Die
Deutsche Grammophon
ist ein
Klassiklabel
, das auf die von
Emil Berliner
am 6. Dezember 1898 gegrundete Deutsche Grammophon Gesellschaft zuruckgeht. Im Jahre 1972 fusionierte die
Deutsche Grammophon
zu
PolyGram
, einem Tontragerproduzenten, der 1998 in der
Universal Music Group
aufging. Die Marke
Deutsche Grammophon
wird von dem Unternehmen bis heute weitergefuhrt.
Die
Deutsche Grammophon-Gesellschaft
wurde am 6. Dezember 1898 vom Deutsch-Amerikaner
Emil Berliner
und seinem Bruder
Joseph
in ihrer Geburtsstadt
Hannover
gegrundet. Von hier aus erschloss das Unternehmen den europaischen Markt fur das von den Gebrudern in Deutschland vermarktete
Grammophon
.
Muttergesellschaft
war die im englischen
Hayes
(Grafschaft
Middlesex
, Großbritannien) ansassige
Gramophone Company
. Die Produktion begann neben der
J. Berliner Telephon-Fabrik
an der Kniestraße in der
Nordstadt
von Hannover. Wegen zunehmender Enge ? bis 1903 vertrieben die Bruder hier zeitgleich den
Hackethal
-Draht ? entstand 1904 ein großes Werk auf noch freien Flachen an der
Podbielskistraße
im Stadtteil
Klein-Buchholz
.
Die Produktion nahm sofort enorme Ausmaße an. So wurden im ersten Jahr taglich rund 25.000 Schallplatten gepresst.
Am 1. Januar 1900 wurde das Unternehmen in eine
Aktiengesellschaft
umgewandelt. 40 % der Aktien blieben in Hannover bei der
Deutschen Grammophon AG
, die ubrigen Aktien gingen an die
Gramophone Company
in Hayes. Dies fuhrte im Ersten Weltkrieg dazu, dass die
Deutsche Grammophon AG
und die
Grammophon-Spezialhaus GmbH
, die sich mehrheitlich in auslandischem Besitz befanden, vom Deutschen Reich beschlagnahmt wurden und die britische
Gramophone Company
enteignet
wurde. Im Jahr 1917 wurde die
Deutsche Grammophon AG
an die Leipziger
Polyphon Musikwerke AG
verkauft und der
Unternehmenssitz
von Hannover nach
Berlin
(Markgrafenstraße 76) verlegt.
In den ersten Jahren war der eine Schallplatte beschreibende Engel das Markenzeichen fur die Produkte der Unternehmen der Gebruder Berliner. Dieser wurde durch den heute weltberuhmten, vor dem Grammophon sitzenden Hund namens
Nipper
abgelost. Das
Markenzeichen
His Master’s Voice
wurde im britischen Mutterunternehmen nach einem Gemalde des Kunstlers
Francis Barraud
geschaffen. Zunachst saß der Hund vor einem
Phonographen
von
Thomas Alva Edison
. Nachdem das Unternehmen Edisons den Ankauf des Bildes abgelehnt hatte, wurde der Phonograph mit einem Grammophon von Berliner ubermalt und das Bild anschließend den Brudern Berliner zum Kauf angeboten. Diesen gefiel es so gut, dass sie es kauften und weitere Kopien davon bestellten.
Aufgrund der Bestimmungen des zum Ende des
Ersten Weltkriegs
ausgehandelten
Versailler Vertrags
durfte die inzwischen vom Mutterunternehmen unabhangige
Deutsche Grammophon AG
außerhalb des deutschen Reichsgebiets ihr Markenzeichen und den Namen ?Grammophon“ nicht mehr nutzen. Zum Export wurde daher das Label
Polydor
gegrundet. Dem ehemaligen Mutterunternehmen, der britischen
Gramophone Company
, war es im Gegenzug wiederum nicht gestattet, ihre Markenzeichen und Namen in Deutschland zu nutzen, weshalb diese 1924 die
Electrola
-Gesellschaft in
Nowawes
grundete. Im Jahr 1933 fiel das Unternehmen der
Arisierung
zum Opfer. Die anschließende
Emigration
, zu der die Eigentumer und etliche der verpflichteten Kunstler gezwungen waren, fuhrte zu Einbußen in der kunstlerischen Qualitat sowie der Breite des Platten
repertoires
. 1937 ubernahm
Telefunken
die
DG
, reichte die Aktien aber schon 1941 an
Siemens & Halske
weiter.
