst Rebentisch: Zum Kaukasus und zu den Tauern ? Die Geschichte der 23. Panzer-Division 1941?1945. Esslingen 1963, S. 250?256.
  40. Karl-Heinz Frieser: Die Ruckzugsoperationen der Heeresgruppe Sud in der Ukraine. In: ders. (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Munchen 2007, S. 362.
  41. A.M. Wassilewski: Sache des ganzen Lebens. Berlin (Ost) 1977, S. 327 f.
  42. Григорий Ф. Кривошеев: Россия и СССР в войнах ХХ века. Олма-Пресс, Москва 2001, S. 192 u. 370 ( Online-Version )
  43. Paul Klatt: Die 3. Gebirgs-Division 1939?1945. Bad Nauheim 1958, S. 172.
  44. Werner Haupt: Die deutschen Luftwaffen-Felddivisionen 1941?1945. Eggolsheim 2004, S. 27.
  45. Ernst Rebentisch: Zum Kaukasus und zu den Tauern ? Die Geschichte der 23. Panzer-Division 1941?1945. Esslingen 1963, S. 253?256.
  46. Lewis H. Siegelbaum, Daniel J. Walkowitz: Workers of the Donbass speak ? Survival and identity in the new Ukraine. Albany 1995, S. 11.
  47. Christoph Dieckmann: Kooperation und Verbrechen ? Formen der ?Kollaboration“ im ostlichen Europa 1939?1945. Hamburg 2005, S. 191.
  48. Vgl. dessen Anweisungen, in: Norbert Muller (Hrsg.): Die faschistische Okkupationspolitik in den zeitweilig besetzten Gebieten der Sowjetunion (1941?1944). Berlin 1991, S. 467?470.
  49. Internationaler Militargerichtshof, Bd. XXXVI, S. 307 f; vgl. ebenfalls: Befehl des Oberkommandos der 6. Armee zur materiellen Raumung im Donezbecken (1. September 1943). In: Norbert Muller (Hrsg.): Deutsche Besatzungspolitik in der UdSSR 1941?1944. Koln 1980, S. 342 f.
  50. Vgl. Bericht der Wirtschaftsinspektion Sud uber Raumung, Zerstorung und Zwangsevakuierung beim deutschen Ruckzug aus dem Donezgebiet. In: Norbert Muller (Hrsg.): Die faschistische Okkupationspolitik in den zeitweilig besetzten Gebieten der Sowjetunion (1941?1944). Berlin 1991, S. 519.
  51. Fur eine konkrete Auflistung der Zerstorungen, vgl.: Abschlussmeldung der 6. Armee (16. Oktober 1943). In: Norbert Muller (Hrsg.): Die faschistische Okkupationspolitik in den zeitweilig besetzten Gebieten der Sowjetunion (1941?1944). Berlin 1991, S. 489?492.
  52. Friedrich Wolf: Briefe. Berlin (Ost) 1958, S. 37.
  53. Walter Scott Dunn: The Soviet economy and the Red Army 1930?1945. Westport 1995, S. 45.