Deutsch-Sudwestafrika
war von 1884 bis 1915 als
Schutzgebiet
eine
deutsche Kolonie
auf dem Gebiet des heutigen Staates
Namibia
. Mit einer Flache von 835.100 km² war es ungefahr anderthalbmal so groß wie das
Deutsche Kaiserreich
. Deutsch-Sudwestafrika war die einzige der deutschen Kolonien, in der sich eine nennenswerte Anzahl
deutscher Siedler
niederließ.
Im
Ersten Weltkrieg
wurde das Gebiet 1915 von Truppen der
Sudafrikanischen Union
erobert, unter deren Militarverwaltung gestellt und 1919 gemaß den Bestimmungen des
Friedensvertrags von Versailles
als
Volkerbundsmandat
Sudwestafrika
der Verwaltung
Sudafrikas
ubertragen.
Das Land war nie dicht bevolkert; denn es konnte bis auf wenige Ausnahmen nur durch
extensive Viehzucht
genutzt werden. Es befand sich keine einheitliche Bevolkerung in dem ehemaligen Koloniegebiet. Gerade im Gebiet der großten Erhebungen des Hochlandes, bei Windhuk, grenzten zur Zeit der deutschen Besitznahme die beiden Hauptvolker
Herero
und
Nama
aneinander. Dazu kamen noch die hervorragend an die widrigen Lebensbedingungen angepassten
San
, die versklavten
Damara
und die ganz im Norden lebenden ackerbautreibenden
Owambo
.
Laut dem
Deutschen Kolonial-Handbuch
gab es folgende Bevolkerungszahlen zur Jahrhundertwende:
[2]
Erst spat trat Sudwestafrika in den Bereich der europaischen Erforschung und Kenntnis. Wohl hatten die Portugiesen schon im 15. Jahrhundert (1486) auf ihren Indienfahrten Landungszeichen in Form von Kreuzen hinterlassen, aber erst die Annahme, es ließen sich im Landesinneren Reichtumer erwerben, fuhrte im 18. Jahrhundert vom
Kapland
aus zu einigen Expeditionen. Sie sollten erkunden, wie sich der sagenhafte Rinderreichtum der Herero in klingende Munze verwandeln ließe und ob es nicht Goldvorkommen im Land gabe. Beide Absichten waren jedoch ebenso wenig erfolgversprechend wie ein spaterer Versuch der Briten, eine Kupfermine ins Leben zu rufen.
Schon 1868 wollten deutsche Missionare der
Rheinischen Missionsgesellschaft
den
Konig von Preußen
fur das Gebiet interessieren und baten um seinen Schutz, da sie unter den standigen Kampfen der Afrikaner sehr zu leiden hatten. Der
Deutsch-Franzosische Krieg
von 1870/71 ließ jedoch diese Bestrebungen wieder in Vergessenheit geraten. 1876 versuchten die Briten von der
Kapkolonie
aus, das Gebiet in Besitz zu nehmen, konnten sich aber nicht durchsetzen. Sie behielten jedoch die
Walfischbai
und die
Pinguininseln
in ihrer Hand. Als sich die im Inland lebenden Europaer, Missionare und Handler wegen mangelnden Schutzes aufgrund angeblicher Ubergriffe durch Afrikaner beklagten, erklarten die britischen Kolonialbehorden, dass sie mit dem Inneren des Landes nichts zu tun hatten und keine Verwaltung ausubten. Die Briten erhoben also, wie sie selbst erklarten, keine weitergehenden Anspruche auf Sudwestafrika.
[3]
Im Auftrag des Bremer Tabakhandlers
Adolf Luderitz
erwarb der 22 Jahre alte Kaufmannsgehilfe
Heinrich Vogelsang
am 1. Mai 1883 die Bucht von Angra Pequena, die heutige
Luderitzbucht
und funf Meilen Hinterland vom Volk der
Nama
in
Bethanien
. Der mit ihrem
Kaptein
Joseph Frederiks
vereinbarte Kaufpreis betrug 200 alte Gewehre und 100 englische Pfund. Im September 1883 segelte Luderitz an Bord eines Dreimasters dann selbst nach Sudwestafrika, um als neuer Landesherr seine Erwerbungen zu besichtigen. In den Zeitungen wurde er bald als Held der deutschen Kolonialbewegung gefeiert. Reichskanzler
Bismarck
entsandte das Kanonenboot
Nautilus
auf Erkundungsfahrt in die Luderitzbucht. Dessen Kapitan Karl Ascheborn erstattete dem Reichskanzler spater schriftlich Bericht und erklarte, er habe festgestellt, dass Luderitz den Landbesitz zunachst nur in englischen
Meilen
vermessen habe. Dieses auch den Nama gut bekannte Langenmaß sei jedoch im Vertrag nicht ausdrucklich vereinbart worden, so dass mit der viermal langeren geographischen
deutschen Meile
zu rechnen sei. Luderitz griff den Gedanken sofort auf und beanspruchte fortan ein um das Sechzehnfache großeres Gebiet. Die Nama fuhlten sich getauscht, konnten aber trotz Protest ihren Standpunkt nicht durchsetzen. Am 24. April 1884 telegrafierte Bismarck dem deutschen Konsul in Kapstadt, ?
