Die ublichen Verdachtigen

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Film
Titel Die ublichen Verdachtigen
Originaltitel The Usual Suspects
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch , Ungarisch , Spanisch , Franzosisch
Erscheinungsjahr 1995
Lange 106 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Bryan Singer
Drehbuch Christopher McQuarrie
Produktion Michael McDonnell ,
Bryan Singer
Musik John Ottman
Kamera Newton Thomas Sigel
Schnitt John Ottman
Besetzung

Die ublichen Verdachtigen (Originaltitel: The Usual Suspects ) ist ein Spielfilm des Regisseurs Bryan Singer aus dem Jahr 1995 . Er ist neben The Sixth Sense eines der bekanntesten Beispiele fur die Anwendung des unzuverlassigen Erzahlens als Stilmittel in einem Film.

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der großte Teil der Handlung wird von dem korperbehinderten Kleinkriminellen Verbal Kint in einem Polizeiburo bei einem Verhor erzahlt und in Ruckblenden gezeigt. Kint wurde festgenommen, weil er einer der beiden Uberlebenden einer Schiffsexplosion mit 27 Toten im Hafen von San Pedro (Los Angeles) ist. Er war Mitglied einer Bande, mit der er einige gut organisierte Uberfalle durchfuhrte. Zwar hat Kint bereits ausgesagt, wofur ihm vollstandige Straffreiheit zugesichert wurde, dem Zollinspektor David Kujan gelingt es dennoch, ein inoffizielles Verhor im Buro eines Kollegen zu arrangieren.

Die von Kint erzahlte Geschichte beginnt sechs Wochen zuvor in New York , wo Kint mit den Kriminellen Dean Keaton, McManus, Fenster und Hockney wegen des Verdachts, einen Lastwagen uberfallen zu haben, festgenommen und gemeinsam in eine Zelle gesperrt wird. McManus und Fenster kennen sich schon seit funf Jahren; Keaton mochte eigentlich aus dem Gangsterleben aussteigen und mit den anderen zunachst nichts zu tun haben. Die Strafverteidigerin Edie Finneran, die Geliebte von Keaton, verhilft den Kriminellen zu einer vorzeitigen Freilassung. Kurz darauf starten die funf Manner gemeinsam diverse Coups: unter anderem einen Anschlag auf einen geheimen ?Taxi-Service“, den korrupte Beamte der Polizei von New York betreiben, und einen Uberfall auf einen Smaragdhandler . In Los Angeles verkaufen sie die Ware an einen Kontaktmann namens Redfoot. Ein weiterer Uberfall auf einen Juwelenhandler endet damit, dass Kint das Opfer erschießen muss, weil Keaton zu lange zogert. Als sie statt Schmuck nur Kokain vorfinden, schiebt Redfoot die Verantwortung auf einen Zwischenmann namens Kobayashi, der sich aber ohnehin mit ihnen treffen wolle.

Wahrend Kints Aussage wird der Ungar Kovacs, der die Schiffsexplosion mit schweren Verbrennungen uberlebt hat, im Krankenhaus vom FBI - Agenten Baer aufgesucht. Mit Hilfe eines Dolmetschers verrat er den Namen eines legendaren Gangsterbosses, Keyser Soze , der stets im Hintergrund die Strippen ziehe, aber noch nie gesehen worden sei. Mithilfe von Kovacs Aussagen soll ein Phantombild von Soze angefertigt werden. Kujan erfahrt von den Aussagen und bringt im Verhor mit Kint den Namen Keyser Soze ins Spiel. Kint erzahlt daraufhin eine Geschichte uber Sozes kriminelle Anfange in der Turkei , als dieser zunachst seine eigene, von ungarischen Kriminellen gefangene Familie totete, dann die Ungarn, bis auf einen, den er als Zeugen des Geschehenen laufen lasst, um dann im Drogenkrieg gegen die ungarische Mafia mit seinen Feinden abzurechnen. Er ermordete zuerst systematisch deren Familien, dann all ihre Geschaftspartner und letztlich sie selbst.

