Der dunkle Wald

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Der dunkle Wald ( chinesisch   黑暗森林  /  黑暗森林 , Pinyin H?i’an s?nlin ) ist der zweite auf Deutsch veroffentlichte Roman des chinesischen Schriftstellers Liu Cixin und bildet den zweiten Teil der Trisolaris-Trilogie . Der erste Band der Trilogie heißt Die drei Sonnen ; der dritte Band, Jenseits der Zeit , ist im April 2019 auf Deutsch erschienen. Das Thema des im Original 2008 erschienenen Science-Fiction -Romans ist der Umgang der Menschen mit der in einigen Jahren bevorstehenden Invasion von Außerirdischen .

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Flotte der Trisolarier soll planmaßig in etwa 400 Jahren auf der Erde eintreffen und diese erobern. In weltweiten Konferenzen wird beraten, wie auf diese Bedrohung reagiert werden kann. Man beschließt eine Beschleunigung der Forschung und das Aufrusten im Weltall, dabei zeigt der Offizier Zhang Beihai einen unumstoßlichen Glauben an den Sieg der Menschheit und stimmt fur die Umsetzung der kompliziertesten Technologien. Als ihm dies nicht genehmigt wird, geht er fur die Aussicht, dies in der Zukunft zu tun sowie den Defatismus vor der finalen Schlacht zu bekampfen, in den Kalteschlaf. Da jedoch die von den Trisolariern zur Erde gesandten Sophonen nicht nur den Fortschritt bei der Grundlagenforschung hemmen, sondern auch jede aufgezeichnete Information und jedes Gesprach ausspionieren konnen, ist jeder Verteidigungsplan auch dem Feind im Voraus bekannt. Als Gegenmaßnahme werden vier Menschen zu ?Wandschauern“ ernannt: Sie sollen alleine in ihren Kopfen ihre eigenen Plane zur Abwehr entwickeln ? mit fast unbegrenzten Mitteln ausgestattet. Dabei ist es ausdrucklich Teil der Aufgabe, die trisolarischen Beobachter und damit notwendigerweise auch die Erdbevolkerung uber ihre wahren Absichten im Unklaren zu lassen. Auch Tauschungsmanover und scheinbar unsinnige Anweisungen werden von ihnen erwartet und ? von einem Gremium beaufsichtigt ? ausgefuhrt. Als Gegenmaßnahme kurt die mit den Außerirdischen verbundete Erde-Trisolaris-Organisation ETO Menschen aus ihrer Reihen zu ?Wandbrechern“. Jeder wird einem der Wandschauer zugeordnet und soll jede seiner Handlungen und Anweisungen auswerten, um seinen wahren Plan zu enthullen. Die Trisolarier konnen diese Aufgabe nicht selbst erfullen, weil ihnen durch ihre offene Art der Kommunikation das Konzept des Planens im Verborgenen oder Tauschungsmanover vollig fremd und unverstandlich sind. Diese Unmoglichkeit, sich zu verstellen, fuhrt umgekehrt auch zu ihrer Angst vor der Menschheit.

Einer der Wandschauer ist der weitgehend unbekannte Astrophysiker und Soziologe Luo Ji, der den Wandschauerstatus anfangs ablehnt, weil er sich fur ganzlich ungeeignet halt. Da dies jedoch lediglich als mogliches Tauschungsmanover gesehen wird, ist er weiterhin ein Wandschauer und behalt alle Befugnisse. Seine Wahl ? nicht begrundet durch besondere Intelligenz oder Talent ? ist ein Wagnis, da er als einziger Mensch die Aufmerksamkeit der Trisolarier erregt, erkennbar etwa durch mehrere direkt von ihnen befohlene Mordanschlage der ETO. Den wahren Grund dafur kennt niemand, auch die ETO und Luo Ji nicht. Die ETO bezeichnet ihn daher als seinen eigenen Wandbrecher und stellt fur ihn keinen anderen auf, um den wahren Grund, scheinbar eine Gefahr fur ihren ?Herren“, geheim zu halten. Zunachst ignoriert Luo Ji seine Aufgabe als Wandschauer und benutzt die ihm zur Verfugung gestellte Macht fur ein luxurioses abgeschiedenes Leben mit wenig Kontakt zum Rest der Menschheit.

