Unter
Dirigismus
versteht man die vollstandige
zentrale Lenkung
der gesamten
Volkswirtschaft
durch den
Staat
mit dem Instrument der
Planwirtschaft
. Gegensatze sind das
Laissez-faire
des
Wirtschaftsliberalismus
oder die
Marktwirtschaft
.
Das Wort ist als Lehnwort aus ?Lenkung, Leitung, Beherrschung“ (
franzosisch
dirigisme
) entstanden und besitzt eine abwertende
Konnotation
, die das Streben nach
Kontrolle
,
Steuerung
oder Lenkung
gesellschafts-
,
sozial-
oder
wirtschaftspolitischer
Prozesse zum Inhalt hat.
[1]
Beim Dirigismus greifen der Staat, also seine
Regierung
und die
offentliche Verwaltung
, systematisch und dauerhaft in das
Marktgeschehen
durch Planwirtschaft ein.
Der Staat ergreift Maßnahmen, die uber die Gestaltung der gesetzlichen und okonomischen Rahmenbedingungen des
Wirtschaftens
(
Ordnungspolitik
) hinausgehen und in die
Wirtschaftsprozesse
eingreifen (
Prozesspolitik
). Er bestimmt uber die Verfugbarkeit der
Produktionsfaktoren
Boden
,
Arbeit
und
Kapital
.
Grund und Boden
sowie die
Produktionsmittel
befinden sich (weitgehend) im
Staatseigentum
, Arbeit und Kapital werden durch
Zentralverwaltungswirtschaft
gesteuert. Eine detailfreudige Planwirtschaft sorgt fur die Beeinflussung der
Preisbildung
durch
Preiskontrolle
(
Mindestpreise
,
Hochstpreise
und
Produktionsquoten
).
[2]
Eine umfangreiche
Burokratie
sorgt fur umfassende Kontrollen, der
Außenhandel
unterliegt
Handelsbeschrankungen
(etwa
Einfuhrkontingenten
und
Exportbeschrankungen
), es finden
Kapitalverkehrskontrollen
und
Devisenbewirtschaftung
statt. Weitere Beispiele sind Lohn- und Preisstopps, gesetzlich festgelegte
Mindestlohne
,
Investitionslenkung
oder burokratische
Marktregulierungen
.
Die Abgrenzung der Begriffe Dirigismus und
Interventionismus
ist seit der
Veroffentlichung
von
Wilhelm Ropke
uber den Staatsinterventionismus aus dem Jahre 1929 geklart. Danach bezeichnet der Begriff Interventionismus die Gesamtheit der wirtschaftspolitischen Maßnahmen im Rahmen einer
marktwirtschaftlich
orientierten Wirtschaftsordnung, der Begriff Dirigismus kennzeichnet dagegen alle Maßnahmen im Rahmen einer
planwirtschaftlich
organisierten Wirtschaftsordnung.
[3]
Dirigismus und Interventionismus sind wirtschaftspolitische Instrumente, mit denen der Staat die Moglichkeit hat, das Marktgeschehen nach seinen
Staatszielen
auszurichten. Der Interventionismus bezeichnet wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Beeinflussung volkswirtschaftlicher Globalgroßen wie etwa der
Erwerbstatigkeit
,
Einkommensverteilung
,
Marktanteile
oder
soziale Sicherung
. Im Gegensatz zum Dirigismus greift der Staat beim Interventionismus nur punktuell in den Wirtschaftsablauf durch
Ordnungs-
,
Finanz-
,
Konjunktur-
oder
Strukturpolitik
ein.
- ↑
Hans Schulz/Otto Basler,
Deutsches Fremdworterbuch
, Band 4, 1999, S. 641
- ↑
Gabler Verlag,
Gabler Wirtschaftslexikon
, Band 2, 1984, Sp. 1078
- ↑
Wilhelm Ropke,
Staatsinterventionismus
, in: Handworterbuch der Staatswissenschaften, 1929, S. 186 ff.