Domitian

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Domitian
Kapitolinische Museen

Domitian (* 24. Oktober 51 in Rom ; † 18. September 96 ebenda) war vom 14. September 81 bis zu seinem Tod romischer Kaiser . Als Nachfolger seines Bruders Titus war er der dritte und letzte Herrscher aus dem Geschlecht der Flavier . Sein vollstandiger Geburtsname war Titus Flavius Domitianus ; als Kaiser fuhrte er den Namen Imperator Caesar Domitianus Augustus .

Domitian wurde in der traditionell von Senatoren verfassten Geschichtsschreibung als schlechter Princeps und Tyrann (pessimus princeps) dargestellt, da er dem Senat nicht den gewunschten Respekt entgegenbrachte und Entscheidungen traf, ohne ihn zu konsultieren. Nach seinem Tod sollte seine Selbstdarstellung als Kaiser offiziell ausgeloscht werden. Erst die moderne Forschung ab Ende des 20. Jahrhunderts revidierte das Domitianbild. Seine militarischen Erfolge in Germanien und Pannonien sowie seine Finanz- und Provinzpolitik lassen ihn als fahigen Herrscher erscheinen. Zugleich bleiben seine Personlichkeit und Herrschaftsauffassung in Teilen unerklarlich.

Leben bis zur Ubernahme der Herrschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Domitian wurde am 24. Oktober 51 in Rom als zweiter Sohn des aus dem Ritterstand zum Senator aufgestiegenen Titus Flavius Vespasianus , des spateren Kaisers, geboren. Uber seine Jugend ist wenig bekannt. Laut Sueton verbrachte er sie unter armlichen Umstanden, [1] was jedoch nicht den Tatsachen entsprochen haben durfte. Als Sohn eines Senators durfte Domitian standesgemaß erzogen worden sein. [2]

Als Vespasian im Vierkaiserjahr 69 zum Kaiser ausgerufen wurde, konnte Domitian, im Gegensatz zu seinem Onkel Titus Flavius Sabinus , der Verfolgung durch die Anhanger des Vitellius entkommen und war nach dem Sieg der Flavier zusammen mit Gaius Licinius Mucianus der politische Statthalter des neuen Kaisers in Rom. [3] In den folgenden Jahren wurde Domitian von seinem Vater zwar nicht bewusst zuruckgesetzt, spielte aber neben seinem als Mitherrscher und Nachfolger herausgestellten Bruder Titus nur eine nachgeordnete Rolle und wurde nicht auf die Rolle des Princeps vorbereitet. Er erhielt den Titel Caesar , wurde funfmal Suffektkonsul und bekleidete einmal, im Jahr 73, ein ordentliches Konsulat . Damit war er bis zu Titus’ Herrschaftsantritt insgesamt einmal weniger Konsul als sein Bruder, zweimal weniger als sein Vater. Als Titus im Jahr 79 Vespasians Nachfolge antrat, machte er seinen Bruder zum Kollegen im ordentlichen Konsulat des Jahres 80, verlieh ihm jedoch nicht die tribunicia potestas , die er selbst wahrend der Herrschaft Vespasians erhalten hatte.

Die Zeit als Princeps [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Regierungsantritt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Antike Autoren hielten es fur moglich, dass Domitian den Tod seines Bruders Titus am 13. September 81 herbeigefuhrt hatte, doch erlauben die widerspruchlichen Quellen keine eindeutige Beurteilung, zumal ungeklarte Todesfalle von Herrschern oft Mordgeruchte nach sich zogen. Am selben Tag riefen die Pratorianer Domitian zum Imperator aus, er versprach ihnen ein Donativum . [4] Am 14. September trat er die Nachfolge als Kaiser an. Der Senat verlieh ihm die Titel Imperator , pater patriae , pontifex maximus , Augustus sowie die tribunicia potestas und erkannte damit den Herrschaftsubergang an. [5] Domitian bemuhte sich um personelle und legislative Kontinuitat. Der Freundeskreis (amici) des Kaisers hatte weitgehend die gleiche Zusammensetzung wie unter Vespasian und Titus, seine Sachentscheidungen knupften sowohl an die der julisch-claudischen Dynastie als auch an die seines Vaters und Bruders an. [6]

Domitian erwies sich damit am Anfang seiner Regierungszeit auch in den Augen des Senats als fahiger Regierungschef. Er bekampfte energisch die Korruption , steigerte wie seine beiden Vorganger weiter die Effizienz der Verwaltung und hielt die Staatsfinanzen in Ordnung.

Baupolitik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kaum ein anderer Kaiser bemuhte sich mithilfe von Neubauten und Restaurierungen die Stadt Rom derartig zu gestalten und zu beeinflussen, wie Domitian es tat. [7] Folgend schreibt Sueton: ?Er ließ in allen Regionen der Stadt so viele riesige verdeckte Durchgange und Triumphbogen bauen, daß man auf einem in griechischen Buchstaben geschrieben hat: ≫Es ist genug≪.“ [8]

Zu seinen großten Bautatigkeiten gehorten unter anderem der Wiederaufbau des Kapitols, die Anlage des Forum Transitorium , der Titusbogen , die Fertigstellung des Colosseum und sein uberlebensgroßes Reiterstandbild (Equus Domitiani) auf dem Forum Romanum . [9] Der Kaiserpalast auf dem Palatin sticht unter all seinen Baumaßnahmen als einer seiner wichtigsten verwirklichten Bauten hervor, da Domitian mittels des Palasts seine monarchische Selbstdarstellung und Selbstuberhohung auf ein neues Niveau heben konnte. [10] Dieses zeigt sich auch dadurch, dass der Kaiserpalast auch uber Domitians Regierungszeit hinaus von anderen Herrschern benutzt worden ist. [11]

Die verwirklichten Bauvorhaben, die im offentlichen Raum entstanden, hatten dabei stets die Absicht, den Kaiser in der Nachwelt zu reprasentieren und somit sein Erinnerungsbild langwirkend aufrechtzuerhalten. [12] Außerdem versuchte er durch die Errichtung von vielen ?reprasentativen Funktionsbauten“ fur Feiern und Spiele, das Volk von seiner Herrschaft zu uberzeugen. Das belegen unter anderem die Errichtung des monumentalen Stadions auf dem Marsfeld , das Odeon oder die Naumachie . [13]

Verhaltnis zum Senat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Buste Domitians

