Die letzten Gluhwurmchen

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Animefilm
Titel Die letzten Gluhwurmchen
Originaltitel 火垂るの墓
Transkription Hotaru no Haka
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Erscheinungsjahr 1988
Lange 88 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Studio Ghibli
Stab
Regie Isao Takahata
Drehbuch Isao Takahata
Produktion T?ru Hara
Musik Michio Mamiya
Schnitt Takeshi Seyama
Synchronisation

Die letzten Gluhwurmchen ( jap. 火垂るの墓 , Hotaru no Haka , ?Das Grab der Leuchtkafer“, Alternativtitel: Die letzten Leuchtkafer ) ist ein Anime -Film von Studio Ghibli unter der Regie von Isao Takahata . Er basiert auf der 1967 veroffentlichten, teilweise autobiografischen Kurzgeschichte ?Das Grab der Leuchtkafer“ (im Japanischen unter dem gleichen Titel wie der Film erschienen) von Akiyuki Nosaka , dessen Schwester im Zweiten Weltkrieg verhungerte.

Kobe nach Bombenangriffen 1945

Die letzten Gluhwurmchen spielt in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in Japan und erzahlt vom verzweifelten Kampf des vierzehnjahrigen Jungen Seita und seiner vierjahrigen Schwester Setsuko um das nackte Uberleben in der ausgebombten Stadt K?be . Bereits zu Beginn wird das tragische Ende vorweggenommen: Seita stirbt vollig abgemagert und unbeachtet in einem dunklen Winkel einer Bahnhofswartehalle. Der Film beginnt mit dem Satz ?Am 21. September 1945 bin ich gestorben“ und zeigt dann einen Bahnhofswarter, der den Jungen durchsucht und dessen zerbeulte Bonbondose wegschmeißt, wobei etliche Gluhwurmchen in die Nacht auffliegen. In einer großen Ruckblende erfahrt der Zuschauer die einzelnen Leidensstationen des Geschwisterpaares.

Als ihre Mutter nach einem Bombenangriff auf die Hafenstadt K?be stirbt, ziehen Seita und Setsuko zunachst zu ihrer Tante. Da sich der Junge nicht am Wiederaufbau beteiligt, sondern lieber mit seiner oft weinenden Schwester spielt, spannt sich das Verhaltnis zur Tante an, welche ihnen auch wegen der schlechten Versorgungslage immer weniger zu essen gibt. Die Kinder beschließen, sich fortan selbst zu versorgen, und ziehen in einen alten hohlenartigen Bunker außerhalb der Stadt.

Obwohl Seita beginnt, auf Gemusefeldern Nahrung zu stehlen und bei Bombenangriffen Hauser zu plundern, um die gestohlenen Sachen zu verkaufen, werden die Nahrungsmittel fur ihn und Setsuko immer knapper. Bei einem Diebstahl wird Seita erwischt, von dem Bauern deswegen geschlagen und zur Polizei geschickt, aber der Polizist merkt, dass Seita am Verhungern ist, und lasst ihn frei. Schließlich stirbt das kleine Madchen an einer fiebrigen Erkrankung aufgrund der Unterernahrung und bekommt von ihrem Bruder eine einsame Feuerbestattung .

Seita, der kurz zuvor zunachst von der Kapitulation Japans und somit auch vom Tod seines Vaters erfahren hat (er hatte bei der nun untergegangenen kaiserlichen Marine gedient), verliert schließlich auch seinen Lebensmut, denn sein Vater war fur ihn der letzte Hoffnungsfunken.

Die Kurzgeschichte von Akiyuki Nosaka erschien im Oktober 1967 im Literaturmagazin All Yomimono des Verlags Bungeishunj? . Nosaka erhielt hierfur und fur das einen Monat zuvor veroffentlichte Amerika Hijiki uber das Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit den Naoki-Preis . [1] Beide Texte wurden dann im Februar 1968 mit vier weiteren Kurzgeschichten im Kurzgeschichtenband Amerika Hijiki / Hotaru no Haka ISBN 4-10-111203-7 in Buchform zusammengefasst. In deutscher Sprache erschienen die Geschichten als Das Grab der Leuchtkafer und Algen aus Amerika 1992 bei Rowohlt in einer Ubersetzung von Irmela Hijiya-Kirschnereit .

Der Titel verwendet statt der ublichen Schreibweise fur hotaru, ? ?Gluhwurmchen, Leuchtkafer‘, die abweichenden Schriftzeichen 火垂る , die eigentlich anders gelesen werden ( Jukujikun ) und sinngemaß ?vom Himmel fallendes Feuer“ bedeuten, womit sich der Titel alternativ auch als ?Das Grab des Bombenhagels“ lesen lasst. [2]

Der japanische Sender Nippon Television realisierte im Jahr 2005 einen Spielfilm, der die Ereignisse aus dem Blickwinkel der Tante, gespielt von Nanako Matsushima , zeigt. Erstausstrahlung des Films war der 1. November 2005.