Luderitzland
“ stehe unter dem Schutz des
Deutschen Reiches
. Die Landerwerbungen des Bremer Kaufmanns hatten zwar das Interesse Großbritanniens und des Kaplandes an diesem Gebiet neu geweckt. Nachdem Bismarck jedoch so entschlossen auftrat und die britischen Rechtsanspruche nach vorherigem Verzicht auf das Gebiet recht fragwurdig erscheinen mussten, blieb ihnen nichts anderes ubrig, als nachzugeben. Sie beanspruchten nur die schon fruher besetzte Walfischbucht. Im Gegenzug ließ Deutschland den im November 1884 erhobenen Anspruch auf die sudafrikanische Bucht
Santa-Lucia
im Mai 1885 endgultig zugunsten Großbritanniens fallen.
[4]
Die erste offizielle Flaggenhissung in Sudwestafrika fand am 7. August 1884 unter Beteiligung des Nama-Kaptein Josef Fredericks II. nebst seinen Ratsleuten, der Besatzungen zweier deutscher Kriegsschiffe, der Kreuzerfregatte
Leipzig
und der Korvette
Elisabeth
, und Vertretern der Firma Luderitz am Fort Vogelsang in Luderitzbucht statt.
Im selben Monat schloss Vogelsang einen zweiten Vertrag ab, in dem Luderitz der Kustenstreifen zwischen dem
Oranje-Fluss
und dem 26. Breitengrad und ein Gebiet von 20 Meilen landeinwarts von jedem Punkt der Kuste aus fur weitere 500 Pfund und 60 Gewehre verkauft wurde. 1885 wurde in
Otjimbingwe
der erste Verwaltungssitz eingerichtet.
Im deutsch-portugiesischen Vertrag vom 30. Dezember 1886 wurde die Nordgrenze zu den portugiesischen Besitzungen in
Angola
festgelegt.
[5]
Unter deutsche Kontrolle kamen
Damaraland
, das
Ovamboland
und die
Republik Upingtonia
. Die Grenzen zu den
britischen
Besitzungen im Suden und Osten wurden 1890 im
Helgoland-Sansibar-Vertrag
bestimmt. Hierdurch kam der
Caprivizipfel
hinzu, von dem man sich neue Handelsrouten versprach und der den Anschluss zum
Sambesi
-Fluss herstellte.
Deutsch-Sudwestafrika erstreckte sich danach vom Oranje-Fluss, der Grenze gegen das Kapland im Suden, uber mehr als 1200 km bis zum Kunene, dem Grenzfluss gegen das portugiesische Angola im Norden. Seine Breite von der Kuste landeinwarts schwankte, abgesehen vom ?Caprivizipfel“, zwischen rund 450 km im Suden und fast 1000 km im Norden. Am 18. Oktober des gleichen Jahres wurde auf Betreiben des Hauptmanns
Curt von Francois
der Grundstein fur die Feste ?Groß Windhuk“ gelegt. Die Schutzgebietsverwaltung wurde bald darauf in diese Festung verlegt. Um sie herum entstand im Laufe der kommenden Jahre die spatere Landeshauptstadt
Windhuk
, die heute offiziell ?Windhoek“ heißt.
Nachdem Luderitz die deutsche Regierung von der wirtschaftlichen Bedeutung seiner Niederlassung in Sudwestafrika uberzeugt und dringend um hoheitlichen Schutz gebeten hatte, wurde
Gustav Nachtigal
1884 als kaiserlicher Generalkonsul und Kommissar fur
Deutsch-Westafrika
ernannt. In die Ara seiner kurzen Amtszeit fiel der Abschluss des Schutzvertrages mit den Nama. Nach Nachtigals Tod ernannte Reichskanzler
Bismarck
1885
Heinrich Goring
, den Vater des spateren
nationalsozialistischen
Politikers
Hermann Goring
, zum neuen Reichskommissar. Dieser schloss weitere Schutzvertrage mit den einheimischen Stammen ab. Ihm zur Seite standen
Carl Gotthilf Buttner
als weiterer Unterhandler sowie der als ?Kanzler“ fungierende ehemalige Gerichtsreferendar
Louis Nels
und der Feldwebel Goldammer, der die Polizeigewalt ausuben sollte.
1887 wurde das Gerucht verbreitet, dass bei der Walfischbucht Gold gefunden worden sei. Goring wurde daraufhin aufgefordert, vom Reich eine Schutztruppe anzufordern, die die Ordnung auf den vermeintlichen Goldfeldern aufrechterhalten sollte. Die Reichsregierung lehnte mit dem Hinweis, dass das betroffene Gebiet Privatbesitz der
Deutschen Kolonialgesellschaft
sei, das Ansinnen ab. Die Kolonialgesellschaft stellte daraufhin mit Unterstutzung Gorings eine eigene Soldnertruppe, bestehend aus zwei Offizieren, funf Unteroffizieren und 20 schwarzen Soldaten, auf. Der Goldfund stellte sich spater als Schwindel heraus, und die Schutztruppe loste sich wieder auf, nachdem sie zuvor lediglich durch ihre Disziplinlosigkeit aufgefallen war.
