Deventer

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Gemeinde Deventer
Flagge der Gemeinde Deventer
Flagge
Wappen der Gemeinde Deventer
Wappen
Provinz Overijssel   Overijssel
Burgermeister Ron Konig ( D66 ) [1]
Sitz der Gemeinde Deventer
Flache
 ? Land
 ? Wasser
134,38  km 2
131,30 km 2
3,08 km 2
CBS -Code 0150
Einwohner 103.402 (1. Jan. 2024 [2] )
Bevolkerungsdichte 769 Einwohner/km 2
Koordinaten 52° 15′  N , 6° 10′  O Koordinaten: 52° 15′  N , 6° 10′  O
Bedeutender Verkehrsweg A1  E30 N337 N344 N348
Vorwahl 0570
Postleitzahlen 7411?7437
Website Homepage von Deventer
Vorlage:Infobox Ort in den Niederlanden/Wartung/Karte

Deventer ( anhoren / ? ) ist eine Gemeinde in der Provinz Overijssel ( Niederlande ); die Stadt Deventer ist der Hauptort in dieser Gemeinde.

Winterliches Hochwasser in Deventer

Orte der Gemeinde [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zur Gemeinde gehoren neben der Stadt gleichen Namens u. a. die Dorfer Schalkhaar , Lettele , Okkenbroek , Linde , Diepenveen , mit einer mittelalterlichen Kirche und Bathmen .

Lage und Wirtschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Stadt liegt am Fluss IJssel . Bei Deventer uberqueren die niederlandische Autobahn A1 von Amsterdam nach Hengelo sowie die Eisenbahnlinie Amsterdam-Osnabruck- Berlin die IJssel. In Deventer gibt es einen kleinen Binnenhafen.

Die Wirtschaft Deventers ist gepragt von der Druck- und Verpackungsindustrie. Produkte aus Deventer sind z. B. Blechdosen und Kunststoffbecher. Weiter gibt es eine Fabrik fur Heizkessel und viele kleinere Industrie- und Handelsunternehmen. In Deventer gibt es einige Fachhochschulen, u. a. fur Umwelttechnik . Der Konzern Dutch Solar fertigt hier im Auftrag verschiedener Photovoltaik -Unternehmen Solarzellen und Solarmodule . Trust Chem , ein chinesischer Hersteller von Spezialchemikalien, hat in Deventer seine europaische Niederlassung.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Stadt Deventer, auf deren Grundgebiet schon vor Anfang des 4. Jahrhunderts Germanen lebten, wurde wahrscheinlich schon vor dem 8. Jahrhundert gegrundet. Der angelsachsische Missionar Lebuin (= Liafwin ? ?lieber Freund“) soll dort 768 oder 769 eine Kirche erbaut haben, er starb um 775 in Deventer. [3] Es gibt Historiker, die nun das 837 und 839 in den ?Annales Bertiniani“ genannte ?Hammolant“ und ?Hamarlant“ mit Deventer gleichsetzen, weil dieser Ort wohl in der heutigen Gemarkung von Deventer lag. [4] Ganz klar mit dem heutigen Ort gleichzusetzen ist das 877 bezeugte ?Daventre“: Kaiser Karl der Kahle bestatigt der nordfranzosischen Abtei Saint-Bertin in Saint-Omer deren Besitz ?in Daventre portu“. [5] Der Ort an einer kleinen Anhohe am Fluss IJssel war damals mit seinem Hafen (?portu“) schon ein wichtiger Handelsplatz. Als die Wikinger den Ort im Jahr 882 auf ihren Raubzugen in den Rheinlanden zerstorten, wurde Deventer bald wieder aufgebaut und mit Erdwallen befestigt. 896 bestatigte Konig Zwentibold dem Bischof von Utrecht den Zehnten seines Fiskalbesitzes und dehnte das bischofliche Zehntrecht auf Deventer und Tiel aus. [6] Dieses erweiterte Zehntrecht bestatigte zwischen 919 und 931 Konig Heinrich I. [7] Auch die Nachfolger des Sachsenkonigs haben sich mit dem Zehntrecht in Deventer befasst.

