Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse
ist ein
Kriminalfilm
, der 1964 unter der Regie von
Hugo Fregonese
in
West-Berlin
und
Italien
gedreht wurde. Es handelt sich um den sechsten und letzten Teil der
Dr.-Mabuse
-Filmreihe aus den 1960er Jahren. Der von
Artur Brauner
produzierte Schwarzweißfilm entstand unter Beteiligung der Firmen Franco London Film S.A. (
Paris
), Criterion Film S.A. (Paris) sowie Serena Film S.A.R.L. (
Rom
) und in Zusammenarbeit mit Anglo Italia Film S.A.R.L. (Rom).
Bundesweiter
Kinostart war am 18. September 1964.
Handlungsort war London und der fiktive Ort
Belmare
im Suden der Insel Malta (Bild). Gedreht wurde der Film jedoch in Italien und West-Berlin.
Der
Geist
des verstorbenen Superverbrechers Dr. Mabuse hatte einst Besitz von Professor Pohland ergriffen, der seit geraumer Zeit in einer Nervenklinik sitzt und laut dem dortigen Chefarzt an
paranoiden
Wahnvorstellungen
leidet. Als Major Anders vom
britischen Geheimdienst
Pohland verhoren will, verschwindet dieser auf geheimnisvolle Weise. Sein letztes Wort: ?Todesstrahlen“. Wenig spater erhalt der Major von seinem Chef in
London
den Auftrag, die vermuteten
Spionageaktivitaten
in dem kleinen Ort Belmare im Suden von
Malta
zu beobachten. Auf einer kleinen Insel vor der Kuste arbeitet ein gewisser Professor Larsen an der Erfindung der sogenannten Todesstrahlen.
Getarnt als harmloses Liebespaar, reist Anders in Begleitung seiner Freundin Judy in die kleine Hafenstadt, um Kontakt mit dem Verbindungsmann Admiral Quincy aufzunehmen. Versteckt in einem Sarg reist auch ein gewisser Kaspar nach Belmare, wo sich in einem
Bestattungsinstitut
die raffiniert versteckte Kommandozentrale von Dr. Mabuse (oder dessen Geist) befindet. Nicht weniger geschickt getarnt, in einer Apotheke, erwartet Commander Adams den britischen Ermittler, um ihn mit weiteren Einzelheiten vertraut zu machen. Am Abend empfangt Professor Larsen die Geheimdienst-Agenten Commander Adams und Major Anders. Dort machen die beiden auch Bekanntschaft mit Gilda Larsen, der Nichte des Professors, und deren Freund Mario Monta.
Larsens Erfindung basiert auf dem Prinzip eines
Brennspiegels
nach dem
Archimedes-Prinzip
. Larsen ist damit in Besitz einer Apparatur, die innerhalb von Sekunden ganze Stadte vernichten kann. Das Labor scheint auch Zielpunkt der geheimnisvollen Organisation um Dr. Mabuse, deren Mitglieder sich immer wieder in Sardinen-Booten und als
Froschmanner
der geheimnisvollen Insel nahern. Mabuse hat außerdem eine Moglichkeit gefunden, uber ein Medium den Willen von Professor Larsen zu beeinflussen.
Bei einem Ausflug landet Major Anders zufallig im Palast des Fabrikanten Jason Monta, des Bruders von Mario. Von dem Verbindungsmann Admiral Quency erfahrt Anders außerdem, dass der Geheimdienst in den Besitz der Erfindung von Professor Larsen gelangen musse. Der kauzige Wissenschaftler will nicht mit England kooperieren und auch die geheimnisvollen Froschmanner seien hinter dem Todesspiegel her. Unter Zuhilfenahme diverser Masken gelingt es Mabuse tatsachlich, sich der Todesstrahlen zu bemachtigen. Major Anders kann den Brennspiegel im letzten Moment unschadlich machen und seinen Auftrag erfullen.
Mit der 1960 gestarteten Filmreihe um die von
Norbert Jacques
erfundenen Verbrecherfigur Dr. Mabuse hatte der Filmproduzent Artur Brauner, neben der
Edgar-Wallace-Serie
der Konkurrenz, eine erfolgreiche Kriminalfilmreihe in die Kinos gebracht. Nach dem erfolgreichen funften Teil
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
planten Brauner und der Gloria-Filmverleih weitere Dr.-Mabuse-Krimis. Vorgesehen waren die Produktionen
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse
im Jahr 1964 sowie die letztlich nicht realisierten Filme
Das unheimliche Kabinett des Dr. Mabuse
und
Die Rache des Dr. Mabuse
im Jahr 1965.