1888 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Stamm der
Witbooi
und den Herero, die vergeblich auf Unterstutzung der Deutschen hofften. Die Herero kundigten daraufhin die Schurfrechte der Deutschen und den Schutzvertrag auf. Goring gelang es weder, die Vertragskundigungen ruckgangig zu machen, noch die kampfenden Stamme zu befrieden. Als die Witbooi zudem begannen, das ganze Land mit Plunderungen zu terrorisieren, zogen sich Goring und die gesamte deutsche Verwaltung, dem Chaos entfliehend, in die britische
Walfischbucht
zuruck.
Auf Drangen der Kolonialgesellschaft entsandte die Reichsregierung im Mai 1889 unter der Leitung des Leutnants
Hugo von Francois
eine 21-kopfige Truppe, die spater auf 50 Mann erweitert wurde, um die deutsche Verwaltung wieder einzusetzen und das Land zu befrieden. Francois schnitt den Herero die Waffenzufuhr ab und baute Windhuk zu einer Festung aus. Durch das energische Auftreten beeindruckt, nahmen die Herero 1890 die Kundigung des Schutzvertrages zuruck. Im selben Jahr kehrte Goring nach Deutschland zuruck, und Francois wurde am 12. Mai 1891 zum vorlaufigen Reichskommissar und Landeshauptmann ernannt. Damit lagen die zivile und die militarische Macht in einer Hand. Francois sah es als seine wichtigste Aufgabe an, die Witbooi unter ihrem Kaptein
Hendrik Witbooi
zuruckzudrangen, denn sie uberfielen nun zunehmend die deutschen Siedler. Nachdem die Schutztruppe noch einmal auf nun 212 Soldaten und zwei Offiziere vergroßert worden war, nahm Francois im April 1893 den Kampf gegen die Witbooi auf. Nach dem
Gefecht von Hornkranz
zog sich Hendrik Witbooi in die unwegsamen
Naukluftberge
zuruck und fuhrte einen
Guerillakrieg
gegen die Deutschen.
Als Francois nach einem halben Jahr die Witbooi noch immer nicht besiegt hatte und seine Aufgaben als Landeshauptmann kaum noch wahrnahm, kam sowohl in Sudwestafrika als auch in Deutschland Unmut auf. Die Reichsregierung entsandte den Major
Theodor Leutwein
im Dezember 1893 nach Afrika, zunachst mit der Order, Francois in seinen Verwaltungsaufgaben zu unterstutzen. Schnell arbeiteten beide aber auch militarisch zusammen. Nachdem es ihnen gelungen war, eine Reihe von Militarstationen im Witbooi-Gebiet zu errichten, quittierte Francois seine Amter und kehrte nach Deutschland zuruck. Leutwein stand nun noch vor der Aufgabe, den Kampf gegen die Witbooi unter ihrem Kapitan Hendrik Witbooi zu beenden, die sich inzwischen in der Naukluft, einer unzuganglichen Felsenlandschaft, verschanzt hatten. Nachdem die deutschen Truppen noch einmal durch Nachschub aus Deutschland verstarkt worden waren, griff Leutwein die Witbooi am 27. August 1894 mit drei Kompanien an und zwang sie nach fur beide Seiten strapaziosen Gefechten am 11. September 1894 zur Aufgabe. Mit Kapitan Hendrik Witbooi wurde ein Schutzvertrag abgeschlossen, der seinem Stamm ein eigenes Siedlungsgebiet zusicherte, das allerdings unter der Aufsicht einer deutschen Garnison stehen sollte. Die Witbooi hielten sich bis zum Ausbruch des Hereroaufstandes an diesen Vertrag. Nachdem es Leutwein anschließend auch gelungen war, die Hererostamme zu befrieden, kehrte abgesehen von kleineren Geplankeln fur knapp zehn Jahre Ruhe in Deutsch-Sudwestafrika ein. In den 1890er Jahren ubernahmen deutsche Siedler (z. B.
Gustav Voigts
) Farmland. 1898 wurde Leutwein zum Gouverneur der Kolonie ernannt.
