Als
Dinosaurierfilme
werden
Filme
bezeichnet, in denen
Dinosaurier
oder dinosaurierahnliche Wesen eine herausragende Rolle spielen. Schon seit den Anfangen der Filmgeschichte wurden immer wieder Dinosaurier
[1]
als spezielle Attraktion fur das Publikum auf der Leinwand prasentiert. In Mark F. Berrys Buch
The Dinosaur Filmography
, das im Jahr 2005 einen vollstandigen Uberblick uber samtliche bis dahin erschienenen Dinosaurierfilme gab, wurden alle Filme aufgenommen, die ?ein oder mehrere Exemplare von ausgestorbenen
Reptilien
zeigen“. Dinosaurierahnliche Darstellungen wurden aufgenommen, wenn die Intention der Filmemacher bestand, reale oder fiktive Dinosaurier zu zeigen. Filme uber andere ausgestorbene Tiere oder
mythologische
Lebewesen wurden nicht aufgenommen.
[2]
Fragment aus
Gertie On Tour
(1921)
Die ersten, um 1905 entstandenen Filme, die die Moglichkeiten des neuen Mediums zur Darstellung dieser ausgestorbenen Geschopfe nutzten, sind verloren gegangen.
[3]
Die ersten wirklich erfolgreichen und bis heute erhaltenen Dinosaurier-Filme waren jene uber die ?wunderbar
dressierte
“ Dinosaurierdame Gertie, gezeichnet von
Winsor McCay
und der von
David Wark Griffith
inszenierte Film
Brute Force
, der mit kaum
animierbaren
Dinosaurier-Modellen auskommen musste.
Einen besonderen Stellenwert nimmt der Stummfilm
Die verlorene Welt
aus dem Jahr 1925 ein. Ausgehend von dem popularen Roman
Die vergessene Welt
(1912) des
Sherlock-Holmes
-Autors
Arthur Conan Doyle
, der den Stoff seines Bestsellers aus den
Bone Wars
in den USA und den darauf folgenden Funden der ?Dinojager“ bezog, stellt er erstmals die Dinosaurier nicht als angriffslustige
Einzelmonster
dar, sondern als Tiere, die auch friedlich in Herden zusammenleben konnen, solange sie der Mensch nicht stort. Fur die Animationen in
Stop-Motion
-Technik war
Willis O’Brien
zustandig, der ein Jahrzehnt zuvor schon Dinosaurier-Kurzfilme fur
Thomas Alva Edisons
Motion Picture Company
gedreht und fur
The Ghost of Slumber Mountain
(1918) Dinosaurier erstmals unter wissenschaftlicher Beratung des
Palaontologen
Barnum Brown
vom
American Museum of Natural History
erstellt hatte.
Die verlorene Welt
inspirierte eine Reihe von
Remakes
und Dinosaurierdarstellungen anderer Filme, z. B. in
King Kong und die weiße Frau
von 1933.
[4]
Fur Filmproduzenten und Regisseure war es reizvoll,
Filmtrick
und
Trickfilm
dafur einzusetzen, die
Dinosaurier
, von denen man nur die Knochen kannte, zumindest auf der Leinwand wieder lebendig werden zu lassen. Viele Monster bekamen im Film ein Aussehen, das an die Schuppen, Knochenplatten, Horner, Dornen und Zahne der Dinosaurier-
Fossilien
erinnerte.
Verbesserte
Animationstechniken
[5]
und schließlich die
Computeranimation
fuhrten seit
Steven Spielbergs
Produktionen
In einem Land vor unserer Zeit
(1988) und
Jurassic Park
(1993) zu einem regelrechten Boom an Saurierfilmen. Die Popularitat, die die ausgestorbenen Urzeitriesen durch diese Filme in der Bevolkerung bekamen, wirkten auch auf die Forschung zuruck. Umgekehrt konnten neue Erkenntnisse uber die Lebensweise dieser Reptilien im
Mesozoikum
in zahlreiche
Dokumentarfilme
und Fernsehproduktionen einfließen. Der Erfolg der Filme setzte Impulse fur die
Palaokunst
, eine Kunstform, die sich bemuht, wissenschaftliche Erkenntnisse der Palaontologie in Werke der
Bildenden Kunst
umzusetzen.