Den Senat brachte Domitian nicht lange nach seinem Herrschaftsantritt gegen sich auf, weil er ihn kaum noch zu Rate zog und sich angeblich von seinem Umfeld als dominus et deus (?Herr und Gott“) anreden ließ. [14] Nicht anders als seine Vorganger auch, richtete Domitian ein consilium principis ein, eine Art informellen Kronrat. [15] Allerdings nahmen an diesem Rat auch Ritter teil, was den Senat teils bruskierte, insbesondere dann, wenn der Kaiser von den besten Mannern aus beiden Standen sprach, die sich um ihn versammelt hatten. Daruber hinaus gerieten die wenigen Treffen des consilium in der Villa des Princeps in den Albaner Bergen ? und nicht in Rom ? in den Ruf der Heimlichtuerei und der bewussten Abgrenzung. [16] Wie vermutlich unter Tiberius auch, setzte Domitian einen ehemaligen Quastor ein, der sich um die Belange des Senats kummern und diesen betreuen sollte. [17]

Ahnlich wie vor ihm Caligula und nach ihm Commodus brach Domitian damit die Spielregeln des Prinzipats , denen zufolge der Kaiser zwar faktisch alle Macht in Handen hielt, nach außen aber die Rolle von Volk und Senat in Ehren zu halten hatte. Domitian scheint diese seit Augustus ubliche Fassade zumindest in der zweiten Halfte seiner Regierung immer weniger gepflegt zu haben und bruskierte durch die Offenlegung der tatsachlichen Machtverhaltnisse den Senat immer mehr. 85 ubernahm er schließlich noch das Amt des Zensors auf Lebenszeit [18] und damit das Recht, Senatoren zu ernennen und zu entlassen. Als einziger Kaiser fuhrte Domitian offiziell den Titel eines censor perpetuus . Allerdings nahm Domitian fur sich nicht in Anspruch, selbst ein Gott zu sein, und er forderte fur sich selbst keine gottliche Verehrung, vielmehr sah er sich unter gottlichem Schutz stehend.

Domitians autokratische Herrschaft fuhrte zum Widerstand senatorischer Kreise sowie einiger Philosophen, die gegen den Prinzipat Stellung bezogen. Die Feindseligkeit dieser Kreise, die in den Plinius-Briefen bezeugt ist, [19] trug entscheidend dazu bei, das Bild Domitians nach seinem Tod zu verdunkeln. Heute gehen daher die meisten Althistoriker davon aus, der Kaiser sei in der Innen- und Außenpolitik weitaus erfolgreicher gewesen, als es die Quellen suggerieren. Die Forschung sieht Domitians Umgang mit dem Senat differenzierter. Er wahlte Amtsinhaber, insbesondere militarische, nach ihrer Fahigkeit aus und nicht nach ihrer Ahnenliste. Dies wirkte sich unmittelbar auf die Aufstiegsmoglichkeiten der senatorischen Elite aus. Domitian entschied sich auch fur Kommandanten aus dem Ritterstand, wie zum Beispiel Iulius Ursus oder Cornelius Fuscus , wahrend er patrizische Legaten abberief oder nicht wie erwartet beforderte. Dennoch suchte der Princeps die Unterstutzung des Senats und hinderte fahige Senatoren nicht an ihrer Karriere. [20]

Als die Chatten im Winter 88/89 n. Chr. den obergermanischen Statthalter Lucius Antonius Saturninus gegen Domitian unterstutzen wollten, [21] reagierte Domitian nach Niederschlagung der Revolte auf dieses Angebot mit einem Kriegszug gegen sie. Es ist bezeichnend, dass die Revolte sehr rasch zusammenbrach, was dafur spricht, dass der Kaiser auch weiterhin die Unterstutzung der Armee und ihrer Kommandeure besaß. Mehrere Senatoren ließ Domitian hinrichten, andere schickte er in die Verbannung und beschlagnahmte ihr Eigentum. In den meisten Fallen war die Begrundung fur die Maßnahmen entweder Anstiftung zum Umsturz oder Beleidigung des Herrschers und des Herrscherhauses. Die durchweg summarische Beschreibung des ?Terrors“ von Domitian gerade bei Sueton [22] deutet auf eine Vielzahl von Ermordungen und Exilierungen hin, allerdings werden nur 14 Senatoren namentlich genannt. Fur Claudius hingegen sind 35 Hinrichtungen von Senatoren und uber 300 von Rittern uberliefert. [23]

Wie die meisten romischen Kaiser forderte Domitian Kunst und Kunstler und war unter anderem Mazen der Dichter Statius und Martial . Auffallend haufig wurde die Minerva auf den Ruckseiten seiner Munzen abgebildet.

Aktivitaten in Germanien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ein Aureus Domitians mit dem Beinamen Germanicus; auf der Ruckseite die besiegte, trauernde Germania

Unter Domitian begann die Phase einer erneuten romischen Expansion rechts des Rheins im Bereich der obergermanischen Heeresgruppe. Als ein Krieg in Germanien unausweichlich schien, entschied der Kaiser nach einer Ratssitzung, [24] unter dem Vorwand eines Zensus in Gallien im Jahre 83 uber den Rhein zu marschieren. [25] Vermutlich im Fruhjahr 83 begann der Krieg gegen die Chatten, [26] dessen Ziel die Schwachung der Chatten als des letzten großeren Unruheherds in Rheinnahe war. Domitian stieß tief bis in das chattische Kernland vor, [27] also weit ins heutige Hessen . [28] Im Herbst wurde der Kriegszug in Germanien gegen die Chatten zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Dabei gelang die Unterwerfung des Gebiets zwischen Taunus , Lahn und Main ( Wetterau ). Domitian begann schließlich mit der Errichtung des Limes , des romischen Grenzwalles zwischen Rhein und Donau. Außerdem nahm Domitian zwischen Juni und August 83 den Siegerbeinamen Germanicus an. [29] Dies war nach Vitellius [30] das zweite Mal, dass ein Prinzeps diesen nicht vererbt bekommen hatte, sondern durch eigene militarische Leistungen fur sich beanspruchte. Am Ende des Jahres 83 feierte er den Triumph in Rom und bekam weitere Ehrungen durch den Senat verliehen. [31] Hierzu zahlen vor allem, vor dem Senat im Triumphgewand erscheinen zu durfen und von 24 Liktoren begleitet zu werden. Außerdem wurde der Oktober in Domitianus umbenannt.