Der Aufstand der Herero unter ihrem Kaptein
Samuel Maharero
begann am 12. oder 20. Januar 1904, nachdem sich die Volksgruppe durch massive Landkaufe der Deutschen Kolonialgesellschaft immer mehr aus ihrem Siedlungsgebiet zuruckgedrangt sah und sie durch skrupellose Handler an den Rand der wirtschaftlichen Existenz gebracht worden waren. Zunachst wurden einzelne Farmen, Eisenbahnlinien und Handelsstationen angegriffen. Heftige Kampfe gab es um die Stadt
Okahandja
. Die zunachst zahlenmaßig unterlegene deutsche Schutztruppe wurde im Februar durch 500 Marineinfanteristen und eine Freiwilligentruppe verstarkt. Der Kampf gegen die Herero wurde mit drei Abteilungen aufgenommen. Da Leutwein die Kampfkraft der Herero falsch einschatzte, gelang es zunachst nicht, entscheidende Vorteile zu erringen. Die Reichsregierung war mit dem Verlauf der Operationen unzufrieden und ernannte den Generalleutnant
Lothar von Trotha
zum neuen
Oberbefehlshaber
der
Schutztruppe
. Im Gegensatz zu Leutwein verfolgte von Trotha das Ziel der volligen Vernichtung des Gegners. Er ließ noch einmal Verstarkung aus Deutschland kommen und stellte die Herero am 11. August 1904 zur Entscheidungsschlacht am
Waterberg
.
Es gelang den Herero zwar, wie im Falle einer Niederlage geplant, nach Sudosten auszuweichen, sie unterschatzten jedoch die Schwierigkeiten, welche sich durch eine Flucht mit Rinder- und Ziegenherden, Kindern und Verwundeten durch die
Omaheke
-Trockensavanne ergaben. Wahrend der Kampfe und der Flucht kamen nach unterschiedlichen Quellenangaben bis zu 60 Prozent der Herero ums Leben. Dieses ging als
Volkermord an den Herero und Nama
in die Geschichte ein.
Im Oktober 1904 erhoben sich die Nama im Suden des Landes. Der abtrunnig gewordene Kaptein Hendrik Witbooi ließ den ihm freundlich gesinnten Bezirksamtmann von
Gibeon
,
Henning von Burgsdorff
, toten. Gleichzeitig erhob sich Kaptein
Jakob Morenga
und griff in die Kampfe ein. Es folgte ein jahrelanger zermurbender Kleinkrieg mit der Schutztruppe
[6]
, der erst 1907/08 endgultig niedergeschlagen werden konnte. Die Vorgange kosteten durch Krankheiten, Hunger und Durst, Kampfhandlungen, Uberfalle, Flucht und vielfach menschenunwurdige Missstande in den
Internierungslagern
nach Schatzung zwischen 24.000 und 64.000 Herero, etwa 10.000 Nama sowie 1365 Siedlern und Soldaten das Leben. 76 Weiße galten als vermisst und sind wohl großtenteils durch Kriegseinwirkung umgekommen.
Durch die Aufstande war die Wirtschaft von Deutsch-Sudwestafrika nahezu zum Erliegen gekommen, die Farmwirtschaft musste vollig neu aufgebaut werden, es gab kaum noch Vieh. Der Wiederaufbau war bereits von dem am 19. November 1905 ernannten neuen Gouverneur
Friedrich von Lindequist
eingeleitet worden. Mit Entschadigungen in Hohe von insgesamt 7 Millionen Reichsmark sorgte die Reichsregierung dafur, dass die meisten Farmer im Land gehalten werden konnten.
1908 wurde
Bruno von Schuckmann
neuer Gouverneur. Er sorgte fur eine effektive Verteilung der Beihilfen, schob Landspekulationen einen Riegel vor und forderte die Einfuhr von Vieh. Sehr vorteilhaft fur die sudwestafrikanische Wirtschaft wirkte sich die Einfuhr von
Karakulschafen
aus, deren Fell und Fleisch sich ausgezeichnet vermarkten ließen. Auch die Eroffnung der Bahnlinie Luderitzbucht?Keetmanshoop im Juli 1908 trug zur Forderung des Wirtschaftslebens bei.
Auf Drangen der weißen Bevolkerung erließ die Reichsregierung am 28. Januar 1909 eine Verordnung uber die Selbstverwaltung in Deutsch-Sudwestafrika, mit der Gemeinde- und Bezirksverbande sowie ein
Landesrat
ins Leben gerufen wurden. Der Landesrat, der im April 1910 erstmals zusammentrat, hatte die Aufgabe, den Gouverneur, der weiterhin an der Spitze der Kolonialverwaltung stand, zu beraten.
Deutschland versuchte
Waisen
als Hilfskrafte mit Niedriglohn fur Geschaftsleute und Gewerbetreibende zu gewinnen. Die fur Deutsch-Sudwestafrika bestimmten Jugendlichen sollten nur bei solchen Kolonisten untergebracht werden, die vertrauenswurdig erschienen und es an nichts fehlen ließen ?bei der sittlichen und beruflichen Ausbildung“ ihrer Schutzbefohlenen. Vorrang erhielten die aus Waisenhausern zu entlassenen Junglinge und Madchen, keinesfalls solche aus den Besserungsanstalten und sogenannten Rettungshausern.
