Die Glasglocke
(
englisch
The Bell Jar
) ist der einzige Roman der
amerikanischen
Schriftstellerin
Sylvia Plath
, die vor allem als
Lyrikerin
bekannt wurde. Er begleitet seine
Protagonistin
Esther Greenwood durch den Sommer des Jahres 1953, der mit einem ereignisreichen
Volontariat
bei einem
New Yorker
Modemagazin beginnt und in eine schwere
Depression
und einen
Suizidversuch
Esthers samt anschließender Behandlung in einer
psychiatrischen Klinik
mundet.
Der unter dem
Pseudonym
Victoria Lucas veroffentlichte Roman tragt
autobiografische
Zuge. Sylvia Plath arbeitete 1953 selbst einen Monat in New York und versuchte im spateren Verlauf des Jahres, sich das Leben zu nehmen. Zehn Jahre nach den im Roman verarbeiteten Geschehnissen und vier Wochen nach seiner Publikation am 14. Januar 1963 starb Sylvia Plath durch
Suizid
. Nach der spaten Veroffentlichung des Romans in den Vereinigten Staaten wurde
Die Glasglocke
in den 1970er Jahren zu einem
Kultbuch
. Die Zerrissenheit seiner Protagonistin im Spannungsfeld der gesellschaftlichen Anforderungen traf die Stimmungslage vieler Frauen und trug dazu bei, dass die Autorin postum zu einer Ikone der
Frauenbewegung
wurde.
Als die neunzehnjahrige Esther Greenwood aus einer Vorstadt
Bostons
im Sommer 1953 das erste Mal in New York eintrifft, wird sie von
Collegestudentinnen
aus ganz Amerika beneidet. Sie ist eine von zwolf Gewinnerinnen des Schreibwettbewerbs einer Modezeitschrift, darf einen Monat in der Redaktion des Magazins
hospitieren
und wird mit Werbegeschenken und Einladungen zu Geselligkeiten uberhauft. Doch wie trugerisch der außere Schein sein kann, erfahrt Esther, als sie sich bei einem
Bankett
an einladend fur ein Foto dekoriertem, aber verdorbenem Krabbenfleisch vergiftet.
In der Großstadt New York verblasst der bislang ehrgeizig angehaufte Collegeruhm Esthers. Die Redakteurin Jay Cee weist sie wiederholt wegen ihres mangelnden Einsatzes zurecht. Esther steht zwischen zwei Gefahrtinnen, der
mondanen
Doreen und der braven Betsy. Und sie findet weder zu ihrer gewohnten Strebsamkeit zuruck, noch vermag sie wie Doreen den New Yorker Aufenthalt zu genießen und sich Vergnugungen und Affaren hinzugeben. Esthers eigene Mannerbekanntschaften sind enttauschend; entweder sind sie zu klein geraten wie Frankie, an einer Affare uninteressiert wie der
Simultandolmetscher
Constantin oder sie sind ?Frauenhasser“ wie der Peruaner Marco, der sie beinahe vergewaltigt. Auch der Heiratsantrag ihres an
Tuberkulose
erkrankten Jugendfreundes Buddy Willard ist fur Esther keine Alternative mehr. Seitdem sie erfuhr, dass er ihr seine sexuellen Erfahrungen verheimlichte, nennt sie ihn in Gedanken nur noch einen ?Heuchler“. Und seine Bemerkung, ihre Gedichte bestunden bloß aus Staub, trifft sie so sehr, dass sie noch ein Jahr spater uber eine
adaquate
Entgegnung grubelt.
Esther beschreibt ihre Lage mit dem Bild eines verzweigten Feigenbaums, in dem jede mogliche Zukunft wie eine appetitliche Frucht lockt. Doch sie kann sich fur keine von ihnen entscheiden, denn es ware gleichzeitig die Entscheidung gegen alle anderen. Bei einem abschließenden Fototermin, bei dem die Madchen mit
Requisiten
ihres kunftigen Werdegangs abgebildet werden sollen, ist Esther die einzige, die ihre Zukunft nicht benennen kann. Als sie schließlich mit einer Papierrose als Dichterin posiert, brechen lange aufgestaute Tranen aus ihr heraus. An ihrem letzten Abend nimmt sie Abschied von New York, indem sie ihre Garderobe Kleid fur Kleid aus dem Fenster wirft und vom Nachtwind uber die Stadt verteilen lasst.
Heimgekehrt in ihre Kleinstadt zerrinnen Esthers Plane fur die Sommerferien. Beim geplanten Schriftstellerseminar wird sie nicht angenommen. Ihre Mutter will ihr
Stenografie
beibringen, doch Esther kann sich keine Arbeit vorstellen, der sie gerne nachginge und fur die man Stenografie benotigte. Der Versuch, einen Roman zu schreiben, gelangt nicht uber die ersten Zeilen hinaus. Und bei ihrer College-Abschlussarbeit uber
Finnegans Wake
scheitert sie an
Joyce’
Wortgebilden. Esthers Geist scheint nur noch fur Revolverblatter und deren Geschichten uber Verbrechen und Selbstmorde aufnahmebereit. Seit ihrer Ruckkehr aus New York schlaft sie kaum noch und hat sich nicht mehr gewaschen. Sie ertragt es nicht langer, etwas zu tun, das sie am nachsten Tag ohnehin wiederholen muss.
Der
Psychiater
Doktor Gordon, den Esther auf den Rat einer Freundin hin aufsucht, interessiert sich starker fur seine ehemaligen Amouren an ihrem College als fur Esther selbst. Seine unsachgemaße Behandlung mit
Elektroschocks
ist fur Esther so schmerzhaft und
traumatisierend
, dass sie den Vorsatz fasst, sich lieber umzubringen, als abermals eine solche
Tortur
zu erdulden. Ihre Gedanken kreisen unablassig um die verschiedenen Moglichkeiten, Selbstmord zu begehen. Doch ihren halbherzig unternommenen Versuchen fehlt noch die letzte Konsequenz. Sie besucht zum ersten Mal das Grab ihres Vaters. Esther wird bewusst, dass sie seit seinem Tod, als sie neun Jahre alt war, nie wieder vollkommen glucklich gewesen ist. Zum ersten Mal kann sie uber seinen Tod weinen. Danach weiß sie endgultig, wie sie sich umbringen wird. Sie verkriecht sich in einer Erdhohle im Keller ihres Elternhauses und nimmt eine Uberdosis Schlaftabletten.
Esther uberlebt den
Suizidversuch
und wird in die psychiatrische Abteilung des stadtischen Krankenhauses eingeliefert. Dort wachst ihr Gefuhl, wie durch eine Glasglocke von ihrer Umwelt abgeschottet zu sein. Auch die Uberweisung in eine Privatklinik, die ihre
Stipendiumsstifterin
, die Schriftstellerin Philomena Guinea, finanziert, nimmt sie apathisch hin. Doch dort wird Esther zum ersten Mal von einer Frau behandelt, und sie fasst Vertrauen zu Doktor Nolan, die zu Esthers Freude die Besuche ihrer Mutter untersagt. Zudem unterstutzt die Psychiaterin ihre Patientin darin, durch
Empfangnisverhutung
zu personlicher Freiheit zu gelangen. Esthers Zustand bessert sich allmahlich, und sie hat das Gefuhl, dass erstmals wieder frische Luft unter ihre Glasglocke dringt.
Uberraschend wird Joan Gilling in die Klinik eingeliefert, Esthers ehemalige Mitschulerin am College und Vorgangerin als Freundin Buddy Willards. Joan wurde durch die Zeitungsberichte uber Esthers Suizidversuch zu ihrem eigenen angeregt. Die Beziehung der beiden Frauen schwankt zwischen Freundschaft und Rivalitat, als Joans
Regeneration
bald gute Fortschritte macht und Esthers Genesung stagniert. Doch am Ende ist es Joan, die bei einem erneuten Suizidversuch stirbt. Esther gewinnt auf Joans Beerdigung die Uberzeugung, mit der Gefahrtin ihre eigenen Schatten zu Grabe zu tragen. Inzwischen hat sie in eigener Entscheidung mit einem selbst ausgewahlten Mann geschlafen. Es ist dabei fur Esther von großter Wichtigkeit, keine Kinder zu bekommen. Die anstehende Entlassung aus der Klinik bedeutet fur sie eine zweite Geburt, und trotz ihrer Bedenken, ob sich die Glasglocke nicht eines Tages erneut uber sie senken wird, wunscht sie sich ein
Ritual
, um die Ruckkehr ins Leben zu feiern. Am Ende des Romans tritt sie durch die Tur, hinter der die Arzte uber ihre Entlassung entscheiden werden.
Der Roman ist in der ersten Person aus Sicht Esther Greenwoods geschrieben. Allerdings wird die dadurch erzeugte Nahe des Lesers zur Protagonistin bestandig unterlaufen. Bereits die ersten Satze stellen die
Verlasslichkeit der Erzahlerin
in Frage, als Esther nicht zu berichten weiß, was sie in New York uberhaupt will, und stattdessen bekennt: ?Ich wußte, irgend etwas stimmte in diesem Sommer nicht mit mir“. (S. 7?8) Immer wieder schimmert durch den nuchternen bis
zynischen
Ton der Collegestudentin eine Gegenrealitat. Die Erzahlerin spricht mit der Stimme einer psychisch Kranken, die ihre Krankheit vor ihrer Umwelt wie dem Leser zu verstecken versucht.
