Deutsche Wirtschaftskommission

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Das Gebaude der Deutschen Wirtschafts-Kommission im Januar 1949, Leipziger Straße Ecke Wilhelmstraße in Berlin (seit 1992 Detlev-Rohwedder-Haus )

Die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) war die zentrale deutsche Verwaltungsinstanz in der Sowjetischen Besatzungszone und hatte schließlich, bis zum 7. Oktober 1949 ? der Grundung der Deutschen Demokratischen Republik ? regierungsahnliche Funktionen.

Die Wirtschaftskommission wurde auf Grundlage des Befehls Nr. 138 [1] der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland (SMAD) am 11. Juni 1947 in Berlin errichtet. Sie bestand bis zur Grundung der DDR am 7. Oktober 1949.

Der Kommission wurden durch die SMAD die bereits 1945 gegrundeten Zentralverwaltungen fur die verschiedenen Wirtschaftssektoren, fur Finanzen, Soziales und andere Bereiche unterstellt. Hinzu kamen spater Zentralverwaltungen fur Umsiedler, Statistik, Interzonen- und Außenhandel sowie Sequestrierung und Beschlagnahme. Nicht der Kommission eingegliedert wurden Inneres, Volksbildung und Justiz. Grundsatzlich blieben die Zentralverwaltungen unabhangig voneinander.

Mitglieder der Kommission waren die Prasidenten der Zentralverwaltungen fur Industrie, Handel, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft sowie Brennstoff und Energie. Hinzu kamen die ersten Vorsitzenden des FDGB und der VdgB . Zunachst gab es keinen Vorsitzenden der Kommission selbst.

Die Kommission diente zur Koordination der Zentralverwaltungen. Hinzu kamen der Kontakt zur SMAD und die Sicherstellung der Reparationslieferungen .

Aufgrund der krisenhaften wirtschaftlichen Entwicklung in der SBZ und nach dem Scheitern der Londoner Außenministerkonferenz im Dezember 1947 kam es zu einer Reorganisation der Kommission. Durch den Befehl Nr. 32 der SMAD vom 12. Februar 1948 wurde sie gegenuber den deutschen Organen in der SBZ zum Erlass von Verordnungen und Anordnungen ermachtigt. [2] Es gab nunmehr Plenarsitzungen und ein Sekretariat. Außerdem wurden ein standiger Vorsitzender ( Heinrich Rau ) sowie zwei Stellvertreter ( Bruno Leuschner und Fritz Selbmann ) installiert. Alle drei waren Mitglied der SED . Sie konnten verpflichtende Anordnungen fur den Apparat der Kommission treffen. Das zehnkopfige Sekretariat zahlte nur je einen Vertreter der Parteien CDU und LDP , was dem Ausbau der Vormachtstellung der SED zugutekam.

Angegliedert wurden der Kommission nun auch die Wirtschaftsleitung und -planung. Ebenfalls 1948 wurden die Zentralverwaltungen in Hauptverwaltungen umbenannt und ihre Zahl von 14 auf 17 erhoht. Die Zahl der Mitglieder der Kommission stieg seit dem 27. November 1948 von 38 auf 101 Personen aus den Verwaltungen. Hinzu kamen nunmehr 48 Vertreter der ?Bevolkerung“, 15 Vertreter der Parteien und 10 Vertreter der Massenorganisationen wie dem FDGB.

Die DWK wirkte zentral an den Vermogenseinziehungen in der SBZ mit, etwa durch den Erlass von Durchfuhrungsbestimmungen zu SMAD-Befehl Nr. 201, [3] der sich auf die Alliierte Kontrollratsdirektive Nr. 38 uber die Entnazifizierung stutzte oder den Erlass von Durchfuhrungsbestimmungen zu SMAD-Befehl Nr. 64. [4] Sie erweiterte ihren Einfluss schrittweise auf das gesamte Wirtschaftsleben der SBZ inklusive der Privatwirtschaft, und die weitgehend verstaatlichten Bereiche Landwirtschaft, Handel und Banken sowie auf andere Bereiche wie die wissenschaftliche Forschung. Sie erreichte somit noch vor Grundung der DDR eine betrachtliche Zentralisierung. Das Sekretariat der Wirtschaftskommission hatte schließlich regierungsahnliche Funktionen. Am 7. Oktober 1949 gingen die Kommission und der ihr angeschlossene uber 10.000-kopfige Apparat in der ?Provisorischen Regierung“ der DDR auf.

Sitz der Wirtschaftskommission

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Die Wirtschaftskommission war im Gebaude des ehemaligen Reichsluftfahrtministeriums , dem heutigen Detlev-Rohwedder-Haus in Berlin untergebracht.

  • DDR Handbuch , Bd. 1, Koln 1985, ISBN 3-8046-8642-7 , S. 276.
  • Bernd Niedbalski: Deutsche Zentralverwaltungen und Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) ? Ansatze zur zentralen Wirtschaftsplanung in der SBZ 1945?1948 , in: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte , Jahrgang 33 (1985), Heft 3, S. 456?477 ( online (PDF; 1,1 MB))

Einzelnachweise

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  1. SMAD-Befehle bei Archive.org
  2. SMAD-Befehle auf Archive.org
  3. SMAD-Befehl Nr. 201 , DWK-Ausfuhrungsbestimmungen Nr. 1 zu SMAD-Befehl Nr. 201 bei Wikimedia Commons , DWK-Ausfuhrungsbestimmungen Nr. 2 zu SMAD-Befehl Nr. 201 bei Wikimedia Commons , DWK-Ausfuhrungsbestimmungen Nr. 3 zu SMAD-Befehl Nr. 201 bei Wikimedia Commons sowie den Erlass des Chefs der Deutschen Justizverwaltung der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland bei der DWK vom 18. September 1947 zur Durchfuhrung des Befehls Nr. 201 der SMAD in Gerhard Fieberg/Harald Reichenbach (Hrsg.): Enteignung und offene Vermogensfragen in der ehemaligen DDR, Band I, Koln 1991, Dokument 2.9.9.4´
  4. DWK-Richtlinie Nr. 1 zu SMAD-Befehl Nr. 64 , DWK-Richtlinie Nr. 2 zu SMAD-Befehl Nr. 64 und Richtlinie Nr. 3 zu SMAD-Befehl Nr. 64 sowie Beschluss uber die Beendigung der Tatigkeit der Sequesterkommissionen