Kint setzt sodann seinen Bericht fort: Die funf Manner treffen sich mit Kobayashi, der ihnen einen Auftrag von Keyser Soze (/?ka?z?r ?so?ze?/ KY-z?r SOH-zay ) erteilt, was sich spater als ein Himmelfahrtskommando herausstellt. Auf einem Frachter im Hafen von Los Angeles soll die ungarische Mafia eine Kokainladung im Wert von 91 Millionen Dollar lagern, die die Bande an sich bringen soll. Kobayashi erklart, dass es sich dabei nicht um ein Angebot, sondern um einen Befehl handele, vom ? Teufel hochstpersonlich“ (Filmzitat), dem großten Mysterium der Unterwelt, Keyser Soze, von dem niemand weiß, ob es ihn tatsachlich gibt. Jeder der funf Manner hat Keyser Soze in der Vergangenheit angeblich auf die eine oder andere Weise um viel Geld gebracht. Soze scheint Informationen uber das gesamte Leben jedes Einzelnen zu besitzen und sie alle damit in der Hand zu haben. Fenster, der die Flucht ergreift, wird von den anderen tot am Strand aufgefunden. Daraufhin wollen die ubrigen vier Kobayashi toten, doch der kundigt an, dass Keatons Freundin Edie auf außerst grausame Weise umkommen wird, sollte Kobayashi gehindert werden, Keyser Sozes Befehle auszufuhren. Die Manner sehen nun keinen anderen Ausweg und starten den Uberfall auf das Schiff, konnen aber dort kein Kokain finden und wollen wieder verschwinden, doch McManus und Hockney werden von einem Unbekannten getotet. Der verletzte Keaton spricht einen unbekannten Mann mit ?Keyser“ an und wird von diesem nach kurzem Gesprach aus nachster Nahe erschossen. Kint berichtet, er habe diese Szene aus einem sicheren Versteck beobachtet, weil er von Keaton beauftragt wurde, sich um Edie zu kummern. Der als Keyser angesprochene Mann zundet mit seinem Feuerzeug eine Benzinspur an und flieht von Bord. Es kommt zu einer gewaltigen Explosion, doch Kint kann sich retten. Damit beendet er seine Aussage.

Inspektor Kujan mochte der Geschichte zunachst keinen Glauben schenken, da auch die Polizei keine Drogen auf dem Schiff gefunden hat. Zudem ist er davon uberzeugt, dass Keaton moglicherweise selbst Keyser Soze ist und noch lebt. Laut seiner Theorie war das Ziel der Aktion auf dem Schiff nicht die Beseitigung der Drogen, sondern die Ermordung eines argentinischen Spitzels namens Arturo Marquez, der gegen Keyser Soze aussagen wollte. In dieser Nacht wollten die Argentinier demnach Marquez an die ungarische Bande verkaufen. Die Information uber Marquez habe Keaton durch Edie erhalten, die mit dessen Fall betraut war. Daher habe Keaton zuletzt auch Edie ermordet. Kint gibt sich geschlagen und gibt an, von Keaton aufgrund seiner Behinderung von Anfang an benutzt worden zu sein. Doch er weigert sich zugleich, gegen diesen als Kronzeuge auszusagen, und verlasst die Polizeistation.