Im 9. und 10. Jahrhundert war Deventer vorubergehend Sitz des Utrechter Bischofs . Eine Munze von hier aus dem 11. Jahrhundert findet sich im Munzfund von Sandur auf den Faroern . Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Knotenpunkt von Handelswegen und schloss sich der deutschen Hanse an. Vor allem der Handel mit Stockfisch aus Skandinavien war bedeutend. Im 15. Jahrhundert fand in der Stadt funfmal im Jahr ein Jahrmarkt statt. Als im 16. und 17. Jahrhundert die Seewege uber Holland immer wichtiger wurden und der Wasserpegel in der IJssel sank, so dass große Schiffe den Fluss nicht langer benutzen konnten, verlor die Stadt vorubergehend stark an Bedeutung. Im 18. Jahrhundert wurde eine Eisengießerei gegrundet, und zwischen 1850 und 1930 wuchs die Industrie stark, um nach 1970 wieder an Wichtigkeit einzubußen.

In der Zeit der Zugehorigkeit zum Franzosischen Staat war Deventer Hauptort des gleichnamigen Arrondissements im Departement des Bouches-de-l’Yssel (Departement der IJsselmundungen). Nach 1815 war es bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine wichtige Garnisonsstadt fur u. a. Husaren und Kavallerie . Die ehemalige Kaserne am Rande der Innenstadt wurde 2012 zu einem Shopping-Center mit Kino (?Boreel“) umgebaut.

Im Mai 1940 wurde Deventer (wie die gesamten Benelux-Staaten) von Wehrmacht-Truppen besetzt . Die in den 1930er Jahren erbaute Kaserne in Schalkhaar war von 1941 bis 1945 eine Ausbildungsstatte fur ?deutschfreundliche“ Polizisten; heute ist dort eine Asylbewerber-Auffanganstalt. Die von 1939 bis 1943 erbaute IJsselbrucke wurde 1944 und 1945 einige Male von britischen und amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Dabei erlitt Deventer große Schaden. Am 10. April 1945 befreiten Truppen der 3. Kanadischen Division Deventer. [8] Kurz zuvor sprengten Wehrmacht-Soldaten die IJsselbrucke. 1948 wurde diese Brucke (benannt nach der damaligen Konigin Wilhelmina ) wiedereroffnet.

Politik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Lokalpartei Gemeentebelang gewann die Kommunalwahl am 16. Marz 2022 mit rund einem Funftel aller Stimmen und konnte damit ihren Wahlsieg aus den Jahren 2014 sowie 2018 verteidigen.

Kommunalwahl am 16. Marz 2022 [9]
Wahlbeteiligung: 50,94 %
 %
30
20
10
0
20,65
14,42
13,07
9,37
8,9
7,01
6,59
4,04
3,71
12,24
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+4,47
+0,91
?2,48
?0,45
?5,07
?1,48
+0,50
+4,04
?0,45
+0,02
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a Gemeentebelang
f Deventer Belang
j DeventerNu 3,29 % (+0,64 %), DENK 3,2 % (?1,41 %), Deventer Sociaal 2,92 % (+0,08 %), Lijst Rietman 1,49 % (+1,49 %), Atheistisch Seculiere Partij 1,34 % (+0,25 %), Nieuw-Links 0 % (?1,03 %)

Der Gemeinderat von Deventer setzt sich seit 1982 folgendermaßen zusammen:

Partei Sitze [9] a
1982 1986 1990 1994 1998 2002 2004 b 2010 2014 2018 2022
Gemeentebelang c ? ? ? ? ? ? 5 4 7 7 9
GroenLinks d ? ? ? 3 4 5 6 4 3 5 6
PvdA 15 15 13 11 10 10 10 7 6 6 5
D66 1 1 3 4 2 2 2 6 5 4 4
VVD 6 4 4 5 7 6 4 5 4 6 4
Deventer Belang e f ? 4 4 4 7 5 2 3 2 3 3
CDA 8 7 7 5 5 6 5 4 3 2 3
SP ? ? 0 0 1 2 2 2 4 ? 1
ChristenUnie ? ? ? ? ? 1 1 1 2 1 1
DeventerNu ? ? ? ? ? ? ? ? 1 1 1
DENK ? ? ? ? ? ? ? ? ? 1 1
Deventer Sociaal ? ? ? ? ? ? ? ? ? 1 1
TROTS ? ? ? ? ? ? ? 1 ? ? ?
GPV 0 0 ? ? 1 ? ? ? ? ? ?
RPF ? ? ? ? ? ? ? ? ?
SGP ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?
Deventer Libertijnen ? ? ? 1 0 ? ? ? ? ? ?
Lijst Van der Vlist d ? ? 1 ? ? ? ? ? ? ? ?
Socialistische Alternatieve Politiek ? 0 1 ? ? ? ? ? ? ? ?
PSP 2 2 ? ? ? ? ? ? ? ?
PPR ? ? ? ? ? ? ? ? ?
CPN 1 ? ? ? ? ? ? ? ? ?
Gesamt 33 33 33 33 37 37 37 37 37 37 39
Anmerkungen
a  
Parteien, die zwar an der Wahl teilgenommen hatten, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berucksichtigt.
b  
Aufgrund der Eingemeindung von Bathmen zum 1. Januar 2005 fand eine außerplanmaßige Kommunalwahl im Jahre 2004 statt.
c  
Bis einschließlich 2010 kandidierte Gemeentebelang unter dem Namen Algemeen Plattelands Belang .
d  
Die ortliche GroenLinks -Fraktion ging zur Kommunalwahl 1994 aus der Lokalpartei Lijst Van der Vlist hervor.
e  
Zur Kommunalwahl 1998 schloss sich Algemeen Belang Diepenveen aus der eingemeindeten Gemeinde Diepenveen der Lokalpartei Deventer Belang an.
f  
Deventer Belang nahm in den Jahren 2004 und 2010 als Algemeen Deventer Belang an den Kommunalwahlen teil.

Kulturelle Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Gruppe Bruder vom gemeinsamen Leben oder Devotio moderna um Geert Groote , die viel Einfluss auf Religion und Philosophie hatte, entstand am Ende des 14. Jahrhunderts in Deventer und anschließend im Kloster Windesheim funf Kilometer sudlich von Zwolle . Deventer, wo schon 1477 von einem aus dem Kolner Raum eingewanderten Drucker namens Johannes aus Paffrath die ersten Bucher gedruckt wurden, war im Spatmittelalter ein Zentrum von Kultur und Wissenschaft von uberregionaler Bedeutung. Die Lateinschule unter dem Rektor Alexander Hegius wurde u. a. von Erasmus von Rotterdam besucht. Das Athenaeum Illustre , ein Akademisches Gymnasium , existierte von 1630 bis 1878.

Der Maler und Kunstfalscher Han van Meegeren , der von 1930 bis 1945 Falschungen von Vermeer -Bildern herstellte und verkaufte, wurde in Deventer geboren und ausgebildet. Sein Grab befindet sich auf dem Algemene Begraafplaats , Raalterweg 29 in dem Dorf Diepenveen, das zu der Gemeinde Deventer gehort.

Die verhaltnismaßig starke turkische Minderheit verfugt seit 2003 uber eine moderne Moschee , die auch fur Integrationsprojekte und kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit den autochthonen Einwohnern der Stadt benutzt wird.

Fur den Spielfilm Die Brucke von Arnheim wurde die Stadt und die Brucke als Kulisse genutzt. In Arnheim befanden sich zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits modernere Bauten in der Nahe der Brucke, sodass Deventer fur die Außenaufnahmen und Kampfszenen auf der Brucke optisch besser geeignet erschien.

Sehenswurdigkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stadtansicht von Deventer mit der Lebuinuskirche

In der historischen Altstadt fallen folgende historische Gebaude besonders auf:

Die beiden erstgenannten Kirchen stammen aus dem 13. Jahrhundert und haben innen Fresken . Die Bergkirche ist jetzt ein Museum fur moderne Kunst. In der ehemaligen Synagoge wurde 1995 ein Erinnerungszentrum fur Etty Hillesum eingerichtet.

Bilder [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sport [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ein bekannter Sportverein der Stadt ist der Profifußballverein Go Ahead Eagles , der nach langer Abwesenheit zwischen 2013 und 2015 wieder zwei Spielzeiten in der Eredivisie spielte. Zwischen 2017 und 2021 war der Klub in der Eerste Divisie vertreten, seit 2021 spielt er wieder in der Eredivisie.

Regelmaßige Veranstaltungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jahrlich findet am letzten Wochenende vor Heiligabend das viel besuchte (2005: 135.000 und 2006: 200.000 Zuschauer) Dickens -Festival (mit Weihnachtsmarkt) statt, wobei Szenen aus den Romanen des englischen Autors von Einwohnern des Bergviertels nachgespielt werden. An einem Wochenende Anfang Juli wird jedes Jahr ein internationales Stelzenlaufer -Theaterfestival gehalten ( Deventer op Stelten ).

Am ersten Sonntag im August ist das Ufer der IJssel Kulisse eines großen Buchermarkts. In Deventer findet freitags und samstags ein großer Markt statt. Der Markt am Samstag auf De Brink ist der am meisten besuchte und bietet die großte Auswahl.

Personlichkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sohne und Tochter der Stadt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Personen in Verbindung mit Deventer [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Etty Hillesum (1914?1943), Judin, starb in Auschwitz, siehe ihr Tagebuch und Vermachtnis Het verstoorde leven (Titel der deutschen Ausgabe: Das denkende Herz )
  • Renate Vincken (1943?2013), Bildhauerin

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Deventer  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Deventer  ? Reisefuhrer

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Benoeming burgemeester Deventer. In: rijksoverheid.nl. Rijksoverheid, 10. Mai 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 10. Mai 2019 ; abgerufen am 8. Juni 2019 (niederlandisch).   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.rijksoverheid.nl
  2. Bevolkingsontwikkeling; regio per maand . In: StatLine . Centraal Bureau voor de Statistiek , 29. Februar 2024 (niederlandisch).
  3. Matthias Springer : Vita Lebuini antiqua. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde . 2., vollstandig neubearbeitete und stark erweiterte Auflage, Band 32. de Gruyter, Berlin 2006, Sp. 908?915.
  4. Felix Grat, Jeanne Vielliard, Suzanne Clemencet (Hrsg.): Annales Bertiniani. Les Annales de Saint-Bertin . Paris 1964, Eintrage zu den Jahren 837 und 839.
  5. Folquinus Sanbertianus Monachus: Chartularium . In: Jacques-Paul Migne : Patrologia Latina , Series secunda, Band 136. Paris 1853, Sp. 1249.
  6. Regesta Imperii , Abteilung 1: Karolinger 751?918 , Band 1: Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751?918 , 2. Aufl. 1908, S. 788, Regest 1964.
  7. Regesta Imperii, Abteilung 2: Sachsisches Haus 919?1024 , Band 1: Die Regesten des Kaiserreichs unter Heinrich I. und Otto I. 919?973 , 1893, S. 22?23, Regest 32.
  8. ibiblio.org: Chronology (1945)
  9. a b Ergebnisse der Kommunalwahlen: 1982?2002 2006 2010 2014 2018 2022 , abgerufen am 10. Juni 2022 (niederlandisch)