[7]
[8]
Im Juni 1908 wurde ostlich von Luderitz der erste Diamant gefunden, der einen Massenansturm auf das Gebiet ausloste und dem Land einen neuen Wirtschaftszweig, die Diamantenforderung, bescherte. Bereits nach drei Monaten waren Diamanten von insgesamt 2720
Karat
gefunden worden, bis zum Jahresende betrug der Wert der Forderung bereits 1,1 Millionen Reichsmark. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden Diamanten im Wert von 152 Millionen Reichsmark gefordert. Sehr zum Unwillen der Bevolkerung sperrte das Reichskolonialamt das Gebiet der Diamantenfelder sudlich des 26. Breitengrades bis zum Oranje in einer Breite von 100 Kilometern und vergab das alleinige Schurfrecht an den Grundeigentumer, die Deutsche Kolonialgesellschaft. Ab 1912 wurde die Diamantenforderung mit einer Steuer von 6,6 Prozent belegt, wodurch der Kolonialverwaltung jahrlich etwa 10 Millionen Reichsmark zuflossen.
Die Nachricht uber den Ausbruch des
Ersten Weltkrieges
erreichte Deutsch-Sudwestafrika am 2. August uber die sich noch im Bau befindende
Großfunkstation in Windhoek
. Mit dem Ausbruch des Krieges erwartete man in Deutsch-Sudwestafrika einen Angriff der mit Großbritannien alliierten
Sudafrikanischen Union
. Daher rief man am 8. August die
Mobilmachung
aus und evakuierte einen 50 Kilometer breiten Streifen entlang der Grenze zu Sudafrika. Am 9. September beschloss das sudafrikanische Parlament die Kriegsteilnahme.
Erste Schusse fielen bereits am 13. September 1914 bei den Polizeistationen von
Nakop
und Ramansdrift, und bereits am 19. September besetzten
sudafrikanische Truppen
in Starke von 2000 Mann die Luderitzbucht. Einen Tag spater uberschritt eine Abteilung der Unionstruppen den Oranje, die jedoch von den deutschen Truppen in der
Schlacht bei Sandfontein
zuruckgeschlagen werden konnte. Danach verlagerten die Sudafrikaner ihre Angriffe wieder an die Luderitzbucht und konnten dort entlang der Bahnlinie bis zum 9. November 70 Kilometer ins Inland vorstoßen. Im Marz 1915 marschierten sudafrikanische Truppen von
Walfischbai
aus in Richtung
Keetmanshoop
, das ihnen am 19. April in die Hande fiel. Im Suden musste die deutsche Schutztruppe der Ubermacht des Feindes weichen und zog sich nach Norden zuruck. Anfang Mai verlegte Gouverneur
Theodor Seitz
seinen Amtssitz von Windhuk nach
Grootfontein
.
[9]
Es stellte sich nun heraus, dass die deutsche Schutztruppe den Sudafrikanern hoffnungslos unterlegen war; das galt sowohl fur die Truppenstarke als auch fur die Ausrustung. Wahrend die deutsche Truppe bei Ausbruch des Krieges durch Seeleute, Reservisten, Freiwillige und Einheimische auf 5000 Mann aufgestockt worden war, stand ihr auf der gegnerischen Seite ein Heer von 43.000 Soldaten gegenuber. Den Deutschen standen zwei veraltete Flugzeuge und funf Kraftwagen zur Verfugung, wogegen die Sudafrikaner sechs moderne Kampfflugzeuge und 2000 Motorfahrzeuge einsetzen konnten.
Nachdem die Unionstruppen die deutschen Verteidiger auch im Norden immer weiter zuruckgedrangt hatten, bot Gouverneur Seitz dem sudafrikanischen General Botha am 21. Mai 1915 vergeblich einen Waffenstillstand an. Am 1. Juli erlitt die Schutztruppe ihre letzte und endgultige Niederlage bei einem Gefecht bei
Otavi
, westlich von Grootfontein. Am 9. Juli 1915 unterzeichneten Gouverneur Seitz und Oberstleutnant
Victor Franke
eine Erklarung uber die Ubergabe der deutschen Schutztruppe an die Sudafrikanische Union.
Der aktive Teil der Schutztruppe wurde in einem Lager bei
Aus
interniert, die Reservisten konnten nach Deutschland zuruckkehren. Die Verwaltung der deutschen Kolonie ubernahm das sudafrikanische Militar. Etwa die Halfte der deutschen Bevolkerung Sudwestafrikas wurde bis zum Juli 1919 nach Deutschland zuruckgeschickt. Das Ende von Deutsch-Sudwestafrika wurde mit dem
Versailler Vertrag
vom 28. Juni 1919 besiegelt. Es wurde zum Mandatsgebiet des
Volkerbundes
erklart und mit der Bezeichnung
Sudwestafrika
unter die Verwaltung der
Sudafrikanischen Union
gestellt.
Die traditionelle Landwirtschaft zu Beginn der deutschen Kolonialzeit basierte auf dem Sammeln von
?Naras
Klicklaut
und
Gummi arabicum
sowie den Anbau von
Mais
,
Weizen
,
Tabak
,
Kurbisse
und
Melonen
, vor allem durch die Ovambos. Handel wurde vor allem mit
Guano
,
Fellen
,
Elfenbein
und
Hornern
betrieben.
