Der zweite Atem

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Film
Titel Der zweite Atem
Originaltitel Le deuxieme souffle
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Franzosisch
Erscheinungsjahr 1966
Lange 144 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jean-Pierre Melville
Drehbuch Jean-Pierre Melville,
Jose Giovanni
nach dem Roman
Un reglement de comptes
von Jose Giovanni
Produktion Montaigne,
Jean Pierre Melville
Musik Bernard Gerard
Kamera Marcel Combes
Schnitt Michele Boehm
Besetzung

Der zweite Atem ist ein franzosischer Kriminalfilm des Regisseurs Jean-Pierre Melville aus dem Jahr 1966 .

Gustave Minda, genannt ?Gu“, kann nach acht Jahren Haft mit einem Kumpan aus dem Gefangnis ausbrechen. Gu ist ein beruchtigter Gangster, bekannt im Milieu des organisierten Verbrechens, wo er hohe Reputation wegen seiner Zuverlassigkeit genießt. In Paris findet er alte Freunde wieder: Die Nachtclub-Besitzerin Manouche und ihren Kellner Alban; er trifft auf die beiden gerade dann, als Jo Ricci, ein amoralischer Nachtclub-Besitzer und Geschaftemacher, sie mittels zweier Gauner bedrohen lasst. Gu uberwaltigt die Gauner und erschießt sie auf der Fahrt aus der Stadt. Nach diesem Doppelmord, dessen ?Handschrift“ auf Gu verweist, nimmt der erfahrene Kommissar Blot Gus Spur auf.

Manouche und Alban verstecken Gu zunachst am Stadtrand von Paris und helfen ihm bei seiner Flucht nach Marseille , von wo aus er versuchen will, sich nach Italien abzusetzen. Aber Gu will zunachst seine finanzielle Situation in Ordnung bringen. In Marseille trifft er seinen Freund Paul, Bruder von Jo Ricci und im Zigarettenschmuggel aktiv, der einen Uberfall auf einen von zwei Motorrad-Polizisten eskortierten Platin -Transport plant. Gu willigt ein, auch wenn er dafur einen der Polizisten ermorden muss. Der Uberfall gelingt wie geplant, doch Kommissar Blot stellt Gu, der mit Hilfe seiner Freundin Manouche unterzutauchen versucht, eine Falle, bei der er seinen Freund Paul zu verraten scheint. Diesen Ehrverlust will Gu nicht auf sich sitzen lassen; noch einmal flieht er ? nach einer absichtlichen Selbstverletzung wahrend eines Folter-Verhors ? aus dem Krankenhaus, um sich von diesem Makel reinzuwaschen. Er kidnappt Kommissar Fardiano, der ihn in Marseille verhaftet hatte, presst ihm ein schriftliches Eingestandnis seiner zweifelhaften Verhormethoden ab und ermordet auch diesen Polizeibeamten. Bei einer blutigen Auseinandersetzung mit seinen ehemaligen Komplizen in Marseille wird Gu schwer verwundet. Auf verlorenem Posten schießt er auf die eintreffende Polizei und wird beim erwiderten Feuer erschossen. Blot spielt das Gestandnis Fardianos der wartenden Presse zu.

Welche Art von Beziehung Gu und Manouche miteinander verbindet, bleibt unklar. Im Dialog wird Manouche sogar mehrere Male als Gus ?Schwester“ bezeichnet. Melville hat dazu gesagt: ?Die ?Schwestern‘, das sind im Milieu die Frauen. Wenn ich zugelassen habe, dass manche glauben konnen, Manouche sei Gus Schwester, dann wegen des Teils in mir, das an Les enfants terribles hangt ? oder eher noch an Pierre, or The Ambiguities meines großen Namensvetters.“ [1]

Adrian Danks betrachtet Jean-Pierre Melvilles neunten und bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichsten Film in Frankreich als dessen Wendepunkt von den abstrakten, elementaren und ikonographisch prazisen und hypermaskulinen Gangstermilieu-Filmen wie Drei Uhr nachts (1955) oder Der Teufel mit der weißen Weste (1962) hin zu ausgedehnten, verfeinerten und philosophisch zuruckhaltenden Werken wie die folgenden Der eiskalte Engel (1967) und Vier im roten Kreis (1970). Es war auch Melvilles letzter Film, den er in schwarz-weiß drehte.

  • Reclams Filmfuhrer: Die Handlung erinnert an einen Dutzendfilm, aber Melvilles Regie gibt dem Film eine unverwechselbare Eigenart. Er erzahlt seine Geschichte kuhl und distanziert und verzichtet auf Affekte ebenso wie auf die bequeme Kategorisierung in ?Gut“ und ?Bose“. Das bestimmt auch den Antagonismus von Gu und Blot. Die Methoden der Polizei erscheinen hier, auf das reine Geschehen reduziert, kaum weniger fragwurdig als die der Ganoven; die Gegenspieler werden austauschbar.
  • Lexikon des internationalen Films : Der klassische Gangsterfilm Melvilles in der Tradition des "film noir" bietet spannende Krimiunterhaltung und zeigt einen Gangster-Mikrokosmos, der an den eigenen Konventionen und Regeln zugrunde geht. [2]
  • Lexikon des internationalen Films, Reinbek, Rowohlt, 1991
  • Dieter Krusche: Reclams Filmfuhrer , Stuttgart, Reclam, 1973

Einzelnachweise

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  1. Rui Nogueira: Kino der Nacht - Gesprache mit Jean-Pierre Melville . Alexander-Verlag, Berlin 2002. ISBN 3-89581-075-4 .
  2. Der zweite Atem. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 27. November 2017 .