Wahrend des
Zweiten Weltkriegs
wollte das NS-Regime die Plattenindustrie durch eine Altplattenverwertung mit den benotigten Werkstoffen am Leben erhalten. Dennoch brach um 1943 die Schallplattenproduktion weitgehend zusammen; lediglich fur den Bedarf des Rundfunks wurden bis Kriegsende Platten hergestellt.
In der
Nachkriegszeit
entwickelte sich die
Deutsche Grammophon
zum bedeutendsten deutschen Tontragerunternehmen, das einen Großteil der beliebtesten deutschen und auch viele auslandische Kunstler unter Vertrag hatte. Der Musikliebhaber
Ernst von Siemens
entwickelte das Unternehmen in den 1940er und 1950er Jahren zum uneingeschrankten deutschen Branchenfuhrer. Seine Erfolge sorgten auch international fur Anerkennung. Der Enkel
Werner von Siemens
’ widmete sich mit Leidenschaft dem Aufbau eines anspruchsvollen Repertoires an
klassischer Musik
, forderte den noch jungen Dirigenten
Herbert von Karajan
und finanzierte die kostspieligen Aufnahmen durch die Produktion von Schlager- und Tanzmusik, von der bereits wahrend der Kriegsjahre große Stuckzahlen hergestellt und auch ins europaische Ausland exportiert wurden. 1962 tauschten
Philips
und
Siemens & Halske
ihre Anteile an den Labels
Philips
sowie
Deutsche Grammophon
je zur Halfte, 1972 entstand hieraus der
PolyGram
-Konzern.
Ab 1968 gab die
Deutsche Grammophon
einige Jahre lang die Kundenzeitschrift
Musik-Boutique
heraus, die kostenlos in Schallplattenladen und
Diskotheken
auslag. Mit zehn Ausgaben pro Jahr und einer Auflage von 500.000 Exemplaren war das Magazin zu dieser Zeit die zweitgroßte Musikzeitschrift nach der wochentlich erscheinenden
Bravo
.
Nach einer Umstrukturierung der Deutschen Grammophon Gesellschaft und der
Philips Phonographische Industrie
im Jahr 1971 folgte die Grundung der PolyGram
[1]
mit Hauptsitz in Baarn (Niederlande) und Hamburg. Das 75. Firmenjubilaum wurde 1973 in der
Stadthalle Hannover
gefeiert. Neben
James Last
und seiner Big Band traten viele namhafte Interpreten aller Label auf.
Auf dem Werksgelande in
Langenhagen
, das vorrangig als Zentrallager diente, begann am 17. August 1982 die
Compact-Disc
-Produktion. 1986 gingen die Fertigungsanlagen in Hannover und Langenhagen ? die ersten und großten Produzenten von CDs
[2]
? als Teil eines
Joint Ventures
mit dem Chemiekonzern
DuPont
von PolyGram an Philips uber; Hannover blieb jedoch der wichtigste Lieferant des Labels. Bis zu seiner Schließung im Jahr 1990 wurden im Werk an der Podbielskistraße in Hannover vorrangig Vinyl-
Schallplatten
gepresst. In vier Pressereien wurden 30-cm-Langspielplatten, in der Kassettenfertigung ab 1965
Compact Cassetten
, und in einer Spritzgussfertigung 17-cm-Single-Platten gefertigt. Ab 1970 wurde hier an der Entwicklung der
Bildplatte
? in der Version einer Videoplatte ? gearbeitet. Es folgte ab 1981 die schrittweise Umstellung auf CD-Produktion und Verlagerung in die Produktionsstatte Langenhagen. Im Jahr 1991 wurde das Werk an der Podbielskistraße weitestgehend abgerissen und das Gelande in einen Buropark umgewandelt.