[1]
Der Gegensatz zwischen der Erzahlhaltung, die eine Fassade des Selbstschutzes und der Glucksphantasien aufrechterhalt, und der inneren Entfremdung der Protagonistin nimmt oft
komodiantische
Zuge an. Er wird zur erzahlerischen Strategie einer ?kulturellen
Performativitat
“.
[2]
Sylvia Plaths Ehemann
Ted Hughes
beschrieb diese
Dualitat
als Kampf zweier entgegengesetzter Bucher um eine Geschichte.
[3]
Sylvia Plath
montiert
in ihrem Roman zwei Zeitebenen. Die
Erzahlgegenwart
Esthers aus dem Sommer des Jahres 1953 wird durch
Ruckblenden
in Esthers Vergangenheit durchbrochen. Dies bewirkt gemeinsam mit der Variation von Tonfall und Tempo und der Reichhaltigkeit lyrischer
Metaphern
den Eindruck einer
impressionistischen
Collage
.
[4]
Die Glasglocke
bietet in der Entwicklung der
Identitat
der Protagonistin und ihrer Auflehnung gegen altere und mannliche
Autoritaten
den in der
Literaturgeschichte
bis zu diesem Zeitpunkt ungewohnlichen Entwurf eines
weiblichen
Bildungsromans
. Dabei werden die
Rollen
gegenuber dem klassisch mannlichen Bildungsroman getauscht: die ?Heldin“ ist ebenso weiblich wie ihre Rollenvorbilder, die an die Stelle der problematisierten Mutter treten.
[5]
[6]
Die
1950er Jahre
, wie Esther Greenwood sie erlebt, sind eine Zeit, in der Frauen nur darauf warten, ?daß irgendein Karrieremann sie heiratete.“ (S. 10) Auch von Esther erwartet man keinen Weg aus sich selbst heraus, nicht die glanzvollen Erfolge auf ihrem College, die ihr bloß den Ruf einbringen, ?ihre goldene Collegezeit mit Buchern und Pauken [zu] verplempern.“ (S. 68) Was von Esther erwartet wird, ist ?Mrs. Buddy Willard“ (S. 102) zu werden, und der Ehemann in spe ist sich sicher: ?wenn ich erst Kinder hatte, wurde ich anders denken, dann wurd ich keine Gedichte mehr schreiben wollen.“ (S. 94) Dies lasst in Esther die Uberzeugung reifen, ?daß Heiraten und Kinderkriegen wie eine Gehirnwasche war und daß man nachher nur noch benebelt herumlief, wie ein Sklave in einem totalitaren Privatstaat.“ (S. 94)
Buddys Mutter fasst in ihren Lebensweisheiten das zeitgenossische Rollenbild einer Frau zusammen: ?Ein Mann, der will eine Gefahrtin, und eine Frau, die will uneingeschrankte Sicherheit […] Ein Mann, das ist ein Pfeil in die Zukunft, und eine Frau, das ist der Ort, von dem der Pfeil wegschnellt“. (S. 80) Doch Esther wehrt sich gegen diese Rolle: ?Uneingeschrankte Sicherheit war das letzte, was ich wollte, und ich wollte auch nicht die Stelle sein, von der ein Pfeil abfliegt. Ich wollte Abwechslung und Aufregung und wollte selbst in alle moglichen Richtungen fliegen, wie die farbigen Pfeile bei einer Feuerwerksrakete am
Vierten Juli
.“ (S. 92) Sie weigert sich, Stenografie zu lernen, sondern bekennt: ?ich haßte die Vorstellung, Mannern irgendwie dienstbar zu sein.“ (S. 84)
Die 1950er Jahre sind auch die Zeit, in der in
Reader’s Digest
Artikel mit dem Titel ?Der Keuschheit eine Lanze“ abgedruckt werden, in denen samtliche Grunde aufgezahlt werden, ?warum ein Madchen mit niemandem außer ihrem Mann schlafen sollte, und auch das erst, nachdem sie geheiratet hatten.“ (S. 89) Doch nachdem Esther begreift, dass Buddy Willard bloß Keuschheit von ihrer Seite erwartet, wahrend er selbst langst sexuelle Erfahrungen gesammelt hat, hangt ihr ihre eigene ?Jungfraulichkeit wie ein Muhlstein am Hals.“ (S. 245) Erst durch Empfangnisverhutung gelangt sie zur ?Freiheit von der Angst, von der Aussicht auf die Ehe mit einem Falschen wie Buddy Willard nur wegen des Sex“ (S. 239) und fuhlt sich zumindest in diesem Punkt endlich als ?meine eigene Herrin“. (S. 240)
?Ich sah, wie sich mein Leben vor mir verzweigte, ahnlich dem grunen Feigenbaum“, (S. 85) fuhrt Esther eine der zentralen Metaphern des Romans ein. Sie ist am Ende ihrer erfolgreichen Collegezeit angelangt, befindet sich in New York, wo ihr scheinbar alle Moglichkeiten offenstehen, und ist dennoch von einer inneren Lahmung ergriffen. ?Gleich dicken, purpurroten Feigen winkte und lockte von jeder Zweigspitze eine herrliche Zukunft.“ (S. 85) Die Feigen stehen fur ein Zuhause mit Ehemann und Kindern, fur den moglichen Ruhm als Dichterin, eine Karriere als Professorin, den Beruf einer Redakteurin, eine olympische Medaille, Reisen in ferne Lander oder Liebhaber mit ausgefallenen Namen. Und viele zukunftige Moglichkeiten kann sie noch nicht einmal erkennen. ?Ich sah mich in der Gabel dieses Feigenbaumes sitzen und verhungern, bloß weil ich mich nicht entscheiden konnte, welche Feige ich nehmen sollte. Ich wollte sie alle, aber eine von ihnen nehmen bedeutete, alle anderen verlieren“. (S. 85) Und wahrend Esther zaudert, verdorren die Feigen vor ihren Augen.
Es ist nicht nur eine Unfahigkeit, sich zu entscheiden. Esther verweigert sich der Entscheidung. Gegenuber Buddy Willard bekennt sie: ?Ich
bin
neurotisch. Ich konnte niemals entweder auf dem Land oder in der Stadt leben.“ (S. 103) Und sie fugt hinzu: ?Wenn es neurotisch ist, daß man zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen, gleichzeitig will, dann bin ich allerdings verdammt neurotisch. Fur den Rest meiner Tage werde ich zwischen Dingen, die sich gegenseitig ausschließen, hin- und herfliegen.“ (S. 103) Esthers Identitatssuche ist die einer Frau in den 1950er Jahren, die beides will, Familie und Karriere, und von der Gesellschaft nur auf eine Rolle festgelegt wird. Vor eine Auswahl gestellt, die sie nicht treffen will, verweigert sie jede weitere Entscheidung. Einer Welt der Zwange und Unmoglichkeiten entsagt sie durch den Ruckzug in ihre eigene Welt, in die Isolation unter der Glasglocke.
[7]
Mit der titelgebenden Metapher des Romans beschreibt Sylvia Plath die Depression Esther Greenwoods als ein Leben unter der Glasglocke. Sie symbolisiert die Trennung Esthers von der Welt der anderen. Uberall, wo sie sich befindet, sitzt Esther ?unter der gleichen Glasglocke in meinem eigenen sauren Dunst“. (S. 200) Dabei ist die Glasglocke kein Teil ihrer selbst, sie ist ein Fremdkorper, der sich ohne Esthers Kontrolle uber sie stulpt und sie in ihrer eigenen Welt gefangen halt. ?Fur den, der eingezwangt und wie ein totes Baby in der Glasglocke hockt, ist die Welt selbst der bose Traum.“ (S. 254)
Die Glasglocke schließt ihren Inhalt nicht nur ab; sie ist durchsichtig, gibt den Eingeschlossenen zur Beobachtung frei, stellt ihn zur Schau. Er wird quasi zum ?wissenschaftlichen Objekt“.