Nach einem erneuten Chattenkrieg im Jahre 85 gelang es Domitian, den Erfolg im Chattenland durch die Einrichtung der Taunuskastelle und Dislozierung von Truppen zu festigen; [32] die Bereiche des ober- und niedergermanischen Heeres wurden in zwei ordentliche Provinzen umgewandelt. Der Chattenkrieg stellte fur langere Zeit die letzte große militarische Machtdemonstration im rechtsrheinischen Germanien dar. Manches spricht dafur, dass die Domitian feindlich gesinnte Uberlieferung den Erfolg dieser Operationen kleinredet; tatsachlich blieb die Grenze zum freien Germanien in der Folgezeit fast 100 Jahre lang weitgehend friedlich. Es gibt keine Anzeichen dafur, dass Domitian seine Ziele in diesem Raum nicht erreicht hat. [33]

Domitian erklarte so das seit Augustus ungeloste Germanienproblem durch die offizielle Grundung der beiden Provinzen Germania superior (?Obergermanien“) und Germania inferior (?Niedergermanien“) fur beendet. Noch im Jahre 82 war in offiziellen Dokumenten nur von der Germania die Rede gewesen. Kurz darauf tauchen die ersten Inschriften auf, die von duae Germaniae sprechen. Tilmann Bechert nimmt daher an, dass Germania inferior etwa in den Jahren 83/84 seine lex provinciae erhalten hat, die alle Fragen der Gerichtsbarkeit, Steuergesetzgebung und Verwaltung in der Provinz gesetzlich und endgultig regelte. [34] Anhand von Militardiplomen scheint die offizielle Einrichtung der beiden Provinzen hingegen auf die Zeit zwischen 82 und 90 datierbar zu sein. [35] Die exakte Amtsbezeichnung des niedergermanischen Statthalters lautete jetzt: legatus Augusti pro praetore Germaniae inferioris (vorher: legatus Augusti pro praetore exercitus Germanici inferioris ).

Seit dem Ende der 80er Jahre wurden aus den Legaten der germanischen Heere konsularische Statthalter der beiden schmalen Grenzprovinzen Ober- und Niedergermanien. Im Rang und in ihrer Laufbahn standen sie etwa zwischen den Statthaltern der beiden moesischen und denen der großen, mit drei Legionen besetzten Provinzen wie Britannien, wohin der militarische und politische Aufstieg die Statthalter der germanischen Provinzen haufig fuhrte. Zensus und Finanzverwaltung und damit das gesamte Steuerwesen unterstanden weiterhin dem Prokurator von Gallien (Sitz: Augusta Treverorum ). [36] Die Hauptstadte der beiden Provinzen und Sitze der Statthalter blieben in Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Koln) und Mogontiacum (Mainz), wo sich das Oberkommando der beiden Heere befunden hatte.

Domitian und seine Berater hatten schnell erkannt, dass der Wert der vertraglichen Beziehungen zu den germanischen Stammeseliten bei ausreichender Starke der romischen Grenztruppen nicht hoch einzustufen war. Ein aktives Eingreifen in innergermanische Konflikte im Sinne einer Schutzmacht stand nie zur Diskussion. Als die Cherusker ein Jahr nach dem Chattenkrieg Domitians von diesen bedrangt Rom um Hilfe baten, erhielten sie keine militarische, sondern finanzielle Unterstutzung. [37] Danach fanden nahezu keine erkennbaren diplomatischen Aktivitaten jenseits des Limes statt.

In der außen- und militarpolitischen Praxis konnte Tiberius ein Vorbild fur Domitian gewesen sein. Dieser setzte die Politik, die ihm in Senatskreisen großte Vorwurfe einbrachte, fort: Er fuhrte nur dann Kriege, wenn sie unumganglich waren, und verstarkte ansonsten die Grenzsicherung. Domitian wollte, wie sein Vater und sein Bruder, militarische Erfolge vorweisen. [38]

Daker- und Pannonische Kriege [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Feldzuge gegen die Chatten brachten reiche Beute ein und fuhrten zu kleineren Gebietsgewinnen fur die Romer; sie mussten abgebrochen werden, da die Legionen an der Donau benotigt wurden. Mitte 85 [39] drangen starke dakische Kriegerverbande des Stammesfursten Diurpaneus [40] von Nordosten in die romische Provinz Moesien ein und trafen die Romer vollig unvorbereitet. Der Statthalter Gaius Oppius Sabinus fiel wahrend der gescheiterten Abwehrkampfe, die Daker plunderten und brandschatzten viele Siedlungen und Kastelle. Der Kaiser ordnete eine Verlegung von Legionen aus allen Teilen des Reiches an und begab sich selbst mit seinen Pratorianern unter dem Befehl von Cornelius Fuscus an die moesische Front. Auf dem Marsch von Rom aus verstarkte Domitian seine Truppen aus Pannonien und Dalmatien. Das Oberkommando fuhrte der Kaiser, den Oberbefehl erhielt Fuscus, ihm beigeordnet waren die Legaten Marcus Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus und Lucius Funisulanus Vettonianus . Mit zwei erfolgreichen Expeditionen konnte Diurpaneus uber die Donau zuruckgetrieben werden, Domitian erhielt drei imperatorische Akklamationen und kehrte nach Rom zuruck, wo er seinen ersten Dakertriumph feierte. [41]

Fuscus blieb als Oberbefehlshaber in Moesien, reorganisierte die Provinz und das Heer und bereitete den Rachefeldzug gegen die Daker vor. Mitte 86 uberschritt er die Donau, stellte Diurpaneus und verlor in der ersten Schlacht, die ihn das Leben kostete, fast die gesamte Expeditionsarmee. [42] Diese zweite Niederlage innerhalb kurzer Zeit hatte Domitian neben dem außenpolitischen Schaden auch innenpolitisch in Bedrangnis bringen konnen, sodass er erneut nach Moesien aufbrach und Truppen verlegte. Eine Konsequenz der Verlegung war die Aufgabe und Schleifung des schottischen Legionslagers Inchtuthil und damit die Beschrankung des romischen Gebietes auf die Gebiete sudlich des Forth-Clyde-Kanals. [43] Bis Ende 86 schlug Cornelius Nigrinus als neuer Oberbefehlshaber mindestens zwei erfolgreiche Schlachten gegen die Daker und in erster Linie Diurpaneus. Im Spatherbst 86 kehrte Domitian nach Rom zuruck und verzichtete auf einen Triumph. [44]