Einige Jahre spater enthullt einer der Wandbrecher den Plan des Wandschauers Frederick Tyler, des ehemaligen Verteidigungsministers der USA. Er wollte einen von der ETO geflogenen Kamikazeangriff auf die eigene Flotte durchfuhren, um das Vertrauen der Trisolarier zu gewinnen, sowie beim Uberbringen großer Mengen an Wasser als Begrußungsgeschenk fur die dehydrierten Trisolarier die alleinige Kontrolle uber den restlichen Schwarm ubernehmen und nahe ihrer Flotte unzahlige Wasserstoffbomben zunden. Als enthullter Verbrecher gegen die Menschheit begeht Frederick Tyler daraufhin bei einem Besuch bei Luo Ji Suizid. Auch die geheime Strategie des Wandschauers Manuel Rey Diaz, des ehemaligen Prasidenten von Venezuela, wird einige Jahre spater nach einem Atombombentest auf dem Merkur aufgedeckt. Er plante, den Trisolariern zu drohen, durch gewaltige Explosionen Merkur in die Sonne sturzen zu lassen, wobei die daraus folgenden koronalen Massenauswurfe auch die Erde vernichtet hatten. Manuel Rey Diaz flieht daraufhin nach Venezuela und ergibt sich seinem Schicksal, sein wutendes Volk steinigt ihn zu Tode.

Wahrenddessen erkennt Luo Ji als sein eigener Wandbrecher den wahren Grund, warum er eine Gefahr fur die Trisolarier ist. Es ist ein Gesprach, welches er einst mit Ye Wenjie fuhrte und dessen Inhalt sonst nur die Trisolarier aufgrund der Spionage durch die Sophonen kennen. Er veranlasst, mittels der Verstarkung durch die Sonne ein Signal ins All zu senden, das unter anderem die exakten Koordinaten eines 50 Lichtjahre entfernten Sterns enthalt und das er als ?Fluch“ bezeichnet. Luo Ji, angesteckt durch ein von der ETO genetisch verandertes Virus, welches ausschließlich fur ihn todlich ist, geht in den Kalteschlaf mit der Anweisung, geweckt zu werden, wenn der Fluch eine Wirkung zeigt. Vier Jahre spater wird durch Spuren im interstellaren Staub entdeckt, dass die Trisolarier am Tag der Wandschauer-Anhorung, in der Luo Ji die Entsendung des Fluches beantragte, mehrere Sonden mit hoherer Beschleunigung in Richtung des Sonnensystems geschickt haben, offenbar mit dem Ziel, dieses so fruh wie moglich zu erreichen.

Nach dem Auftauen gut 200 Jahre spater und mithilfe der modernen Medizin geheilt findet er eine optimistische Welt vor: Die ehrgeizigen Anstrengungen hatten zwar zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch, enormer Zerstorung und dem Tod von Abermillionen Menschen gefuhrt (eine Phase, die spater ?Tiefes Tal“ genannt wird), doch danach wurden die Programme mit mehr Augenmaß betrieben und so konnten nachhaltig große Fortschritte in Wissenschaft und Weltraumtechnik erzielt werden, etwa der Aufbau einer schlagkraftigen Weltraumflotte. Da diese in Anzahl, Große und Geschwindigkeit vermeintlich der trisolarischen Flotte uberlegen ist, ist sich die Menschheit eines Sieges sicher und bereitet sich gedanklich bereits auf Friedensverhandlungen vor. Das Wandschauer-Programm ist kein Thema mehr in der Offentlichkeit und wird als durch irrationale Panik motivierte Aktion zu Beginn der Krise gesehen und daher fur beendet erklart. Der Plan von Manuel Rey Diaz hatte niemals funktioniert und dem von Luo Ji ?verfluchten“ Stern ist nichts passiert. Kurz vor Beendigung der Sitzung wird der Plan des Wandschauers Bill Hines, Neurobiologe und ehemaliger Prasident der Europaischen Union, durch seine eigene Frau, ebenfalls Neurobiologin, verraten. Die von ihnen beiden entwickelte Theorie uber das Gehirn sollte nicht dazu benutzt werden, die menschliche Intelligenz auf ein hoheres Niveau zu heben oder als ?mentales Siegel“ den Glauben an einen Sieg in die Kopfe der Soldaten einzupflanzen, sondern sie durch einen absichtlichen Vorzeichenfehler gedanklich manipulieren und zu Defatisten machen, was einen Umdenkprozess vom Kampfen zum Fliehen auslosen wurde. Inzwischen ist Bill Hines jedoch selbst von einem Sieg uberzeugt. Seine Frau begeht kurze Zeit nach der Enthullung Suizid durch Seppuku .