[2]
Im Gegensatz zu den bisherigen funf Filmen der Mabuse-Reihe, die dem klassischen Krimi-Genre entsprachen, wollte Brauner 1964 mit
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse
einen zeitgemaßen
Spionagefilm
mit
Science-Fiction
-Elementen, ganz im Stil des im Jahr zuvor gestarteten Filmerfolgs
James Bond ? 007 jagt Dr. No
, schaffen. Das Drehbuch schrieb abermals
Ladislas Fodor
unter freier Verwendung der Figur des Dr. Mabuse. Als Regisseur verpflichtete der Produzent den
Argentinier
Hugo Fregonese
.
Peter van Eyck
ubernahm zum dritten Mal nach
Die 1000 Augen des Dr. Mabuse
(als
Henry B. Travers
) und
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
(als
Bill Tern
) die Hauptrolle. Diesmal hieß er
Major Anders
, obwohl seine Rolle inhaltlich an die des
Major Bill Tern
im vorherigen Mabuse-Film anschließt. Von den ubrigen bekannten Darstellern der Filmreihe blieb allein
Walter Rilla
, der wie die meisten Darsteller in diesem Film jedoch nicht mit seiner eigenen Stimme zu horen ist. Der im Vorspann und auf dem Filmplakat genannte Schauspieler
Wolfgang Preiss
, der in allen vorherigen Filmen der
CCC-Film
die Rolle des Dr. Mabuse spielte, ist in diesem Film weder zu sehen noch zu horen. Produzent Artur Brauner veranlasste seine namentliche Nennung aus Grunden der Werbung. Fur die Rolle des Colonel Matson war zunachst Hollywoodstar
Edmund Purdom
vorgesehen, der sogar noch im Drehplan aufgefuhrt wird.
[3]
Als Marktplatz von
Belmare
ist die Piazza San Lorenzo in Viterbo in der italienischen Provinz Latium zu sehen.
Hauptdrehort war der Hafenort Porto Santo Stefano im Suden der Toskana.
Die Festung
La Rocca
uber dem Hafen von Porto Ercole.
Die Dreharbeiten zu
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse
fanden vom 20. April bis 22. Juni 1964 in den Studios der CCC-Film
Berlin-Haselhorst
sowie am Sudrand der
Toskana
um den Hafenort
Porto Santo Stefano
und in
Viterbo
in der Region
Latium
statt. Die
London
- und
Malta
-Aufnahmen, in denen keine Darsteller mitwirkten, stammen aus dem Archiv. Der im Film genannte Ort
Belmare
im Suden von Malta existiert nicht.
[4]
[5]
Offiziell wurde der Film nicht von der CCC Filmproduktion GmbH produziert, sondern von der 1960 gegrundeten CCC Filmkunst GmbH.
Herstellungsleiter
war
Eberhard Meichsner
. Das
Szenenbild
stammte von dem Filmarchitekten
Ernst H. Albrecht
. Produktion, Regie und Kamera der
Unterwasseraufnahmen
ubernahm Victor De Santis.
Im Film sind unter anderem folgende Drehorte zu sehen:
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
- Via Panoramica,
Porto Ercole
: Landstraße mit Leichenwagen (Anfangs- und Schlussszene)
- Piazza San Lorenzo mit der
Kathedrale San Lorenzo
, Viterbo: Platz in Belmare
- Hafen von Porto Santo Stefano: Hafen von Belmare
- Villa Marchesa, Porto Santo Stefano: Landungssteg vor der Villa Larsen
- Festung
La Rocca
, Porto Ercole: Ausflug von Major Anders und Judy
- Hotel Filippo II, Porto Santo Stefano: Villa Larsen
Die Filmmusik wurde von
Carlos Diernhammer
komponiert, die
elektronische Musik
stammt von
Oskar Sala
. Neun Musikstucke des Soundtracks ? deren Titel reine Verlagsbezeichnungen sind und inhaltlich nichts mit dem Film zu tun haben ? erschienen im Jahr 2000 auf der
CD
Kriminalfilmmusik No. 4
:
[11]
- Killer-Thriller I (Titelmusik)
1:54
- Das Leben verwirkt
0:40
- Schlendrian
0:31
- Zwischenfall im Cafe
1:32
- Immer nur Regen
1:58
- Kriminal-Cha-Cha
1:13
- Entfuhrung bei Nacht
1:21
- Ungewissheit
1:46
- Killer-Thriller II
0:29
Bereits 1970 erschienen auf der
Langspielplatte
eines britischen
Musikverlags
? die lediglich zur Bemusterung an Filmgesellschaften, Fernseh- und Rundfunkanstalten vertrieben und nie kommerziell veroffentlicht wurde ? 8 Titel aus dem Soundtrack (
For Modern Industry
. Brull Harmonic Mood Music Library. 1970. Bestellnummer: CBW 619) Von diesen sind auf der CD
Kriminalfilmmusik No. 4
folgende nicht enthalten:
- Modern Dramatic Studies, No. 1
1:32
- Modern Dramatic Studies, No. 3
0:32
- Modern Dramatic Studies, No. 5
1:22
- Modern Dramatic Studies, No. 6
1:35
- Machinery
3:27
Die deutsch-franzosisch-italienische Koproduktion wurde komplett auf
Englisch
gedreht. Lediglich Peter van Eyck und
O. E. Hasse
sind in der deutschen
Synchronfassung
mit ihren eigenen Stimmen zu horen. Die
Dialogregie
ubernahm
Alexander Welbat
. Der Synchronsprecher von Walter Rilla ist nicht bekannt. Weitere Synchronsprecher und ihre Rollen waren:
Die
FSK
gab den Film am 24. August 1964 ab 16 Jahren frei. Nach einer
Vorauffuhrung
am 27. August gab der Regisseur
Robert Siodmak
dem Film ?sehr gute Geschaftschancen“. Er fand
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse
?spannend und, soweit das fur die Spannung erforderlich ist, auch verstandlich“, bemangelte allerdings ?einige zu harte Schnitte, die Synchronstimme der Fourneaux und einige Musik-Passagen.“ Auf Siodmaks Vorschlag wurde eine ursprungliche Schlussszene im Flugzeug gekurzt und der Film bereits beim Verschwinden des Hundes abgeblendet. Andere bei der Vorschau Anwesende, darunter der Regisseur
Hans Grimm
, verglichen den Film mit dem
James-Bond
-Film
James Bond ? 007 jagt Dr. No
.
[12]
Mit den fruheren damonisch-unheimlichen Dr.-Mabuse-Filmen hatte das Werk allerdings nichts mehr zu tun. Die schlechte Mundpropaganda, die der Film nach dem Anfangserfolg bekam, brachte dann doch nicht das erhoffte Geschaft. Die fur das Jahr 1965 geplanten Fortsetzungen
Das unheimliche Kabinett des Dr. Mabuse
und
Die Rache des Dr. Mabuse
wurden fallen gelassen. Erst 1970 beschloss Artur Brauner, den Verbrecher Dr. Mabuse wieder auferstehen zu lassen. Das Filmprojekt
Der Mann, der sich Mabuse nannte
, das erst 1972 unter dem Titel
Dr. M schlagt zu
in die Kinos kam, enthielt in der deutschen Fassung letztlich nur Anspielungen auf den bekannten Verbrecher.
[2]
Fur die DVD-Veroffentlichung von
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse
im Jahr 2005 wurde die Altersfreigabe von 16 auf 12 Jahre herabgestuft. Fur das gesamte DVD-Boxset gilt, aufgrund des darin enthaltenen Films
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
, aber weiterhin eine Freigabe ab 16 Jahre.
Am 4. Oktober 2006 veroffentlichte das italienische Label No Shame Films unter dem Titel
I raggi mortali del Dr. Mabuse
eine erweiterte Fassung des Films mit einer Lange von 105 Minuten. Der Laufzeitunterschied zur deutschen Fassung ist durch einige langere und abweichende Szenen zu erklaren.
?Geistlose Variante der Geschichte vom machtwahnsinnigen Verbrecher, statt spannend nur rude und plump.“
- Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse.
Ein Horbuch nach dem Original-Kinofilm. Autorin: Susa Gulzow. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2009,
ISBN 978-3-8218-5326-0
.
- ↑
91 Minuten bei Kinoprojektion (24 Bilder/Sekunde), 88 Minuten bei Fernsehwiedergabe (25 Bilder/Sekunde), Filmlange: 2498 Meter
- ↑
a
b
Joachim Kramp:
Hallo! Hier spricht Edgar Wallace. Die Geschichte der Kriminalfilmserie von 1959 bis 1972. Dritte, uberarbeitete und erweiterte Auflage
. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005,
ISBN 3-89602-645-3
,
S.
452–454
.
- ↑
Drehplan | Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse.
In:
Filmportal.de.
Abgerufen am 30. Januar 2021
.
- ↑
Brief an Fremdenverkehrsamt Malta vom 27. Juli 1964
(PDF; 95 kB), CCC-Film
- ↑
Notizen zu Dekorationen
(PDF; 1,0 MB), CCC-Film
- ↑
Tagesbericht vom 26. Mai 1964
(PDF; 168 kB), CCC-Film
- ↑
Tagesbericht vom 30. Mai 1964
(PDF; 260 kB), CCC-Film
- ↑
Disposition fur den 6. Juni 1964
(PDF; 113 kB), CCC-Film
- ↑
Disposition fur den 8. Juni 1964
(PDF; 151 kB), CCC-Film
- ↑
Aktenvermerk vom 9. Juni 1964
(PDF; 106 kB), CCC-Film
- ↑
CD
Kriminalfilmmusik No. 4
. BSC Music. 2000. Best-Nr. 398.6560.2
- ↑
Aktenvermerk vom 27. August 1964
(PDF; 439 kB),
Eberhard Meichsner
an
Artur Brauner
.
- ↑
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 2. Marz 2017
.