Der Mord, der nie verjahrt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Der Mord, der nie verjahrt
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1968
Lange 107 Minuten
Produktions­unternehmen DEFA , KAG ?Babelsberg“
Stab
Regie Wolfgang Luderer
Drehbuch
Musik Wolfgang Pietsch
Kamera Otto Hanisch
Schnitt Ilse Peters
Besetzung

Der Mord, der nie verjahrt ist ein deutscher Spielfilm des Jahres 1968 aus dem DEFA -Studio fur Spielfilme von Wolfgang Luderer .

Der Referendar Lautenberg betritt im Jahr 1929 das Schoffengericht in Berlin-Mitte , um hier seine Ausbildung anzutreten. Der fur ihn zustandige Staatsanwaltsrat hat gerade die Anklagevertretung in einer Sache ubernommen, die nach seinen Worten, alles andere als schon ist. Er vertritt den Reichsanwalt Paul Jorns als Nebenklager gegen den Herausgeber der Zeitschrift Das Tage-Buch , der hier wegen Beleidigung und ubler Nachrede angeklagt ist. In einem Artikel der Zeitschrift wurde die Eignung Jorns fur das Amt des Reichsanwalts angezweifelt, da er als damaliger Kriegsgerichtsrat in der Garde-Kavallerie-Schutzen-Division im Jahr 1919 bei der Aufklarung der Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Morder begunstigt hat.

Ruckblickend zeigt der Film die Geschehnisse aus dem Jahr 1919. Im Berliner Hotel Eden am Kurfurstendamm befindet sich das Hauptquartier der Garde-Kavallerie-Schutzen-Division unter dem Kommando von Generalleutnant Heinrich von Hofmann . Am 15. Januar 1919 betritt der Erste Generalstabsoffizier Waldemar Pabst dessen Zimmer, um ihm mitzuteilen, dass Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin-Wilmersdorf verhaftet wurden und sich auf dem Weg ins Hotel befinden. Hauptmann Pabst erhalt den Befehl, die Offiziere zu bestimmen, die als Transportfuhrer die Gefangenen in die Gefangnisse bringen sollen, wobei zu verhindern ist, dass diese dort lebend eintreffen. Kapitanleutnant Horst von Pflugk-Harttung und Leutnant Rudolf Liepmann fahren mit Karl Liebknecht, der durch den Jager Otto Runge bereits am Hotelausgang mit einem Gewehrkolben schwer verletzt wird, in den Tiergarten , wo Liebknecht angeblich auf der Flucht von Leutnant Liepmann erschossen wird. Oberleutnant Kurt Vogel ubernimmt den Transport von Rosa Luxemburg, die ebenfalls von Otto Runge mit dem Gewehrkolben zusammengeschlagen wird. Noch im Auto wird sie aus nachster Nahe erschossen und anschließend in den Landwehrkanal geworfen.

In der Gerichtsverhandlung gelingt es, durch die Aussagen von Zeugen, die Schuldhaftigkeit des Reichsanwalts Jorns an der Verhinderung der Aufklarung der Morde an den beiden Kommunisten nachzuweisen. Das beginnt mit der Vernehmung des ehemaligen Kriegsgerichtsrats der Garde-Kavallerie-Schutzen-Division Dr. Kurtzig, der zehn Jahre zuvor in seiner Funktion abgelost und durch Jorns ersetzt wird. Kurtzig sind mehrere Ungereimtheiten bei der Durcharbeitung des Falles aufgefallen, weshalb er gegen den Oberleutnant Vogel und Kapitanleutnant von Pflugk-Harttung Haftbefehle erlasst. Deshalb verliert er die Zustandigkeit fur diesen Fall und Jorns erste Amtshandlung ist die Freilassung der beiden Gefangenen zu veranlassen. Auch die Zeugen Wegmann und Ruch, die ebenfalls im Jahr 1919 vom Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin als Beisitzer dem Kriegsgerichtsrat Jorns zugeordnet wurden bestatigen, wie sie bei der Aufklarung des Falles standig von Jorns nur behindert wurden.

Der Referendar Lautenberg bekommt immer mehr Zweifel an der fairen Durchfuhrung der Verhandlung. Dazu tragen auch die Gesprache zwischen Jorns und dem Staatsanwaltsrat bei, denen er zeitweise beiwohnen kann. So vernimmt er auch, auf welchen Wegen der Jager Otto Runge vor den Fangen der Justiz versteckt wird, um fur eventuelle Aussagen nicht zur Verfugung zu stehen. Auf Grund der Initiative Lautenbergs gelingt es aber trotzdem Otto Runge, der jetzt unter einem anderen Namen lebt, aufzufinden und ihn zu einer Zeugenaussage vor dem Gericht zu bewegen. Seine Aussage bestatigt die Vermutung, dass er den Befehl von hoherer Stelle erhalten hat, Liebknecht und Luxemburg mit dem Gewehr ernsthaft zu verletzen und dass es keine Volksmassen gab, die denen die Verletzungen zufugten. Er gibt zu, dass alle seine Angaben bei der Gerichtsverhandlung 1919 diesbezuglich falsch waren. Auch Leutnant Liepmann wird als Zeuge vernommen und bestatigt, dass er Karl Liebknecht auf Befehl erschossen hat.

