Dietrich Flade

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dietrich Flade (* 1534 in Trier ; † 18. September 1589 ebenda) war ein deutscher Jurist , kurfurstlicher Rat , Richter und Stadtschultheiß . Er wurde als Hexenmeister verbrannt.

Dietrich Flade wurde als Sohn der Eheleute Johann Flade und Margareta von Langenfeld, einer Verwandten des kurtrierischen Rates und Koblenzer Schoffen Otto von Lengenfeld, [1] in Trier geboren. Die Familie Flade stammte ursprunglich aus Sankt Vith . [1]

Dietrich Flade studierte in Lowen und Orleans und war dann in Speyer als Doktor beider Rechte am dortigen Reichskammergericht tatig. 1557 wurde er Vize-Schultheiß von Trier. Er heiratete Barbara Reichwein, die Witwe des verstorbenen Trierer kurfurstlichen Leibarztes Simon Reichwein . Sie war eine geborene Walther und entstammte einer einflussreichen Augsburger Patrizier-Familie.

Im Jahre 1559 wurde er durch den Trierer Kurfursten und Erzbischof Johann VI. von der Leyen zum kurfurstlichen Rat ernannt und vertrat seinen Dienstherrn auf Reichstagen . 1567 wurde er Schultheiß der Dompropstei , 1571 Stadtschultheiß in Trier und Beisitzer des Hofgerichtes Koblenz . 1578 wurde er Professor an der Universitat Trier , 1586 deren Rektor . Ihm folgte Peter Binsfeld im Amt. Flade war Schoffe am Hochgericht Trier und dem Gerichtshof der freien Reichsabtei St. Maximin vor Trier. 1581 wurde Flade zum kurfurstlichen Statthalter in Trier ernannt.

Verurteilung als Hexer

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Zeit der Hexenverfolgungen in Kurtrier hatte Flade als Richter zahlreiche Hexenprozesse geleitet und Todesurteile gefallt.

In der Reichsabtei St. Maximin listete der Amtmann Claudius Musiel im sogenannten Hexenregister Dietrich Flade als ?Besagten“, der Hexerei Beschuldigten, auf. Als sich derartige Anklagen gegen ihn im Jahr 1587 hauften, wurde er auf Befehl des Kurfursten Johann von Schonenberg am 4. Juli 1588 verhaftet. Die Untersuchungen leiteten der Trierer Richter Christoph Faht und der Notar Peter Omsdorf.

Am 3. Oktober 1588 unternahm Flade zusammen mit Johann von Eltz , dem Komtur des Deutschen Ritterordens zu Trier, einen Fluchtversuch. Am 12. Oktober 1588 befand sich Flade wieder in Trier, zuruckgebracht von dem Komtur, nachdem dieser erfahren hatte, dass er einem ?Hexenmeister“ helfe. Burger bewachten sein Haus. Am 22. April 1589 wurde Flade erneut verhaftet, gestand unter mehrmaliger Folter , was man von ihm horen wollte, und benannte angebliche Komplizen.

Am 14. September setzte Dietrich Flade sein Testament auf, mit dem Wunsch, ein ehrenvolles Begrabnis auf dem Kirchhof St. Antonius zu erhalten. Am 18. September 1589 wurde er zum Feuertod verurteilt. Eine Milderung des Urteils sah eine vorherige Strangulierung vor und wurde am gleichen Tag an der Hinrichtungsstatte im heutigen Trierer Stadtteil Euren vollzogen.

In seiner Funktion als Hexenrichter war Flade vorher selbst mit aller Strenge aufgetreten.

Gedenktafel fur die Opfer der Hexenprozesse vor der Porta Nigra an der Fassade des Stadtmuseums Simeonstift aus dem Jahr 2015. Inschrift der Gedenktafel: ?Zum mahnenden Gedenken an unschuldige Frauen und Manner - als angebliche Hexen verleumdet, verfolgt, gefoltert, getotet - in Trier. 15. - 17.Jahrhundert.“

Fladescher Nachlass

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Stadt Trier hatte sich zu Flades Zeit als Stadtschultheiß von diesem 4000 Goldgulden geborgt, um einen Prozess auf Reichsunmittelbarkeit zu fuhren, den sie aber verlor. Nach der Hinrichtung zog der Kurfurst den Schuldschein ein. Er verpflichtete die Stadt, fortan die Zinsen an die funf Innenstadtpfarreien zu bezahlen ? ?zur Aufbesserung des Pfarrersgehalts“. Unter dem Posten 3700 ?Kirchliche Angelegenheiten“ findet sich noch heute im Haushalt der Stadt Trier der folgende Unterposten: ?Verpflichtungen aus dem Fladeschen Nachlass“. Die Summe wurde uber die Jahrhunderte nur an die jeweilige Wahrung angepasst. Im Jahr 2008 betrug sie 362,50 Euro, die die Stadt jahrlich an die Stadtpfarrei Liebfrauen uberweist. [2]