Kurz darauf betrachtet Kujan beim Kaffeetrinken die Pinnwand, die wahrend des Verhors hinter ihm hing. Er erkennt plotzlich, dass Kint die Eckpfeiler und Namen seiner Geschichte den darauf befindlichen Werbeplakaten und Haftbefehlen entnommen hat. Kujan lasst daruber entsetzt seine Kaffeetasse fallen, die auf dem Boden zu Bruch geht. Auf dem Boden der Tasse steht ?Kobayashi“. Nach dieser Entdeckung lauft Agent Kujan Kint hinterher. In dem Augenblick, in dem Agent Kujan die Polizeistation verlasst, wird aus dem Krankenhaus das Phantombild gefaxt. Das Phantombild hat auffallende Ahnlichkeiten mit Kint, und dem Zuschauer wird klar, dass es sich bei Roger ?Verbal“ Kint um Keyser Soze handelt. Wahrend Kint durch die Stadt geht, hort der Zuschauer noch einmal Teile des Gespraches zwischen Kint und Kujan und der Gruppe, der Kint gestern noch angehorte und deren Mitglieder nun alle tot sind. Kint verliert auf seiner Flucht nach und nach sein Hinken und es wird klar, dass er die Behinderung die ganze Zeit uber nur vorgetauscht hat. Dann halt ein Auto neben Kint. Er holt sein Feuerzeug heraus, das als dasjenige erkennbar ist, mit dem Soze das Schiff angezundet hat, und steckt sich eine Zigarette an. Man hort den Satz von Kint, den er beim Verhor benutzt hat, als er uber Soze geredet hat: ?Und danach mochte ich wetten, dass Sie niemals wieder von ihm horen.“ Dann steigt er in das Auto, das von dem Mann gefahren wird, den Kint in seiner Geschichte als Kobayashi beschrieben hat. Wahrend Kint einsteigt und weggefahren wird, steht Agent Kujan am Burgersteig und blickt suchend durch die Menge. Das Ende des Films zeigt den Platz mit Agent Kujan in der Mitte und dazu hort man die Worte von Kint: ?Der großte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war die Welt glauben zu lassen, es gabe ihn gar nicht. Und einfach so … ist er weg.“

Filmmusik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Soundtrack stammt von John Ottman .

  1. Main Theme from ?The Usual Suspects“
  2. Getting On Board
  3. The Story Begins
  4. Payback Time
  5. Farewell Fenster
  6. He’s Here!
  7. The Garage
  8. Verbal Kint
  9. Keyser Appears
  10. It Was Beautiful
  11. The Arrests
  12. Redfoot
  13. New York’s Finest
  14. Kobayashi’s Domain
  15. The Killing Of A Rat
  16. I Work For Keyser Soze
  17. The Faces Of His Family
  18. The Plan Begins
  19. Back To The Pier
  20. Casing The Boat
  21. A Gift
  22. The Greatest Trick
  23. The Water
  24. Les Sons Et Les Parfums Tournent Dans L’Air Du Soir

Kritik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes (Kritiker) 88% [1]
Metacritic (Kritiker) 76/100 [2]

Der Film bekam uberwiegend positive Kritiken und eine 87-%-Wertung bei Rotten Tomatoes und einen Metascore von 77 bei Metacritic .

?Aufwandig in mehreren Ruckblenden strukturierter Kriminalfilm, der an Hand der Vernehmung eines Beteiligten die Hintergrunde einer blutigen Schießerei mit 27 Toten beschreibt. Mit zahlreichen Anspielungen auf die Filmgeschichte inszeniert, baut er ganz auf stilistische Pointierung und ein uberraschendes Ende, in dem das Filmbild als Luge entlarvt wird. Uber der Grundidee gehen die stimmige Gestaltung der Figuren und die Uberzeugungskraft der Handlung zumindest phasenweise verloren.“

? Lexikon des Internationalen Films [3]

?Mitunter droht der Film in all seiner Stilisierung durch Kamera, Schnitt, Musik und Erzahlstruktur formlich zu erstarren. Was den bewussten und effektvollen Einsatz der Mittel angeht, muss Bryan Singer bereits heute kaum einen Vergleich scheuen. Doch seinen Filmen ? uber die Vitalitat ihrer Figuren ? wirkliches ?Leben‘ einzuhauchen, daran sollte er weiterfeilen.“