Nach dem Ausfall von Diurpaneus wurde Decebalus zum Fuhrer der dakischen Stamme. [45] Bisher hatte er sich neutral verhalten und dem Kaiser bei beiden Aufenthalten in Moesien seine Neutralitat versichert und vermutlich ein Bundnis angeboten. Nun verband er sich mit den in der Walachei sitzenden sarmatischen Panzerreitern der Roxolanen . Domitian reagierte mit Truppenverlegungen und Reorganisation. Die schon im Herbst 86 durchgefuhrte Trennung der romischen Provinz in Moesia superior (Obermosien) und Moesia inferior (Niedermosien) zeugt davon, dass der Kaiser eine systematische Befriedung der Daker plante, die er nun umsetzte. Wahrend Cornelius Nigrinus in Moesia Inferior die Ordnung hielt und die romische Position ausbaute, griff Lucius Tettius Iulianus von Moesia superior aus im Jahr 88 Sarmizegetusa , das dakische Machtzentrum in den Westkarpaten , an. Nach Verlusten mussten die Romer sich zuruckziehen und uberwinterten in Obermoesien. [46] Nach der Schlacht von Tapae , die fur Decebalus mit einer Niederlage endete, bot dieser Domitian einen Friedensschluss an, den der Kaiser aber ablehnte. Stattdessen sollten die Legionen von Mainz und Britannien aus verstarkt werden, was sich aufgrund des Saturninusaufstandes verzogerte. Im Sommer 89 startete die zweite Strafexpedition gegen Decebalus und Sarmizegetusa, die sich zuerst gegen die Markomannen richtete, deren Bundnisangebot Domitian abgelehnt hatte. Der Widerstand war jedoch so groß, dass die Romer sich uber die Donau zuruckziehen mussten. Als Folge des Angriffs und der romischen Niederlage traten die Quaden und Jazygen in den Krieg ein und bildeten eine bedrohliche pannonische Allianz gegen die Romer. Der Kaiser anderte nach Beratungen seine Strategie: Er nahm Friedensverhandlungen mit Decebalus auf. Der Dakerkonig unterwarf sich Rom, Domitian selbst reiste in das dakische Hinterland, wo der Bruder des Konigs, Diegis, zum romischen Klientelfursten gekront wurde. [47] Decebalus erhielt zivile und militarische Unterstutzung sowie Subsidienzahlungen, die wirtschaftlichen Beziehungen prosperierten in der Folgezeit. Die nicht unublichen Zahlungen an die Daker waren einer der Grunde fur den Feldzug Trajans gegen die Daker. [48] Domitian erhielt drei imperatorische Akklamationen und feierte bei seiner Ruckkehr im Herbst 89 einen Triumph.

Im Jahr 92 war Domitian erneut an der ostlichen Donaufront, um die Einfalle der sarmatischen Jazygen niederzuschlagen, die zuvor bei Brigetio eine Legion ? moglicherweise die Legio XXI Rapax ? vernichtet hatten. [49] Dieser Sarmatenkrieg wurde anschließend von dem Dichter Arruntius Stella verherrlicht.

Britannien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In Britannien gelang es Domitian mit Hilfe des Statthalters Gnaeus Iulius Agricola , dem Schwiegervater des Geschichtsschreibers Tacitus , den romischen Machtbereich bis zur Grenze des schottischen Hochlandes zu erweitern. Im Jahr 83 oder 84 uberschritt Agricola auf Anweisung des Kaisers den Firth of Clyde , um die schottischen Gebiete endgultig zu befrieden. [50] Die Gegenwehr der Kaledonen unter ihrem Fuhrer Calgacus war massiv, sodass Agricola sieben Feldzuge fuhren musste. Die letzte Schlacht fand am mons Graupius statt, die Kaledonen flohen und Rom stand der Weg nach Norden offen. [51] Ein romischer Flottenverband umsegelte Schottland und nahm die Unterwerfung der Orkneyinseln entgegen.

Kurz nach den Erfolgen in Britannien ließ Domitian die Truppen verlegen. Agricolas erzwungenen Abzug und die damit verbundene Aufgabe Schottlands und Konsolidierung des romischen Machtbereichs begrundet Tacitus mit dem Neid und schlechten Wesen Domitians. [52] Tatsachlich hatte der Kaiser aufgrund der Lage in Pannonien gute Grunde, diese Front stillzulegen und die Legionen zu verlegen, [53] er ließ Agricola vom Senat mit Triumphinsignien und einer Statue ehren. Bis 86 wurde das gerade erst aufgebaute Legionslager Inchtuthil wieder geschleift, die Truppen zogen sich in die Nahe des spateren Hadrianswalls zuruck. Agricolas Nachfolger als Legat in Britannien wurde Sallustius Lucullus, den Domitian vermutlich 96 hinrichten ließ. [54] Der Ruckzug sicherte die schottische Front und sorgte fur Ruhe im Norden; unter Trajan wurde die Grenzlinie noch weiter nach Suden gelegt.

Tod und Reaktionen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im September 96 hatte Domitian einen Astrologen namens Ascletario , der Prognosen uber den Tod des Kaisers verbreitet hatte, vor Gericht stellen lassen und zum Tode verurteilt. Um zu zeigen, dass hinter den Prognosen nichts steckt, fragte er den Ascletario, wie seiner Erkenntnis nach seine Todesart sein werde. Der antwortete, er werde bald von Hunden zerrissen werden, worauf der Kaiser Sorge trug, den Leichnam des Hingerichteten verbrennen zu lassen. Doch ein Sturm loschte den Scheiterhaufen und der halbverbrannte Leichnam wurde von Hunden zerrissen. Als Domitian davon erfuhr, war er außerst besturzt. Kurz darauf kam es zu einem Anschlag auf sein Leben. [55] [56]

Die Ermordung Domitians geschah aus dem inneren Kreis am Hof und aus personlichen Motiven heraus. Als Grunde fur den Mord werden, neben dem tyrannischen und angespannten Verhalten, [57] das zunehmende Misstrauen Domitians genannt, [58] das in der Ermordung des Sekretars Epaphrodites mundete und bei den Palastarbeitern Domitians starke Unsicherheiten erzeugte. [59] Unter anderem wird angefuhrt, dass er seinen Cousin Titus Flavius Sabinus , den Mann seiner Nichte Iulia , der Tochter des Titus, aus ebenso marginalen Grunden hinrichten ließ wie seinen Vetter Clemens , den Vater der designierten Thronerben Vespasian und Domitian des Jungeren. [60] Das auslosende Moment fur die Verschworer soll die Ermordung von Epaphroditos gewesen sein, [61] die die engsten Mitarbeiter Domitians auch um ihr Leben furchten ließ.

