Diskusfische

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Diskusfische

Symphysodon aequifasciatus

Systematik
Ovalentaria
Ordnung : Cichliformes
Familie : Buntbarsche (Cichlidae)
Unterfamilie : Cichlinae
Tribus : Heroini
Gattung : Diskusfische
Wissenschaftlicher Name
Symphysodon
Heckel , 1840

Diskusfische oder Diskusbuntbarsche ( Symphysodon ) sind eine Gattung der Sußwasserfische in der Familie der Buntbarsche aus dem Amazonasstromsystem im tropischen Sudamerika .

Von allen anderen Cichliden (außer den nahe verwandten Skalaren ) unterscheiden sich Diskusfische durch ihren stark zusammengedruckten und hochruckigen Korperbau. Gemeinsam mit den nicht verlangerten, gerundeten Rucken- und Afterflossen , die aufgrund ihrer starken Beschuppung kaum angelegt werden konnen, dem langen rundlichen Stirnprofil und der sehr kurzen Schnauze mit kleinem Maul und wulstigen Lippen, bieten sie das Erscheinungsbild der namensgebenden Diskusscheibe. Auch die transparenten, relativ großen Brustflossen , die bis zur Korpermitte reichen, sind abgerundet. Demgegenuber laufen die schmalen und langen Bauchflossen spitz zu. Die jeweilige Korperzeichnung setzt sich in den unpaarigen und den Bauchflossen fort. Immer liegt ein breiter Vertikalstreifen uber dem dunkelbraunen bis leuchtend roten Auge. Insgesamt sieben bis neun weitere Transversalstreifen verteilen sich uber den Korper; der letzte liegt immer an dem ebenfalls stark beschuppten Schwanzflossenansatz . Je nach Art beziehungsweise Vorkommen treten diese Bander stimmungsabhangig mehr oder weniger intensiv hervor. Wiederum nach Art oder Vorkommen unterschiedlich treten verschieden intensive blaue und wellige Horizontalstreifen auf. Manchmal nur an der Stirn oder im Kopfbereich, manchmal nur unterhalb der Ruckenflosse, aber auch dicht uber den ganzen Korper verteilt. Wenige Populationen tragen zwischen der hoch am Korper liegenden Seitenlinie und der Afterflosse eine rotliche Sprenkelzeichnung. Diskusbuntbarsche verfugen uber eine deutlich reduzierte Bezahnung des Schlundknochens. Aber die Symphyse, die Nahtstelle zwischen den beiden Kiefern, tragt wenige einspitzige Zahne. Auf dieses besondere anatomische Merkmal nimmt der wissenschaftliche Gattungsname Bezug. Die Große adulter Tiere betragt in freier Natur, in der Regel, zwischen 12 und 16 Zentimeter, kann aber bei Nachzuchten oder unter optimalen Umwelt- oder Haltungsbedingungen auch bis zu 20 Zentimeter erreichen.

Symphysodon aequifasciatus

Ihr bisher bekanntes, sehr großes Verbreitungsgebiet in Amazonien erstreckt sich von der peruanischen Stadt Iquitos im Westen bis zum Beginn des Amazonasdeltas vor der brasilianischen Atlantikkuste . Aus dem Hauptstrom, dem sogenannten Solimoes heraus, haben sich Diskusbuntbarsche die Unterlaufe aller großen Amazonas-Zuflusse erschlossen. Innerhalb dieses riesigen Bereichs, nahe unterhalb des Aquators , sind die Vorkommen nicht geschlossen. Sie liegen zwar dicht beieinander, bleiben aber uberwiegend inselartig. Dies hat zur Ausbildung von sehr unterschiedlich gezeichneten und gefarbten Populationen und zur wissenschaftlichen Beschreibung mehrerer Arten und Unterarten gefuhrt.

Zur Okologie der naturlichen Lebensraume der Diskusbuntbarsche liegen ab den 1960er Jahren sehr grundliche und sorgfaltige Untersuchungen des Freiburger Limnologen und Fischereibiologen Rolf Geisler vor. Geisler stellte fest, dass Diskusbuntbarsche alle Gewassertypen (Weiß-, Klar-, Schwarz- und Mischwasser) Amazoniens besiedeln. Aber immer ist das Milieu relativ lebensfeindlich, das heißt sehr warm (mindestens 29 bis zu 34,2 °C), im sauren Bereich ( pH-Werte zwischen 4 und 6,5) sowie weitestgehend frei von gelosten Mineralien und organischen Belastungen ( elektrische Leitfahigkeit < 30 μS/cm, Gesamtharte < 1 °dGH, Gesamtammoniumgehalt < 0,5 mg/l). [1] [2]