[6]
Im Film kommt man nicht ohne die Entwurfe dieser Kunstler und Designer fur
Storyboards
und
Modelle
aus. Das genaue Aussehen der Dinosaurier ist nicht bekannt. Besonders die Farbung und die Bewegungsablaufe konnen nur durch Vergleiche mit heute lebenden Tieren rekonstruiert werden. Intuition und Fantasie sind ausschlaggebend.
Menschen treffen auf Dinosaurier ? Illustration von
Edouard Riou
zu Jules Vernes Roman
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
Die Darstellung der Dinosaurier im Film beeinflusste das populare Bild vom Verhalten und der Lebensweise dieser ausgestorbenen Riesenechsen nachhaltig. Von Anfang an wurden in diesen Filmen die Saurier fast immer den heutigen Menschen zeitgleich gegenubergestellt. In Wirklichkeit waren sie bereits am Ende des
Mesozoikums
vor 65 Millionen Jahren ausgestorben, wahrend die ersten Vorfahren des heutigen Menschen erst im spaten
Kanozoikum
, zu Beginn des
Quartars
vor rund 2,5 Millionen Jahren, auftraten. Verschiedene
phantastische
Phanomene wurden von Schriftstellern und Drehbuchautoren als Begrundung fur das Zusammentreffen von Menschen und Dinosauriern konstruiert. In
Jules Vernes
1854 erschienenem, spater oft verfilmten Roman
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
, treffen Wissenschaftler im Inneren der Erde auf die urzeitlichen Lebewesen. Bei Arthur Conan Doyle ist die ?vergessene Welt“ ein bisher unerforschter Teil des
sudamerikanischen Dschungels
, in dem Dinosaurier uberleben konnten. Conan Doyle schuf mit
The Lost World
einen
Topos
, der untrennbar mit Abenteurern und Dinosauriern verbunden ist.
Einfacher machte es sich D. W. Griffith in seinem 1914 erschienenen Film
Brute Force
. Um seinen Spielfilm uber das Verhalten der
Steinzeitmenschen
interessanter zu machen, zeigte er Szenen, in denen Dinosaurier Menschen bedrohen. Durch die Rahmenhandlung wird klar, dass sich das Steinzeitszenario nur in der Vorstellung eines gelangweilten Partygastes in Griffiths eigener Zeit abspielt. Dennoch blieb die Zusammenstellung der fruhen Menschheit mit den ausgestorbenen Riesen ein im Film regelmaßig wiederholtes Klischee. In der Zeichentrickserie
Familie Feuerstein
(1960?1966) wird es auf humoristische Weise ausgeschlachtet. Ein weiteres in Dinosaurierfilmen haufig verwendetes Muster geht ebenfalls auf Griffiths
Brute Force
zuruck: die Tiere werden als blutrunstige Monster dargestellt, die reflexartig alles angreifen, was sich bewegt. Erst in der Verfilmung
Die verlorene Welt
von Willis O’Brien aus dem Jahr 1925 werden Dinosaurier nicht nur als einzelgangerische Raubtiere, sondern auch als friedliebende Herdentiere gezeigt.
[7]
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, Michael K. Brett-Surman:
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- ↑
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- ↑
Edward Summer:
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(
Memento
vom 15. Marz 2010 im
Internet Archive
) In:
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30. Mai 2006, abgerufen am 17. Mai 2020 (englisch).
- ↑
Donald F. Glut, Michael K. Brett-Surman:
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In: James Orville Farlowe, Michael K. Brett-Surman (Hrsg.):
The Complete Dinosaur.
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ISBN 0-253-21313-4
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- ↑
Von Gertie bis Godzilla: Die wichtigsten Dinosaurier-Filme
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auf tvspielfilm.de
- ↑
Smithsonian Institution: Paleo Art
(englisch)
- ↑
Anthony J. Martin:
Introduction to the Study of Dinosaurs.
Blackwell, Malden 2005,
ISBN 1-4051-3413-5
, S. 17.