Die schweigsame Frau

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Werkdaten
Originaltitel: Die schweigsame Frau
Originalsprache: Deutsch
Musik: Richard Strauss
Libretto : Stefan Zweig
Literarische Vorlage: Ben Jonson: Epicoene, or The Silent Woman
Urauffuhrung: 24. Juni 1935
Ort der Urauffuhrung: Dresden, Staatsoper
Spieldauer: ca. 3 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Zimmer des Sir Morosus in einem Vorort Londons, um 1780
Personen
  • Sir Morosus ( Bass )
  • Seine Haushalterin ( Alt )
  • Der Barbier ( Bariton )
  • Henry Morosus ( Tenor )
  • Aminta, seine Frau ( Sopran )
  • Isotta (Sopran)
  • Carlotta ( Mezzosopran )
  • Morbio (Bariton)
  • Vanuzzi (Bass)
  • Farfallo (Bass)

Die schweigsame Frau ist eine Komische Oper in drei Aufzugen (Opus 80; TrV 265) von Richard Strauss . Sie ist seine elfte Oper . Das Libretto stammt von Stefan Zweig nach Ben Jonsons Komodie Epicoene or The Silent Woman .

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Erster Aufzug [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seit Jahren lebt Kapitan Morosus, dessen Gehor nach einer Explosion großen Schaden erlitten hat, mit seiner Haushalterin sehr zuruckgezogen. Jedoch geht ihm das Geschwatz dieser auffallend redseligen Frau sehr auf die Nerven. Sein Barbier gibt ihm den Rat, die Alte vor die Tur zu setzen und sich eine junge ruhige Frau zu nehmen. Plotzlich erscheint sein verschollen geglaubter Neffe Henry. Er wird freudig empfangen und darf sich mit seiner Frau Aminta und ein paar Freunden bei ihm einquartieren. Es stellt sich jedoch heraus, dass es sich bei den Freunden um eine Operntruppe handelt, die mit ihren Proben das einstmals ruhige Haus in ein Theater verwandelt. Da Henry nicht von seiner Frau Aminta, der Primadonna der Truppe (Morosus: ?… eine Ohrenschinderin!“) und der Oper im Allgemeinen lassen will, wirft der Kapitan die Truppe aus seinem Haus und enterbt Henry noch dazu. Er will nun kurzerhand selbst fur einen Erben sorgen und beauftragt seinen Barbier, ihm eine Frau zu suchen. Dieser wendet sich jedoch mit einer Idee an Henry: Man solle dem Onkel eine stille und schweigsame Frau zufuhren, die sich nach der Hochzeit in eine Furie verwandelt und dem alten Kapitan so lange das Leben zur Holle macht, bis er seine Segel streicht.

Zweiter Aufzug [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Operntruppe beginnt mit ihrer Posse. Gleich am nachsten Tag fuhrt der Barbier dem Kapitan drei Heiratskandidatinnen vor, einen Bauerntrampel, ein hochnasig gebildetes Fraulein und Aminta als bescheidene, schuchterne ?Timidia“, die sofort das Herz des Morosus erobert. Sogleich bestellt der Barbier einen Pfarrer und einen Notar, die ebenfalls aus der Schauspieltruppe stammen, und die Trauung wird vollzogen. Unmittelbar danach kommen Nachbarn und Seeleute zum Gratulieren ins Haus und entfachen ein Gelage. Der Gatte sinkt erschopft zusammen. Nun tritt Aminta in Aktion. Obwohl sie die Zuneigung, die Morosus ihr entgegenbringt, sehr ruhrt, verwandelt sie sich in ein eigensinniges, kratzburstiges und keifendes Frauenzimmer. Da erscheint Henry als Retter in der Not. Er beruhigt Aminta und verspricht dem Onkel alles zu tun, dass er sein widerspenstiges Weib schnell los werde, worauf sich beide versohnen und der Onkel sich erleichtert zur Ruhe begibt. Henry schließt Aminta, die Mitleid mit dem alten Herren empfindet, zufrieden in seine Arme.

