Dina Kuhn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dina Kuhn , eigentlich Berhardine Kuhn ( 26. April 1891 Wien ? 28. Mai 1963 Brachttal- Schlierbach ( D ) ) war eine osterreichische Keramikerin und Kunstgewerblerin . Sie arbeitete fur die Wiener Werkstatte und die Waechtersbacher Keramik .

Dina Kuhn wurde am 26. April 1891 als Tochter des Eisenbahninspektors Franz Kuhn in Wien geboren. Ihr alterer Bruder Franz Bernhard (* 1889) sollte spater ein bekannter Architekt und Kunstgewerbler werden. [1]

Nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung begann sie 1912 ein achtjahriges Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien . Zu ihren Lehrern zahlten u. a. der Architekt und Designer Josef Hoffmann , der Maler und Designer Franz ?i?ek , der Maler und Grafiker Kolo Moser , der Architekt Oskar Strnad sowie der Keramiker Michael Powolny . Bereits wahrend ihrer Ausbildung entwarf Dina Kuhn Keramiken fur die Wiener Werkstatte , in die sie 1917 als Mitglied eintrat. Bis 1922 schuf sie etwa 100 Entwurfe fur Keramikfiguren, Tapeten [2] und Stoffmuster [3] fur die Kunstlergemeinschaft. Fur Oskar Strnads Edelraum der Osterreichischen Werkstatten auf der 1922 in Munchen stattfindenden Deutschen Gewerbeschau fertigte sie zahlreiche keramische Wandreliefs an.

1923 grundete sie gemeinsam mit ihrem Bruder und Emanuel Iskra ihr eigenes keramisches Atelier, die Kunstkeramische Werkstatte Dina Kuhn . [4] Sie entwarf keramische Kaminverkleidungen, Kacheln, Ofen, Lampen und Vasen und arbeitete in der Ausfuhrung eng mit der Ofenfabrik Iska zusammen. Dina Kuhn entwarf Mitte der 1920er Jahre auch keramische Objekte fur die Manufaktur Friedrich Goldscheider , die Porzellanmanufaktur Augarten [5] und fur die 1923 gegrundete Glasmanufaktur Bimini .

Auf der Pariser Kunstgewerbe-Weltausstellung Exposition internationale des arts decoratifs et industriels modernes wurde sie 1925 mit einer Silbermedaille fur ihre Entwurfe ausgezeichnet. 1926 entschloss sich die Firma Bimini ihre Produktion auf kunstgewerbliche Keramiken auszuweiten. Sie richteten in Neu Titschein bei Ostrau ein keramisches Atelier ein, dessen kunstlerische Leitung Dina Kuhn bis 1937 ubernahm. [4] Die Repressionen der Nationalsozialisten gegenuber judischen Unternehmern, zwangen die Besitzer der Firma Bimini, August und Josef Berger und Fritz Lampl zur Emigration . Dina Kuhn verließ Neu Titschein und nahm 1937 erste Kontakte zur Keramikmanufaktur Waechtersbach auf, in der sie von 1938 an als Dekorateurin und Modelleurin tatig war. [4] Im August 1940 zog sie endgultig nach Schlierbach (Ortsteil von Brachttal ). Einige Entwurfe aus der Wiener Schaffensperiode wurden spater auch von in Wachtersbach ausgefuhrt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog sich Dina Kuhn aus dem Berufsleben zuruck. Sie starb am 28. Mai 1963 in Brachttal-Schlierbach.

Dina Kuhn war Mitglied in der Vereinigung bildender Kunstlerinnen Osterreichs und in der Wiener Frauenkunst .

Werke (Auswahl)

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Frauenkopf ?Wasser‘
glasierte Keramik
36,9 cm × 19,7 cm cm
Cleveland Museum of Art

Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten )

Tafelaufsatz
glasierte Keramik
8,2 cm × 23,2 cm cm
Dorotheum , Wien

Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten )

bemalter Wandteller (um 1940)
glasierte Keramik
Waechtersbach

Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten )

Dina Kuhns kunstlerisches Schaffen ist vor allem durch figurliche Kleinkeramiken und Großplastiken aus Keramik gepragt. Daruber hinaus sind zahlreiche Entwurfe fur Kacheln, Ofen, Keramikdekore fur Geschirrteile und Wandteller uberliefert. In den fruhen 1920er Jahren fertigt sie auch Stoffmuster und Tapeten sowie Gebrauchsgrafiken fur die Wiener Werkstatte.