Domitian wurde schließlich am 18. September 96 in seinem Palast in Rom ?hinterlistig ermordet“. [62] Umstritten ist, wer genau zur Gruppe dazugehorte und wer eingeweiht war. Fest steht, dass Stephanus , der Prokurator von Domitians Nichte Domitilla, sowie Maximus, ein Freigelassener von Domitians Kammerdiener Parthenios , die Tat ausfuhrten; Stephanus drohte eine Anklage wegen Unterschlagung. [63] Die weitere Besetzung differiert, es sollen rangniedrige Soldaten, weitere Freigelassene und Kammerdiener sowie Gladiatoren beteiligt gewesen sein. [64] Ob Domitians Frau Domitia Longina treibende Kraft war, ob Nerva zumindest Kenntnis hatte und ob die Pratorianerprafekten die Verschworung billigten, lasst sich nicht sagen. [65] Stephanus hatte bereits einige Tage zuvor einen Arm verbunden und eine Verletzung vorgetauscht, um in den Binden einen Dolch verstecken zu konnen. Der Kaiser starb unter starker Gegenwehr, die Tater wurden noch vor Ort von den Wachen getotet. [66]

Domitians vollstandige Titulatur zum Zeitpunkt seines Todes lautete Imperator Caesar divi Vespasiani filius Domitianus Augustus Germanicus, Pontifex maximus, Tribuniciae potestatis XVI, Imperator XXIII, Consul XVII, Censor perpetuus, Pater patriae . Sein Nachfolger wurde der langjahrige Senator Nerva. Er war als Ubergangskandidat zum einen aus dem flavischen Kreis und so fur die Pratorianer und besonders den Senat tragbar, zum anderen war von ihm als kinderlosem, alteren Mann keine lange Regierungszeit zu erwarten. [67] Seine Position war jedoch gefahrdet, da Domitian bei Armee und Volk sehr beliebt gewesen war. [68]

Sueton beschreibt die Freude der Senatoren uber Domitians Tod. Sie sollen sogar den Leichnam Domitians beschimpft und seine Ehrenbilder und Symbole zerstort haben. [69] Dennoch basiert die Ermordung Domitians wahrscheinlich nicht ausschließlich auf politischen Motiven. Vielmehr wird ein Palastkomplott, der aus den personlichen Angsten der Palastarbeiter heraus entstand, vermutet. [70]

Wahrend das Volk mit Gleichgultigkeit reagiert haben soll, zeigten sich die Soldaten emotional und versuchten Domitian offentlich als den ?Gottlichen“ zu verehren. [71] Doch der Senat billigte die Tat, das Andenken Domitians fiel der damnatio memoriae anheim. [72] [73] Domitian blieben die ublichen Ehrungen nach seinem Tod versagt, seine Asche musste sogar von seiner Amme heimlich in den flavischen Tempel gebracht werden. Es fand lediglich eine Leichenfeier auf ihrem Anwesen statt. [74] Die Dynastie der Flavier endete mit ihm.

Ein anderer Wahrsager soll mehr Gluck gehabt haben als der oben erwahnte Astrologe Ascletario. Ein gewisser Larginus Proculus hatte in der Provinz Germanien den Tag des Todes Domitians verkundet und war nach Rom geschickt und dort zum Tod verurteilt worden. Seine Hinrichtung wurde jedoch aufgeschoben, bis der vorhergesagte Tag vergangen sein wurde. Der Tod Domitians rettete ihn und er wurde von Nerva mit 400.000 Sesterzen beschenkt. [56]

Domitianbild [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Antike Autoren [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu den relevantesten antiken Autoren der fruhen romischen Kaiserzeit gehoren Sueton und Tacitus . Sueton schrieb seine Kaiserviten allgemein aus der Perspektive der romischen Nobilitat und steht dem dynastischen Kaisertum entsprechend negativ gegenuber. [75] Dies ist auch im Falle Domitians ersichtlich. Auf der einen Seite schildert Sueton mehrere militarische Erfolge Domitians, negativiert diese aber, indem er ihm Sittenverfall oder Gluck als Grund fur seinen Erfolg unterstellt.

Zu Beginn der Herrschaft zahlt Sueton noch positive Charaktereigenschaften Domitians auf, darunter Uneigennutzigkeit, Milde und umsichtige Rechtsprechungen. [76] Dieses verandert sich allerdings im Laufe seiner Herrschaft. Die Beschreibungen aufwendiger Spiele, exzentrischen Auftretens [77] und haufiger Sittenbruche zeichnen ein Bild, das an die typischen Tyrannenbilder von Nero und Caligula erinnert. [78] Sueton fuhrt das tyrannische Verhalten auf charakterliche Schlechtheit zuruck, die Domitian in Kombination mit Furcht und angeblichem Mangel gierig und grausam gemacht haben sollen. [79] Die Grundlagen fur diese Entwicklung wurden nach Suetons Meinung in der Kindheit des letzten flavischen Herrschers gelegt. Es wird ein Aufwachsen in ?entehrender Armut“ und inzestuoses Verhalten unter Anleitung romischer Amtstrager beschrieben. [80]

Das Verhalten Domitians wahrend der Herrschaftszeiten Vespasians und Titus ‘ ist maßgeblich von Willkur und Bosheit gezeichnet. Er soll im Schatten seines Bruders oft versucht haben, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, um die gleiche Anerkennung wie sein beliebter Bruder zu erhalten. [81] Neben seiner Charakterisierung als Tyrann wird Domitian auch fur seine Auswahl von Mitstreitern und politischen Akteuren kritisiert, die nicht den typischen senatorischen Vorstellungen entsprach. Insgesamt fallt das Domitianbild Suetons ? trotz der militarischen und politischen Erfolge ? aufgrund des unsittlichen Auftretens und der gewaltsamen Umgangsformen negativ aus.

Tacitus schrieb in seinen Historien in 12 oder 14 Buchern in erzahlerisch ausgearbeiteter Form uber die politischen und militarischen Geschehnisse in- und außerhalb Roms. Die Schrift erstreckt sich lediglich bis zum Jahre 70 n. Chr., also 11 Jahre vor Domitians Herrschaftsantritt. Bei den wenigen erhaltenen Schriften, die Tacitus uber Domitian schrieb, muss beachtet werden, dass Tacitus sich zwar nach eigener Aussage ein Objektivitatsgebot auflegt, [82] aber dennoch maßgeblich von den Bedingungen seiner Schaffenszeit beeinflusst worden ist. So sieht er sich zum einen von der flavischen Dynastie gefordert [83] und zum anderen als Anhanger des ?gottlichen Nerva“ und Trajans . [84] Außerdem stellt die mogliche Feindschaft zwischen seinem Stiefvater Agricola und Domitian ein Problem fur das anfangliche Objektivitatsgebot dar. [85] Anhand der wenigen Aussagen Tacitus‘ lasst sich ein ahnlich schlechtes Domitianbild vermuten. Tacitus beschreibt Domitian unter anderem als anspruchslosen Redner, [86] ungestumen und hemmungslosen Feldherrn und ?Brausekopf“. [87] Außerdem spricht er Domitian und seinen eigens gewahlten Beratern und Mitstreitern allgemeines Misstrauen aus. [88] Des Weiteren unterstellt er Domitian, dass sich dieser den ?Hurereien und Ehebruchen“ widme, anstatt Interesse fur die staatlichen Geschafte aufzubringen. [89]

Plinius minor belegt Domitian mit ahnlichen Eigenschaften wie Sueton und Tacitus. Er schreibt primar zum Zweck der Verherrlichung Trajans und nutzt dabei Domitian als Negativbeispiel. In seinem Panegyricus dichtet Plinius Verdienste Domitians Trajan zu. [90] Im vierten Buch seiner Satiren stellt Iuvenal die Parodie einer Sitzung von Domitians consilium dar. Dabei gilt die Parodie sowohl Domitian selbst als auch seinen Mitstreitern und Beratern. Ihnen wird politisches Desinteresse und Unfahigkeit vorgeworfen und sie werden als elitar und verwohnt dargestellt. [91]

Das Domitianbild Cassius Dios ahnelt der drastisch negativen Darstellung Neros und Caligulas, indem es sich auf die Personlichkeiten und Lebenslaufe fokussiert, um so ein Bild eines Tyrannen zu zeichnen. [92]

Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mittelalter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die mittelalterliche Rezeption Domitians baute zu großen Teilen auf dem Verstandnis der antiken Autoren auf. [93] Tertullian nannte ihn einen ?halben Nero“ [94] und stellte so einen gedanklichen Zusammenhang zwischen dem Namen Domitians und der Christenverfolgung her. Dadurch wurde Domitian in der christlichen Scholastik zu einem weitestgehend verhassten Symbol. Laktanz beschreibt einen Verstoß gegen Gottes Willen als Grund fur Domitians Fall. Bemerkenswert an seinem Domitianbild, welches insgesamt negativ ausfallt, ist auch das Anerkennen einer stabilen Herrschaft. [95] Die mittelalterliche christliche Scholastik zeichnet demnach ein insgesamt drastisches Bild von Domitian als Christenverfolger und Tyrann. Dieses basiert allerdings nicht auf dem modernen geschichtswissenschaftlichen Verstandnis, weil unter Domitian keine systematische Christenverfolgung stattfand, sondern lediglich von der Zuruckdrangung von Christen als Nebeneffekt der Durchsetzung von Domitians Herrschaftsanspruchen geredet wird. [96]

Moderne [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die moderne Domitianforschung wird in ihren Anfangen maßgeblich von Stephane Gsell und seinem 1894 veroffentlichten Essai sur le regne de l’empereur Domitien gepragt, wobei er ohne Kommentierung oder historische Einordnung die Aussagen und Charakterisierungen Suetons und Tacitus wiedergibt. [97] Er schreibt ihm einen von Natur aus schlechten [98] sowie einen hochmutigen, eifersuchtigen und menschenfeindlichen Charakter zu. [99] Die Auffassungen Gsells blieben fur eine lange Zeit die Grundlage fur die moderne Domitianforschung.

Alfred von Domaszewski fallt 1909 ein ebenfalls lediglich charakterbezogenes Urteil zu Domitian; er nennt ihn einen Tyrannen und setzt ihn in eine Reihe mit dem unbeliebten Tiberius . [100] Alfred Heuß kommt 1964 in einer knappen und differenzierteren Beurteilung Domitians ohne den Tyrannenbegriff aus und spricht ihm neben Tatkraftigkeit und Ehrgeiz allgemeines politisches Geschick zu. Durch die eigene gottliche Selbstdarstellung und seine Nahe zum Hellenistischen habe er sich in eine assoziative Nahe zu Nero und Caligula begeben. [101] Rainald Goetz beklagt 1978 den unzulanglichen Forschungsstand zu Domitian und forderte eine Domitianforschung, die nicht auf Gsells Aussagen aufbaut. [102]

In der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts erfolgen viele psychologische Interpretationen Domitians unter anderem durch Hermann Bengtson , [103] Pat Southern [104] und Christian Witschel . [105] Bei diesen Ansatzen wird oftmals die von Sueton dargestellte, mittlerweile aber umstrittene, tragische Kindheit Domitians als Ausgangspunkt fur eine psychologische Analyse genutzt, die oftmals zu einer Einschatzung als psychisch gestort fuhren. Diese Ansatze werden teilweise als zu spekulativ kritisiert und folgen der von Sueton gesetzten Tradition den Fokus auf den Charakter des Herrschers zu legen, gegenuber seinen politischen und militarischen Fahigkeiten. [106]

Des Weiteren existieren wissenschaftliche Behandlungen Domitians, die sich eines eindeutigen Urteils enthalten, wie durch Christiana Urner, die 1993 eine kritische Prufung der Quellen zu Domitian fordert. [107] Die Revision sowie Ausdifferenzierung des Domitianbildes wird 1992 maßgeblich durch Brian W. Jones angestoßen und beeinflusst. Er spricht Domitian enorme herrschaftliche Fertigkeit und Fahigkeiten zu und mutmaßt, er habe sich durch verfehlte Kommunikation mit der romischen Nobilitat ein Bein gestellt, [108] etwa durch die von Sueton beschriebenen Sittenverstoße, Exzentrik und Umgebung mit eigenen Vertrauten. Die Forschung betont mittlerweile oftmals Domitians kriegerische Erfolge und vermutete politische Kompetenzen. [109]

Quellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sekundarliteratur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uberblickswerke

Darstellungen

  • Sophia Bonisch-Meyer, Lisa S. Cordes, Verena Schulz, Anne Wolsfeld, Martin Ziegert (Hrsg.): Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherreprasentation im Vergleich (= Classica Monacensia. Band 46). Narr Francke Attempto, Tubingen 2014, ISBN 978-3-8233-6813-7 .
  • Lisa Cordes : Kaiser und Tyrann. Die Kodierung und Umkodierung der Herrscherreprasentation Neros und Domitians (= Philologus. Supplemente. Band 8). De Gruyter, Berlin/Boston 2017, ISBN 978-3-11-054318-6 .
  • Jens Gering: Domitian, dominus et deus? Herrschafts- und Machtstrukturen im Romischen Reich zur Zeit des letzten Flaviers. Marie Leidorf, Rahden 2012, ISBN 978-3-89646-736-2 (zugleich Dissertation, Universitat Osnabruck 2011; Rezension ).
  • Rainald Goetz : Freunde und Feinde des Kaisers Domitian. Eine prosopographische Untersuchung. Dissertation, Universitat Munchen 1978.
  • Stephane Gsell: Essai sur le regne de l’empereur Domitien. Paris 1894.
  • Brian W. Jones: The Emperor Domitian. Routledge, London u. a. 1992, ISBN 0-415-04229-1 .
  • Brian W. Jones: Domitian and the senatorial order. A prosopographical study of Domitian’s relationship with the Senate, A. D. 81?96. American Philosophical Society, Philadelphia 1979, ISBN 0-87169-132-9 .
  • Jens Leberl: Domitian und die Dichter. Poesie als Medium der Herrschaftsdarstellung. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2004, ISBN 3-525-25253-6 (zugleich Dissertation, Universitat Freiburg 2002; Digitalisat ).
  • Pat Southern : Domitian. Tragic tyrant. Routledge, London 1997, ISBN 0-415-16525-3 .
  • Karl Strobel : Die Donaukriege Domitians. Habelt, Bonn 1989, ISBN 3-7749-2368-X .
  • Christiana Urner: Kaiser Domitian im Urteil antiker literarischer Quellen und moderner Forschung. Dissertation, Universitat Augsburg 1994.
  • Anne Wolsfeld: Die Bildnisreprasentation des Titus und des Domitian (= Tubinger Archaologische Forschungen. Band 32). Verlag Marie Leidorf, Rahden (Westfalen) 2021, ISBN 978-3-89646-863-5 .