Als Reaktion auf die unzahligen von Hines heimlich erschaffenen Defatisten wird Zhang Beihai aus dem Kalteschlaf geweckt und entfuhrt im Orbit des Jupiters die Naturliche Selektion , das schnellste Schiff der Flotte, mit dem Ziel, das Sonnensystem samt der Besatzung zu verlassen. Es stellt sich heraus, dass sein unumstoßlicher Glaube an den Sieg gegen die Trisolarier bei der Weltraumforschung zu Beginn der Krise lediglich vorgetauscht war. Zhang Beihai war ebenso ein Defatist und realisierte, dass eine mit genugend Mitteln ausgestattete Person im Geheimen ein Wandschauer sein konnte. Er beendet nun den Plan von Hines, die menschliche Zivilisation durch eine Flucht aus dem Sonnensystem zu retten. Vier Schiffe beginnen, ihn zu verfolgen.

Die erste Sonde der Trisolarier erreicht das Sonnensystem und wird von der Flotte empfangen. Ein Raumschiff nimmt sie an Bord und Spezialisten untersuchen sie. Ihre Oberflache spiegelt perfekt und ist vollig makellos sowie weder zu durchdringen noch zu beschadigen. Plotzlich aktiviert sich ein vorher nicht erkennbarer Antrieb, die Sonde beschleunigt und zerstort praktisch muhelos in kurzester Zeit und ohne selbst Schaden zu nehmen, fast die gesamte Raumflotte; allein zwei Schiffe ? die Bronzezeit und die Quantum ? konnen fliehen und beschließen, das Sonnensystem zu verlassen. Die Machtdemonstration der uberlegenen trisolarischen Zivilisation wirkt auf die Erdbevolkerung wie ein Schock. In vielen Stadten brechen Panik und Chaos aus, Zhang Beihai wird von vielen als Held gefeiert und die vier verfolgenden Schiffe schließen sich seiner Flucht an. Dabei stellen sie fest, dass keines der Schiffe die notwendigen Ressourcen fur das Uberstehen der interstellaren Reise hat und so beginnen sie, sich gegenseitig anzugreifen, bis nur noch ein Schiff ? die Lan Kong ? ubrig bleibt und das Material der anderen ausschlachtet. Auch die Naturliche Selektion mit Zhang Beihai wird vernichtet. Ahnliches passiert auf der anderen Seite des Sonnensystems, die Bronzezeit vernichtet die Quantum . Luo Ji sieht diese Taten als weitere Bestatigung seines Plans.

Kurz darauf wird die Zerstorung des von ihm ?verfluchten“ Sterns beobachtet und alle feiern ihn als Retter. Das Wandschauer-Programm wird wieder ins Leben gerufen und Luo Ji wieder mit seinen alten Befugnissen ausgestattet. Er sieht die Zerstorung des Sterns als endgultigen Beweis der bereits ansatzweise in dem Gesprach mit Ye Wenjie entwickelten Theorie, dass das Universum ein ?dunkler Wald“ ist: Es ist voller intelligenter Zivilisationen, aber ein moglicher Frieden zwischen ihnen ist instabil. Um das eigene Uberleben zu sichern, muss jede Zivilisation zwangslaufig alle anderen Zivilisationen als potentielle Bedrohung betrachten und ausloschen, wobei die Notwendigkeit dafur sogar mit jeder weiteren Vernichtung einer Zivilisation und jedem weiteren interstellaren Krieg steigt. Womoglich existierte einst Frieden im Universum, aber das exponentielle Wachstum der Zivilisationen fuhrte, da die im Universum verfugbaren Ressourcen nicht zunehmen, zu den ersten interstellaren Kriegen, die das Universum in den Zustand eines dunklen Waldes voller Jager sturzte. Jede Zivilisation versucht sich moglichst ruhig zu verhalten und keine Aufmerksamkeit zu erregen, aus Angst, von einer anderen Zivilisation vernichtet zu werden. Den Trisolariern, einmal auf die Erde aufmerksam geworden, war dieses Denkmodell seit Langem bekannt und der Plan, die Menschheit zu vernichten, ist die, aus Sicht der Trisolarier, logische Folge. Als Luo Ji nun aber damit droht, die Position von Trisolaris (und damit auch die der Erde) ebenfalls ins Weltall zu senden, erklaren sich die Trisolarier zu Friedensverhandlungen bereit.