Ihre Werke werden heute in Kunstgewerbe- und Designmuseen im In- und Ausland gezeigt, wie im Museum fur angewandte Kunst Wien , im Museum der Porzellanmanufaktur Augarten , im Museum fur Gestaltung Zurich , [6] [7] im Cleveland Museum of Art , [8] im Everson Museum of Art [9] oder im Museum of Fine Arts Boston . [10]

Keramiken und Porzellan

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • Melancholiker (1917)
  • Choleriker (1917)
  • Sanguiniker (1917)
  • Phlegmatiker (1917)
  • Florian (1917)
  • Lusthaus (1919)
  • Adam und Eva (1923)
  • Lampenfuß Papagena (1923)
  • Mundharmonikaspieler (1923)
  • Pierrot auf Kugel (Augarten, 1924)
  • Frauenkopf Das Wasser (1924/25)
  • Schmetterlingsfanger (Augarten, 1925)
  • Buchstutzen Gnom (1925)
  • Buchstutzen Pegasus (1925)
  • Fabeltier (Kakteengefaß, 1925)
  • Vasentragerin (1930)

Dina Kuhns Keramikobjekte wurden auf zahlreichen Werkschauen und in- und auslandischen Ausstellungen gezeigt, u. a.:

  • Kunstschau, Wien (1920)
  • Deutsche Gewerbeschau, Munchen (1922)
  • Ausstellung Modernes Kunstgewerbe, Wien (1923)
  • Dagobert-Perche -Ausstellung (1923)
  • Jubilaumsausstellung Wiener Kunstgewerbe (1924)
  • Exposition internationale des arts decoratifs et industriels modernes, Paris (1925)
  • Ausstellung Deutscher Frauenkunst (1925)
  • Weihnachtsschau, Wiener Kunsthaus (1926)
  • Ausstellung Osterreichisches Kunstgewerbe, Essen (1927)
  • Wanderausstellung International Exhibition of ceramic art , New York u. a. (1928/29)
  • Internationale Kunstgewerbe-Ausstellung, Monza (1930)

Daruber hinaus nahm sie regelmaßig an den Werkschauen der Wiener Werkstatte, der Vereinigung bildender Kunstlerinnen Osterreichs und der Wiener Frauenkunst teil.

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Franz Bernhard Kuhn. Architekturzentrum Wien, abgerufen am 16. Februar 2020 .
  2. MAK-Sammlung: Dina Kuhn ? Tapete Winnetou. Abgerufen am 16. Februar 2020 .
  3. MAK-Sammlung: Dina Kuhn ? Stoffentwurf. Abgerufen am 16. Februar 2020 .
  4. a b c Dina Kuhn ? Ikone expressionistischer Wiener Keramikkunst. Abgerufen am 16. Februar 2020 .
  5. Claudia Lehner-Jobst; Thomas Miltschus: Die großen Manufakturen: Augarten Wien. Golden Twenties Swinging Fifties: eine Ausstellung im Porzellanikon ? Staatliches Museum fur Porzellan in Hohenberg an der Eger vom 20. Mai bis 3. Oktober 2017 . In: Wilhelm Siemen (Hrsg.): Schriften und Kataloge des Porzellanikons . Band   122 . Hohenberg a. d. Eger; Selb 2017, ISBN 978-3-940027-30-6 , S.   22   f .
  6. Dina Kuhn: 12 teiliges Moccaservice fur die Wiener Werkstatte. Abgerufen am 16. Februar 2020 .
  7. Dina Kuhn: Teeservice. Abgerufen am 16. Februar 2020 .
  8. Head: Das Wasser. The Cleveland Museum of Art, 31. Oktober 2018, abgerufen am 16. Februar 2020 (englisch).
  9. Dina Kuhn Das Wasser ? Wiener Werkstatte & The Vienna Secession ? Catalogue ? Lillian Nassau LLC. Abgerufen am 16. Februar 2020 .
  10. Dina Kuhn: Fruhling 1919. Abgerufen am 16. Februar 2020 (englisch).
  • Waltraud Neuwirth: Wiener Keramik, Historismus, Jugendstil, Art Deco . Wien 1974
  • Ulrich Berting (Hrsg.): Figurliche Arbeiten und plastisches Steingut: Wachtersbacher Steingut , Brachttal 2007
  • Robert E. Dechant, Filipp Goldscheider: Goldscheider. Firmengeschichte und Werkverzeichnis. Historismus, Jugendstil, Art Deco, 1950er Jahre. Arnoldsche, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-89790-216-9 .
  • Gerda Breuer : Her Stories in Graphic Design. Dialoge, Kontinuitaten, Selbstermachtigungen. Grafikdesignerinnen 1880 bis heute. Jovis Verlag GmbH, Berlin 2023, ISBN 978-3-86859-773-8 , S.   302 .