Die Moritat vom Rauberhauptmann Johann Georg Grasel
ist ein osterreichischer Fernsehfilm von 1969 uber das Leben des Rauberhauptmanns
Johann Georg Grasel
.
Der Film beschreibt die letzten Lebensjahre von Johann Georg Grasel und seiner Bande, die in den 1810er Jahren in
Niederosterreich
und
Sudmahren
viele Diebstahle, Einbruche, Raube und Raubmorde beging.
Die Bande bricht in das Haus eines reichen Tuchhandlers ein. Eine besonders schone Haube aus dem Diebesgut will Grasel seiner Geliebten schenken, doch als er sie im Wirtshaus trifft und ihr die Haube gibt, kommt es zu einer Schlagerei zwischen Grasel und einem Nebenbuhler. Grasel wird festgenommen, kann aus der Gefangniszelle jedoch fliehen und zu seiner Bande zuruckkehren. In den Geruchten, die das Volk sich uber Grasel erzahlt, werden seine Taten und die Umstande seiner Flucht noch ausgeschmuckt.
Ein Komplize erzahlt ihm von der alten Frau Schindler, die allein außerhalb von
Zwettl
wohnt und deshalb ein leichtes Opfer darstellt. Sie brechen bei ihr ein, Grasel will sie zum Schweigen bringen, sie wehrt sich aber und schreit, bis Grasel sie schließlich totet.
Die Bemuhungen der Behorden, Grasel zu fangen, sind zunachst erfolglos: Der Justiziar Schopf aus
Drosendorf
meldet den Raubmord an den Hof nach Wien, wo man daruber besorgt ist, dass Grasel inzwischen als eine Art
Robin Hood
angesehen und vom Volk beinahe als Held verehrt wird. Laut Geruchten soll er sogar mit seiner Bande nach Wien vordringen. Die Zustandigkeit wird der Armee ubergeben, Militarstreifen sollen ausrucken und die Gegend durchkammen. Justiziar Schopf sieht dies als Fehler an, da Grasel dadurch vielleicht aufgeschreckt und vertrieben, aber nicht gefangen werden kann. Tatsachlich nehmen die Soldaten, die sich in der Gegend nicht auskennen, nur falsche Verdachtige fest und lassen sich von Grasel uberlisten.
Deshalb stellt Schopf ihm eine Falle: Grasels ?Braut“ Resl Hamberger, die im Arrest sitzt, wird von einem scheinbaren Rauber namens David Mayer, der tatsachlich fur Schopf arbeitet, befreit. Mayer gibt vor, Grasel und Hamberger uber die Grenze in Sicherheit bringen zu wollen, in einem Wirtshaus in
Mortersdorf
uberwaltigt er ihn dann mit Hilfe der anderen Gaste. Grasel wird nach Wien uberfuhrt und nach einem langwierigen Prozess zusammen mit zwei Komplizen offentlich hingerichtet.
Der Film enthalt viele komodiantische Elemente, etwa wenn Grasel als Priester verkleidet unerkannt an einer Gruppe Soldaten vorbeigeht, die vor ihm niederknien und sich bekreuzigen. Bei der Darstellung der Jagd auf Grasel uberwiegt das Satirische: Die Abgehobenheit der Hofrate und die Unbeholfenheit ihrer Bemuhungen werden uberzeichnet.
Entsprechend dem Titel werden die Szenen durch einen Moritatensanger (
Ernst Stankovski
) unterbrochen. Zur Gitarre singt, erzahlt und kommentiert er die Geschichte, wobei er den Fernsehzuschauer direkt anspricht und auch moralisch belehrt. Auch innerhalb der Szenen gibt es ein Sangertrio, das an verschiedenen Orten des Geschehens auftaucht und dessen Lieder die Szenen miteinander verbinden.
Der Film wurde von der
Studio-Film GmbH Wien
im Auftrag des
ORF
produziert. Die Verhaftung des Rauberhauptmanns wurde in
Grub im Wienerwald
in einem ehemaligen Gasthaus namens "Buserlbar" gedreht. Weitere Drehorte waren die Stadt
Drosendorf
mit ihrer historischen Stadtmauer und die in der Nahe gelegene kleine Wallfahrtskirche
Maria Schnee
.
Nachdem am 17. Oktober 1971 der Film auch im deutschen Fernsehen (
ARD
) ausgestrahlt wurde, erschien in der
Zeit
eine Rezension, in der der Film als zu harmlos und trivial kritisiert wurde, die Chancen zur Kritik an den sozialen Zustanden, die die Geschichte geboten hatte, seien nicht genutzt worden:
?Keine Rede von Satire und schlagendem Witz, ubrig blieb allein die Posse mit Gesang: Man hatte
Nestroy
die Zahne gezogen. [...] Ein Mann wie
H. C. Artmann
hatte fur dieses kulinarische Historchen seinen Namen nicht hergeben sollen. [...] [D]as Resultat ist dann ein
Backhendl
-
Schwank
, der selbst
Metternichs
Zensurbehorde nicht aufgeregt hatte.“
- ↑
Prosit der Gemutlichkeit.
In:
Die Zeit
Nr. 43/1971.
22. Oktober 1971,
abgerufen am 11. Juli 2020
.