Im Jahr 2010 hatten sich die Trierer Stadtratsfraktionen wegen eines Antrages zum Burgerhaushalt mit der Einstellung der Zahlungen an die Kirchengemeinde zu befassen. Oberburgermeister Klaus Jensen hatte bereits im Februar ein Gesprach mit der Pfarrei Liebfrauen gefuhrt, in dem deren Vertreter darauf bestanden, dass die Zahlungen weiter zu erfolgen hatten. Das Geld kame ausschließlich sozialen Zwecken zugute, konkret der Unterstutzung von Bettlern. Außerdem wurde die Zahlungsverpflichtung an die Opfer des Hexenwahns erinnern. Sowohl Jensen als auch die CDU-Fraktion sahen daher keinen weiteren Handlungsbedarf, und auch die SPD-Fraktion vertrat die Meinung, dass ohne die Zustimmung der Kirchengemeinde keine Anderung erfolgen konne. Bundnis 90/Die Grunen pladierten hingegen dafur, dass die Gelder kunftig direkt, ohne Umweg uber die Pfarrgemeinde, sozial Bedurftigen zukommen solle. Fur die Erinnerung an die damaligen Vorkommnisse gabe es im Ubrigen bessere Moglichkeiten. [3]

Am 30. April 2014 fand eine Gedenkveranstaltung fur die Opfer der Hexenverfolgungen mit Oberburgermeister Klaus Jensen statt. 2015 wurde eine Gedenktafel fur die Opfer der Hexenprozesse enthullt.

Mitte Marz 2024 wurden die Zahlungen der Zinsen nach einer Einigung zwischen der Stadt Trier und der Stadtpfarrei Liebfrauen nach 435 Jahren endgultig eingestellt. [4]

  • Das Prozessprotokoll als Digitalisat auf der Seite der Cornell University Library.
  • Franz Xaver Kraus:  Flade, Dietrich . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 101 f.
  • Emil Zenz : Dr. Dietrich Flade, ein Opfer des Hexenwahns . In: Kurtrierisches Jahrbuch 2 (1962), S. 41?69.
  • Der Fall des Trier Stadtschultheißen Dr. Dietrich Flade: Vom Hexenrichter zum Hexenmeister . In: Damals. Das Magazin fur Geschichte und Kultur 6, 2002, S. 14?19.
  • Sandra Ost:  Dietrich Flade. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7 , Sp. 421?428 .
  • George L. Burr: The fate of Dietrich Flade . New York 1891 ( Digitalisat ).
  • Johannes Dillinger : ?Bose Leute“. Hexenverfolgungen in Schwabisch-Osterreich und Kurtrier im Vergleich . (= Trierer Hexenprozesse 5) Trier 1999.
  • Richard Laufner: Dr. Dietrich Flade und seine Welt. Ein Beitrag zur Trierer Kulturgeschichte im ausgehenden 16. Jahrhundert . In: LdeskdlVjbll 8. 1962, S. 43?63.
  • Der Richter muss brennen ? Das Schicksal des Trierer Stadtschultheißen Dr. Dietrich Flade, hingerichtet als Hexenmeister am 18. September 1589 - 12 Szenen fur Sprecher/-innen, Chor und Orchester, Musik: Joachim Reidenbach, Text: Rita Voltmer, uraufgefuhrt am 27. September 2005 in der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin, Trier. Strube-Verlag, Munchen

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. a b Vgl. Urkunde vom 17. Januar 1502 mit Anlagen, in der Dietrichs Großvater Johann Flade und 1525 ein Schoffe Otto von Lengefelt erwahnt werden; Historisches Archiv der Stadt Koln (Bestand 1 Haupturkundenarchiv, U 3/15040).
  2. Marcus Stolb: Historische Schuld. Wie die katholische Kirche in Trier noch heute Nutzen aus der Verbrennung eines Hexers zieht . in: Die Zeit , Nr. 20, 13. Mai 2008, S. 7; abgerufen am 17. September 2012.
  3. Ersatzlose Streichung des Haushaltstitels ?Verpflichtung aus dem Fladeschen Nachlass“ Antrag von Steffen Ballmann zum Burgerhaushalt, 21. Juni 2010. Abgerufen auf der Website zum Burgerhaushalt am 22. April 2019.
  4. Steffen Zimmermann: Warum die Kirche nach 435 Jahren auf Zinsen eines "Hexers" verzichtet. Abgerufen am 8. April 2024 .