Die letzten Gluhwurmchen
(
jap.
火垂るの墓
,
Hotaru no Haka
, ?Das Grab der Leuchtkafer“, Alternativtitel:
Die letzten Leuchtkafer
) ist ein
Anime
-Film von
Studio Ghibli
unter der
Regie
von
Isao Takahata
. Er basiert auf der 1967 veroffentlichten, teilweise
autobiografischen
Kurzgeschichte ?Das Grab der Leuchtkafer“ (im Japanischen unter dem gleichen Titel wie der Film erschienen) von
Akiyuki Nosaka
, dessen Schwester im
Zweiten Weltkrieg
verhungerte.
Kobe nach Bombenangriffen 1945
Die letzten Gluhwurmchen
spielt in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in
Japan
und erzahlt vom verzweifelten Kampf des vierzehnjahrigen Jungen Seita und seiner vierjahrigen Schwester Setsuko um das nackte Uberleben in der ausgebombten Stadt
K?be
. Bereits zu Beginn wird das tragische Ende vorweggenommen: Seita stirbt vollig abgemagert und unbeachtet in einem dunklen Winkel einer Bahnhofswartehalle. Der Film beginnt mit dem Satz ?Am 21. September 1945 bin ich gestorben“ und zeigt dann einen Bahnhofswarter, der den Jungen durchsucht und dessen zerbeulte Bonbondose wegschmeißt, wobei etliche Gluhwurmchen in die Nacht auffliegen. In einer großen
Ruckblende
erfahrt der Zuschauer die einzelnen Leidensstationen des Geschwisterpaares.
Als ihre Mutter nach einem
Bombenangriff auf die Hafenstadt K?be
stirbt, ziehen Seita und Setsuko zunachst zu ihrer Tante. Da sich der Junge nicht am Wiederaufbau beteiligt, sondern lieber mit seiner oft weinenden Schwester spielt, spannt sich das Verhaltnis zur Tante an, welche ihnen auch wegen der schlechten Versorgungslage immer weniger zu essen gibt. Die Kinder beschließen, sich fortan selbst zu versorgen, und ziehen in einen alten hohlenartigen
Bunker
außerhalb der Stadt.
Obwohl Seita beginnt, auf Gemusefeldern Nahrung zu stehlen und bei Bombenangriffen Hauser zu plundern, um die gestohlenen Sachen zu verkaufen, werden die Nahrungsmittel fur ihn und Setsuko immer knapper. Bei einem Diebstahl wird Seita erwischt, von dem Bauern deswegen geschlagen und zur Polizei geschickt, aber der Polizist merkt, dass Seita am Verhungern ist, und lasst ihn frei. Schließlich stirbt das kleine Madchen an einer fiebrigen Erkrankung aufgrund der
Unterernahrung
und bekommt von ihrem Bruder eine einsame
Feuerbestattung
.
Seita, der kurz zuvor zunachst von der
Kapitulation Japans
und somit auch vom Tod seines Vaters erfahren hat (er hatte bei der nun untergegangenen
kaiserlichen Marine
gedient), verliert schließlich auch seinen Lebensmut, denn sein Vater war fur ihn der letzte Hoffnungsfunken.
Die Kurzgeschichte von Akiyuki Nosaka erschien im Oktober 1967 im Literaturmagazin
All Yomimono
des Verlags
Bungeishunj?
. Nosaka erhielt hierfur und fur das einen Monat zuvor veroffentlichte
Amerika Hijiki
uber das Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit den
Naoki-Preis
.
[1]
Beide Texte wurden dann im Februar 1968 mit vier weiteren Kurzgeschichten im Kurzgeschichtenband
Amerika Hijiki / Hotaru no Haka
ISBN 4-10-111203-7
in Buchform zusammengefasst. In deutscher Sprache erschienen die Geschichten als
Das Grab der Leuchtkafer
und
Algen aus Amerika
1992 bei
Rowohlt
in einer Ubersetzung von
Irmela Hijiya-Kirschnereit
.
Der Titel verwendet statt der ublichen Schreibweise fur
hotaru,
?
?Gluhwurmchen, Leuchtkafer‘, die abweichenden Schriftzeichen
火垂る
, die eigentlich anders gelesen werden (
Jukujikun
) und sinngemaß ?vom Himmel fallendes Feuer“ bedeuten, womit sich der Titel alternativ auch als ?Das Grab des Bombenhagels“ lesen lasst.