[8]
Esther wird in der Psychiatrie ebenfalls zum wissenschaftlichen Objekt. Doktor Gordon nimmt an ihr eine zweifelhafte Behandlung mit Elektroschocks vor, die Esther stark traumatisiert. Die Visite der Arzte vermittelt Esther den Eindruck, ?sie waren neugierig auf mich, und nachher wurden sie uber mich tratschen.“ (S. 192) Auch der Medizinstudent Buddy Willard ist bei seinem Abschied von Esther unverhohlen neugierig auf ihren weiteren Lebensweg als ehemalige Psychiatriepatientin: ?Ich mochte wissen, wen du jetzt heiraten willst“. (S. 258)
Durch die Behandlung Doktor Nolans hebt sich die Glasglocke zum ersten Mal und lasst frische Luft zu Esther. ?Die Glasglocke schwebte einige Fuß uber meinem Kopf. Ein Luftzug erreichte mich.“ (S. 231) Doch noch bei ihrer Entlassung ist Esther bedroht von einer bestandig uber ihrem Kopf schwebenden Glasglocke: ?Woher sollte ich wissen, ob sich nicht eines Tages ? im College, in Europa, irgendwo, uberall ? die Glasglocke mit ihren erstickenden lahmenden Verzerrungen wieder uber mich senken wurde?“ (S. 258)
In keinem Spiegel, in den Esther wahrend des Romans blickt, erkennt sie sich wieder. In der Fahrstuhltur ihres Hotels sieht sie ?eine große Chinesin“ (S. 24). Bei der Heimfahrt aus New York zeigt ihr der Spiegel einen ?kranken Indianer“ (S. 123) Ihre Unfahigkeit, ihr außeres Erscheinungsbild mit ihrem Selbst in Einklang zu bringen, zeigt Esthers Identitatskrise. Sie kann sich auch im ubertragenen Sinn nicht erkennen, nicht verstehen. Als sie das erste Mal nach ihrem Suizidversuch im Krankenhaus in den Spiegel blickt, hat sie den Eindruck auf ein Bild zu sehen, von dem sie nicht einmal sagen kann, ?ob die Person auf dem Bild ein Mann oder eine Frau war“. (S. 189) Esther zerbricht den Spiegel, worauf ihr die Krankenschwestern sieben Jahre Ungluck weissagen. Ein erneuerbares Spiegelbild zeigt ihr der
Quecksilbertropfen
aus einem Thermometer: ?Wenn ich ihn fallen ließe, wurde er in Millionen kleiner Nachbildungen seiner selbst zerspringen, und wenn ich die wieder zusammenschob, wurden sie fugenlos verschmelzen und von neuem ein Ganzes bilden.“ (S. 199) Dabei wird bereits auf das Motiv der Wiedergeburt verwiesen: Um ihr Spiegelbild neu zu erkennen, muss Esther ihr altes Bild zerstoren.
Auch die Menschen, denen Esther im Verlauf des Romans begegnet, sind fur sie wie Spiegel. Doreen als personifizierte Versuchung und Betsy als Verkorperung der Tugend halten ihr die zwei unvereinbaren Seiten ihrer Personlichkeit entgegen. Joan wird in der Klinik gleichzeitig zur Rivalin und Doppelgangerin. Die Rivalitat der beiden Frauen reicht zuruck in die Zeit, als sie um Buddy Willards Gunst rangen, und sie setzt sich fort im Wettkampf um die Genesung in der Klinik. Joans Faszination fur Esther geht so weit, dass sie nicht nur die Zeitungsausschnitte uber Esthers Suizid gesammelt, sondern ihn sogar nachgeahmt hat. Fur Esther ist Joan ?das strahlende Double meines alten Ich in seiner besten Form, eigens geschaffen, mich zu verfolgen und zu qualen.“ (S. 220) Und sie setzt sogar hinzu: ?Manchmal fragte ich mich, ob ich mir Joan ausgedacht hatte […], ob sie auch weiterhin bei jeder Krise in meinem Leben auftauchen und mich daran erinnern wurde, was ich gewesen war und was ich durchgemacht hatte, und ob sie auch in Zukunft ihre eigene und doch ahnliche Krise direkt vor meiner Nase durchleben wurde.“ (S. 235) Am Ende gelingt es Esther, sich von Joan zu distanzieren. Sie stoßt sie zuruck: ?Ich mag dich namlich nicht. Ich finde dich zum Kotzen, wenn du’s genau wissen willst.“ (S. 236) Und Joans Beerdigung fallt mit Esthers Entlassung aus der Klinik zusammen, ihrer zweiten Geburt, als musse sie erst ihr anderes Ich zu Grabe tragen, um selbst neu entstehen zu konnen.
[9]
[10]
?Es war ein verruckter, schwuler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen“ (S. 7) ? bereits der erste Satz des Romans steht unter dem Vorzeichen des Todes. Esther hegt eine starke Sympathie fur das Ehepaar Rosenberg, das von der Gesellschaft wegen ihres nonkonformen Verhaltens hingerichtet wird. Auch Esther sieht sich den Regeln der Gesellschaft nicht genugen, und so trifft sie die ungnadige Verurteilung der Todeskandidaten durch ihre Kollegin Hilda personlich: ?Ich bin so froh, daß sie nun bald sterben […]. Es ist furchtbar, daß solche Leute uberhaupt leben.“ (S. 109?110) Esther folgt dem vorgezeichneten Weg der Rosenbergs. Auch ihre psychiatrische Behandlung ist eine Verurteilung wegen ihrer Abweichung von der Norm. Die Behandlung mit Elektroschocks beantwortet ihr die Eingangsfrage, ?wie es ware, die Nerven entlang bei lebendigem Leib zu verbrennen“. (S. 7) Das Erlebnis ist so qualvoll, dass sie sich fragt, ?was ich Schreckliches getan hatte.“ (S. 156)
[1]
Ihren Abschied von New York begeht Esther dadurch, dass sie ihre Kleider eines nach dem anderen aus dem Fenster wirft und vom Wind davontragen lasst, ?wie die Asche eines geliebten Menschen“. (S. 122) Das Durchspielen der verschiedenen Todesarten nach ihrer Heimkehr wirkt beinahe parodistisch. Selbst bei der Planung ihres Selbstmords orientiert sich Esther an vorgegebenen Normen, indem sie angelesenen Klischees nacheifert. Doch immer wieder sprechen Kleinigkeiten gegen die Durchfuhrung, etwa dass ihre Mutter zu fruh heimkehrt oder Esther den Anblick von Blut nicht ertragen kann. Als sie sich vergeblich zu ertranken versucht, halt ihr der eigene Korper in Form ihres rauschenden Pulses entgegen: ?Ich bin ich bin ich bin“. (S. 171) Erst der personliche Bezug zum Tod ihres Vaters durchbricht die klischeehaften Selbstmordphantasien. In einem Erdloch im Keller ihres Hauses folgt Esther ihm ins Grab.
Das Uberleben des Suizidversuchs ist eine erste Form der Wiedergeburt, als Esther nach zweitagigem Dammerschlaf mit dem Ruf ?Mutter!“ (S. 185) erwacht. Spater erfahrt Esther den Tod Joans als Neuanfang. Am folgenden Tag hat der Schnee die Klinik bedeckt und hinterlasst ?ein reines, weißes Blatt“. (S. 253) Auf der Beerdigung ihrer Doppelgangerin befindet sich Esthers Herz erstmals mit ihrem Willen im Einklang, als sein Schlagen in Erinnerung ruft: ?Ich bin. Ich bin. Ich bin.“ (S. 260) Esther kann nun die Narben ihrer Erfahrungen als Teil ihrer selbst akzeptieren: ?Sie waren meine Landschaft.“ (S. 254) Sie fuhlt sich ?geflickt, runderneuert und fur die Welt zugelassen“ (S. 261) und mochte ihre zweite Geburt mit einem Ritual feiern. Der positive Ausblick des Endes steht in einem auffalligen Gegensatz zu den unaufgelosten Dilemmata, die zum Zusammenbruch Esthers gefuhrt haben. Tatsachlich hangt noch immer der Schatten der Glasglocke uber ihr. So beinhaltet das ?
Happy End
“ seine eigene Dekonstruktion und hinterlasst die Ambivalenz der vordergrundigen Unversehrtheit und ihrer weiterhin unter der heilen Oberflache verborgenen Bedrohung.
[11]
Die Glasglocke
weist erhebliche Parallelen zu Sylvia Plaths eigenen Erlebnissen zwischen Juni 1953 und Februar 1954 auf. Schon der Name der Protagonistin Esther Greenwood verweist auf Sylvia Plath selbst.
Greenwood
war der Nachname ihrer Großmutter,
Esther
besteht wie die Vornamen der meisten von Plaths Protagonistinnen und wie
Sylvia
selbst aus sechs Buchstaben, was im Roman persifliert wird, als Esther fur ihren eigenen Roman eine Hauptfigur namens
Elaine
entsinnt und feststellt: ?Meine Heldin wurde ich selbst sein, allerdings unter einer Maske. Sie sollte Elaine heißen. Elaine. Ich zahlte die Buchstaben an den Fingern ab. Auch Esther hatte sechs Buchstaben. Ich hielt das fur ein gutes Zeichen.“ (S. 131)
Die realen Ereignisse im Sommer 1953 begannen damit, dass Sylvia Plath, die damals im
Smith College
studierte, als eine von zwanzig Studentinnen aus den Vereinigten Staaten ausgewahlt wurde, an der Augustausgabe, der so genannten College-Ausgabe, des Magazins
Mademoiselle
mitzuarbeiten. Sie wohnte mit den anderen Studentinnen vom 1. bis zum 26. Juni im
Barbizon Hotel for Women
in der
Upper East Side
von
Manhattan
, schrieb fur
Mademoiselle
einen Artikel
Poets in Campus
und interviewte
Elizabeth Bowen
. In der Augustausgabe wurde das im Roman beschriebene Foto von ihr mit einer Papierrose abgedruckt.
