Dmitri Wladimirowitsch Bilosertschew
(
russisch
Дмитрий Владимирович Билозерчев
; *
22. Dezember
1966
in
Moskau
) ist ein ehemaliger
sowjetischer
bzw.
russischer
Kunstturner
. Im Alter von 16 Jahren gewann er 1983 in
Budapest
seinen ersten Mehrkampfweltmeistertitel. Im Laufe seiner Karriere gewann er in den folgenden Jahren drei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen, acht Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und zehn Goldmedaillen bei Europameisterschaften und ist somit einer der erfolgreichsten Turner der 1980er Jahre.
Wahrend Bilosertschews Vater es gern gesehen hatte, dass sein Sohn
Eishockeyspieler
wird, brachte seine Mutter ihn im Alter von sechs Jahren zum Kunstturnen. Neun Jahre spater gewann Bilosertschew seine ersten internationalen Medaillen. Bei den Junioreneuropameisterschaften 1982 war er herausragender Teilnehmer und siegte im
Mehrkampf
, am
Boden
, am
Seitpferd
, an den
Ringen
, im
Sprung
und am
Barren
. Am Reck gewann er die Silbermedaille. Im darauffolgenden Jahr startete er mit der sowjetischen Nationalmannschaft der Senioren bei den Turn-Europameisterschaften in
Warna
. Auch bei seinem ersten Auftritt bei internationalen Meisterschaften im Seniorenbereich wurde er zum erfolgreichsten Turner. Er gewann die Goldmedaille im Mehrkampf am Reck, an den Ringen und im Sprung. Im Bodenfinale erreicht er den sechsten Rang. Kurze Zeit spater startete er auch bei den
Turn-Weltmeisterschaften
in
Budapest
. Mit fast einem Punkt Vorsprung wurde Bilosertschew Weltmeister im Mehrkampf. Zu diesem Zeitpunkt war er 16 Jahre und elf Monate alt, was ihn damals zum jungsten Mehrkampfweltmeister aller Zeiten machte. Diese Marke wurde erst 2001 vom Chinesen
Jing Feng
unterboten, der bei seinem Sieg einen Monat junger war als Bilosertschew.
[1]
Bilosertschew siegte des Weiteren am Seitpferd, am Reck und an den Ringen. Am Boden und mit der russischen Mannschaft gewann er die Silbermedaille. Im Sprung belegte er den sechsten Platz. Aufgrund des
Boykotts
der
sozialistischen Staaten
konnte Bilosertschew nicht an den
Olympischen Sommerspielen 1984
teilnehmen. Er startete stattdessen bei den parallel ausgetragenen
Wettkampfen der Freundschaft
und gewann funf Wettbewerbe, darunter auch den Einzelmehrkampf.
[2]
Ein Jahr spater gewann Bilosertschew bei den Europameisterschaften in
Oslo
sechs von sieben moglichen Titeln. Er verteidigte seinen Europameisterschaftstitel im Mehrkampf, am Reck und an den Ringen. Er erturnte sich des Weiteren die Goldmedaillen am Seitpferd, am Barren und am Boden. Im Sprung musste er sich allerdings dem DDR-Turner
Sylvio Kroll
geschlagen geben und konnte somit seinen Titel 1983 nicht verteidigen. 10 Tage vor dem
Turn-Weltmeisterschaften 1985
hatte Bilosertschew unter Alkoholeinfluss einen schweren Autounfall.
[3]
Der Sportler, der erst seit kurzem im Besitz des
Fuhrerscheins
war und auf dem Ruckweg von seiner Verlobungsfeier zum Trainingslager war, verlor auf regennasser Straße die Kontrolle uber das Auto. Sein linkes Bein brach bei dem Unfall in mehr als 40 Teile. Der Bruch war so kompliziert, dass eine
Amputation
nicht ausgeschlossen war. Die Arzte retteten sein Bein, indem sie einen Stahlstab von seinem Knie bis zu seiner Ferse einsetzten. Nachdem es gelungen war, sein Bein zu retten, kampfte sich Bilosertschew, vor allem durch die Unterstutzung seiner Frau Swetlana, in die Turnelite zuruck.