Die
ersten Missionare
bauten auch
Gemuse
,
Obst
und
Weintrauben
an. Die ersten deutschen Siedler beschaftigten sich hauptsachlich mit der Viehwirtschaft. Die Zahl der gehaltenen Rinder stieg von rund 121.000 im Jahre 1910 auf 205.000 drei Jahre spater.
[10]
Im Suden entwickelte sich eine Wollschaf- und Ziegenzucht. Ziegen und Schafe waren im Lande jeher weit verbreitet und lieferten in erster Linie Fleischnahrung. Europaische Zuchter experimentierten mit
Merino-
und
Karakulschafen
, deren Zahl rasch anwuchs. Von den 135.500 km² landwirtschaftlicher Nutzflache waren 1913 nur 56 km² bebaut ? meist mit Mais, Kartoffeln oder Kurbissen. Der geplante Ausbau bewasserter Flachen fand kriegsbedingt nicht mehr statt.
[11]
Deutsch-Sudwestafrika war nur zu etwa 0,5 % mit Wald bedeckt (Namibia 2020: etwa 8 %). Dies ist wohl ein Mitgrund dafur, dass Deutsch-Sudwestafrika die einzige deutsche Kolonie in Afrika war, fur die keine großeren forstlichen Aktivitaten durch die Kolonisten dokumentiert wurden.
[12]
Bereits vor dem Fund von Diamanten wurden in Deutsch-Sudwestafrika Bodenschatze nachgewiesen. Die fruh gehegte Hoffnung auf abbauwurdige
Goldvorkommen
erfullte sich jedoch nicht. Stattdessen stand der Abbau von Kupfererzen nach den Diamanten an zweiter Stelle. Kupfer wurde vor allem bei
Tsumeb
und
Otavi
sowie am
Khan-Rivier
gefordert. In der Umgebung von
Karibib
wurde ein
Marmorwerk
errichtet und Marmor zur Verschiffung nach Deutschland vorbereitet.
[13]
Auf den Farmen wurden eingeborene Arbeitskrafte angeworben, die meist aus dem Ovamboland stammten, wobei Landwirte, die ihre indigenen Arbeitskrafte schlecht behandelten, meist Schwierigkeiten bei der Rekrutierung hatten. Hereros und Buschmanner waren fur Arbeit im westlichen Sinne kaum einsetzbar. Die
Maßregeln zur Kontrolle der Eingeborenen
von 1907 brachten zahlreiche Eingeborene dazu, lohnabhangige Beschaftigungen anzunehmen.
[14]
Zum Eisenbahnbau warb man aus Sudafrika bevorzugt ?
Kaffern
“ und
Baster
an. Nachdem es 1911 in Wilhelmsthal zu einem Streik einiger der 6500 Arbeiter kam, sollten diese ersetzt werden. Anfragen nach Arbeitskraften lehnten die Verwaltungen der anderen deutschen Kolonien in Afrika jedoch ab. Der Landesrat bestimmte 1913, dass die wenigen saisonal verfugbaren Arbeiter aus Ovambo nur noch beim Eisenbahn- und Bergbau verwendet werden durften. Die britischen Besatzer schatzten 1915 die Zahl der potentiell rekrutierbaren Arbeitskrafte auf 156.000 Personen.
[15]
Als im Norden Kupfer und spater im Suden Diamanten gefunden wurden, entwickelte sich auch eine lokale industrielle Infrastruktur.
Der Bau der ersten, in einer
Spurweite
von 600 Millimetern angelegten
Bahnstrecke Swakopmund?Windhoek
begann 1897. Die bislang ausschließlich verfugbaren
Ochsenwagen
waren schon langer als unzureichend und zu langsam kritisiert worden, der Ausbruch der
Rinderpest
brachte das Transportwesen in jenem Jahr schließlich zum Zusammenbruch. Die vollstandige Strecke wurde am 19. Juli 1902 eroffnet. Ab 1903 baute die
Otavi Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft
(OMEG) mit der
Otavibahn
ebenfalls eine Strecke ab Swakopmund, die bis
Kranzberg
parallel zur staatlichen Strecke nach Windhuk verlief. In Otavi verzweigte sich die Strecke nach den Endpunkten
Tsumeb
und Grootfontein. Mit der Strecke erschloss die OMEG die ergiebigen Kupferlagerstatten rund um Otavi. In den 1950er Jahren wurde sie durch eine
Kapspurstrecke
ersetzt.
