Deutsche Postdampferlinie

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Die Deutsche Postdampferlinie war eine von 1886 bis 1914 bestehende, staatlich subventionierte, internationale Schiffsverbindung des Deutschen Kaiserreichs .

Ab etwa 1840 wurden fur die Personen- und Frachtbeforderung auf den Weltmeeren neben den Segelschiffen zunehmend Dampfschiffe eingesetzt. Zwischen den Erdteilen wurden von den großen Industrienationen und den Kolonialmachten Postdampferlinien eingerichtet. Die im Mai 1847 gegrundete Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actiengesellschaft ( HAPAG ) beispielsweise nahm 1856 auf ihrer Linie Hamburg ? New York den in Großbritannien gebauten, 101 m langen Schraubendampfer Borussia in Betrieb. Im Jahr 1858 fuhren monatlich einmal Postdampfschiffe von Hamburg aus uber Portugal nach Sudamerika und vierzehntaglich von Hamburg nach New York. Dagegen war die 1847 in New York mit US-amerikanischem und deutschem Kapital gegrundete Ocean Steam Navigation Company mit ihrer regelmaßigen Postlinie 1857 gescheitert, die letzte Fahrt von Bremerhaven nach New York erfolgte am 12. Juli 1857. Im Jahr 1871, dem Jahr der Grundung des Deutschen Kaiserreichs, fuhren Postdampfschiffe des Norddeutschen Lloyd (NDL) einmal wochentlich von Bremen uber Southampton nach New York.

Die Initiative, nach der Reichsgrundung staatlich subventionierte Postdampferlinien einzurichten, ging auf den Staatssekretar im Reichspostamt Heinrich von Stephan zuruck. Im Rahmen eines Exportforderungsprogramms wurde 1885 vom Deutschen Reichstag ein Gesetz zur Einrichtung von Postdampferlinien nach Australien und in die Sudsee verabschiedet, eine Maßnahme, die u. a. auch auf die Intensivierung des Handels mit den spateren Deutschen Kolonien Deutsch-Neuguinea , Deutsch-Samoa und Kiautschou abzielte. Den Zuschlag erhielt der Norddeutsche Lloyd (NDL) in Bremen.

Mit dieser Reederei schloss die Reichsregierung im Juli 1885 einen von Otto von Bismarck und dem Grunder der NDL, Hermann Henrich Meier , unterzeichneten Vertrag ab, dem zufolge der NDL gegen eine Subvention von 4.400.000,- Mark von 1886 an zunachst funfzehn Jahre lang zwei Postdampfer-Hauptlinien fur den Verkehr mit Ostasien bzw. mit Australien unterhalten sollte sowie auf dem Mittelmeer eine Zweiglinie von Triest uber Brindisi nach Alexandria .

Fur den Verkehr mit Ostasien waren fur die Schiffe zwei Routen vorgeschrieben:

  • von Bremerhaven uber Antwerpen , Port Said , Sues , Aden, Kolombo, Singapur und Hongkong nach Shanghai ,
  • eine Anschlusslinie von Hongkong uber Yokohama, Hiago nach einem noch zu bestimmenden Hafen von Korea uber Nagasaki zuruck nach Hongkong.

Fur den Verkehr mit Australien wurden folgende beiden Routen vereinbart:

  • von Bremerhaven uber Antwerpen, Port Said, Sues, Aden, Tschogainseln nach Adelaide, Melbourne und Sydney , wobei eine Weiterfahrt nach Brisbane freigestellt wurde,
  • eine Anschlusslinie von Sydney uber die Tongainseln nach Apia ( Deutsch-Samoa ) und zuruck nach Sydney.

Auf der Australien-Linie musste der NDL nicht nur mit auslandischen Reedereien konkurrieren, sondern ab 1889 auch mit der im rivalisierenden Hamburg als Aktiengesellschaft gegrundeten Deutsch-Australischen Dampfschiffs-Gesellschaft (DADG), deren Hauptaktionar die Deutsche Bank war. Die Fahren der DADG fuhren von Hamburg uber Melbourne nach Sydney und zuruck.

Die schlechte Ertragslage zwang die beiden rivalisierenden Reedereien bald zur Koordination ihrer Aktivitaten. Trotz der nach einigen Jahren ausgehandelten gunstigeren Bedingungen und der staatlichen Subventionen machte der NDL Verluste. Mit Ablauf des Vertrags im Jahre 1914 plante er deshalb die Einstellung der Australien-Linie. Die Reichsregierung befurwortete jedoch die Weiterfuhrung der Australien-Linie bis mindestens 1917 und bewilligte deshalb eine Erhohung der Subvention. Die Realisierung des Plans wurde durch den Ersten Weltkrieg vereitelt.

  • Autor: Titel. Verlag, Ort Jahr, ISBN.
  • Meyers Konversations-Lexikon , 6. Auflage 1908, Band 4, Stichwort ?Dampfschiffahrt‘.
  • Bodo Hans Moltmann, Walter Kresse (Bearb.): Geschichte der deutschen Handelsschiffahrt. Verl. Hanseatischer Merkur, Hamburg 1981, ISBN 3-922857-02-7 .
  • F. C. van Oosten: Dampfer erobern die Meere ? Die Anfange der Dampfschiffahrt , Oldenburg, Hamburg 1975, ISBN 3-7979-1855-0 .
  • Helmut Pemsel : Seeherrschaft ? Eine maritime Weltgeschichte , Bd. 2: Von der Dampfschiffahrt bis zur Gegenwart , Weltbild-Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-89350-711-6 .
  • Susanne Wiborg; Klaus Wiborg: 1847-1997, Unser Feld ist die Welt ? 150 Jahre Hapag-Lloyd , Festschrift herausgegeben von der Hapag-Lloyd AG, Hamburg 1997.

Dampfschiffahrt