[3]
Von den spaten 1970er-Jahren bis in die 1990er setzte die
Deutsche Grammophon
? auch auf Wunsch von Karajans ? verstarkt auf digitale Produktionsprozesse.
[4]
[5]
[6]
Das Unternehmen fertigte 1979 seine erste
digitale Tonaufnahme
an.
[4]
Ab etwa 1990 wurden beim
Audio-Mastering
zum Beispiel
Knackgerausche
digital entfernt.
[6]
Im gleichen Jahr fuhrte die
Deutsche Grammophon
hochauflosende
Bitraten
fur
Mehrkanaltonaufnahmen
ein. September 1991 wurde dann zum ersten Mal ein sogenanntes
4D Audio Recording
aufgenommen.
[4]
Laut den Angaben des Unternehmens basiert der Name dieser im
Recording Centre
Hannover entwickelten Technologie auf vier technischen Dimensionen bzw. Weiterentwicklungen:
[7]
ein ferngesteuerter
Vorverstarker
beim Mikrofon, der
Storsignale
bei vorher langen Ubertragungsstrecken verhindert; zwei 21-Bit-
Analog-Digital-Wandler
(ab 1994 dann 23 Bit) fur eine moglichst genaue Signaluberfuhrung der Audiodaten; der Verbau der vorgenannten Ausrustung in einer
Stagebox
und deren Anbindung an ein Netzwerk zur digitalen Datenubertragung; und ein
Mischpult
von
Yamaha
mit Synchronisierungsmoglichkeit fur Mikrofonspuren sowie das abschließende
Authentic Bit Imaging
, ein
Quantisierungsverfahren
zur Umformung der vorher stets mit einer
Abtastrate
von 96 kHz und einer
Samplingtiefe
von 24 Bit bearbeiteten Daten in die 44,1 kHz und 16 Bit einer
Audio-CD
.
[4]
[5]
[6]
[7]
Ab Januar 1993 wurden alle Aufnahmen im
Recording Centre
der
Deutschen Grammophon
nur noch als
4D Audio Recording
durchgefuhrt, ehe die Technologie im Laufe des Jahres offentlich gemacht wurde.
[4]
Auch stellte das Unternehmen 1993 sein
Remastering
-Verfahren namens
Original-Image Bit-Processing
fertig, mit dem fruhere analoge und ebenso digitale Aufnahmen uberarbeitet wurden.
[5]
[6]
[8]
Auf das elektronische Hinzufugen von
Hall
und zusatzlicher Tonkanale zur Simulation von
Raumklang
verzichteten die
Toningenieure
der
Deutschen Grammophon
dabei bewusst, um so nah wie moglich an den Originalaufnahmen zu bleiben.
[6]
Stattdessen wurde wie auch beim
4D Audio Recording
auf eine vollends digitale Abmischung gesetzt, wodurch erneut Klangbeeintrachtigungen durch Signalwandlungen im Mischprozess vermieden wurden.
[5]
Zudem wurden
psychoakustische
Erkenntnisse zur Minimierung von
Laufzeitverzogerungen
genutzt: Bei Mehrkanaltonaufnahmen der
Deutschen Grammophon
waren Schalldifferenzen zwischen den 14 Stutzmikrofonen nahe den Instrumenten und den zwei Hauptmikrofonen zur Stereo-Aufzeichnung des gesamten Orchesters entstanden, was ein verwaschenes Klangbild zur Folge hatte. Uber die in alten Aufnahmeprotokollen verzeichneten Positionen der Aufnahmegerate wurden die damaligen Abstande zwischen den Mikrofonen vor Ort ausgemessen und so die Zeitverzogerungen im
Millisekundenbereich
berechnet, um die 16 Tonkanale anschließend am Mischpult neu aufeinander abzustimmen.
