Die
Dolphin
war ein 24-Kanonen-Kriegsschiff
6. Ranges
der
britischen Marine
, das zwischen 1752 und 1777 in Dienst stand und als
Forschungsschiff
bei zwei Expeditionen in der Sudsee eingesetzt wurde.
Die spatere
Dolphin
wurde am 26. September
jul.
/
7. Oktober 1747
greg.
nach den Richtlinien des
1745 Establishment
[A 1]
bestellt. Das Schiff wurde unter der Bauaufsicht von Earlsman Sparrow auf einer Werft in
Rotherhithe
(
London
) am 3. August
jul.
/
14. August 1747
greg.
auf
Kiel gelegt
und der
Stapellauf
erfolgte am 1. Mai
jul.
/
12. Mai 1751
greg.
. Die Baukosten betrugen 8.545 Pfund und 6 Pence (siehe
Pfund Sterling
).
Das Schiff wurde am 3. Juni
jul.
/
14. Juni 1752
greg.
durch
Captain
Richard Howe
offiziell in Dienst gestellt und bis Oktober 1752 in der
Marinewerft
in
Deptford
fur weitere 3.327 Pfund 12 Schilling und 2 Pence ausgerustet.
Im
Siebenjahrigen Krieg
war es Teil der Flotte von Admiral
John Byng
und nahm an der Seeschlacht von Menorca (20. Mai 1756) gegen franzosische Schiffe teil.
1764 wurde die
Dolphin
als Flaggschiff einer Sudsee-Expedition unter das Kommando von
John Byron
gestellt. Am 21. Juni 1764 segelten die
Dolphin
und die
Tamar
? eine
Sloop
unter Kapitan Mouat ? von
Portsmouth
ab. Ihre Fahrt fuhrte sie uber die Kanaren nach Sudamerika. Byron steuerte die Falklandinseln an, um sie fur England in Besitz zu nehmen, ohne zu wissen, dass die Franzosen ein Jahr zuvor dort schon eine Kolonie gegrundet hatten.
Das Schiff passierte die
Magellanstraße
und lief als erstes die Insel
Mas Afuera
(heute Alejandro Selkirk) an ? eine der
Juan-Fernandez-Inseln
.
Mit nordwestlichem Kurs ging es nach
Takaroa
, wo Byron trotz unfreundlichem Empfang landete, um sich mit frischem Proviant zu versorgen. Er fand dort Reste von
Jakob Roggeveens
Africaansche Galey
, die 1721 gesunken war. Nachdem man westwarts durch verschiedene Inselgruppen gesegelt war, landete die
Dolphin
am 30. Juni 1765 auf
Tinian
(Nordliche
Marianen
), wo sie neun Wochen blieb. Den Ruckweg nahm sie uber das
Kap der Guten Hoffnung
und war am 9. Mai 1766 wieder zuruck in England.
Die
Dolphin
war nach dieser langen Seereise noch in ausgezeichneter Verfassung, was dem Umstand zu verdanken war, dass der Rumpf mit Kupferplatten verkleidet war ? zum Schutz gegen den
Schiffsbohrwurm
. Trotz guter Erfahrung wurde diese Methode erst ab 1783 Standard in der britischen Marine.
1766 wurde die
Dolphin
erneut als Flaggschiff ausgerustet fur eine zweite Expedition in die Sudsee. Das Kommando uber das Unternehmen bekam
Samuel Wallis
. Als Zweiter Leutnant mit an Bord war
Tobias Furneaux
. Begleitet wurde die
Dolphin
diesmal von der
Swallow
unter
Philipp Carteret
. Am 26. August 1766 segelte der Verband von
Plymouth
mit dem Auftrag ab, im Sudpazifik Land oder Inseln zu finden, zu vermessen und zu kartografieren. Am 17. Dezember erreichten die Schiffe die Magellanstraße. Sie kampften knapp vier Monate gegen widrige Winde und konnten erst am 11. April 1767 in den Pazifik einlaufen. Dabei kam die
Swallow
außer Sicht und jedes Schiff setzte seinen Weg alleine fort. Am 18. Juni entdeckte Wallis die Insel
Tahiti
. Er blieb funf Wochen und konnte ein freundschaftliches Verhaltnis zur einheimischen Bevolkerung herstellen. Diese bemerkten verwundert, dass sich keine Frauen an Bord befanden, und boten deshalb Sex im Tausch gegen Eisen an. Die Segler entfernten daraufhin derart viele Nagel und anderes Eisen aus dem Schiff, dass die strukturelle Integritat des Schiffs gefahrdet wurde.
[1]
Am 26. Juli trat das Schiff seine Weiterreise an. Uber die
Gesellschaftsinseln
und die
Marianen
gelangte man nach
Batavia
, ein beliebter, aber auch malariaverseuchter Anlaufpunkt. Uber das Kap der Guten Hoffnung fuhr die
Dolphin
nach England zuruck und lief am 20. Mai 1768 in die
Downs
ein. Die
Swallow
traf erst zehn Monate spater ein.
Die
Dolphin
war das erste Schiff mit einer zweimaligen Weltumseglung. Sie blieb als Forschungsschiff weiterhin im Dienst und wurde 1777 abgewrackt.
- ↑
Als
1745 Establishment
wird eine Richtlinie fur Bewaffnung und Abmessungen von Schiffen bezeichnet, die fur die Royal Navy zwischen 1747 und 1766 gebaut wurden.
- John Byron:
Journal of his Circumnavigation 1764?1766.
Cambridge 1784.
- John Byron:
A Voyage round the World, in his Majesty's ship the Dolphin, commanded by the Hon. Comm. Byron.
London 1767.
- Robert E. Gallagher (Hrsg.):
Byron’s Journal of his circumnavigation, 1764?1766.
Cambridge 1964.
- George Robertson:
An Account of the discovery of Tahiti from the Journal of George Robertson.
- H. Pleticha, H. Schreiber:
Die Entdeckung der Welt.
Wien 1993.
- Etienne Taillemite:
Die Entdeckung der Sudsee. Auf der Suche nach der ?terra incognita“.
Ravensburg 1990.
- ↑
Alastair Couper:
Sailors and Traders: A Maritime History of the Pacific Peoples
. University of Hawaii Press, Honolulu 2009,
ISBN 978-0-8248-3239-1
,
S.
65
.