Die von Setsuko und Seita in einigen Szenen gelutschten Bonbons sind die seit 1908 verkauften Sakuma Drops . Heute haben die Dosen gelegentlich auch Setsuko als Motiv.

Veroffentlichung

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Der Film kam am 16. April 1988 in die japanischen Kinos, wo er gemeinsam mit Mein Nachbar Totoro in Doppelvorstellungen gezeigt wurde.

Erstmals wurde der Film am 17. Mai 2002 in Deutschland vom Anime-Label Anime Virtual (heute Kaze) auf VHS und in der Folge am 27. August 2002 auf dem damals noch recht neuen Medium DVD veroffentlicht. Am 22. Oktober 2004 erfolgte eine Neuauflage als Collector’s Edition mit beiliegenden Sammelkarten, einem Artbook und der Kurzgeschichte, auf deren Vorlage der Film beruht. Eine erneute DVD-Veroffentlichung als Deluxe-Edition mit einer Galerie, einem Interview mit Isao Takahata , Making Of und Booklet erfolgte am 26. November 2007. Am 27. September 2013 erschien der Film auf Blu-ray bei Kaze in der traditionellen Studio Ghibli Blu-ray Collection -Edition.

Synchronisation

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Die deutsche Synchronisation entstand erst im Jahr 2000, nach einem Dialogbuch und unter der Dialogregie von Mario von Jascheroff , bei der Interopa Film GmbH in Berlin . [3]

Rolle Japanischer Sprecher ( Seiy? ) Deutscher Sprecher
Seita Yokokawa Tsutomu Tatsumi Gerrit Schmidt-Foß
Setsuko Yokokawa Ayano Shiraishi Adak Azdasht
Mutter Yoshiko Shinohara Ulrike Sturzbecher
Tante Akemi Yamaguchi Rita Engelmann
Arzt Michio Denpo Wolfgang Ostberg
Cousine Kazumi Nozaki Maria Sumner
Obayashi Kozo Hashida Lothar Blumhagen
Polizist Kiyoshi Yanagawa Hasso Zorn
Bauer Ulrich Voß
Holzhandler Frank Ciazynski
Kramer Alexander Herzog
Untermieter Thomas Nero Wolff

Die Kritiken fielen mehrheitlich sehr positiv aus.

?Ein anruhrendes Anime, das schonungslos die Schrecken des Krieges thematisiert und sie in den Augen der Kinder spiegelt; ein Zeichentrickfilm von großer Ernsthaftigkeit, der alles Kindliche des Genres hinter sich lasst und dem Genre eine neue Zuschauerschicht eroffnet, ohne zu drastischen Gewaltdarstellungen und sexistischen Allgemeinplatzen greifen zu mussen.“

? film-dienst [4]

?Der Animationsfilm aus dem Hause Ghibli erreicht dabei eine enorme emotionale Intensitat, so dass sich unabdingbar ein Gefuhl der Betroffenheit, Traurigkeit und Fassungslosigkeit einstellt.“

‘Grave of the Fireflies’ is an emotional experience so powerful that it forces a rethinking of animation.

??Die letzten Gluhwurmchen“ ist eine so machtvolle emotionale Erfahrung, dass es eine Neubewertung von Zeichentrickfilmen geradezu erzwingt.“

Der Film wurde vom deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrum als ?Top-Video“ bewertet. Das Lexikon des internationalen Films empfahl aufgrund der schonungslosen Darstellung der Schrecken des Krieges entgegen der FSK -Einstufung ab 6 Jahren eine Altersbeschrankung von 16 Jahren. [7]

  • Akiyuki Nosaka: Das Grab der Leuchtkafer. Zwei Erzahlungen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-499-13109-9 .
  • Akiyuki Nosaka: 野坂昭如 『アメリカひじき?火垂るの墓』 . Shinch?sha, Tokio 1968, ISBN 4-10-111203-7 (japanisch).

Einzelnachweise

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  1. Nosaka Akiyuki. In: All of Naoki Sanjugo Award. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 18. Mai 2015 ; abgerufen am 13. Mai 2015 (japanisch).
  2. s. Nachwort der deutschen Ausgabe bzw. ?Das Grab der Leuchtkafer“ von Akiyuki Nosaka. In: japanische-literatur.blogspot.de. 18. Juli 2012, abgerufen am 13. Mai 2015 .
  3. Die letzten Gluhwurmchen. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei , abgerufen am 4. Januar 2022 .
  4. Die letzten Gluhwurmchen. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 2. Marz 2017 .
  5. Ulf Lepelmeier: Die letzten Gluhwurmchen. Abgerufen am 24. April 2012 .
  6. Roger Ebert : Grave of the Fireflies. In: rogerebert.suntimes.com. 19. Marz 2000, abgerufen am 24. April 2012 (englisch).
  7. Lexikon des internationalen Films. S. 1868.