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Bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft im Jahre 1915 folgten weitere Bahnverbindungen in den Suden und Norden des Landes; so von Luderitz nach Aus und Keetmanshoop (1908) und von Keetmanshoop nach Windhuk. Diese Strecken entstanden in Kapspur, analog zur benachbarten
Sudafrikanischen Union
. Der Abschnitt zwischen Windhoek und Kranzberg der ersten Staatsbahnstrecke wurde 1910 ebenfalls auf Kapspur umgestellt (der restliche Abschnitt bis Swakopmund wurde erst im Verlaufe des Ersten Weltkriegs durch die Briten umgespurt). Damit hatte Deutsch-Sudwestafrika das umfangreichste Streckennetz aller deutschen Kolonien. Es hatte bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Lange von 2372 Kilometern, wovon 2178 km in Betrieb waren. Mit dem Aufbau dieses Bahnnetzes wurde ein entscheidender Anteil am Aufstieg des Landes erreicht. Der fruhe, staatlich unterstutzte Versuch, mit LKW das Land zu erschließen, brachte mit zwei importierten Modellen keinen Erfolg, da sie im Wustensand steckenblieben.
Auch das Automobil blieb in der Kolonie eine Randerscheinung. 1909 fuhrte das Gouvernement das erste Auto, einen Daimler-Benz Mercedes, ein.
[16]
Im selben Jahr durchfuhr der deutsche Offizier
Paul Graetz
zum Abschluss seiner Afrikadurchquerung das Gebiet von Deutsch-Sudwestafrika, aus Osten kommend, uber Windhoek nach Swakopmund.
[17]
[18]
Im Allgemeinen beließ man es bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft bei den ochsenbespannten Karren, die auch das Militar einsetzte.
Eine regelmaßige Schiffsverbindung mit Deutschland erfolgte ab 1898 am 25. jedes Monats durch die
Woermann-Linie
. Diese erhielt bis zur Vollendung einer Mole (geplant fur 1915) in Swakopmund ein Transportmonopol, das auch fur Luderitz galt. Eine Schiffsverbindung zwischen
Kapstadt
und
Walfischbai
wurde durch den Kustendampfer ?Leutwein“ bedient. Die Kolonie wurde fast nur von unter deutscher Flagge fahrenden Schiffen angelaufen. Fremde Schiffe machten bezogen auf die Tonnage 1907 15 % und 1912 nur 2,4 % aus.
Bis 1913 entstanden in Deutsch-Sudwestafrika 102 Post- und Telegraphenanstalten. Die Anzahl der Postbeamten stieg von 13 im Jahre 1902 auf 73 bis April 1913, dazu kamen 91 Eingeborene in untergeordneten Stellungen. Den Betrieb von kleineren Postagenturen (1913: 42) besorgten oft nebenbei Bahnbeamte oder Polizisten usw.
Ab 1901 wurden in
Deutsch-Sudwestafrika Heliographenstrecken
aufgebaut. Sie reichten weit in den Norden und Suden des Landes sowie auch in den Osten bis
Gobabis
. Sie wurden militarisch wie auch zivil genutzt.
Die Telegraphenlinien wurden von der Post, der Bahn oder dem Militar betrieben. Das zivile Netz hatte zu diesem Zeitpunkt eine Gesamtlange von 3964 Kilometern. An 28 Platzen waren bis April 1913 Ortsfernsprechnetze mit 954 Anschlussen eingerichtet. Bei der Walfischbucht war das Schutzgebiet uber ein britisches
Seekabel
an das Welttelegraphennetz angeschlossen.
[19]
Nach 1910 begannen die Plane fur den Einsatz von
Funkstellen in Deutsch-Sudwestafrika
Gestalt anzunehmen. Am 4. Februar 1912 ging die Kustenfunkstelle Swakopmund in Betrieb.
[20]
Eine ahnliche Station in Luderitzbucht konnte am 3. Juni 1912 fertiggestellt werden. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs wurde schließlich die Großfunkstelle Windhuk aufgebaut. Die Station war mit der
Funkstation Kamina
in
Togo
vergleichbar, die als Vermittlungspunkt nach Deutschland vorgesehen war. Versuchsweise gelang auch die direkte Verbindung mit der 8340 Kilometer entfernten
Großfunkstelle Nauen
bei Berlin.
[21]
Die Rechtspflege gegenuber der deutschen Bevolkerung und den ihnen als ?Schutzgenossen“ gleichgestellten Europaern erfolgte durch Bezirksgerichte und das Obergericht in Windhuk. Bezirksgerichte bestanden im Jahre 1909 in Keetmannshoop, Luderitz, Omaruru, Swakopmund und Windhuk.
Gegenuber der indigenen Bevolkerung waren mit der Strafrechtspflege bis zu den Aufstanden der Jahre 1904?1908 großtenteils weiterhin die Stammeshauptlinge betraut. Eine weitestgehende Autonomie in der
Rechtsprechung
wurde diesen durch die
Schutzvertrage
zugesichert. Nach Ende der Aufstande erachtete man die ihnen vertraglich garantierte Autonomie als ?verwirkt“ an, so dass die indigene Bevolkerung vollumfanglich der Jurisdiktion der Bezirksamtsmanner, also den Vorstehern der einzelnen Verwaltungsbezirke unterstanden. Lediglich den nicht an den Aufstanden beteiligten Stammen wurde die Gerichtsbarkeit in Zivilstreitigkeiten belassen. Im Jahre 1914 existierten elf Bezirksamter, funf selbstandige Distriktsamter und eine
Residentur
, die mit der indigenen Rechtspflege betraut waren.