[4]
Bei den
Turn-Weltmeisterschaften 1987
in
Rotterdam
gelang ihm ein fur nicht moglich erachtetes Comeback. Er erkampfte sich erneut den Weltmeistertitel im Mehrkampf, am Seitpferd und am Reck. Mit der russischen Mannschaft konnte er ebenfalls den Weltmeistertitel erturnen. An den Ringen und am Barren gewann er zudem noch die Silbermedaille. So reiste Bilosertschew als Favorit fur den Sieg im Mehrkampf zu den
Olympischen Sommerspielen 1988
nach
Seoul
. Doch im Mannschaftswettbewerb, der den ersten Teil des Einzelmehrkampfs darstellt, passierte ihm ein Missgeschick am Reck. Die dadurch verlorenen Punkte konnte er trotz einer herausragenden Finalrunde (59,75 Punkte) im Laufe des Wettkampfs nicht mehr aufholen. Er gewann hinter seinen Landsmannern
Wladimir Artjomow
und
Waleri Ljukin
die Bronzemedaille. Mit der sowjetischen Mannschaft, am Seitpferd und an den Ringen konnte er die Goldmedaille gewinnen.
Nach den Olympischen Spielen kam es zwischen Bilosertschew und dem sowjetischen Turnverband zu Differenzen. 1989 wurde er zusammen mit seinen Mannschaftskameraden
Wladimir Gogoladse
nach einem zweitagigen Trinkgelage aus der Nationalmannschaft geworfen.
[5]
[6]
Bilosertschew musste daraufhin seine aktive Karriere beenden.
Nach dem Rausschmiss aus der sowjetischen Mannschaft, fiel Bilosertschew in ein Loch und begann haufiger zu trinken. Nachdem ein Freund an den Folgen von Alkoholmissbrauch verstorben war, anderte er 1991 sein Leben. Zusammen mit seiner Frau Olga (geb. Dubrovskaya) und seinem 1990 geborenen Sohn Alexy ging er 1993 in die
USA
. Dort startete Bilosertschew 1994 nach sechsjahriger Wettkampfpause beim Reese’s International Cup in
Baltimore
. Im Mehrkampf belegte er hinter
Andreas Wecker
den zweiten Platz.
[7]
Auch im darauffolgenden Jahr wurde er bei diesem Wettbewerb Zweiter und ein Jahr spater gewann er die Titel.
[8]
Zusammen mit seiner zweiten Frau Olga, einer ehemaligen
Sportgymnastin
und Choreographin der russischen Nationalmannschaft, arbeitete er seit 1995 als Turntrainer in
Oregon
. 2001 eroffnete das Paar in
Beaverton
die United Sports Academy.
[9]
2003 wurde Bilosertschew in die
International Gymnastics Hall of Fame
aufgenommen. Ab 2005 arbeitete er als Assistenztrainer an der
Ohio State University
und lebte mit seiner Familie in
Columbus
. Des Weiteren trainierte Bilosertschew dort bis 2009
[10]
seinen Sohn Alexy, der 2007 den Juniorentitel im Mehrkampf bei den US-amerikanischen Meisterschaften gewinnen konnte.
[11]
[12]
Auch seine Tochter Alisa ist eine begabte Turnerin.
- ↑
Einen Monat junger als Dimitri Bilosertschew.
In:
Berliner Zeitung
.
3. November 2001,
abgerufen am 10. Juli 2015
.
- ↑
www.gymn-forum.net,
Alternate Games
- ↑
New York Times
,
THE SEOUL OLYMPICS: Gymnastics; GOLDEN FINALE FOR SOVIET MEN
(25. September 1988)
- ↑
Time
,
Gym Shorts
(19. September 1988)
- ↑
New York Times
,
SPORTS PEOPLE: GYMNASTICS; Soviet Team Expels 2
(3. August 1989)
- ↑
villagevoice.com,
Golden Moments
(
Memento
des
Originals
vom 5. November 2006 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.villagevoice.com
(19. September 2000)
- ↑
Kurz gemeldet.
In:
Berliner Zeitung
.
26. Januar 1994,
abgerufen am 10. Juli 2015
.
- ↑
Reese's International Gymnastics Cup
(
Memento
vom 3. April 2007 im
Internet Archive
) (27. Januar 1996)
- ↑
Homepage der United Sports Academy
- ↑
Alexy Bilozertchev Leaves Ohio State
, abgerufen am 4. September 2012 (englisch)
- ↑
gymblog.wordpress.com,
Bilozertchev: The U.S.’s new secret agent?
(28. August 2007)
- ↑
Profil von Alexy Bilozertchev beim US-amerikanischen Turnverband
@1
@2
Vorlage:Toter Link/www2.usa-gymnastics.org
(
Seite nicht mehr abrufbar
, festgestellt im April 2018.
Suche in Webarchiven
)
Olympiasieger auf dem Pauschenpferd