[12]
Ein undatierter Brief an ihren Bruder Warren offenbart, dass auch viele Details aus ihrem sozialen Leben in New York spater in den Roman Einzug gefunden haben, von der Krabbenvergiftung uber das Rendezvous mit einem Simultandolmetscher bis zur Auseinandersetzung mit einem peruanischen UN-Delegierten. Doch der Brief enthullt auch, ?daß der Wechsel nach NYC so rapide war, daß ich immer noch nicht imstande bin, vernunftig daruber nachzudenken, wer ich bin oder wohin ich gehe.“ Und die Dichterin fand eine drastische Metapher fur den Schock, unter dem sie stand: ?die Welt ist aufgeplatzt vor meinen gaffenden Augen und hat ihre Eingeweide verspritzt wie eine geborstene Wassermelone.“
[13]
Zuruckgekehrt in ihre Heimatstadt
Wellesley
erfuhr Sylvia Plath, dass sie beim Schriftstellerkurs von
Frank O’Connor
abgelehnt worden war. Und obwohl sie in der Wahrnehmung ihres damaligen Freundes Gordon Lameyer nach außen eine soziale Normalitat aufrechterhielt,
[14]
litt sie in den folgenden Wochen unter immer starkeren Depressionen. In einem zornigen Tagebucheintrag vom 6. Juli 1953 ging sie mit sich selbst ins Gericht: ?Die Zeit ist gekommen, mein hubsches Madchen, nicht langer vor dir selbst wegzurennen […]. Hor auf, selbstsuchtig an Rasierklingen und Selbstverletzungen zu denken, daran, auszugehen und mit allem Schluss zu machen. Dein Zimmer ist nicht dein Gefangnis. Du bist es selbst.“
[15]
Am 14. Juli endete ihr vorerst letzter Tagebucheintrag mit den Worten: ?Du darfst nicht einen Ausweg wie diesen suchen. Du musst nachdenken.“
[16]
Sie fand keinen anderen Ausweg und versuchte sich am 24. August, wie im Roman beschrieben, mit einer Uberdosis Schlaftabletten das Leben zu nehmen.
Zwei Tage spater und nach einer polizeilichen Suchaktion fand ihr Bruder Warren sie halb bewusstlos im Keller des Familienhauses. Sylvia Plath hatte uberlebt, weil sie einen Großteil der Tabletten erbrochen hatte. Mit der finanziellen Unterstutzung der Stifterin ihres College-Stipendiums, der Romanautorin
Olive Higgins Prouty
, wurde sie im
McLean Hospital
in
Belmont
von der Psychiaterin Ruth Beuscher behandelt, dem Vorbild fur Doktor Nolan in
Die Glasglocke
.
[17]
Nach einer Behandlung durch Elektroschocks und
Insulin
sowie der Begegnung mit einer ehemaligen Mitschulerin namens Jane in der Klinik, die allerdings nicht wie ihr fiktives Abbild Joan Suizid beging,
[18]
wurde Sylvia Plath Anfang Februar 1954 als geheilt entlassen und kehrte ans Smith College zuruck.
[19]
Die zahlreichen Parallelen zwischen
Die Glasglocke
und Sylvia Plaths Leben legen eine autobiografische Lesart des Romans nahe und machen es schwer, einen klaren Trennstrich zwischen dem Leben der Autorin und ihrem literarischen Werk zu ziehen. Tracy Brain erkannte in ihrem Buch
The Other Sylvia Plath
eine regelrechte Vermarktungsstrategie der amerikanischen Ausgaben von
Die Glasglocke
in der suggerierten Einheit von Biografie und Fiktion.
[20]
Sylvias Mutter Aurelia Plath, die darunter litt, von allen stets als Mrs. Greenwood angesehen zu werden, beklagte sich in einem Interview: ?[Der Roman] wurde als Autobiografie gelesen, die er nicht war. Sylvia manipulierte ihn sehr geschickt. Sie erfand, verschmolz, dachte sich aus. Sie schuf ein kunstlerisches Ganzes, das sich las wie die reine Wahrheit.“
[21]
Ted Hughes sah in dem autobiografischen Element von Plaths Prosa ihre besondere Starke: ?[…] die Themen, die sie genug ansprachen, um ihre Konzentration zu fesseln, stellen sich alle als Episoden aus ihrem eigenen Leben heraus; sie sind alle Autobiografie. Sie haben die Vitalitat ihrer personlichen Beteiligung, ihrer Subjektivitat.“
[22]
Demgegenuber wies Tracy Brain den Bezug des Romans auf
Ein Zimmer fur sich allein
von
Virginia Woolf
und
Villette
von
Charlotte Bronte
nach und stellte
Die Glasglocke
damit in einen literarischen Kontext, der uber eine bloße Autobiografie hinausreicht.
[23]
Obwohl
Die Glasglocke
das gemessen am Verkaufserfolg popularste Werk Sylvia Plaths ist,
[24]
steht der Roman in seiner literarischen Bedeutung zumeist im Schatten ihrer Lyrik, insbesondere der in
Ariel
veroffentlichten spaten Gedichte. Jacqueline Rose, die Autorin von
The Haunting of Sylvia Plath
bezeichnete
Die Glasglocke
schlicht als ?Unterhaltungsliteratur“.
[25]
Linda Wagner-Martin hielt dem entgegen: ?Heutzutage [1992] halt man
Die Glasglocke
fur einen integralen Bestandteil des Werks Sylvia Plaths, wobei die Qualitat des Romans die Uberzeugung nahelegt, dass Plath sich ebenso als Prosaschriftstellerin und Erzahlerin sah wie als Dichterin.“
[26]
Tatsachlich lasst sich Sylvia Plaths eigene Sicht auf den Roman nicht eindeutig bestimmen. In einem Brief an ihre Mutter vom 14. Marz 1953 zeigte sie durchaus unterschiedliche Ambitionen fur Lyrik und Prosa: ?Ich will mit meinen Gedichten beim
New Yorker
und mit meinen Geschichten beim
Ladies’ Home Journal
ankommen“.
[27]
Die Glasglocke
bezeichnete sie in ihren Briefen an die Familie als ?Brotarbeit“
[28]
[29]
und im Gesprach mit dem befreundeten Kritiker und Schriftsteller
Al Alvarez
als ?autobiografische Lehrlingsarbeit“, die sie schreiben musste, um sich von ihrer Vergangenheit zu befreien.
[30]
Auf der anderen Seite eroffnete sie ihrer Freundin Ann Davidow, dass sie die Arbeit an dem Roman mehr begeisterte als alles, was sie zuvor geschrieben hatte.
[31]
Und in einem Brief an ihren Bruder Warren zeigte sie sich im Oktober 1962 uberzeugt: ?Ich glaube, ich werde eine ziemlich gute Romanschriftstellerin“.
[32]
Allgemein anerkannt ist der Einfluss, den
Die Glasglocke
auf Plaths spate Gedichte hatte. Schon 1966 befand C. B. Cox in
Critical Quarterly
, der Roman sei ?ein erster Versuch, die Geisteszustande auszudrucken, die spater in der Lyrik eine angemessenere Form fanden.“
[33]
Diese Einschatzung teilte auch Ted Hughes, der uber die dem Roman vorangegangene Prosa wie Lyrik urteilte, dass sie nicht zu ?leben“ schienen. Erst der Roman war in seinen Augen der wichtige Schritt vorwarts, der Sylvia Plath hin zu ihren spaten Werken fuhrte. Die Aufgabe des ursprunglichen Wunsches, Literatur nach objektiven Maßstaben zu schaffen, ermoglichte ihr den Zugriff auf ihre eigenen, subjektiven Bilder. Die
Ariel
-Gedichte entstanden parallel zur Uberarbeitung des Romans, angefangen von
Elm
(deutsch:
Ulme
) im April 1962 bis zum letzten ursprunglich fur
Ariel
vorgesehenen
Sheep in Fog
(deutsch:
Schaf im Nebel
) am 2. Dezember des gleichen Jahres. Sie greifen damit nicht von ungefahr auf dasselbe Repertoire von Symbolen zuruck wie
Die Glasglocke
. Und sie besitzen denselben schichtartigen Aufbau, in dem eine scheinbar heile Oberflache durch tiefer sitzende Verstorungen bedroht wird. Allerdings ist die Oberflache in Plaths spaten Gedichten bereits wesentlich dunner und bruchiger geworden als noch im Roman.
[3]
Schon in der im Fruhjahr 1959 entstandenen Kurzgeschichte
Johnny Panic and the Bible of Dreams
(deutsch:
Johnny Panic und die Bibel der Traume
)
[34]
sah Hughes den neuen Tonfall des Romans Form annehmen. Hier ist auch bereits das Motiv der Elektroschockbehandlung zu finden, das in
Die Glasglocke
eine zentrale Stellung einnimmt. Auch andere Kurzgeschichten nehmen stellenweise Szenen und Charaktere, manchmal sogar die Worte des Romans vorweg.
