De civitate Dei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
De civitate Dei , 1470

De civitate Dei contra Paganos (deutsch ?Vom Gottesstaat“, ubersetzt auch (Von der) Burgerschaft Gottes und gegen die Heiden und Die Gottesburgerschaft ) ist eine in der Zeit von 413 bis 426 verfasste Schrift des Augustinus . In 22 Buchern entwickelte Augustinus die Idee vom Gottesstaat (civitas dei/caelestis) , der zum irdischen Staat (civitas terrena) in einem bleibenden Gegensatz stehe. Das Werk versteht sich als Gegenstuck zu Platons ? Politeia “ (entstanden im 4. Jahrhundert v. Chr.) ( altgriechisch Πολιτε?α ‚Der Staat‘ ) und interpretiert so die politische Geschichte als christliche Heilsgeschichte.

Mit der Mailander Vereinbarung 313 n. Chr. durch Kaiser Konstantin begann die zunehmende Christianisierung im spatantiken Romischen Reich , eine Umwalzung, die in mehreren Phasen verlief und stellenweise den Charakter eines gewalttatigen Kulturkampfes zeigte und in die Verfolgung Andersglaubiger, also polytheistischer (? paganer “, also ?nicht-christlicher“) Bevolkerungsgruppen mundete. Augustinus verschriftlichte und akzentuierte die Problematik fur die Trennung und Neukonfiguration der Beziehung von romischer Politik und dem vorherrschenden religiosen System im lateinischen Westen. Augustinus, der nach der konstantinischen Wende geboren wurde, erlebte die heraufziehende romische Reichskirche mit ihrem Versuch der Integration des Christentums in die romische Zivilgesellschaft und gleichzeitig die Herausforderung Roms durch das beginnende Pessimum der Spatantike , die Volkerwanderung etc. mit ihrer Unterminierung des Reichsgedankens. Im Jahre 391 untersagte Kaiser Theodosius I. , heidnische Kulte und bereits im Jahre 380 wurde das nicanische Christentum zur romischen Zivilreligion erklart.

Im Jahr 410 hatten die Westgoten Rom erobert und geplundert (siehe Plunderung Roms ). Dieses Ereignis stellte die zu jener Zeit von manchen Christen vertretene Gleichsetzung des christianisierten Romerreichs mit der von Jesus verkundeten Gottesherrschaft in Frage und gab heidnischen Ansichten Auftrieb, wie sie 30 Jahre zuvor Quintus Aurelius Symmachus im Streit um den Victoriaaltar formuliert hatte.

Das Werk ?De civitate Dei contra Paganos“ wurde in zwei Teile gegliedert, die ersten zehn Bucher, die jeweils einem Kapitel entsprechen, und der zweite Teil mit zwolf Buchern. Dabei vermittelt das Werk einerseits Kenntnisse uber die antike Literatur, setzt andererseits aber genau die Kenntnisse uber die Werke antiker Autoren und philosophischen Implikationen zum Verstandnis voraus.

Der irdische Staat (civitas terrena) [1] erscheint in der augustinischen Darstellung teils als gottgewollte zeitliche Ordnungsmacht, teils als ein von widergottlichen Kraften beherrschtes Reich des Bosen . Der Gottesstaat (civitas dei/caelestis) manifestiert sich dagegen in den einzelnen nach den religiosen Geboten lebenden Christen selbst. Von dieser dialektischen Grundidee her entwirft Augustinus eine umfassende Welt- und Heilsgeschichte . Dieser Entwurf war das ganze Mittelalter uber bis hin zu Martin Luther außerst einflussreich.

Augustinus geht auch auf die Philosophie der Antike ein. Er schreibt unter anderem uber den Kontrast zwischen Stoa , Epikureismus und der Seelenwanderungslehre Platons . Ferner sagt er, dass die Philosophen trotz ihres Streits fur die Wahrheit nicht den Weg zum Gluck fanden.

Indem Augustinus zudem betont, dass die Kirche und der christliche Glaube unabhangig vom Bestehen des Romischen Reiches seien, ist sein Denken nicht mehr von den Vorstellungen der Antike abhangig. Augustinus gilt daher als einer der ersten Denker der Nachantike, der dem Christentum den Weg in die neue Zeit des Mittelalters bahnte. [2]

Digitalisate

  • Augustinus, Die Gottesburgerschaft (De Civitate Dei). Herausgegeben und eingeleitet von Hans Urs von Balthasar . Fischer Bucherei, Frankfurt am Main / Hamburg 1961 (Auswahlausgabe in der Ubersetzung von Wilhelm Thimme ; die ausgewahlten Ausschnitte sind zu neuen thematischen Blocken zusammengestellt).
  • Augustinus: De civitate Dei. The city of god. Hrsg. von Patrick G. Walsh , 6 Bande, Oxford 2005?2014.
  • Augustinus: Vom Gottesstaat. Vollstandige Ausgabe in einem Band. Buch 1 bis 10, Buch 11 bis 22. dtv, Munchen 2007, ISBN 978-3-423-34393-0 .
  • Christoph Horn (Hrsg.): Augustinus. De civitate dei (= Klassiker Auslegen. Band 11). Akademie Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-05-002871-8 .
  • Michael Eckert, Gerhard Ebeling (Hrsg.): Lexikon der theologischen Werke . Stuttgart 2003, ISBN 3-520-49301-2 , S. 145?147.
  • Volker Henning Drecoll (Hrsg.): Augustin Handbuch . Tubingen 2007, S. 347?363.

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Michael Seybold : Zu Augustins ≫civitas terrena≪. Munchner Theologische Zeitschrift, Bd. 17 Nr. 3/4 (1966)/Abhandlungen, S. 243?252 ( [1] auf mthz.ub.uni-muenchen.de)
  2. Jochen Sauer (Hrsg.): Augustinus: De Civitate Dei. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Zugange. Acta Didactica Classica. Bielefelder Beitrage zur Didaktik der Alten Sprachen in Schule und Universitat, Band 2, Propylaeum, Universitatsbibliothek Heidelberg 2020, ISBN 978-3-948465-09-4 ( [2] auf books.ub.uni-heidelberg.de)