Diskusbuntbarsche leben in den Ufer- und Uberschwemmungsbereichen ihrer Wohngewasser, nicht aber an Flachufern, sondern nur an Steilufern mit einer Wassertiefe von mindestens 1,5 m. Ihre Habitate sind in der Regel vegetationsfrei aber durch Wurzeln, Totholz, dicke Falllaubschichten oder uberschwemmte Landvegetation strukturiert und dadurch deckungsreich. Gelegentlich bedecken Schwimmpflanzen und schwimmende Inseln ihre Biotope . Diskusbuntbarsche werden aber auch uber zerklufteten und scharfkantigen Lavariffen und in felsigen, nischenreichen Uferzonen angetroffen. [1] [2]

Nach den Ergebnissen von Magenuntersuchungen, die Geisler an Diskusbuntbarschen unterschiedlicher Populationen vornahm, ernahren sie sich uberwiegend von Zooplankton , Insektenlarven , kleinen Borstenwurmern , kleinen Sußwasser garnelen und pflanzlichem Detritus . Einen besonders großen Anteil an der Ernahrung haben Eintagsfliegen -, Zuckmucken - und Buschelmuckenlarven . Nahrung, die sich im Bodengrund oder unter pflanzlichem Substrat verbirgt, wird durch anpusten mit einem gezielten Wasserstrahl freigelegt und dann aufgenommen. Offenbar sind alle Diskusbuntbarsche von Parasiten befallen. Vor allem Darmflagellaten und Kiemenwurmer werden als regelmaßige Begleiter festgestellt. Gesunden Wirtstieren schaden sie aber konstitutionell nicht. [1] [2]

Diskusbuntbarsche erreichen die Geschlechtsreife in einem Alter zwischen sieben und zwolf Monaten. Sie leben in mehr oder weniger großen sozialen Verbanden, in Schulen , aus denen heraus sich Paare bilden. Die wahrend der Balz deutlich hervortretende Legerohre des Weibchens, ist das einzige sichere Merkmal zur Unterscheidung der Geschlechter . Nach Geisler steht die Fertilitat in Korrespondenz mit der Verfugbarkeit bestimmter Nahrtiere (Sußwassergarnelen der Gattung Macrobrachium ), die den Hormonhaushalt der Fische beeinflussen.
Nach einer nur wenige Stunden dauernden, ritualisierten Vorbalz, wird ein Laichsubstrat ausgewahlt, bei dem es sich immer um eine belebte (Pflanzenteil) oder unbelebte (Holz, Stein) senkrechte Flache handelt. Der ausgewahlte Laichort wird von dem Paar mit den Maulern grundlich gereinigt. Aus den bis zu 300 Eiern (durchschnittliche Lange 1,4 mm, Breite 1,17 mm), die mit kurzen Haftfortsatzen an dem Substrat kleben, schlupfen die Larven nach etwa zweieinhalb Tagen. Beide Eltern unterstutzen den Schlupfvorgang, indem sie die Larven aus den Eihullen herauskauen. Anschließend werden die Larven, die ebenfalls uber Haftorgane verfugen, wiederum an einer senkrechten Flache traubenformig befestigt. Bis sie freischwimmen, werden sie von beiden Eltern mehrmals umgebettet. Etwa vier Tage nach dem Schlupf schwimmen die Larven frei und beginnen sofort mit der Nahrungsaufnahme.
Nach Blum & Fiedler wird das Brutpflegeverhalten bis zum eigentlichen Laichvorgang durch die mannlichen Sexualhormone Testosteron und Androsteron gesteuert, die Laich- und Larvenbetreuung jedoch von dem Hypophysenhormon Prolaktin . [3] Das Prolaktin wirkt sich nicht nur ethologisch auf das Brutpflege- und Sozialverhalten der Diskusbuntbarsche aus, es fuhrt auch zu einer leichten Schwellung der Oberhaut und regt die Vermehrung der Schleimzellen an. Das ist wichtig, weil sich die Larven von der Oberhaut ihrer Eltern ernahren: sie beißen winzige Partikel aus der elterlichen Epidermis , in der sich wahrend der Brutpflegezeit Kohlenhydrate und Fette anreichern. Diese Art der Larvenernahrung wurde zwar auch bei anderen Buntbarschen beobachtet ( Pterophyllum altum , Australoheros facetum und Astronotus sp. ), ist aber nur bei den Diskusbuntbarschen so einzigartig ausgepragt. Bei der Jungfischernahrung losen sich die Eltern regelmaßig ab, wobei sie ihren Nachwuchs durch Bewegungs- und Farbreize zum Wechsel anregen. Ab etwa dem vierten Lebenstag beginnen die Diskuslarven mit der Aufnahme anderer Nahrung, sind aber wenigstens vier Wochen auf die Elternhaut als Grundnahrung angewiesen.