Among the Bumblebees
(deutsch:
Unter den Hummeln
)
[35]
beschreibt die Gefuhle eines Madchens nach dem Tod des Vaters,
Tongues of Stone
(deutsch:
Zungen aus Stein
)
[35]
den Heilungsprozess einer jungen Frau nach einem Suizidversuch,
In the Mountains
(deutsch:
In den Bergen
)
[35]
zeigt eine fruhere Version des TBC-kranken Buddy Willard und
Sweetie Pie and the Gutter Men
(deutsch:
Sweetie Pie und die Dachrinnen-Manner
)
[35]
eine traumatisierende Geburt, wie Buddy sie im Roman Esther vorfuhrt.
[36]
Aurelia Plath erklarte, Sylvia habe eine Fortsetzung zu
Die Glasglocke
geplant, deren Entwurf sie am 10. Juli 1962 aus Wut uber die Untreue ihres Ehemanns vor ihren Augen verbrannt habe. ?Das begleitende Buch, das diesem [
Die Glasglocke
] folgen sollte, […] sollte zu einem Sieg der geheilten Hauptfigur des ersten Bandes werden, und die karikierten Charaktere des ersten Bandes sollten darin ihre wahre Identitat annehmen.“
[37]
Tatsachlich finden sich in Sylvia Plaths Tagebuchern einige Entwurfe eines
Falcon Yard
betitelten Romanprojekts, die allerdings zeitlich vor der Arbeit an
Die Glasglocke
anzusiedeln sind.
[38]
Ob Sylvia Plath 1962 noch einmal zu diesem Projekt zuruckkehrte und ob sich ein inhaltlicher Bezug zu ihrem Romanerstling herstellen lasst, ist nicht geklart.
Anne Stevenson
berief sich auf Ted Hughes, als sie beharrte: ?Es gibt absolut keinen dokumentierten Beweis fur das Vorhandensein eines solchen Romans“.
[39]
Das einzig uberlieferte Fragment der fruhen Entwurfe ist die Kurzgeschichte
Stoneboy with Dolphin
(deutsch:
Steinknabe mit Delphin
)
[35]
aus dem Jahre 1958.
Obwohl Sylvia Plath neben ihrer Lyrik schon zahlreiche kurze Prosatexte verfasst hatte, kampfte sie lange mit dem selbst gesteckten Ziel, einen Roman zu schreiben. In ihren Tagebuchern sind viele Romanentwurfe verzeichnet, so die thematisch mit
Die Glasglocke
verwandten Skizzen
The Day I Died
[40]
und
Lazarus My Love
.
[41]
Eine ihrer Zeichnungen, mit
The Bell Jar
betitelt, versah Plath mit der Jahreszahl 1956.
[42]
Im Schreibprozess blieb die Autorin jedoch immer wieder stecken, was sie wiederholt zur Verzweiflung brachte.
[3]
Sie sehnte sich nach der Aufgabe, die sie uber einen langeren Zeitraum beschaftigen wurde: ?Ein Roman, dreist und arrogant, konnte die Losung fur meine Tage, fur ein Jahr meines Lebens sein.“
[43]
Erst im Fruhjahr 1961 ließen sowohl Plaths schriftstellerische Reife als auch gunstige außere Umstande eine zielstrebige Arbeit an
Die Glasglocke
zu. Sylvia Plath und Ted Hughes, die zu diesem Zeitpunkt im Stadtteil
Primrose Hill
in
London
lebten, konnten das Arbeitszimmer des benachbarten und fur einige Wochen verreisten Lyrikers
W. S. Merwin
benutzen. Wahrend Hughes dort am Nachmittag arbeitete, konnte Plath sich an den Vormittagen ungestort ihrem Romanprojekt widmen.
[44]
Am 21. April 1961 schrieb Sylvia Plath ihrer Mutter: ?ich arbeite wie ein Teufel sieben Vormittage in der Woche im Merwinschen Arbeitszimmer […]. Ich habe endlich den Schlussel zu meinem Gluck gefunden: Ich brauche vier bis funf Stunden, gleich morgens, in denen ich vollkommen frei und ungebunden schreiben kann“.
[45]
In spateren Briefen im Marz 1962 fuhrte sie weiter aus: ?Prosa schreiben fallt mir viel leichter; die Konzentration erstreckt sich uber ein weites Gebiet und steht oder fallt nicht mit der Arbeit eines einzigen Tages wie beim Gedicht.“
[46]
Und im Gegensatz zu Lyrik seien Prosaarbeiten ?nicht so heftig fordernd oder deprimierend, falls nicht zuwege gebracht.“
[47]
Sylvia Plath verfasste
Die Glasglocke
in großer Geschwindigkeit und benotigte nur geringfugige Uberarbeitungen,
[3]
bis der Roman im August 1961 so weit fertig gestellt war, dass sie am Rand eines alten Tagebucheintrags vom 12. Dezember 1958 mit der Frage ?Warum schreibe ich keinen Roman?“ vermerkte: ?Ich habe! 22. August 1961:
Die Glasglocke
“.
[48]
Ein fertiges Manuskript von
The Bell Jar
ist nicht uberliefert, wohl aber vier Fassungen, deren fruheste zeitlich nicht vor 1961 anzusetzen ist.
[49]
[50]
Bereits am 21. Oktober 1961 schloss Sylvia Plath mit dem britischen Verlag
Heinemann
, der ein Jahr zuvor ihre Gedichtsammlung
The Colossus and Other Poems
publiziert hatte, einen Vertrag zur Veroffentlichung des Romans.
[51]
Kurz darauf, am 9. November 1961, erhielt sie die Zusage der Eugene-Saxton-Stiftung uber ein Stipendium von 2000 Dollar fur die Arbeit an einem Prosatext, was fur das stets in Geldnoten steckende junge Schriftstellerpaar ?die Rettung“
[52]
bedeutete. Plath beschloss, die Veroffentlichung von
Die Glasglocke
um ein Jahr hinauszuzogern und vierteljahrlich uberarbeitete Teile des Romans der Stiftung als Arbeitsfortschritt vorzulegen. In einem Brief an ihre Mutter vom 20. November 1961 erlauterte sie, dass das Schreiben unter dem Termindruck eines Stipendiums ?mit Sicherheit den Tod meiner schriftstellerischen Arbeit bedeutet“, und fuhrte aus: ?Naturlich soll man mit Hilfe des Stipendiums
schreiben
und nicht bereits geschrieben haben, aber ich werde tun, was ich kann und wozu ich Lust habe, wahrend mein Gewissen vollkommen unbelastet ist, weil ich weiß, meine Aufgaben sind bereits erfullt.“
[53]
Uber den Inhalt ihres Romans verriet Sylvia Plath nichts an ihre Familie. Sie war sich bewusst, dass die offenkundig autobiografischen Schilderungen ihrer Figuren viele Freunde und Verwandte, vor allem ihre Mutter, verletzen mussten. Erst am 18. Oktober 1962 gestand sie ihrem Bruder Warren: ?außerdem ist mein erster Roman angenommen worden (das ist ein Geheimnis; es ist eine Brotarbeit und keiner darf ihn lesen!)“
[28]
Und eine Woche spater beschwor sie auch ihre offenbar alarmierte Mutter: ?Vergiß die Sache mit dem Roman und sag niemandem etwas davon. Das ist eine Brotarbeit und bloß zur Ubung.“
[29]
Aus Rucksicht auf die Familie in den Vereinigten Staaten entschied sie sich,
Die Glasglocke
nur in Großbritannien zu veroffentlichen und wahlte das Pseudonym
Victoria Lucas
, das aus Ted Hughes’ Lieblingscousine Victoria Farrar und seinem Freund Lucas Myers zusammengesetzt war.
[51]
Ende 1962 anderte sich Plaths Einstellung zu dem Roman, und sie bot ihn auch in Amerika zur Veroffentlichung an, erhielt jedoch zwei Absagen. Judith Jones, die Lektorin von
Alfred A. Knopf, Inc.
bemangelte die nicht glaubhafte Erzahlerin, die schwerwiegende Ereignisse aus der Sicht eines Collegegirls schildere.
[54]
Elisabeth Lawrence von
Harper & Row
tat den Roman als ?private Erfahrung“ ab.
[55]
Am 14. Januar 1963 erschien
Die Glasglocke
unter dem Pseudonym Victoria Lucas bei
Heinemann
in Großbritannien, vier Wochen, bevor Sylvia Plath Suizid beging. Erst 1967 wurde der Roman unter Sylvia Plaths Namen neu veroffentlicht, und 1971 erschien er erstmals bei
Harper & Row
in Plaths Heimat, den Vereinigten Staaten.
[56]
Sylvias Mutter Aurelia Plath hatte bis dahin die Veroffentlichung in den USA verhindert, da der Roman all jene verunglimpfe, die Sylvia Plath geliebt und ihr geholfen hatten.
[57]
In einem Brief beschwerte sie sich beim Verlag: ?Da das Buch unkommentiert vorliegt, verkorpert es die gemeinste Undankbarkeit.“
[58]
Ihre Reaktion auf die Publikation war die Herausgabe von Sylvia Plaths
Briefe nach Hause 1950?1963
im Jahre 1975, die dem literarischen Bild Sylvia Plaths in der Offentlichkeit das private Bild ihrer Tochter im Briefwechsel mit der Familie entgegenstellen sollten.