[22]
Ein wesentlicher Teil der innerkolonialen Geldgeschafte wurde durch Postanweisungen getatigt. Mark-Banknoten, die nicht von der Reichsbank emittiert worden waren, wurden nur gegen hohe Abschlage angenommen. Vor 1914 operierte die
Deutsche Afrika Bank
(Hauptsitz Hamburg) als
Geschaftsbank u. a. in Luderitz
. Die
Deutsche Kolonialgesellschaft
vermittelte uber ihr Berliner Hauptquartier Bankgeschafte nach Swakopmund. Eine
Deutsch-Sudwestafrikanische Genossenschaftsbank
wurde 1908 in Windhuk von 28 Landwirten gegrundet. 1912 hatte man 131 Genossenschafter. Ebenfalls genossenschaftlich organisiert war der von Industrie-Arbeitern 1911 gegrundete
Swakopmunder Bankverein
. Seine Mitgliederzahl stieg zwischen 1911 und 1912 von 56 auf 68, wobei eine Gewinnbeteiligung von 21 % ausgeschuttet werden konnte. Die
Spar- und Darlehenskasse (Gibeon)
, 1913 mit 44 Genossen, war nur von ortlicher Bedeutung, wo zugleich das Lagerhaus betrieben wurde. Die mit einer Million Mark kapitalisierte
Sudwestafrikanische Boden-Kredit-Gesellschaft
(gegr. 1912 in Swakopmund) war das erste Kreditinstitut der Kolonie, die samtliche Finanzdienstleistungen einer Geschaftsbank erbrachte. Sie diente in der kurzen Zeit ihres Bestehens hauptsachlich als Hausbank der Gemeindeverwaltungen und Hypothekenkasse. Filialen eroffnete man in Luderitz und Windhuk. Schon im ersten Jahr begab man eine Anleihe uber 3 Millionen Mark. Die zehn Millionen Mark Kapital der
Landbank
, die durch kaiserliche Verordnung vom 9. Juni 1913 ins Leben gerufen wurde, sollten vollstandig von der Protektoratsverwaltung aufgebracht werden. Geschaftszweck war die Bereitstellung von zinsgunstigen Krediten zum Ausbau der Landwirtschaft und Infrastruktur. Sie kontrollierte vollstandig die Geschafte der auf private Initiative im Dezember 1913 gegrundeten
Omaruru Bank
, deren 100 Aktionare jeweils mindestens 5000 Mark zeichnen mussten.
[23]
Bald nach der Besetzung 1915 wurden die Bankgeschafte von der
Standard Bank of South Africa
und der
First National Bank of South Africa
ubernommen.
Bereits beim
Aufstand der Herero und Nama
setzte die deutsche Seite Telegrafenabteilungen der
Luftschiffertruppen
ein. Mit kleinen
Fesselballons
hob das Militar Antennen empor, um die Reichweite der Funksignale zu vergroßern. Im Mai 1912 bildete sich der
Deutsch-Sudwestafrikanische Luftfahrerverein
in
Keetmanshoop
. Nachfolgend entstanden zahlreiche Ortsgruppen, unter anderem in Luderitzbucht, Swakopmund und Windhuk. Die Zahl der Mitglieder wuchs auf mehrere hundert an. Das Ziel des Vereins bestand in der Forderung der Luftfahrt in den deutschen Kolonien, insbesondere in Deutsch-Sudwestafrika. Im Mittelpunkt stand die Forderung von Flugzeugen und Luftschiffen zu militarischen Zwecken. Die Idee traf bei den zustandigen Stellen in der Kolonialverwaltung auf Zustimmung, so dass es 1914 zur Stationierung von je einem Flugzeug auf Flugplatzen bei
Karibib
und Keetmanshoop kam. Hier lagen auch Standorte der Verkehrszuge der
Schutztruppe
. In weiteren Orten des Schutzgebietes wurden ebenfalls mit einfachen Mitteln Flugfelder angelegt. Im Mai und Juni 1914 trafen insgesamt drei Flugzeuge per Schiff in
Swakopmund
ein. Es handelte sich um einen
Aviatik
- sowie einen Roland-Pfeildoppeldecker von
LFG
. Mit einem dritten Flugzeug, einem
Pfalz
-Doppeldecker mit
Druckpropeller
, unternahm der Pilot
Bruno Buchner
auf private Initiative Post- und Schaufluge, ehe er sich samt Fluggerat weiter nach
Deutsch-Ostafrika
einschiffte. Die anderen beiden Flugzeuge wurden wahrend des
Ersten Weltkriegs in Sudwestafrika
fur Aufklarungsfluge und Bombardierungen feindlicher Truppenlager eingesetzt, bis sie bei missgluckten Startvorgangen im April und Mai 1915 verlorengingen.
[24]
Im Jahr 1914 wurde ein Wappen sowie eine Flagge fur Deutsch-Sudwestafrika geplant, jedoch wegen des Kriegsbeginns nicht mehr eingefuhrt.
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