? Filmdienst 1/1996

?Highlight ist hier eindeutig die spektakulare Schlusswendung. Was Drehbuchautor Christopher McQuarrie, mit dem Singer ubrigens schon bei ?Lion Den’s‘ zusammenarbeitete, hier auf die Zuschauer loslasst, ist so uberraschend, dass sich in weiten Teilen des damaligen Kinopublikums schiere Sprachlosigkeit einstellte und sich die Fachpresse formlich uberschlug. Vollig zu Recht erhielt McQuarrie den Oscar fur das beste Drehbuch. Die Schlusssequenz, in der Chazz Palminteri klar wird, was gespielt wird, gehort unbestritten zu den besten und intelligentesten Momenten des Kinos, die Hollywood je zustande brachte.“

Hintergrund [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Filmtitel bezieht sich im Original (The Usual Suspects) wie im Deutschen auf ein beruhmtes Filmzitat aus der Schlussszene des Films Casablanca : ?Round up the usual suspects!“ ? ?Verhaften Sie die ublichen Verdachtigen!“ [4]

Die Idee zum Film stammt von Christopher McQuarrie , der sie auf dem Sundance Film Festival dem mit ihm befreundeten Regisseur Bryan Singer schilderte. In nur 35 Tagen wurde der Film in Los Angeles und New York abgedreht.

Die Erstauffuhrung fand im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 1995 außerhalb des Wettbewerbs statt. Kinostart in den USA war am 16. August 1995 und in Deutschland am 18. Januar 1996.

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 1995: Awards Circuit Community Awards
    • ACCA: Nominiert als Bester Nebendarsteller: Kevin Spacey
    • ACCA: Bestes Ensemble
  • Casting Society of America
    • Bestes Casting
  • Chlotrudis Award 1996
    • Bester Nebendarsteller: Kevin Spacey
  • Cesar Awards, France 1996
    • Nominiert bester auslandischer Film (Meilleur film etranger) Bryan Singer
  • Dallas-Fort Worth Film Critics Association Awards 1996
    • Bester Nebendarsteller: Kevin Spacey
    • Bestes Drehbuch: Christopher McQuarrie
    • Nominiert: Bester Film
  • Edgar Allan Poe Awards 1996
    • Bester Film
  • Empire Awards
    • Bestes Debut: Bryan Singer
  • Kinema Junpo Awards
    • Bester auslandischer Film
  • Los Angeles Film Critics Association Award
    • Zweiter Platz fur Kevin Spacey als bester Nebendarsteller
  • 1996: Sant Jordi Award
    • Bester auslandischer Darsteller (Mejor Actor Extranjero): Chazz Palminteri
  • 1995: Seattle International Film Festival
    • Golden Space Needle Award: Bester Regisseur Bryan Singer
    • Golden Space Needle Award: Bester Darsteller Kevin Spacey
  • 1995: Society of Texas Film Critics Awards 1995
    • Bester Film
    • Bester Regisseur: Bryan Singer
    • Bester Nebendarsteller: Kevin Spacey
    • Bestes Drehbuch: Christopher McQuarrie
  • Southeastern Film Critics Association Award
    • Achter Platz als bester Film

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Michaela Krutzen : Unzuverlassiges Erzahlen im Film: Das Lugenmarchen The Usual Suspects . In: Lorenz, Mathias N. (2010) (Hg.): Film im Literaturunterricht. Von der Fruhgeschichte des Kinos bis zum Symmedium Computer. Fillibach Verlag, Freiburg im Breisgau, ISBN 978-3-12-688036-7 , S. 135?172.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Die ublichen Verdachtigen. In: Rotten Tomatoes . Fandango, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 82 erfasste Kritiken).
  2. Die ublichen Verdachtigen. In: Metacritic . Abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 22 erfasste Kritiken).
  3. Die ublichen Verdachtigen. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 18. Mai 2021 .
  4. harvkey: The end of the movie Casablanca auf YouTube , 12. April 2010, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 2:31 min).