Die Zeit die bleibt
mit dem Untertitel
Ein Film uber Konrad Wolf
ist ein
Dokumentarfilm
des
DEFA
-Studios fur Dokumentarfilme aus dem Jahr 1985. Er entstand im Auftrag des
Fernsehens der DDR
unter der Regie von
Lew Hohmann
.
Der Film beginnt in
Peredelkino
, ein Wiedersehen
Konrad Wolfs
nach Jahrzehnten mit der unvergessenen Welt der Kindheit in seiner zweiten Heimat, der Sowjetunion. Nicht weit von Moskau steht noch immer das einstige Sommerhaus der Familie des emigrierten Dichters
Friedrich Wolf
. Sein Sohn Konrad, Koni genannt, der jungere der beiden Bruder, machte im Oktober 1981, kurz vor seinem Tode, dort noch einmal einen Besuch. Einen großen Teil des Films nehmen Bilder und Erzahlungen uber die Eltern Konrad Wolfs, seine Kindheit in Deutschland und die Flucht in die Emigration, uber Frankreich in die Sowjetunion, ein. Der Besuch im Oktober 1981 ist auch ein Ruckblick auf seine Kindheit, er erinnert sich der Freundschaft dreier Jungen, die uber ein Leben hinweg fur alle drei von Bedeutung geblieben war, obwohl sie, in alle Welt verschlagen, unterschiedliche Wege, auch im Denken, gingen. Die ?Troika“, wie sich die Gruppe nannte, fand nach Jahrzehnten wieder Kontakt zueinander, obwohl die Lebensumstande die Freunde voneinander entfernt hat. Ein Film uber diese Freundschaft, den er geplant hatte, blieb ihm durch seinen Krebstod ein halbes Jahr spater leider versagt (einige Jahre spater verarbeitete sein Bruder
Markus
das Material in seinem Buch
Die Troika
).
Ausfuhrlich wird Konrad Wolfs Tatigkeit in der
Roten Armee
dokumentiert. Zitiert werden die ersten Kriegseindrucke im Dorf Karbadinka, beigefugt werden wunderschone, friedvolle Aufnahmen des Ortes am Meer von heute, als beschworende Erganzung. Von hier fuhrte ihn der Weg bis nach
Premnitz
, davon war er sogar einen Tag
Stadtkommandant
von
Bernau bei Berlin
.
Dann ist zu verfolgen, wie er, nach seinem Studium an der
Filmhochschule
in
Moskau
, in der DDR die Entwicklung einer sozialistischen Filmkunst wesentlich mitbestimmte. Szenen aus vielen seiner erfolgreichen Arbeiten stehen als Beispiel dafur. Eine Fulle von Aussagen wird eingeholt, zu Wort kommen
Angel Wagenstein
, der mit Konrad Wolf befreundet war und mehrere Filme mit ihm gemacht hat,
Kurt Bowe
erzahlt von den Erlebnissen bei den Dreharbeiten zu
Der nackte Mann auf dem Sportplatz
, der Kameramann
Werner Bergmann
erinnert sich an die vielen gemeinsamen Filme und an seine ursprunglichen Vorbehalte gegen einen ?studierten“ Regisseur. Der Bildhauer
Wieland Forster
erinnerte sich daran, wie uneitel und hilfsbereit Konrad Wolf als Prasident der
Akademie der Kunste der DDR
war. Der Germanist
Wladimir Gall
erzahlte von der gemeinsamen Zeit wahrend des Zweiten Weltkriegs und bei der
Sowjetischen Militaradministration in Deutschland
(SMAD) in
Halle (Saale)
.
Durch den ganzen Film zieht sich die Feststellung aller Beteiligten, wie ehrlich und treu Konrad Wolf in allen Belangen des Lebens war.
Das Drehbuch entstand unter der Mitarbeit von
Lew Hohmann
,
Christiane Muckenberger
und
Regine Sylvester
. Die letztlich veroffentlichte Fassung stellt eine gekurzte Fassung dar, in der die Probleme des Stalinismus im Wesentlichen ausgeklammert wurden. Auf Betreiben der Staatsfuhrung der DDR wurden u. a. die Passagen zu den stalinschen Prozessen und zum Nichtangriffspakt Deutschland ? Sowjetunion und deren Auswirkung auf die drei Freunde aus dem bereits gefertigten Film geschnitten.
[1]
Die Zeit die bleibt
wurde auf
ORWO
-Color gedreht und unter Verwendung von Schwarzweiß-Dokumenten fertiggestellt. Der Film hatte am 20. Oktober 1985 aus Anlass des 60. Geburtstages Konrad Wolfs im 1. Programm des
DDR-Fernsehens
seine Urauffuhrung. Auf der
Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche fur Kino und Fernsehen
wurde der Film am 23. November 1985 erstmals offentlich in einem Kino aufgefuhrt. Der regulare Kinostart fand am 13. August 1986
[2]
im Berliner Studiokino
Camera
statt.
Gunter Sobe schreibt in der
Berliner Zeitung
, dass der Film publizistisch sauber und dramaturgisch intelligent aufgearbeitet sei, sympathische Gelassenheit besitze, im Unterton uber den Kommentar gelegentlich Ironie verbreite sowie manchmal einen Anflug Pathos wie auch schone Stille erkennen lasse.
[3]
- ↑
Ralf Schenk
in der
Berliner Zeitung
vom 20. Mai. 2020
- ↑
Neues Deutschland
vom 13. August 1986; S. 8
- ↑
Gunter Sobe in der
Berliner Zeitung
vom 22. Oktober 1985; S. 7