[2]
Der japanische Sender
Nippon Television
realisierte im Jahr 2005 einen Spielfilm, der die Ereignisse aus dem Blickwinkel der Tante, gespielt von
Nanako Matsushima
, zeigt. Erstausstrahlung des Films war der 1. November 2005.
Die von Setsuko und Seita in einigen Szenen gelutschten Bonbons sind die seit 1908 verkauften
Sakuma Drops
. Heute haben die Dosen gelegentlich auch Setsuko als Motiv.
Der Film kam am 16. April 1988 in die japanischen Kinos, wo er gemeinsam mit
Mein Nachbar Totoro
in
Doppelvorstellungen
gezeigt wurde.
Erstmals wurde der Film am 17. Mai 2002 in Deutschland vom Anime-Label
Anime Virtual
(heute Kaze) auf VHS und in der Folge am 27. August 2002 auf dem damals noch recht neuen Medium
DVD
veroffentlicht. Am 22. Oktober 2004 erfolgte eine Neuauflage als Collector’s Edition mit beiliegenden Sammelkarten, einem Artbook und der Kurzgeschichte, auf deren Vorlage der Film beruht. Eine erneute DVD-Veroffentlichung als Deluxe-Edition mit einer Galerie, einem Interview mit
Isao Takahata
, Making Of und Booklet erfolgte am 26. November 2007. Am 27. September 2013 erschien der Film auf
Blu-ray
bei Kaze in der traditionellen
Studio Ghibli Blu-ray Collection
-Edition.
Die deutsche Synchronisation entstand erst im Jahr 2000, nach einem
Dialogbuch
und unter der
Dialogregie
von
Mario von Jascheroff
, bei der
Interopa Film GmbH
in
Berlin
.
[3]
Die Kritiken fielen mehrheitlich sehr positiv aus.
?Ein anruhrendes Anime, das schonungslos die Schrecken des Krieges thematisiert und sie in den Augen der Kinder spiegelt; ein Zeichentrickfilm von großer Ernsthaftigkeit, der alles Kindliche des Genres hinter sich lasst und dem Genre eine neue Zuschauerschicht eroffnet, ohne zu drastischen Gewaltdarstellungen und sexistischen Allgemeinplatzen greifen zu mussen.“
?Der Animationsfilm aus dem Hause Ghibli erreicht dabei eine enorme emotionale Intensitat, so dass sich unabdingbar ein Gefuhl der Betroffenheit, Traurigkeit und Fassungslosigkeit einstellt.“
‘Grave of the Fireflies’ is an emotional experience so powerful that it forces a rethinking of animation.
??Die letzten Gluhwurmchen“ ist eine so machtvolle emotionale Erfahrung, dass es eine Neubewertung von Zeichentrickfilmen geradezu erzwingt.“
Der Film wurde vom deutschen
Kinder- und Jugendfilmzentrum
als ?Top-Video“ bewertet. Das
Lexikon des internationalen Films
empfahl aufgrund der schonungslosen Darstellung der Schrecken des Krieges entgegen der
FSK
-Einstufung ab 6 Jahren eine Altersbeschrankung von 16 Jahren.
[7]
- Akiyuki Nosaka:
Das Grab der Leuchtkafer. Zwei Erzahlungen.
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992,
ISBN 3-499-13109-9
.
- Akiyuki Nosaka:
野坂昭如 『アメリカひじき?火垂るの墓』
.
Shinch?sha, Tokio 1968,
ISBN 4-10-111203-7
(japanisch).
- ↑
Nosaka Akiyuki.
In:
All of Naoki Sanjugo Award.
Archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
18. Mai 2015
;
abgerufen am 13. Mai 2015
(japanisch).
- ↑
s. Nachwort der deutschen Ausgabe bzw.
?Das Grab der Leuchtkafer“ von Akiyuki Nosaka.
In:
japanische-literatur.blogspot.de.
18. Juli 2012,
abgerufen am 13. Mai 2015
.
- ↑
Die letzten Gluhwurmchen.
In:
synchronkartei.de.
Deutsche Synchronkartei
,
abgerufen am 4. Januar 2022
.
- ↑
Die letzten Gluhwurmchen.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 2. Marz 2017
.
- ↑
Ulf Lepelmeier:
Die letzten Gluhwurmchen.
Abgerufen am 24. April 2012
.
- ↑
Roger Ebert
:
Grave of the Fireflies.
In:
rogerebert.suntimes.com.
19. Marz 2000,
abgerufen am 24. April 2012
(englisch).
- ↑
Lexikon des internationalen Films.
S. 1868.