[59]
Die deutsche Ubersetzung von
Christian Grote
erschien erstmals 1968 bei
Suhrkamp
. 1997 fertigte
Reinhard Kaiser
eine Neuubersetzung an, die starker den komischen, teils ubersteigerten Ton des Romans hervorhob.
[60]
Als das Buch 1963 unter dem Pseudonym Victoria Lucas erschien, brachte es anfanglich niemand mit Sylvia Plaths bisherigen Gedichtveroffentlichungen in Verbindung. So reagierten die Kritiker vermeintlich auf das Werk einer Debutantin. Robert Taubner nannte den Roman in
New Statesman
einen ?cleveren Debutroman“ und verglich ihn mit
Der Fanger im Roggen
von
J. D. Salinger
, ein Vergleich der spater noch oft gezogen wurde.
[61]
Laurence Lerner urteilte in
New Novels
: ?ein brillantes und beruhrendes Buch“.
[62]
Obwohl die Besprechungen insgesamt wohlwollend waren, war Sylvia Plath selbst enttauscht, dass sie nach ihrer Meinung nicht zum Kern des Romans vordrangen.
[55]
Nach der Veroffentlichung der deutschen Ubersetzung schrieb
Ingeborg Bachmann
1968 in einem erst postum publizierten Entwurf eines Essays uber
Die Glasglocke
: ?Das Auffallende ist am Anfang der kaum glaubliche Humor, das Komische, das Infantile, das Clownhafte in dieser 19jahrigen Esther Greenwood, […] und sie verungluckt auf eine so unmerkbare Weise, daß man sich selbst nach der dritten Lekture fragt, wo dieses geheime Ungluck anfangt, und wie […]. Seit
Malcolm Lowrys
Nachlaß kenne ich nichts aus der englischen Literatur, das dieser Entgleisung fahig ist und in dem es Stellen gibt, die ebenso erschrecken, wie sie erschuttern.“
[63]
Auch
Barbara Frischmuth
sah
Die Glasglocke
schon 1968 als ?literarisch bedeutsames Buch“, in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung
wurde Plaths Roman mit
Die Clique
von
Mary McCarthy
verglichen.
[64]
[65]
Dennoch stellte
Reinhard Baumgart
1979 ruckblickend uber die deutschsprachige Rezeption fest: ?Sylvia Plath? Gabe es keine Frauenbewegung, dieser Name ware hierzulande wohl langst wieder verschollen.“ Und er etikettierte
Die Glasglocke
als ?irgendwo in seiner Mitte zusammengeleimt aus zwei Teilen. Vorn breitet sich ein absurder bis alberner Jungmadchenroman aus, eine Art ?
Nesthakchen
in Manhattan‘, in dem sich dann langsam, unhorbar die Tur zu einer Kellertreppe offnet […]. Das liest sich, als ware Sylvia Plath mitten im Schreiben vom Leben erwischt worden. Und so war es auch.“
[66]
Erst mit der Veroffentlichung in den USA begann die bis heute andauernde Popularitat des Romans. Robert Scholes nannte die Publikation 1971 in seiner Besprechung in der
New York Times
uberfallig, da bereits von Studentengruppen illegale Kopien aus Europa ins Land geschmuggelt wurden. Auch er zog den Vergleich mit Salinger: ?Es ist ein feiner Roman, so bitter und unbarmherzig wie ihre letzten Gedichte ? die Art von Buch, die Salingers
Franny
zehn Jahre spater uber sich geschrieben haben konnte, wenn sie diese zehn Jahre in der Holle verbracht hatte.“
[67]
Die Glasglocke
rangierte langer als ein Jahr auf den amerikanischen Bestseller-Listen, wurde von der Literaturkritik allerdings anfanglich eher gemieden.
[68]
Richard Locke fand seine Antwort nach der Frage des Publikumserfolgs in der Verschmelzung von Fiktion und Realitat, die von der amerikanischen Ausgabe durch eine angehangte Biografie, die Fotografie aus
Mademoiselle
und Sylvia Plaths Tuschzeichnungen noch verstarkt wurde: ?Feminin, verzweifelt, missverstanden, die Dichterin und ihre Tragodie werden zuganglich gemacht ? nostalgisch, weinerlich.“ Verglichen mit einem von Plaths Gedichten wie
Cut
(deutsch:
Geschnitten
) sei der Roman bloß ein ?Wattestabchen“.
[69]
Ganz anders als zum Zeitpunkt seiner Entstehung, traf
Die Glasglocke
in den 1970ern auf eine offentliche Debatte uber die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Sylvia Plath wurde schon bald zu einer Ikone der Frauenbewegung.
Marjorie Perloff
stellte im Fruhjahr 1973 fest: ?Wahrend des letzten Jahres wurde Sylvia Plath zu einer echten Kultfigur.“
[70]
Ellen Moers urteilte in ihrem Buch
Literary Women
1976: ?Kein anderer Schriftsteller hat mehr fur die heutige Frauenbewegung bedeutet.“
[71]
Die Glasglocke
wurde zu dieser Zeit uberwiegend als ?ein feministisches Manifest
avant la lettre
“ gelesen.
[72]
Paula Bennett nannte den Roman ?eine brillante Beschworung der beklemmenden Atmosphare der 1950er und die verheerenden Auswirkungen, die diese Atmosphare auf ehrgeizige junge Frauen von hoher Gesinnung wie Plath haben konnte.“
[73]
Linda Wagner sah in ihm ?ein Zeugnis des repressiven kulturellen Schimmels, der Mitte des Jahrhunderts viele Frauen […] von ihrem rechtmaßigen, produktiven Leben ausschloss.“ Und sie zeigte sich personlich von dem Roman angesprochen: ?Fur diejenigen von uns, die die 1950er durchlebten, ist
Die Glasglocke
viel mehr als Sylvia Plaths Autobiografie.“
[74]
Doch nicht nur Frauen aus der Generation der Autorin konnten diesen personlichen Bezug herstellen, der zur Erfolgsgeschichte des Romans beitrug. Perloff wandte sich dezidiert an die ?neue Frau“, die sich zu wehren gelernt habe, und verkundete: ?Esthers Landschaft ist
unsere
Landschaft.“
[75]
Der Roman wurde fur eine ganze Generation von Leserinnen zum ?Kultbuch“.
[76]
Teresa de Lauretis
fasste zusammen: ?
Die Glasglocke
ist nicht die Geschichte eines Einzelfalls, sondern der synchrone Blick auf Weiblichkeit, dieses Mal gesehen durch die Perspektive einer Frau.“
[77]
Mit großerem Abstand zu den gesellschaftlichen Verhaltnissen, die den Roman pragten, traten andere Aspekte in den Vordergrund der Rezeption.
Elisabeth Bronfen
hob 1998 den schwarzen Humor des Romans hervor, bezeichnete ihn als eine ?Feier der Kunstlichkeit“
[72]
und lobte seine
postmoderne
Sicht auf den Zusammenhang zwischen der Identitat der Protagonistin und der sie umgebenden
Popkultur
: ?Deshalb ist Plaths Insistenz, daß das heimlich traumatische Wissen nicht nur bestandig seinen Wirt heimsucht, sondern zuruckschlagen wird […] mit derselben Gewalt […], die zur Unterdruckung dieser Wahrheit notig war, unheimlich aktuell.“
[78]
In die gleiche Richtung zielte
Gisela von Wysocki
, als sie 1997 die artifizielle Poetik des Romans und seine ?einzigartige Mixtur aus Leidensgeschichte und Comic“ betonte und
Die Glasglocke
?noch immer eines der aufregendsten Bucher uber amerikanische Bewußtseinszustande“ nannte.
[60]
Sarah Churchwell
wiederum wies mit ihrer Einfuhrung in den Roman (2016) auf das intellektuelle Klima zur Zeit seiner Veroffentlichung hin: Nicht von ungefahr sei
The Bell Jar / Die Glasglocke
ein Jahr nach
The Golden Notebook
/
Das goldene Notizbuch
von
Doris Lessing
und im selben Jahr wie
The Feminine Mystique
/
Der Weiblichkeitswahn
von
Betty Friedan
erschienen ? Plaths ?beißende Satire“ sei, gesellschaftliche Erwartungen und toxische Kultur in den USA der 1950er-Jahre darstellend, ?Teil dieser Revolution“ gewesen.
[79]
Das Erscheinen einer bis dahin unveroffentlichten Erzahlung von Sylvia Plath (
Mary Ventura and the Ninth Kingdom
, Faber & Faber, London, 2019) diente auch als Anlass fur das Auffrischen von
The Bell Jar
-Lekturen.
Elisa Gabbert
, selbst Lyrikerin und uberzeugt von Plaths Qualitat als Dichterin, behandelte den Roman in ihrer Kolumne
Mess With a Classic
(
The Paris Review
). Aus heutiger Perspektive sei der Erzahlstimme anzumerken, wie sehr Plath Kind ihrer Zeit ? außerdem sehr behutet und ?