Am 2. November 1833 fing der osterreichische Forschungsreisende Johann Natterer am unteren Rio Negro im Bereich der brasilianischen Stadt Manaus das einzige Typusexemplar der von Johann Jakob Heckel 1840 als Symphysodon erstbeschriebenen Buntbarschgattung. Das Exemplar ist zugleich der Holotypus des sogenannten Echten Diskus Symphysodon discus Heckel, 1840. In der Folge wurden andere Arten und Unterarten wissenschaftlich beschrieben, deren Zuverlassigkeit aber auch immer angezweifelt und heftig diskutiert wurde. Grund dafur ist, dass die klassischen metrischen und meristischen (zahlbaren) Bestimmungskriterien (zum Beispiel die Erhebung der Flossenstrahlen, Wirbel- und Schuppenzahlen) bei Diskusbuntbarschen zu keinen eindeutigen Abgrenzungen fuhren. Diese Merkmale sind innerhalb der Gattung, innerhalb der beschriebenen Arten und innerhalb des riesigen Verbreitungsgebiets so variabel, dass sie gleichzeitig fur alle beschriebenen Arten gelten.

Symphysodon discus

Auch von Michael Kokoscha und Hartmut Greven 1996 an der Heinrich-Heine-Universitat in Dusseldorf unternommene Isoenzym - Elektrophoresen fuhrten lediglich zu einem uberraschenden Ergebnis: es ?sprache nichts dagegen, alle Diskusfische mit dem alteren Namen S. discus zu benennen“. [4]

Zurzeit geht man von drei bis funf Arten aus: [5] [6] [7]

Symphysodon Heckel 1840. [8]

mit den Arten

  • Symphysodon aequifasciatus Pellegrin 1904. [9] Syn.: Symphysodon discus var. aequifasciata Pellegrin 1904, Symphysodon aequifasciata aequifasciata Schultz 1960. Brauner Phanotyp; Amazonas ostlich der Rio Negro-Mundung.
  • Symphysodon sp. 1 (blauer Phanotyp; mittleres Amazonasbecken) [7]

Bedeutung fur den Menschen

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In Amazonien sind Sußwasserfische fur viele Menschen die wichtigsten tierischen Eiweißlieferanten . Auch Diskusbuntbarsche werden zu diesem Zweck geangelt, harpuniert oder mit Netzen gefangen. Allerdings spielt ihr Anteil an der Gesamtmenge zum Verzehr gefangener Sußwasserfische keine bedeutende Rolle. Aber fur relativ viele Familien ist der Lebendfang fur die Aquaristik eine wichtige Einnahmequelle und nicht selten die einzige Lebensgrundlage.

Diskusbuntbarsche aus der Natur, sogenannte Wildfange, sind seit rund sechzig Jahren sehr begehrte und teuer gehandelte Aquarienfische. Der Wunsch vieler Aquarienfreunde, Diskusbuntbarsche zu pflegen und sogar zu zuchten, hat bis heute ganz entscheidenden Einfluss auf diese Liebhaberei insgesamt. Da diese Cichliden besonders sauberes, nahezu keimfreies und saures Wasser benotigen und ihre erfolgreiche Pflege von der Bewaltigung und Prophylaxe zahlreicher bakterieller und parasitarer Erkrankungen abhangig ist, haben sie die Weiterentwicklung beispielsweise der Aquarienfiltertechnik, der Wasseraufbereitung, der Futtermittelherstellung und der Fischpharmazie ganz entscheidend angeregt. Die meisten Untersuchungen zur Biologie und Okologie ihrer Lebensraume basieren uberwiegend auf dem aquaristischen Interesse an diesen Fischen. Eine gefurchtete hochansteckende Erkrankung in Aquarienhaltungen ist die Diskusseuche .

Zuchtform ?Leopard Snakeskin“

Mit der Entwicklung kunstlicher Aufzuchtmethoden begann in den 1970er Jahren auch die selektive Form- und Farbenzucht. Zahlreiche Zuchtformen tragen fantasievolle Namen wie ?Ghost“, ?Blue Diamond“, ?Marlboro Red“ oder ?Tangerine Dream“, zeigen bereits deutliche Domestikationserscheinungen und werden in Europa, den USA und in Sudostasien im Rahmen internationaler Wettbewerbe nach ihrem Erscheinungsbild bewertet. Nur eine dieser Zuchtformen ist reinerbig : der auf einem mit massiven Gewebsdeformationen der Oberhaut einhergehenden genetischen Defekt beruhende ?Pigeon Blood“.

