Die Flucht (2007)

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Film
Titel Die Flucht
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2007
Lange 180 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Kai Wessel
Drehbuch Gabriela Sperl
Produktion Katrin Goetter ,
Joachim Kosack
Musik Enjott Schneider
Kamera Holly Fink
Schnitt Heidi Handorf ,
Carsten Eder ,
Tina Freitag
Besetzung

Die Flucht ist ein zweiteiliger deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2007. Er zahlt mit Tadelloser & Wolff , Dresden und Die Luftbrucke zu einer Reihe von Fernseh- Mehrteilern , die von dramatischen Tagen in der Geschichte Deutschlands aus der Sicht der deutschen Bevolkerung erzahlen. Zentrales Thema ist die Flucht aus Ostpreußen , auf der ab Januar 1945 ca. 300.000 Deutsche durch Kriegshandlungen, Kriegsverbrechen, Eiseskalte oder Ertrinken ums Leben kamen.

Sommer 1944. Magdalena Grafin von Mahlenberg reist aus Berlin in ihre Heimat Ostpreußen , um sich mit ihrem todkranken Vater auszusohnen.

Acht Jahre zuvor hatte Lena Ostpreußen verlassen, um ihr uneheliches Kind Viktoria großzuziehen, statt Heinrich Graf von Gernstorff, Sohn des mit der Familie befreundeten Rudiger Graf von Gernstorff und Sophie Grafin von Gernstorff, zu heiraten. Lenas Entscheidung gegen die Ehe mit Heinrich, dem sie schon lange versprochen war, den sie aber nie geliebt hatte, fuhrte zum Bruch mit ihrem Vater, Berthold Graf von Mahlenberg.

Auch bei ihrer Ruckkehr verhalt sich der Vater zunachst schroff und abweisend. Um ihm zu beweisen, dass sie eine gute Tochter ist, lasst sich Lena wieder auf die Gepflogenheiten des ostpreußischen Adels ein. In den Kriegswirren ubernimmt sie die Verantwortung fur das Mahlenberg’sche Gut. Sie holt ihre Tochter, die in der Kinderlandverschickung in Bayern ist, zu sich und ringt sich zu der Entscheidung durch, Heinrich doch noch zu heiraten. Der Selbstmord von Heinrichs Bruder Ferdinand verhindert aber zunachst die Hochzeit.

Wahrend die Trecks von Fluchtenden aus dem Memelland und aus Litauen zunehmen und die Front immer naher ruckt, versucht Lena, den drohenden Untergang zu verdrangen. Doch ein Mann auf ihrem Hof macht sie immer wieder auf die nahende Katastrophe aufmerksam: Francois Beauvais, ein franzosischer Kriegsgefangener. Zwischen ihm und Lena entsteht eine ? fur sie nicht lebbare ? unmogliche emotionale Verbindung.

Lena steht mehr und mehr zwischen ihrer traditionsverbundenen Erziehung und einer neuen Zeit.

Im Januar 1945 mussen sie und ihre Tochter mit den Angehorigen ihres Gutes vor der herannahenden Front fluchten. Ihr Vater, Graf von Mahlenberg, sieht den Untergang der alten Welt unweigerlich heraufziehen, ist aber unfahig, sich von den alten Werten zu losen. Es gelingt ihm zwar, sich mit seiner Tochter auszusohnen, doch er bleibt auf dem Familiensitz zuruck und ubertragt Lena die Verantwortung fur die ungewisse Zukunft des Mahlenberg'schen Trecks und das Uberleben ihrer Schutzbefohlenen. Als Einheiten der Roten Armee in Gut Mahlenberg einrucken, begeht er Suizid.

Lena fuhrt die ihr anvertrauten Menschen durch einen unbarmherzigen Winter von Ostpreußen bis nach Bayern. Auf diesem langen und beschwerlichen Weg entwickelt sich Lenas Beziehung zu Francois zu einer lebensbedrohlichen Verstrickung, die Lena schließlich zunachst zur Aufgabe dieser Liebe zwingt.

Im Fruhling 1945 erreicht Lena Bayern. Die alte Gesellschaftsordnung hat sich endgultig aufgelost. Es gibt Raum fur neue Wege. Lena entscheidet sich nun unwiderruflich gegen Heinrich. Der Weg in die neue Zeit fuhrt dazu, dass die bisher unverruckbar geltenden Konventionen verblassen: Privilegien, Standesdunkel und uberkommene aristokratische Herrschaftsgefuge lasst Lena hinter sich. Durch die erzwungene Vertreibung und die Flucht in den Westen sind die Menschen, von Sozialisation und Herkunft ursprunglich weit voneinander entfernt, gleicher geworden: Sie stehen alle vor dem Nichts, den Trummern ihrer Existenzen, und mussen, jeder fur sich, neu beginnen.