Literarische Verarbeitungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Domitianus  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Sueton, Domitian 1,1 .
  2. Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 1?4.
  3. Sueton, Domitian 1,2?2,1 ; Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 14 f.
  4. Sueton, Domitian 2,3 ; vgl. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, S. 54 f.
  5. Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 20 f.
  6. Sven Gunther : Zwischen gens Flavia und gens Iulia. Domitians Herrschaftsubernahme und Kaiserkonzeption . In: Hartwin Brandt , Katrin Kohler und Ulrike Siewert (Hrsg.): Genealogisches Bewusstsein als Legitimation. Inter- und intragenerationelle Auseinandersetzungen sowie die Bedeutung von Verwandtschaft bei Amtswechseln . Bamberg 2009, S. 98?101.
  7. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, 60.
  8. Ubersetzung nach C. Suetonius Tranquillus: Die Kaiserviten / De vita Caesarum ? Beruhmte Manner / De viris illustribus. Herausgegeben und ubersetzt von Hans Martinet. 3. Auflage. Artemis & Winkler, Dusseldorf 2006, S. 913, zur Stelle: Sueton, Domitian 13,3 .
  9. Werner Eck : Domitianus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8 , Sp. 746?750.
  10. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, S. 67.
  11. Werner Eck : Domitianus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8 , Sp. 746?750.
  12. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, S. 61.
  13. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, S. 67.
  14. Sueton, Domitian 13, 1 . Statius hingegen betont in den Silvae 1, 6, 84 , dass Domitian sich die Anrede dominus verbeten habe. Im Weiteren gibt es kein offizielles Dokument mit dieser Titulatur.
  15. Juvenal schildert im 4. Buch seiner Satiren eine Sitzung des Rates.
  16. Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 28 und 178 f.
  17. Zum ab actis sentus siehe: Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 23 mit Quellenstellen und Referenzen.
  18. Cassius Dio 67,4 .
  19. Plinius : Briefe 1, 12 .
  20. Brian W. Jones: Domitian and the senatorial order. A prosopographical study of Domitian’s relationship with the Senate, A. D. 81?96 . Philadelphia 1979, S. 83?87. Vgl. auch Werner Eck: Senatoren von Vespasian bis Hadrian . Munchen 1970, S. 55?75.
  21. Sueton, Domitian 6, 2.
  22. Sueton, Domitian 10, 2?4 .
  23. Seneca , Apocolocyntosis 14, 1 .
  24. Juvenal 4,144-146 .
  25. Frontinus , Strategemata 1,1,8 .
  26. Zur Datierung vgl. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 128 f.
  27. Frontinus, Strategemata 1,3,10 .
  28. So Reinhard Wolters: ?Tam diu Germania vincitur“: Romische Germanensiege und Germanensieg-Propaganda bis zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Bochum 1989, S. 57.
  29. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 129.
  30. Sueton, Vitellius 8
  31. Sueton, Domitian 6,1 .
  32. Zur Frage der Truppenverschiebung und ihres Umfangs siehe Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 130 f.
  33. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 131.
  34. Tilmann Bechert: Germania inferior. Eine Provinz an der Nordgrenze des Romischen Reiches . Mainz 2007,
  35. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 149.
  36. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 149.
  37. Cassius Dio 67,5 .
  38. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 131.
  39. Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians , S. 42. Der Dakereinfall wird auch auf das Fruhjahr 85 oder den Winter 85/85 datiert, die aktuelle Forschung neigt zum Sommer 85.
  40. Titulatur und Stellung des Diurpaneus sind unklar. Bei Orosius , Historiae adversum paganos 7, 10 wird er als Konig bezeichnet, bei Jordanes , Getica 13, 76 als Fuhrer des Goten. Vgl. auch Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians . Bonn 1989, S. 39 f.
  41. Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians . Bonn 1989, S. 48 f.
  42. Jordanes, Getica , 13, 78.
  43. Tacitus , Historiae 1, 2.
  44. Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians . Bonn 1989, S. 58?62.
  45. Nach Cassius Dio, 67,6 war Decebalus von Anfang an der Fuhrer der Daker und Gegner der Romer. Jordanes und Orosius hingegen nennen zuerst Diurpaneus und dann Decebalus. Zur Erklarung siehe Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians . Bonn 1989, S. 64 f.
  46. Karl Christ: Geschichte der romischen Kaiserzeit. 3., durchges. und erw. Aufl., Munchen 1995, S. 272.
  47. Cassius Dio 67, 7.
  48. Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians . Bonn 1989, S. 88?91.
  49. Marcelo Tilman Schmitt: Die romische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr. Stuttgart 1997, S. 85; Marcus Reuter : Das letzte Lebenszeichen der 21. Legion. Zu einem seltenen Ziegelstempeltyp aus der Feldstraße in Trier. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier. Band 50, 2018, S. 45?50.
  50. Tacitus, Agricola 28 f. Tacitus dramatisiert sowohl den Widerstand der Schotten als auch die Lage der Romer, vgl. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, S. 94 f.
  51. Die Schlacht beschreibt ausfuhrlich Tacitus, Agricola 36?38. Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 132 f. meldet Zweifel am Erfolg der Eroberungen an, insbesondere an der Moglichkeit, ganz Schottland und Irland einzunehmen.
  52. Tacitus, Agricola , 39.
  53. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, S. 96; noch deutlicher: Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 133.
  54. Sueton, Domitian 10,3 . Wie lange Lucullus Statthalter war, ist unklar, Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 135, vermutet zwischen 86 und 95.
  55. Sueton : Domitian 15,3.
  56. a b Cassius Dio : Romische Geschichte LXVII, 16 (= Epitome Xiphilinos 225,4?226,10).
  57. Sueton, Domitian 13?14,1 .
  58. Sueton, Domitian 14, 1?3 .
  59. Sueton, Domitian 14, 4 .
  60. Sueton, Domitian 15, 1 .
  61. Hermann Bengtson, Die Flavier. Vespasian, Titus, Domitian. Geschichte eines romischen Kaiserhauses . Munchen 1979, S. 244; Karl Strobel: Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte . Regensburg 2010, S. 128.
  62. Sueton, Domitian 17,1 .
  63. Sueton, Domitian 17, 2
  64. Zu den Personen und Unterschieden in den Quellen siehe Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 193 f.
  65. Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 194.
  66. Sueton, Domitian 17, 1-2 .
  67. Brian W. Jones: The Emperor Domitian . London 1992, S. 194 f.
  68. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier . Darmstadt 2009, S. 78 f.
  69. Sueton, Domitian 23,1 .
  70. Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 31.
  71. Sueton, Domitian 23 .
  72. Prokopios, Historia Arcana 8,13 f.
  73. Sueton, Domitian 23,1 .
  74. Sueton, Domitian 17,3 .
  75. Dennis Pausch: Biographie nach den Regeln der Gattung? Suetons Kaiserviten. In: Wolfram Brandes, Alexander Demandt, Peter von Mollendorff, Dennis Pausch, Rene Pfeilschifter und Karla Pollmann (Hrsg.): Biographie und Bildungskultur. Personendarstellungen bei Plinius dem Jungeren, Gellius und Sueton. Berlin 2012, S. 275.
  76. Sueton, Domitian 8, 1 ; Sueton, Domitian 9, 1?9,2 .
  77. Sueton, Domitian 4 .
  78. Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 7.
  79. Sueton, Domitian 3,2 .
  80. Sueton, Domitian 11 .
  81. Sueton, Domitian 1,3 .
  82. Tacitus, Historiae 1,3-4.
  83. Tacitus, Historiae 1,3.
  84. Tacitus, Historiae 1,4.
  85. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 58.
  86. Tacitus, Historiae 4,40,1.
  87. Tacitus, Historiae 4,68,2-4.
  88. Tacitus, Historiae 4,68, 1-2.
  89. Tacitus, Historiae 4,2,2.
  90. Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 12.
  91. Iuv. Sat. 4,72.
  92. Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 15.
  93. Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 13.
  94. Tertullian, Apologeticum 5,4, zitiert nach Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 13.
  95. Lact. mort. Pers. 3, zitiert nach Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 14.
  96. Joachim Molthagen: Die Lage der Christen im romischen Reich nach dem 1. Petrusbrief. In: Historia 44, 1995, S. 422?458, hier: S. 426; Paul Keresztes: The Jews, the Christians, and Emperor Domitian. In: Vigiliae Christianae 27, 1973, S. 1?28, hier: S. 26?28.
  97. Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 16.
  98. Stephane Gsell: Essai sur le regne de l’empereur Domitien, Paris 1894, S. 60.
  99. Stephane Gsell: Essai sur le regne de l’empereur Domitien, Paris 1894, S. 42.
  100. Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 17.
  101. Alfred Heuss: Romische Geschichte. 2. verbesserte Auflage, Braunschweig 1964, S. 342.
  102. Rainald Goetz: Freunde und Feinde des Kaisers Domitian. Eine prosopographische Untersuchung. Munchen 1978, S. 8?10.
  103. Hermann Bengtson: Die Flavier: Vespasian, Titus, Domitian. Geschichte eines romischen Kaiserhauses. Munchen 1979.
  104. Southern, Pat: Domitian. Tragic Tyrant, London 1997.
  105. Christian Witschel: Domitian 81?96. In: Manfred Clauss, Manfred (Hrsg.): Die romischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian. Munchen 1997, S. 98?110.
  106. Zu Charakterisierung und Kritik der psychologisierenden Ansatze: Jochen O. Ley: Domitian. Auffassung und Ausubung der Herrscherrolle des letzten Flaviers. Berlin 2016, S. 17?20.
  107. Christiana Urner: Kaiser Domitian im Urteil antiker literarischer Quellen und moderner Forschung. Augsburg 1993.
  108. Brian W. Jones: The Emperor Domitian. London u. a. 1992, S. 192?198.
  109. Jens Gering: Domitian, dominus et deus? Osnabruck 2012, S. 347?352.
  110. Werner Eck : Hermann Bengtson: Die Flavier. Vespasian. Titus. Domitian. In: Gnomon . Band 53, 1981, S. 343?347.
Vorganger Amt Nachfolger
Titus Romischer Kaiser
81?96
Nerva