Dieser Artikel befasst sich mit der antiken Dekapolis, fur den mittelalterlichen Zehnstadtebund im Elsass siehe
hier
.
Dekapolis
(
altgriechisch
Δεκ?πολι?
?Zehn-Stadt“) bezeichnet zehn
antike
Stadte ostlich und sudlich des
See Genezareth
, zwischen
Damaskus
im Norden und Philadelphia (heute
Amman
) im Suden.
Diese Stadte waren nach der Eroberung des Gebietes durch
Alexander den Großen
und unter seinen
seleukidischen
Nachfolgern nach griechischem Vorbild gegrundet oder umgepragt worden. Sie lagen in der wahrend der Diadochenzeit als
Koilesyrien
bezeichneten Region, die lange zwischen Seleukiden und
Ptolemaern
umstritten war.
Die Entstehung der Dekapolis als politisch-geographische Einheit wird in das erste vorchristliche Jahrhundert datiert, nach fruherer Meinung formten die politischen Veranderungen im Zuge der
romischen
Invasion (
Pompeius
im Jahr 64 v. Chr.) diese Struktur. Nach Ansicht von
Robert Wenning
dagegen unterstellten sich diese Stadte, um ihre innere Autonomie zu wahren und um einer Unterwerfung und Verwaltung durch den expansiven herodianisch regierten judischen Staat zu entgehen, ab 37 n. Chr. freiwillig der nordlich gelegenen romischen Provinz
Syrien
. Diese Taktik hatte Erfolg. Nach langwierigen Kampfen zwischen dem judischen Herrschergeschlecht der
Herodianer
und den
Nabataern
konnten die Herodianer ostlich des
Jordans
ein Gebiet namens
Peraa
besetzen, das vom Toten Meer bis zur Dekapolis reichte.
Die Vorteile der
Autonomie
veranlassten im 2. Jahrhundert n. Chr. immer mehr Stadte der Region, sich als zugehorig zur Dekapolis zu bekennen. Die Dekapolis war also keine Grundung des Pompeius, aber eine spatere Folge seiner Eroberung Syriens und der Schaffung der dort gelegenen romischen Provinz.
Karte der Dekapolis
Die Dekapolis wird in verschiedenen antiken Schriften wie zum Beispiel dem
Neuen Testament
erwahnt (
Mk
5,20
EU
,
Mk
7,31
EU
,
Mt
4,25
EU
).
Die alteste Aufzahlung findet sich in der
Naturgeschichte
Plinius’ des Alteren
(† 79 n. Chr.).
[1]
Danach handelt es sich um folgende Stadte:
- Damaskus
- Gadara (Umm Qais)
- Hippos
(Susita)
- Dion
- Pella
- Raphana
- Kanatha
(El-Qanawat)
- Philadelphia
(fruher Rabbat-Ammon, Hauptstadt von
Ammon
; heute
Amman
, Hauptstadt von
Jordanien
)
- Gerasa
(Jerash)
- Skythopolis
(Bet Sche'an)
Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. rechneten sich auch weitere Stadte wie
Abila
und
Adraa
zur Dekapolis.
Claudius Ptolemaus
gibt in seiner
Geographie
außerdem
Lysanias
(
Lk
3,1
EU
) an.
[2]
Bei
Flavius Josephus
wird die Dekapolis als solche kaum erwahnt, wohl aber einige ihrer Stadte. Im 6. Jahrhundert schließlich listet
Stephanos von Byzanz
14 Stadte als zur Dekapolis gehorig auf.
- Immanuel Benzinger
:
Dekapolis 2
.
In:
Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft
(RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 2415?2417 (veraltet).
- Hans Bietenhard
:
Die syrische Dekapolis von Pompeius bis Trajan.
In:
Hildegard Temporini
, Wolfgang Haase (Hrsg.):
Aufstieg und Niedergang der romischen Welt
.
Teil 2:
Principat.
Band 8: Hildegard Temporini (Hrsg.):
Politische Geschichte. (Provinzen und Randvolker: Syrien, Palastina, Arabien).
De Gruyter, Berlin u. a. 1977,
ISBN 3-11-007337-4
, S. 220?261.
- David F. Graf,
Thomas Maria Weber
:
Peraia und Dekapolis.
In:
Reallexikon fur Antike und Christentum
.
Band 27, Lieferung 210, Hiersemann, Stuttgart 2015,
ISBN 978-3-7772-1511-2
, Sp. 109?147, hier: 121?147.
- Adolf Hoffmann
, Susanne Kerner (Hrsg.):
Gadara ? Gerasa und die Dekapolis
(=
Antike Welt
, Sonderheft;
Zaberns Bildbande zur Archaologie
). Von Zabern, Mainz 2002,
ISBN 3-8053-2687-4
.
- Achim Lichtenberger
:
Kulte und Kultur der Dekapolis. Untersuchungen zu numismatischen, archaologischen und epigraphischen Zeugnissen
(=
Abhandlungen des Deutschen Palastina-Vereins.
Bd. 29). Harrassowitz, Wiesbaden 2003,
ISBN 3-447-04806-9
.
- Frank Rainer Scheck:
Jordanien. Volker und Kulturen zwischen Jordan und Rotem Meer.
5., aktualisierte Auflage. DuMont-Reiseverlag, Ostfildern 2010,
ISBN 3-7701-3979-8
, S. 155?190, S. 194?204.
- Robert Wenning
:
Die Dekapolis und die Nabataer.
In:
Zeitschrift des Deutschen Palastina-Vereins.
Bd. 110, 1994,
ISSN
0012-1169
, S. 1?35,
Online
.
- ↑
Plinius,
Naturalis historia 5.16.74
- ↑
Ptolemaus, Geogr. 5,14,18.