WASP
“ ? gewesen sei, etwa wenn sie immer wieder Fremdartigkeit oder Fremdheit (?foreignness“) als Metapher nutze, um das Exotische, das Gefahrliche oder das (moralisch) Falsche darzustellen. Das sorge beim Lesen fur einiges Zusammenzucken.
[80]
Davon abgesehen jedoch warte
Die Glasglocke
mit Witz und unvorhersehbaren Wendungen auf. Fur Gabbert handelt es sich weniger um einen autobiographischen als vielmehr um einen
Kunstlerroman
(konkret: ?a poet’s novel“) voller ?Meta-Momente“. Auch in diesem Beitrag wird der viel zitierte, markante (?striking“) erste Satz des Romans ? Ubersetzung siehe weiter oben ? wortlich wiedergegeben: ?It was a queer, sultry summer, the summer they electrocuted the Rosenbergs, and I didn’t know what I was doing in New York.“
[81]
Die Wirkung des Romans auf viele Leser ist auch im 21. Jahrhundert ungebrochen:
Im Jahre 1979 wurde
The Bell Jar
das erste Mal unter der Regie von
Larry Peerce
verfilmt. In der Rolle der Esther Greenwood war
Marilyn Hassett
zu sehen.
[86]
Fur eine Neuverfilmung hat sich 2007
Julia Stiles
die Rechte gesichert, die auch die Hauptrolle ubernehmen will.
[87]
Als popularstes Werk Sylvia Plaths wird
Die Glasglocke
haufig als Motiv in Literatur und Film eingesetzt. Die psychische Instabilitat Esther Greenwoods wird dabei plakativ auf den ? zumeist weiblichen ? Leser ubertragen. Beispiele fur solche zwischen Depression und Auflehnung schwankende Leserinnen sind Kat Stratford in
10 Dinge, die ich an Dir hasse
und Mallory Knox in
Natural Born Killers
. In beiden Filmen wird ein Exemplar des Romans in suggestiven Szenen zur Charakterisierung der Figur eingesetzt.
[88]
Auch fur die Romanfigur der Naomi in
Meg Wolitzers
Debut
Sleepwalking
(1982) ? Naomi ist Mitglied eines seit Studienzeiten unter ?death girls“ firmierenden Trios ? nimmt
Die Glasglocke
einen besonderen Stellenwert ein.
[89]
- Sylvia Plath:
The Bell Jar
. Faber and Faber, London 1966 (Erstveroffentlichung unter dem Pseudonym
Victoria Lucas
, 1963) (englisch).
- Sylvia Plath:
Die Glasglocke
. Ubersetzung von
Christian Grote
. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
- Sylvia Plath:
Die Glasglocke
. Neuubersetzung von
Reinhard Kaiser
. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005,
ISBN 3-518-45676-8
(auf diese Ausgabe beziehen sich Zitate und Seitenangaben).
- Sylvia Plath:
Die Glasglocke
. Vollstandige Lesung von
Nina Hoss
. Der Horverlag, Munchen 2002,
ISBN 3-89584-755-0
.
Uber
Die Glasglocke
:
- Gordon Lameyer:
The Double in Sylvia Plath’s ?The Bell Jar“
. In: Edward Butscher (Hrsg.):
Sylvia Plath. The Woman and the Work
. Dodd, Mead & Company, New York 1985,
ISBN 0-396-08732-9
, S. 143?165 (englisch)
- Linda Wagner-Martin:
The Bell Jar. A Novel of the Fifties
(= Twayne’s Masterwork Studies No. 98). Twayne Publishers, New York 1992,
ISBN 0-8057-8561-2
(englisch)
- Elisabeth Bronfen:
Sylvia Plath
. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1998,
ISBN 3-627-00016-1
, S. 190?214
- Tracy Brain:
The Other Sylvia Plath
. Longman, Edinburgh 2001,
ISBN 0-582-32730-X
, S. 141?175 (englisch)
- Deborah Forbes:
The Bell Jar
, SparkNotes, New York 2002,
ISBN 1-58663-474-7
(englisch,
Online-Version
, aufgerufen am 15. November 2022)
Uber Sylvia Plath:
- Linda Wagner-Martin:
Sylvia Plath. Eine Biographie
. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992,
ISBN 3-518-38486-4
- Heather Clark:
Red Comet. The Short Life and Blazing Art of Sylvia Plath
. Alfred A. Knopf, New York 2020,
ISBN 978-0-307-96116-7
Erganzende Schriften von Sylvia Plath:
- Sylvia Plath:
Briefe nach Hause 1950?1963. Ausgewahlt und herausgegeben von Aurelia Schober Plath
. Fischer, Frankfurt am Main 1992,
ISBN 3-596-11358-X
- Karen V. Kukil (Hrsg.):
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
. Anchor Books, New York 2000,
ISBN 0-385-72025-4
(englisch)
- ↑
a
b
Vgl. Wagner-Martin:
The Bell Jar.
, S. 17?27
- ↑
Bronfen:
Sylvia Plath
, S. 194?195
- ↑
a
b
c
d
Ted Hughes:
On Sylvia Plath
. In:
Raritan
, Vol. 14, No. 2, Fall, 1994, S. 1?10 (englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
Vgl. Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 28?34
- ↑
Vgl. Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 35?46
- ↑
Linda W. Wagner:
Plath’s ?The Bell Jar“ as Female ?Bildungsroman“
. In:
Women’s Studies: An Interdisciplinary Journal
, Vol. 12, Nr. 1?6, 1986, S. 55?68 (englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
Vgl. zum Abschnitt: Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 35?46
- ↑
Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 22
- ↑
Vgl. zum Abschnitt Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 62?71
- ↑
Vgl. zum Abschnitt Gordon Lameyer:
The Double in Sylvia Plath’s ?The Bell Jar“
, S. 143?165
- ↑
Vgl. zum Abschnitt Bronfen:
Sylvia Plath
, S. 201?210
- ↑
Vgl. Wagner-Martin:
Sylvia Plath
, S. 119?125
- ↑
Sylvia Plath:
Briefe nach Hause
, S. 123
- ↑
Vgl. Gordon Lameyer:
Sylvia at Smith
. In: Butscher:
Sylvia Plath
, S. 32?41
- ↑
?The time has come, my pretty maiden, to stop running away from yourself […]. Stop thinking selfishly of razors & self-wounds & going out and ending it all. Your room is not your prison. You are.“ In: Kukil:
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
, S. 185?186
- ↑
?You must not seek escape like this. You must think.“ In: Kukil:
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
, S. 187
- ↑
Vgl. Wagner-Martin:
Sylvia Plath
, S. 130?134
- ↑
Vgl. Gordon Lameyer:
The Double in Sylvia Plath’s ?The Bell Jar“
, S. 159?165
- ↑
Stevenson:
Sylvia Plath
, S. 102
- ↑
Vgl. Brain:
The Other Sylvia Plath
, S. 1?12
- ↑
?It was accepted as an autobiography, which it wasn’t. Sylvia manipulated it very skillfully. She invented, fused, imagined. She made an artistic whole that read as truth itself.“ In: Nan Robertson:
To Sylvia Plath’s Mother, New Play Contains ?Words of Love“
. In:
The New York Times
, 9. Oktober 1979
- ↑
?[…] the themes she found engaging enough to excite her concentration all turn out to be episodes from her own life; they are all autobiography. They have the vitality of her personal participation, her subjectivity.“ Zitiert nach: Brain:
The Other Sylvia Plath
, S. 195
- ↑
Vgl. Brain:
The Other Sylvia Plath
, S. 141?175
- ↑
Julia Voss
:
Das ausgetrickste Aschenputtel
. In:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
, 21. Dezember 2007 (aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
Bronfen:
Sylvia Plath
, S. 191
- ↑
?Currently,
The Bell Jar
is viewed as an integral part of Plath’s oeuvre, its quality insisting, that she thought of herself as much as a prose and fiction writer as a poet.“ In: Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 13
- ↑
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 114
- ↑
a
b
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 506
- ↑
a
b
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 512
- ↑
?autobiographical apprenticework“. Zitiert nach: Marjorie G. Perloff:
?A Ritual for Being Born Twice“: Sylvia Plath’s The Bell Jar
. In:
Contemporary Literature
, Vol. 13, No. 4, Autumn 1972, S. 507?522 (englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
Wagner-Martin:
Sylvia Plath
, S. 239
- ↑
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 499
- ↑
?The novel seems a first attempt to express mental states which eventually found a more appropriate form in the poetry.“ Zitiert nach: Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 11
- ↑
Veroffentlicht in: Sylvia Plath:
Die Bibel der Traume
. Fischer, Frankfurt am Main 1990,
ISBN 3-596-29515-7
- ↑
a
b
c
d
e
Veroffentlicht in: Sylvia Plath:
Zungen aus Stein
. Fischer, Frankfurt am Main 1991,
ISBN 3-596-10783-0
- ↑
Vgl. Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 91?98
- ↑
?The companion book which was to follow this […] was to be the triumph of the healed central figure of the first volume and in this the caricatured characters of the first volume were to assume their true identities.“ Zitiert nach: Robin Peel:
Writing Back: Sylvia Plath and Cold War Politics
. Fairleigh Dickinson University Press, Madison 2002,
ISBN 0-8386-3868-6
, S. 83
- ↑
Kukil:
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
, S. 284
- ↑
Stevenson:
Sylvia Plath
, S. 424?425
- ↑
Kukil:
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
, S. 476 und 495
- ↑
Kukil:
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
, S. 497
- ↑
Sylvia Plath:
The Bell Jar
. Fuller und Tinte auf Papier, 10 × 14 cm, signiert mit Plaths Initialen, und tituliert rechts oben mit Bleistift, 1956, abgebildet in: Sylvia Plath:
Drawings
, mit einem Vorwort von Frieda Hughes, London 2013, o. S.
