Dieser Artikel behandelt die von den Brudern Grimm publizierte Kinderlegende. Fur die gleichnamige Novelle von E. Marlitt siehe
Die zwolf Apostel (Marlitt)
.
Illustration von
Otto Ubbelohde
, 1909
Die zwolf Apostel
ist die zweite von zehn Kinderlegenden im Anhang der
Kinder- und Hausmarchen
der
Bruder Grimm
(KHM 202;
ATU
766).
Dreihundert Jahre vor Christi Geburt hat eine arme Mutter zwolf Sohne, die sie nacheinander fortschicken muss, Brot zu suchen. Sie begegnen jeder ihrem kleinen
Schutzengel
, der ihnen den Wunsch erfullt, den
Heiland
noch zu sehen. In einer prachtigen Felsenhohle wiegt er sie in den Schlaf. Sie erwachen in der
Nacht von Jesu Geburt
und werden die
zwolf Apostel
.
Die Geschichte steht ab der 2. Auflage (1819) als Kinderlegende Nr. 2. Spatere Auflagen zeigen neben typographischen lediglich kleine stilistische Bearbeitungen: Der Engel fuhrt den, ab der 3. Auflage ?armen“ Petrus, ab der 6. Auflage ?zwischen Felsen“ zur ?großen“ Hohle, der zweite Bruder wird ?wie der erste“ in den Schlaf gewiegt. Grimms Anmerkung verortet den Text im ?Paderbornischen“ von
Familie Haxthausen
und vergleicht aus ihren
Deutschen Sagen
Nr. 297
Der Hirt auf dem Kyffhauser
. Vgl. KHM 143a
Die Kinder in Hungersnot
. Weitere
Legenden
von entruckten Menschen sind die
Sieben Schlafer von Ephesus
oder
Bechsteins
Der Monch und das Vogelein
,
Marien-Ritter
.
Hans-Jorg Uther
beobachtet den Unterschied zum Marchen
Dornroschen
: Die Entruckten schlafen nicht, sondern verschwinden und kehren dann, oft nur fur kurze Zeit, an den Ort zuruck. Betont wird also Gottes Allgegenwart und menschliche Sterblichkeit.
[1]
Solche Legenden kamen fruh aus arabisch-islamischer und indischer Uberlieferung nach Europa (vgl.
Sure
18, Vers 9;
Ps
90,4
EU
,
2 Petr
3,8
EU
).
[2]
- Grimm, Bruder. Kinder- und Hausmarchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Bruder Grimm. Mit einem Anhang samtlicher, nicht in allen Auflagen veroffentlichter Marchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rolleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 275, 516. Durchgesehene und bibliographisch erganzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag;
ISBN 3-15-003193-1
)
- Hans-Jorg Uther:
Handbuch zu den Kinder- und Hausmarchen der Bruder Grimm.
de Gruyter, Berlin 2008,
ISBN 978-3-11-019441-8
, S. 409?411.
- ↑
Hans-Jorg Uther:
Handbuch zu den Kinder- und Hausmarchen der Bruder Grimm.
de Gruyter, Berlin 2008,
ISBN 978-3-11-019441-8
, S. 119.
- ↑
Hans-Jorg Uther:
Handbuch zu den Kinder- und Hausmarchen der Bruder Grimm.
de Gruyter, Berlin 2008,
ISBN 978-3-11-019441-8
, S. 409?411.