Schloss Bothmer in Klutz

Hintergrundinformationen und Publikumserfolg

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Die Dreharbeiten des von der ARD produzierten Zweiteilers fanden zwischen Februar und Juni 2006 in Litauen statt.

Der franzosisch-deutsche Sender Arte , der als Koproduzent fungiert, sendete Die Flucht als dreistundigen Einteiler bereits am 2. Marz 2007. Auf Arte stellte der Film mit 2,46 Millionen Zuschauern (9,71 Prozent Marktanteil) einen Quotenrekord des Kulturkanals auf. [2] [3] Im Ersten bzw. im ORF wurde der Film am 4. und 5. Marz 2007 ausgestrahlt. Der erste der beiden Teile war mit 11,18 Millionen Zuschauern (29,5 Prozent Marktanteil) nach Angaben von ARD der erfolgreichste Film im Ersten Programm seit zehn Jahren. [3] In der Gruppe der werberelevanten Zielgruppe verfolgten 3,03 Millionen Zuschauer den ersten Teil bei 19,2 Prozent Marktanteil. [4]

Fur die heimatlichen Guter als Kulisse verwendet wurden Schloss Bothmer (Familie Mahlenberg) in Mecklenburg-Vorpommern und Schloss Friedrichsfelde (Familie Gernstorff) in Berlin .

Tatjana Grafin Donhoff (* 1959), Großnichte von Marion Grafin Donhoff , ist die Autorin des Buches zum Film.

Die Kritik reagierte auf den Zuschauererfolg unterschiedlich.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel schreibt:

?Nobel geht das Reich zugrunde: Als Landadlige versucht Maria Furtwangler in dem zweiteiligen Vertriebenen-Melodram ≪Die Flucht≫ zum Kriegsende ihre Schutzbefohlenen aus Ostpreußen herauszufuhren - der Film aber bleibt in gediegenen bis gefahrlichen Stereotypen stecken. Der deutsche Film und das Dritte Reich - es kam bislang selten etwas Gutes heraus. Man sucht sich seine Helden und Heldinnen, um wenigstens etwas Licht ins schwarzeste aller deutschen Geschichtskapitel zu bringen. Dem Durchschnittsmenschen lasst sich, so glauben wohl die meisten TV-Autoren, dramaturgisch einfach nichts abgewinnen. In dem ARD-Zweiteiler wird nun ziemlich ungebrochen der edlen vordemokratischen Attitude des ostpreußischen Landadels gehuldigt: Man verlangt von seinen Leuten Gehorsam, dafur kummert man sich aber auch heroisch um sie.“

Das Lexikon des internationalen Films urteilt:

?Aufwandig produziertes Fernseh-Historiendrama, das die historischen Fakten in eine melodramatische Handlung verpackt. Dabei nimmt sich der eindrucksvolle Film eines Themas an, das lange zu den deutschen Tabuthemen gehorte, da Flucht und Vertreibung mit Schuld, Schande und Scham behaftet sind. Die emotionale Wucht ist unbestreitbar, die physische Leistung der Dreharbeiten ist bewundernswert. Dabei tragt er das Potenzial in sich, zur Versohnung von Polen und Deutschen beitragen zu konnen.“ [5]

Die Zeitung Die Welt feierte ihn als erfolgreichsten ARD-Film seit 10 Jahren. [6]

Einzelnachweise

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  1. Bambi Preistrager. In: Bambi.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 22. Marz 2016 ; abgerufen am 23. November 2018 (bitte bei Ich suche ?2007“ eintragen und Suche starten).   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.bambi.de
  2. Martin Holland: Arte ist seit 20 Jahren auf Sendung. In: heise.de. 29. Mai 2012, abgerufen am 30. April 2023 .
  3. a b Einschaltquote: "Die Flucht" erfolgreichster ARD-Film seit 10 Jahren. In: welt.de . 5. Marz 2007, abgerufen am 30. April 2023 .
  4. Uwe Mantel: Sonntagssieger: "Findet Nemo" und "Die Flucht". In: DWDL.de . 5. Marz 2007, abgerufen am 30. April 2023 .
  5. Zeitschrift film-dienst und Katholische Filmkommission fur Deutschland (Hrsg.), Horst Peter Koll und Hans Messias (Red.): Lexikon des Internationalen Films ? Filmjahr 2007 . Schuren Verlag, Marburg 2008. ISBN 978-3-89472-624-9
  6. Die Welt, 5. Marz 2007: "Die Flucht" erfolgreichster ARD-Film seit 10 Jahren. https://www.welt.de/fernsehen/article746537/Die-Flucht-erfolgreichster-ARD-Film-seit-10-Jahren.html