Dritter Aufzug [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am nachsten Tag treibt es Aminta noch toller mit Morosus. Sie bestellt Handwerker, die standig Larm machen. Zudem hat sie einen Pianisten und einen Gesangslehrer bestellt, die mit ihr uben. Der Kapitan ist vollig fassungslos. Schließlich kommen ein ?Lord Oberrichter“ und ?Zwei Advokaten“, die uber die angehende Scheidung beraten. Sie weisen jedoch jeden vorgetragenen Scheidungsgrund zuruck. Es erscheint ein Zeuge ? Henry ? der sich als Geliebter Amintas ausgibt. Auch dieser Grund wird abgewiesen, da Amintas Unschuld und Vorleben keine Bedingung fur die Ehe gewesen war. Morosus ist einem Nervenzusammenbruch nahe. Nun erscheint es Henry und Aminta an der Zeit reinen Tisch zu machen. Alle lassen ihre Masken fallen, und Aminta bittet den Kapitan um Verzeihung. Nachdem sich der Kapitan kurz Luft gemacht hat, uberfallt ihn ein befreiendes Lachen. Uberglucklich heißt er nun die Verbindung Henrys mit Aminta gut, gibt dieser seinen Segen und setzt Henry wieder als Erben ein. Er ist zufrieden mit sich und der Welt und hat in seinem Inneren die ersehnte Ruhe gefunden. Die Oper schließt mit einem Monolog des Morosus: ?Wie schon ist doch die Musik, aber wie schon erst, wenn sie vorbei ist!“

Werkgeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Dichtung und Komposition [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Tode Hugo von Hofmannsthals glaubte Strauss, am Ende seines Opernschaffens angelangt zu sein. Er rechnete nicht damit, noch einmal einen Textdichter gleichen Niveaus finden zu konnen. Selbst als sich die Verbindung mit Stefan Zweig ergab, zweifelte Strauss zunachst daran. Jedoch freundete er sich spontan mit Zweigs Vorschlag an, Ben Jonsons Komodie Epicoene, or The Silent Woman von 1609 als Operntext zu vertonen. Die Komposition begann 1932, im Januar 1933 uberreichte Zweig den letzten Teil seines Librettos, welches Strauss als ?das beste Libretto fur eine opera comique seit Figaro“ bezeichnete und das er ohne jegliche Anderungswunsche vertonte. Im Oktober 1934 wurde die Komposition im Grunde beendet, allerdings stellte Strauss im Januar 1935 noch eine Potpourri -Ouverture voran.

Eklat um die Urauffuhrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Urauffuhrung in Dresden gestaltete sich schwierig. Strauss war das letzte noch lebende weltweit anerkannte musikalische Aushangeschild Deutschlands. Deswegen konnte Strauss eine Auffuhrung der Oper trotz ihres (inzwischen emigrierten) judischen Textdichters durchsetzen. Es sollte eine kulturpolitische Demonstration werden, sogar Hitler hatte den Besuch der Premiere zugesagt. Als Strauss jedoch darauf bestand, dass statt ?Oper nach Ben Jonson“ Zweigs Name auf den Plakaten und Abendzetteln abgedruckt wurde, boykottierten die Nazi-Großen die Auffuhrung. Nachdem die Gestapo, die Strauss als Vorsitzenden der Reichsmusikkammer uberwachte, auch noch einen vollig ungenierten Brief abfing, den dieser in seiner Freude uber die gelungene Premiere an Zweig geschrieben hatte, fiel der Komponist endgultig in Ungnade. Das Stuck verschwand nach nur drei Wiederholungen vom Spielplan der Dresdner Oper und wurde auch sonst nirgends in Deutschland aufgefuhrt. Strauss musste ?aus gesundheitlichen Grunden“ vom Vorsitz der Reichsmusikkammer zurucktreten.

Strauss’ Verbindung zu Zweig riss trotz der Emigration des Dichters und trotz dessen (vorsichtiger) Kritik am Verhalten des Komponisten nicht ganz ab. Die Spatwerke Friedenstag und Capriccio gehen auf ein Libretto bzw. eine Idee Zweigs zuruck.

Auffuhrungsgeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Theaterzettel 1935

Die Urauffuhrung am 24. Juni 1935 ? dirigiert von Karl Bohm , inszeniert von Josef Gielen und mit Maria Cebotari und Kurt Bohme in den Hauptpartien, Erna Sack als Isotta, ? war ein großer Erfolg beim Publikum. Nach der Absetzung durch die Nazis fanden im deutschsprachigen Raum bis 1945 aber nur noch Auffuhrungen in Graz (1936) und Zurich (1942) statt, daruber hinaus zeigten Prag und Mailand das Werk.

1946 versuchte Dresden mit einer Auffuhrung im Kleinen Haus die Oper zu rehabilitieren; Berlin, Munchen und Wiesbaden folgten. Viel Beachtung fand 1959 eine Auffuhrung bei den Salzburger Festspielen ; Urauffuhrungsdirigent Karl Bohm prasentierte eine um ca. 45 Minuten gekurzte Version der Oper in hervorragender Besetzung (siehe Diskographie). Doch außer in Wien ? wo man die Oper uber die Jahre mehrmals inszenierte, erstmals am 1. Marz 1968, mit Silvio Varviso , Hans Hotter und Mimi Coertse ?, in Munchen und Dresden fehlte das Stuck auch weiterhin auf den Spielplanen der großeren Hauser. An kleinen Hausern (vor einigen Jahren z. B. an der Opera Long Beach) erwies sich das Werk jedoch stets als buhnenwirksam.

Gestaltung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Orchesterbesetzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

3 Floten (3. auch Piccolo), 2 Oboen, Englischhorn, D-Klarinette, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 3 Fagotte (3. auch Kontrafagott), 4 Horner, Trompeten, 3 Posaunen, Basstuba, Pauken, Schlagzeug, 4 Glocken, Harfe, Celesta, Cembalo, Orgel, Streicher

Auffuhrungsdauer (ungekurzt): ca. 3 Stunden (erster Aufzug ca. 55 Minuten, zweiter Aufzug ca. 70 Minuten, dritter Aufzug ca. 50 Minuten)

Musik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Abfallig außert sich die Kritik oft uber das ?tonende Flachrelief“ (Schreiber) der Schweigsamen Frau. Auch Strauss gab freimutig zu, dass ihm das Komponieren nicht mehr mit der Leichtigkeit fruherer Jahre von der Hand ging. Im Strauss’schen Œuvre nimmt das Werk insofern eine Sonderstellung ein, als mit der Figur des Henry eine der wenigen ?sympathischen“ Tenorpartien bei Strauss geschaffen wurde (wenngleich, wie so oft bei den Strauss-Tenoren, stimmlich z. T. extrem anspruchsvoll). Weiterhin ist das Werk, wohl auch bedingt durch die musikalische Gattung der ?komischen Oper“, durch eine Vielzahl von mehr oder weniger in sich abgeschlossener ?Nummern“ strukturiert, z. B. die beiden Kanzonen des Barbiers im 1. und 2. Aufzug, das große Sextett im 2. Aufzug, mehrere arienhafte Solostellen fur Aminta und Henry und Ensembles sowie das große burleske Finale des 1. Aufzuges.

Strauss stattete die Schweigsame Frau mit einer Uberfulle musikalischer Einfalle aus, mit larmenden Ensembles, mit teils genialer, teils geradezu platter Klangmalerei, einem anarchistischen Finale des ersten Aufzugs, einem beruckend schonen Schluss des Mittelakts und einem versohnlich-lyrischen Schluss des dritten Aufzugs. Es wechseln leichter Komodienton und große Arie ab, Strauss zitiert munter sich selbst und ein Dutzend anderer Komponisten, er kopiert Rossini, lasst seine Protagonisten Monteverdi singen und unterlegt einige Stellen mit Musik altenglischer Komponisten.

  • Richard Strauss: Die schweigsame Frau. Klavierauszug mit Text von Felix Wolfes , Berlin: Furstner o. J. [ca. 1935].

Diskografie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Die schweigsame Frau  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien