Engel Aloisius,
Graffito
am
Munchener Elisabethmarkt
Der Munchner im Himmel
ist eine humoristische
Satire
des
bayerischen
Schriftstellers
Ludwig Thoma
, die 1911 veroffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern das Klischee des typisch bayerischen, insbesondere des
Munchner
Grantlers
. Neben den
Lausbubengeschichten
zahlt sie zu den bekanntesten Werken des Autors.
Die
Kurzgeschichte
handelt von Alois Hingerl,
Dienstmann
Nummer 172 auf dem
Munchner Hauptbahnhof
. Dieser erledigt einen Auftrag mit solch einer Hast, dass er vom
Schlag
getroffen zu Boden fallt und stirbt. Zwei Engel schleppen ihn muhevoll in den
Himmel
, wo er von
Petrus
seinen jenseitigen Namen ?Engel Aloisius“, eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt, auf der er gemaß der ?himmlischen Hausordnung“ kunftig nach einem festen Terminplan frohlocken und
Hosianna
singen soll. Auf seine Frage, wann er denn endlich etwas zu trinken bekomme, antwortet Petrus dem Aloisius mit den Worten: ?Sie werden Ihr Manna schon bekommen.“
Aloisius ahnt angesichts der Aussicht auf
Manna
statt des von ihm geliebten
Bieres
Schlimmes, zugleich kommt es zu Handgreiflichkeiten mit einem himmlischen
Rote-Radler
-Engel, seiner verhassten Konkurrenz auf Erden. Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu frohlocken. Als ein vorbeifliegender ?vergeistigter Engel“ seine Bitte nach ?am Schmaizla“ (einer Prise
Schnupftabak
) mit einem verstandnislosen, gelispelten ?Hosianna!“ beantwortet, steigt sein Zorn, worauf Aloisius zu schimpfen und zu fluchen beginnt, was sich auch in seiner Art zu frohlocken niederschlagt. Durch sein Schimpfen, Fluchen und lautstarkes Frohlocken (?
Ha-ha-la-la-lu-u-uh ? ? Himmi Herrgott ? Erdapfi ? Saggerament ? ? lu - uuu - iah!
“) wird Gott auf ihn aufmerksam. Nach einer kurzen Begutachtung des Delinquenten samt Beratung mit Petrus kommt er nach den Worten ?Aha! Ein Munchner!“ zu dem Schluss, dass Aloisius fur den Himmel nicht zu gebrauchen sei. Darum erhalt dieser eine andere Aufgabe: Er soll der
bayerischen Regierung
(im Original von Thoma der
Bayerische Staatsminister des Innern fur Kirchen- und Schulangelegenheiten
Anton von Wehner
) die gottlichen Ratschlage ubermitteln; dadurch komme der Munchner ein paar mal jede Woche nach Munchen und die liebe Seele habe ihre Ruhe.
Alois ist sehr froh uber diesen Auftrag, nimmt den gottlichen Ratschlag an und fliegt ab. Wie gewohnt geht er mit seiner Botschaft zuerst ins
Hofbrauhaus
, wo er sich ein Bier nach dem anderen bestellt, daruber seinen Auftrag vergisst und dort bis zum heutigen Tage sitzt. Derweil wartet die bayerische Regierung (bzw. der bayerische Kultusminister) noch immer auf die gottlichen Ratschlage (bzw. die gottliche Eingebung).
Das Werk Ludwig Thomas wurde erstmals 1911 als
Simplicissimus
-Bilderbogen herausgebracht, gezeichnet von
Olaf Gulbransson
.
[1]
Wegen des Schlusssatzes ?… und so wartet die bayerische Regierung bis heute auf die gottlichen Eingebungen“ wurde Thoma zu einer Geldstrafe verurteilt.
Der Munchner im Himmel
gehort zu den meistrezitierten Werken der bayerischen
Volksliteratur
; fur die Schallplatte sprachen es u. a.
Fritz Strassner
,
Karl Peukert
sowie
Gustl Bayrhammer
[2]
.
Prominent ist die Uberarbeitung durch
Adolf Gondrell
(1902?1954). Sie inspirierte die Filmemacher Gertraud (* 1930) und Walter Reiner (1924?2016) 1962 zu einem
Zeichentrickfilm
/
Kurzfilm
, fur die Tonspur wurde die Rezitation Gondrells verwendet (Musik:
Karl von Feilitzsch
).
Die
21. Auflage der Brockhaus Enzyklopadie
weist im 12. Band einen Eintrag unter dem Stichwort ?Hingerl, Alois“ auf, ohne den fiktiven Charakter der Person darzustellen (siehe
fingierter Lexikonartikel
).
- Ludwig Thoma:
Ein Munchner im Himmel
. Nach der Interpretation von Adolf Gondrell verfilmt, gezeichnet und gestaltet von Gertraud und Walter Reiner. Herausgegeben und eingeleitet von W. F. Karlos.
Bassermann
, Munchen 2005,
ISBN 978-3-8094-1870-2
.
- ↑
Simplicissimus · die historische Satirezeitschrift · Blattern.
Abgerufen am 27. Mai 2022
.
- ↑
Im Jahr 1979 veroffentlicht die Metronome Musik GmbH das Horspiel nach einer Fassung die beim Piper Verlag erschienen war. Der Erzahler, Ludwig Thoma darstellend, wird von
Gustl Bayrhammer
gesprochen. Das Horstuck hat eine Spielzeit von 3:42 Minuten. Schallplatte
Ein Munchner im Himmel.
zebra ? Metronome 1979.