[5]
[9]
Der so entstandene Gewinn an raumlicher Prazision,
Tiefenscharfe
und Hohenbrillanz in den Neuveroffentlichungen der
Deutschen Grammophon
wurde von der Presse gelobt.
[5]
[10]
Zu den Serien des Unternehmens, die diese Remastering-Technologie benutzen, gehoren unter anderem
Karajan Gold
aus dem Jahr 1993 und
The Originals
ab 1995.
[5]
[11]
Die
Deutsche Grammophon
ist heute noch als Plattenlabel prasent, jedoch als Teil der
Universal Music Group
, in der die
PolyGram
1998 aufging. Das Produktionsstudio in Hannover-Langenhagen, nach dem Grunder
Emil Berliner Studios
genannt, wurde im Zuge einer Neustrukturierung im Jahr 2008 aufgelost, und aus den einzelnen Abteilungen entstanden verschiedene unabhangige Unternehmen. Der Recording-Bereich behielt den Namen
Emil Berliner Studios
und befindet sich mittlerweile als unabhangiges Unternehmen in Berlin.
2015 wurde das Label Deutsche Grammophon fur ein Album der US-Violinistin
Hilary Hahn
fur die beste
Kammermusik
-Auffuhrung mit einem
Grammy
ausgezeichnet.
[12]
Im gleichen Jahr erhielt die Deutsche Grammophon einen
ECHO Klassik
in der Kategorie
Music-DVD-Produktion des Jahres
fur die Einspielung von
Gaetano Donizettis
L'Elisir d'Amore
.
[13]
Zeitgenossische Komponisten, die auf
Deutsche Grammophon
veroffentlicht wurden, sind
Sofia Gubaidulina
,
Oliver Knussen
,
Mark-Anthony Turnage
, Mohammed Fairouz,
Peter Eotvos
,
Luigi Nono
,
Sven Helbig
und
Philip Glass
.
Traditionsreiche Label, die die Deutsche Grammophon neben dem bekannten Klassik-Label fuhrte, waren beispielsweise:
- Hugo Thielen
:
Deutsche Grammophon.
In: Klaus Mlynek,
Waldemar R. Rohrbein
(Hrsg.) u. a.:
Stadtlexikon Hannover
. Von den Anfangen bis in die Gegenwart.
Schlutersche, Hannover 2009,
ISBN 978-3-89993-662-9
, S. 126.
- Sophie Fetthauer:
Deutsche Grammophon. Geschichte eines Schallplattenunternehmens im Dritten Reich
(=Musik im Dritten Reich und im Exil, Bd. 9), von Bockel Verlag, Hamburg, 2000
- ↑
emil-berliner-studios.com
Abgerufen am 9. Marz 2012.
- ↑
Phantastische Zahlen: Die vor zwei Jahren eingefuhrte Compact-Schallplatte verhilft den Herstellern zu prachtigen Umsatzen
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
32
, 1985 (
online
).
- ↑
Klaus Mlynek, Waldemar R. Rohrbein:
Stadtlexikon Hannover. Von den Anfangen bis in die Gegenwart.
Schlutersche, Hannover 2010,
ISBN 3-8426-8207-7
, S. 127.
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100 Years of Deutsche Grammophon
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Richard Strauss · Also sprach Zarathustra · Till Eulenspiegel · Don Juan · Berliner Philharmoniker · Herbert von Karajan Booklet
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Technology: Clearer recordings make up for lost time.
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Medien-Magier bleibt prasent ? Neue Edition: ?Karajan Gold“
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Verlag Nurnberger Presse Druckhaus Nurnberg
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Dan Altman, Brian D. Koh:
War Horse Beaten Back to Life on DG.
In:
The Harvard Crimson.
5. Oktober 1995,
abgerufen am 30. Marz 2020
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Das Label Deutsche Grammophon gewinnt Grammy in Los Angeles.
Osnabrucker Zeitung
- ↑
Preistrager 2015.
(
Memento
des
Originals
vom 19. September 2015 im Webarchiv
archive.today
)
Info:
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Koordinaten:
52° 29′ 52,26″
N
,
13° 27′ 42,84″
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