Die bittere Liebe
(Originaltitel:
Lo sceicco bianco
, Alternativtitel:
Der weiße Scheich
) ist eine
italienische
in
schwarzweiß
gedrehte
Filmkomodie
des Regisseurs
Federico Fellini
aus dem Jahre 1952.
Die bittere Liebe
ist der erste Film, bei dem Fellini alleine Regie fuhrte, da er bei seinem ersten Werk als Regisseur,
Lichter des Variete
(1950), die Regie mit dem erfahrenen
Alberto Lattuada
teilte. Gleichzeitig ist dies auch der Spielfilm, der zusammen mit den darauf folgenden
Die Mußigganger
(1953),
Ein Tag im Amtsgericht
(1953) und
Amerikaner in Rom
(1954) dem beliebten italienischen Schauspieler
Alberto Sordi
zum großen Durchbruch verhalf. In
Der weiße Scheich
spielt Sordi zum ersten Mal den kindlichen, verantwortungslosen, feigen, von der Mutter bzw. Ehefrau dominierten kleinen Mann, eine Rolle die Sordi in den ganzen 50er Jahren (und oft auch spater) spielen wird.
Wanda
und
Ivan
, ein frisch verheiratetes Paar aus
Suditalien
, sind auf Hochzeitsreise und kommen morgens in
Rom
an. Ein Onkel von Ivan, der in Rom lebt, hat durch seine Beziehungen zum
Vatikan
eine
Privataudienz
beim
Papst
am folgenden Morgen arrangieren konnen. Wahrend Ivan sich im Hotel ausruht, geht Wanda, die eine leidenschaftliche Leserin von
Fotoromanen
ist, zur Redaktion ihres Lieblingsblattes. Da sie sich als eine außergewohnliche Verehrerin des Fotoromans
Der Weiße Scheich
zeigt, wird sie eingeladen sich mit dem Team nach
Fregene
zu begeben, wo einige Episoden aufgezeichnet werden sollen.
Inzwischen hat Ivan das Verschwinden seiner Frau bemerkt und sucht verzweifelt nach ihr. Dabei tut er alles Mogliche, um seinen Verwandten in Rom, die die Braut kennenlernen mochten, das Verschwinden von Wanda zu verheimlichen. Er irrt durch die Stadt, fallt in eine
Parade
von
Bersaglieri
ein (es ist ein Festtag), schließlich sucht er Hilfe bei der Polizei, wird jedoch wegen seiner wirren Geschichte und seines auffalligen Verhaltens fast als verruckt festgesetzt. Er kann fliehen.
Wanda lernt endlich ihr Idol kennen: den weißen Scheich. Dieser wird von einem gewissen
Fernando Rivoli
gespielt, einem kindischen Schwatzer, der den großen Verfuhrer spielt, der aber tatsachlich von seiner Ehefrau dominiert wird und hinter ihr Schutz sucht. Wanda lasst sich anfanglich auf Fernando ein, als dieser aber zu weit geht und Wanda seine wahre Natur entdeckt (sie merkt auch wie ?unromantisch“ in Wirklichkeit die Aufnahmen fur den Fotoroman sind), sie zu allem Uberfluss auch noch von Rivolis Frau geohrfeigt und drangsaliert wird, flieht sie enttauscht nach Rom zuruck. Aus Verzweiflung versucht sie tollpatschig, sich das Leben zu nehmen, indem sie in den
Tiber
springt. Sie wird ?gerettet“ und ins Krankenhaus eingeliefert. Dort wird sie von Ivan abgeholt, der in seiner Verzweiflung die Nacht mit einer mutterlichen Prostituierten verbracht hat.
Das junge Paar zieht sich um und macht sich auf den Weg zur verschobenen Papstaudienz mit anderen Paaren und Ivans Verwandten, bereit gemeinsam, vielleicht mit etwas
Melancholie
, durchs Leben zu kommen.
Der Film ist eine bittere
Komodie
uber die Macht der Illusionen im Italien der Nachkriegszeit. ?Der Spielfilm unterstreicht wie prekar gewisse Traum-Fabriken sind (hier ist es der
Fotoroman
, das gleiche gilt fur den
Film
). […] Das thematische und stilistische Universum des Autors ? die Traume der kleinen Leute, die Sehnsuchte der Provinz, die
Sentimentalitat
und die
Ironie
, die Lust zur
Introspektion
, das ?Visionare‘ ? beginnt Form anzunehmen.“
[2]
- Die ursprungliche Idee zum Film stammte von Filmautor
Michelangelo Antonioni
, der aber am
Drehbuch
nicht mitarbeitete.
- Die Figur der Prostituierten Cabiria (Fellinis Ehefrau
Giulietta Masina
) wird von Fellini in seinem funf Jahre spater erschienenen Spielfilm
Die Nachte der Cabiria
(1957) wiederverwendet und weiterentwickelt.
- Mit diesem Film fangt die Zusammenarbeit zwischen Fellini und den Komponisten
Nino Rota
an. Rota wird bis zu seinem Tod 1979 bei allen Filmen Fellinis mitarbeiten.
- ↑
Freigabebescheinigung
fur
Die bittere Liebe
.
Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft
, Mai 2011 (PDF; Prufnummer: 27 825 V).
- ↑
Fernaldo Di Giammatteo
:
Dizionario del cinema italiano
(=
Universale economica
2
Dizionari
). Editori Riuniti, Rom 1995,
ISBN 88-359-4008-7
, hier freie Ubersetzung.