Der Angeklagte Bornstein von der Zeitschrift Das Tage-Buch wird freigesprochen, da die in dem Artikel erwahnten Vorwurfe gegen den Reichsanwalt Jorns keine Beleidigung und uble Nachrede darstellen. Der Referendar Lautenberg wird aus dem Justizdienst entlassen.

Produktion und Veroffentlichung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Rechtsanwalt und Mitautor des Drehbuchs Friedrich Karl Kaul wird in dem Film als junger Referendar Lautenberg dargestellt und war in dem geschilderten Fall selbst zugegen.

Der Mord, der nie verjahrt wurde unter dem Arbeitstitel Der Fall Jorns als Schwarzweißfilm in Totalvision von der Kunstlerischen Arbeitsgruppe ?Babelsberg“ gedreht und hatte seine feierliche Premiere am 11. Januar 1968 im Berliner Kino International . Im Deutschen Fernsehfunk wurde der Film am 15. Januar 1969 im 1. Programm gesendet.

Im Neuen Deutschland [1] schrieb Elvira Mollenschott am 13. Januar 1968:

?Die Wahrheit uber die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, wie Paul Levi sie im Verlauf des Prozesses enthullte, das Komplott Noskes und der Militars, ihr Zusammenspiel mit dem Rechtsverdreher Jorns, all das wird anschaulich und einpragsam in einer Fulle von Ruckblenden auf das Tatgeschehen gezeigt. Starker, als hatte man sich nur auf die Wiedergabe der Zeugenaussagen und Pladoyers in einem Prozeßstuck beschrankt, wird die Geschichte selbst lebendig, werden die Vorgange durchschaubar.“

In der Neuen Zeit [2] außert sich H. U. am 14. Januar 1968:

?Die Faktizitat des Dargestellten ist die eine, ihre uberzeugende kunstlerische Umsetzung die andere Sache. Und hier hat der Film denn doch einige Schwachen. Einzelne Verstoße gegen die Logik der Filmdramaturgie und etliche ungeschickte szenische Arrangements sind nicht zu ubersehen; ja, sie bewirken sogar, daß Vorgange von unbezweifelbarer Authentizitat etwas unwahrscheinlich anzumuten beginnen. Dem eminent zeitgeschichtlichen Wert des Films steht nicht immer die entsprechende asthetische Qualitat zur Seite.“

In der Berliner Zeitung [3] bemerkte Gunter Sobe am 16. Januar 1968:

?Im dramaturgischen Aufbau halt sich der Film, der in Totalvision gedreht wurde, recht genau an die bei den Fernseh-Pitaval-Serien erfolgreich geubten Praktiken. Ob das allerdings furs Kino soweit ubernommen werden sollte, daß man sogar die kommentierenden Schlußsatze hier auch anhangt, bleibt fraglich.“

Das Lexikon des internationalen Films schreibt, dass es sich um einen gut gespielten, geschichtlich und politisch informativen Film handelt, der seinen Stoff vor allem uber Dialoge transportiert. [4]

In der taz. Die Tageszeitung schrieb Stefan Reinecke 2019 [5]

?Im dem Gerichtsdrama sind Schwarz und Weiß klar erkennbar: Aufrechte Arbeiter tragen Lederjacke, das Herz am rechten Fleck und lesen die Rote Fahne. Die Offiziere sind hinterhaltig und tragen Uniform und Kneifer. (...) Jorns, Reichswehrgeneral Hoffmann, Pabst sind keine psychologisch durchgearbeiteten Figuren. Sie verkorpern die Reaktion, das Bundnis von Rechtsextremen, Reichswehr und Justiz (...) Der Rechtsanwalt des Journalisten bleibt indes namen- und gefuhllos. (...) Den Namen Levi in diesem Prozess zu verschweigen und ihn zur Nebenrolle zu verkleinern, ist zutiefst unehrlich.“

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Neues Deutschland vom 13. Januar 1968, S. 10
  2. Neue Zeit vom 14. Januar 1968, S. 5
  3. Berliner Zeitung vom 16. Januar 1968, S. 7
  4. Der Mord, der nie verjahrt. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 8. Januar 2019 .
  5. Rosa hat nicht in der DDR gewohnt , in taz vom 7. Januar 2019, S. 24 Online