  • H. Axelrod: Fishes of the sacred Rio Unini, Brazil. In: Trop. Fish Hobby. 38 (10), 1989, S. 38?57.
  • M. Blanc: Catalogue des types de Poissons de la famille des Cichlidae en collection au Museum national d'Histoire naturelle. In: Bulletin du Museum National d'Histoire Naturelle. (Serie 2) v. 34, no. 3, 1962, S. 202?227. 69 (suppl. B), 1962, S. 200?211.
  • V. Blum, K. Fiedler: Prolaktinempfindliche Strukturen im Fischgehirn. In: Fortschr. Zool. 22, 1974, S. 155?166.
  • W. E. Burgess: Studies on the family Cichlidae: 10. New information on the species of the genus Symphysodon with the description of a new subspecies of S. discus Heckel. In: Trop. Fish Hobby. 29 (7), 1981, S. 32?42.
  • P. L. Fuller, L. G. Nico, J. D. Williams: Nonindigenous fishes introduced into inland waterways of the United States. (= American Fisheries Society Special Publication. 27). 1999.
  • T. Hrbek, M. Villar Amado, I. Pires Farias: Evolutionar signifikante Einheiten und Arten der amazonischen Diskusfische ( Symphysodon. Cichlidae) sowie deren Benennung. In: DCG-Informationen . Sonderheft 7, September 2011.
  • S. O. Kullander: Cichlid fishes of the Amazon River drainage of Peru. In: Swedish Museum of Natural History. 1986, ISBN 91-86510-04-5 .
  • H. Ortega, R. P. Vari: Annotated checklist of the freshwater fishes of Peru. (= Smithsonian Contributions to Zoology. No. 437) 1986, OCLC 831060514 . (deutsch)
  • R. E. Reis, S. O. Kullander, C. J. Ferraris, Jr.: Check list of the freshwater fishes of South and Central America. CLOFFSCA, 2003, ISBN 85-7430-361-5 .
  • C.-P. Steinle: Der Konig ist tot…! Gedanken uber den Diskusbuntbarsch. In: D. Aqu. u. Terr. Z. 35, 1982, S. 361?364, 416?419.

Einzelnachweise

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  1. a b c R. Geisler, S. Ronsch: Der derzeitige Stand unserer Kenntnisse uber den Discus-Fisch Symphysodon aequifasciata axelrodi. In: D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 14, 1961, S. 228?232, 260?264, 292?295, 324?328.
  2. a b c R. Geisler: Der derzeitige Stand unserer Kenntnisse uber den Discusfisch Symphysodon aequifasciata axelrodi. In: D. Aqu. u. Terr. Z. 23, 1970, S. 9?13, 40?44, 75?78, 131?133, 171?174, 196?198.
  3. V. Blum, K. Fiedler: Der Einfluß von Prolaktin auf das Brutpflegeverhalten von Symphysodon aequifasciata haraldi L. P. Schultz (Cichlidae, Teleostei). In: Naturw. 51, 1964, S. 149?150.
  4. M. Kokoscha, H. Greven: Gibt es nur eine Art? Isoenzym-Elektrophorese bei Diskusfischen. In: D. Aqu. u. Terr. Z. Sonderheft ?Diskus“, 1996, S. 20?21.
  5. J. S. Ready, E. J. Ferreira, S. O. Kullander : Discus fishes: mitochondrial DNA evidence for a phylogeographic barrier in the Amazonian genus Symphysodon (Teleostei: Cichlidae). In: J. Fish Biol. 69, Suppl. B, 2006, S. 200?211. doi:10.1111/j.1095-8649.2006.01232.x
  6. Diskusfische auf Fishbase.org (englisch)
  7. a b c Manuella Villar Amado, Izeni P. Farias, Tomas Hrbek: A Molecular Perspective on Systematics, Taxonomy and Classification Amazonian Discus Fishes of the Genus Symphysodon. In: International Journal of Evolutionary Biology. Volume 2011, Article ID 360654. doi:10.4061/2011/360654
  8. a b J. J. Heckel: Johann Natterer's neue Flussfische Brasilien's nach den Beobachtungen und Mittheilungen des Entdeckers beschrieben (Erste Abtheilung, Die Labroiden). In: Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte. v. 2, 1840, S. 325?471, Pls. 29?30.
  9. J. Pellegrin: Contribution a l'etude anatomique, biologique et taxinomique des poissons de la famille des Cichlides. In: Memoires Societe Zoologique de France. v. 16, no. 2?4, 1904, S. 41?400, Pls. 4?7.
  10. E. Lyons: Symphysodon discus Tarzoo. New blue discus electrify aquarium world. In: Tropicals Magazine. v. 4 and cover, 1959, S. 6?8, 10.
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