Hintergrund [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Inhalt

Der im Buch von Protagonist Luo Ji entworfene Wissenschaftszweig der ?Kosmossoziologie“ existiert bereits seit den fruhen 1970er-Jahren als Exosoziologie . Die Ableitung von Gesetzmaßigkeiten bei der Ausbreitung und Interaktion raumfahrender Zivilisationen wird bereits 1973 durch den polnischen Philosophen und Autoren Stanisław Lem beschrieben. [1]

Kritiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Martina Kothe auf ndr.de: Hier ?…wird der erste Kontakt zwischen einer außerirdischen Zivilisation und der Menschheit beschrieben“. ?Fast 800 Seiten voll spannender Ideen, ungewohnlicher Wendungen und mit einem großartigen Ende.“ [2]
  • Fur Gunther Barnewald auf phantastiknews.de sind die ersten 475 Seiten ?…zu langatmig, blass, unoriginell, einschlafernd, einfallslos und ausufernd geraten..“. Beeindruckt zeigt er sich von der ?...Schilderung der Welt in 200 Jahren. Hier kann Cixin Liu wieder eindeutige Glanzpunkte setzen, auch in seinen wunderbaren Beschreibungen.“ [3]

Veroffentlichungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Roman wurde 2008 veroffentlicht, 2015 erschien die englische Ubersetzung als The Dark Forest bei Tor Books. Das Titelbild gestaltete Stephan Martiniere.

Das Buch hat einen Umfang von 815 Seiten und beginnt mit einem zweiseitigen Personenverzeichnis; es folgt der Prolog, dann drei Teile: ?Die Wandschauer“, ?Der Fluch“ und ?Der dunkle Wald“; am Ende findet sich der Anhang mit Erlauterungen zu Schreibweise und Aussprache (der chinesischen Namen) sowie Anmerkungen des Autors und der Ubersetzerin zu chinesischen Namen und Besonderheiten.

Im Jahr 2022 erschien das Buch zusammen mit Die drei Sonnen und Jenseits der Zeit als gebundene Ausgabe neu unter dem Titel Trisolaris ? Die Trilogie .

Horspiel [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wie zuvor fur Die drei Sonnen produzierte WDR5 auch fur Der dunkle Wald ein Horspiel unter Regie von Martin Zylka , das aus vier Teilen besteht und mit einer Gesamtlaufzeit vom 3 Stunden und 30 Minuten kurzer ist als sein Vorganger. Die Erstausstrahlung im Radio fand vom 1. Oktober bis 4. Oktober 2018 statt, wobei aber alle vier Teile schon ab 1. Oktober 2018 online zum Horen und Herunterladen zur Verfugung gestellt wurden. [4]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Stanisław Lem: 36. An einen unbekannten Empfanger . In: Robert Barkowski (Hrsg.): Stanisław Lem. Der Widerstand der Materie. Ausgewahlte Briefe . Parthas, Berlin 2008, ISBN 978-3-86601-475-6 .
  2. Unbekannte Uberschrift. In: ndr.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfugbar) ; abgerufen am 13. Marz 2024 . @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.ndr.de ( Seite nicht mehr abrufbar . Suche in Webarchiven )
  3. https://phantastiknews.de/index.php/rezensionen/15340-cixin-liu-der-dunkle-wald-buch
  4. Der dunkle Wald. Horspielserie nach dem gleichnamigen Roman von Cixin Liu. In: WDR5 . Abgerufen am 29. September 2018 .