- ↑
?A novel, brazen, arrogant, would be a solution to my days, to a year of life.“ In Kukil:
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
, S. 518?519
- ↑
Wagner-Martin:
Sylvia Plath
, S. 221
- ↑
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 435
- ↑
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 477
- ↑
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 475
- ↑
?Why don’t I write a novel?“ ? ?I have! August 22, 1961:
The Bell Jar
“. In Kukil:
The Unabridged Journals of Sylvia Plath
, S. 696
- ↑
Early draft, not before 1961; The Bell Jar second draft; The Bell Jar third draft; The Bell Jar later draft, approximately 1961: So lauten die Bezeichnungen der als Fotokopien oder Typoskript erhaltenen Textfassungen im Bestandsverzeichnis der Sylvia Plath Collection (MRBC-MS-00045), Mortimer Rare Book Room, Smith College Libraries (Massachusetts).
- ↑
Anhand der verschiedenen Textfassungen unternahm
Kevin Kuhn
eine Analyse von Plaths Arbeitsweise (
Sylvia Plath, The Bell Jar
, in Kevin Kuhn:
Die Asthetik des Romanentwurfs
. Brill / Wilhelm Fink, 2020 S. 189?231).
- ↑
a
b
Stevenson:
Sylvia Plath
, S. 387
- ↑
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 459
- ↑
Plath:
Briefe nach Hause
, S. 460
- ↑
Wagner-Martin:
Sylvia Plath
, S. 296
- ↑
a
b
Wagner-Martin:
Sylvia Plath
, S. 302
- ↑
Wagner-Martin:
Sylvia Plath
, S. 312
- ↑
Vgl. Nan Robertson:
To Sylvia Plath’s Mother, New Play Contains ?Words of Love“
. In:
The New York Times
, 9. Oktober 1979
- ↑
Janet Malcolm
:
Die schweigende Frau. Die Biographien der Sylvia Plath
. Kellner, Hamburg 1994,
ISBN 3-927623-43-1
, S. 38
- ↑
Vgl. Malcolm:
Die schweigende Frau
, S. 37?47
- ↑
a
b
Gisela von Wysocki:
Das Leben. Ein hektisches Dabeigewesensein
.
In:
Die Zeit
, Nr. 15/1997
- ↑
?clever first novel … the first feminine novel … in the Salinger mood“. Zitiert nach: Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 10
- ↑
?a brilliant and moving book“. Zitiert nach: Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 11
- ↑
Ingeborg Bachmann:
Die Glasglocke / Das Tremendum
. In: Monika Albrecht, Dirk Gottsche (Hrsg.):
?Uber die Zeit schreiben“ 2
. Konigshausen & Neumann, Wurzburg 2000,
ISBN 3-8260-1837-0
, S. 181?183
- ↑
Barbara Frischmuth:
Die Glasglocke von Sylvia Plath
. Unveroffentlicht (am 30. August 1968 beim Suhrkamp Verlag eingelangt), hier zitiert nach Christa Simon:
Sylvia Plath. Zur journalistischen Rezeption einiger Werke in England und im deutschsprachigen Raum. Ein Vergleich
(Dipl. Arb., Universitat Wien, 2008).
- ↑
Elisabeth Kaiser:
Leben hinter Milchglas. Der einzige Roman von Sylvia Plath
, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juli 1968.
- ↑
Reinhard Baumgart:
Das Madchen, das Gott sein wollte
.
In:
Die Zeit
, Nr. 49/1979
- ↑
?It is a fine novel, as bitter and remorseless as her last poems--the kind of book Salinger’s Franny might have written about herself 10 years later, if she had spent those 10 years in Hell.“ In: Robert Scholes:
Esther came back like a retreaded tire
. In:
The New York Times
, 11. April 1971
- ↑
Wendy Martin:
?God’s Lioness“--Sylvia Plath, Her Prose and Poetry
In:
Women’s Studies
, Vol. 1, 1973, S. 191?198 (englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
?Feminine, desperate, misunderstood, the poet and her tragedy are rendered accessible-- nostalgic, lachrymose. […] Beside this excerpt from
Cut
for example, her novel is but a cotton swab“ In: Richard Locke:
The Last Word: Beside the Bell Jar
. In:
The New York Times
, 20. Juni 1971.
- ↑
?During the past year or so, Sylvia Plath has become a true cult figure.“ Zitiert nach: Janet Badia:
The ?Priestess“ and Her ?Cult“
. In: Anita Helle (Hrsg.):
The Unraveling Archive. Essays on Sylvia Plath
. The University of Michigan Press, Ann Arbor 2007,
ISBN 0-472-06927-6
, S. 163
- ↑
?No writer has meant more to the current feminist movement.“ Zitiert nach: Wagner-Martin:
The Bell Jar
, S. 8
- ↑
a
b
Bronfen:
Sylvia Plath
, S. 210
- ↑
Zitiert nach: Diane S. Bonds:
The Separative Self in Sylvia Plath’s ?The Bell Jar“
In:
Women’s Studies
, Vol. 18, No. 1, May 1990, S. 49?64 (englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
?For those of us who lived through the 1950s, The Bell Jar moves far beyond being Sylvia Plath’s autobiography.“ In: Wagner:
Plath’s ?The Bell Jar“ as Female ?Bildungsroman“
(englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
?Esther’s landscape […] is […]
our
landscape.“ In: Perloff:
?A Ritual for Being Born Twice“: Sylvia Plath’s The Bell Jar
(englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
Frederik Hetmann
:
So leicht verletzbar unser Herz. Die Lebensgeschichte der Sylvia Plath
. Beltz & Gelberg, Weinheim 1989,
ISBN 3-407-80681-7
, S. 81
- ↑
?
The Bell Jar
is not a single case history, but rather a synchronic view of womanhood, for once seen from the woman’s perspective.“ In: Teresa de Lauretis:
Rebirth in ?The Bell Jar“
. In: Linda Wagner-Martin (Hrsg.):
Sylvia Plath. The Critical Heritage
. Routledge, London 1997,
ISBN 0-415-15942-3
, S. 133
- ↑
Bronfen:
Sylvia Plath
, S. 211
- ↑
Sarah Churchwell:
An introduction to The Bell Jar.
British Library, 25. Mai 2016,
abgerufen am 15. November 2022
(englisch).
- ↑
Im Original ?cringe-y moments“: Gabbert (
Against Completism
, 2019) bezieht sich auf Satze wie ?I looked yellow as a Chinaman.“ (dt.: ?Ich sah gelb aus wie ein Chinese.“) Siehe dazu auch die Beispiele im Abschnitt
Esthers Spiegel
.
- ↑
Elisa Gabbert:
Against Completism: On Sylvia Plath’s New Short Story.
In:
The Paris Review.
14. Januar 2019,
abgerufen am 15. November 2022
(englisch).
- ↑
50 best cult books
auf der Webseite von
The Daily Telegraph
vom 25. April 2008 (englisch, aufgerufen am 30. September 2008)
- ↑
Robert McCrum:
The 100 Best Novels in English
, Cambridge, Galileo 2019, hier zitiert nach
Robert McCrum: The 100 best novels, The Bell Jar by Sylvia Plath (1966)
,
The Guardian
, 4. Mai 2015. Im Artikel wird
The Bell Jar
als “founding text of Anglo-American feminism” bezeichnet, im (redaktionellen) Untertitel als ?Schlusseltext“ (“key text of Anglo-American feminism”).
- ↑
Erica Jong: Top Ten Books.
In:
Grand lists.
One Grand, Desert Island Books, 2015,
abgerufen am 6. November 2021
(englisch).
- ↑
Die Zeit
, 25. November 2023.
- ↑
The Bell Jar
bei
IMDb
- ↑
Sascha Lehnartz:
Starlet fur das denkende Publikum
. In:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
, 9. September 2007
- ↑
Vgl. Janet Badia:
The ?Priestess“ and Her ?Cult“
. In: Helle:
The Unraveling Archive
, S. 159?181
- ↑
Vgl. Janet Badia:
“One of Those People Like Anne Sexton or Sylvia Plath”: The Pathologized Woman Reader in Literary and Popular Culture
. In:
Reading Women: Literary Figures and Cultural Icons from the Victorian Age to the Present
(hrsg. v. Jennifer Phegley und Janet Badia), Toronto, University of Toronto Press, 2005, S. 236?254.