David Niven (1973)
James David Graham Niven
(*
1. Marz
1910
in
London
,
England
; †
29. Juli
1983
in
Chateau-d’Oex
,
Schweiz
) war ein
britischer
Schauspieler
. Er gewann 1959 den
Oscar
als bester Hauptdarsteller fur
Getrennt von Tisch und Bett
. Wie kaum ein anderer Schauspieler war Niven jahrzehntelang in der Rolle des britischen
Gentleman
erfolgreich und wurde von vielen Zuschauern nahezu ausschließlich mit diesem Image identifiziert.
David Niven wurde als Sohn von William Edward Graham Niven und Henrietta Julia de Gacher in London geboren. Sein Vater fiel als Offizier 1915 in der
Schlacht von Gallipoli
.
Niven wollte zunachst eine Militarkarriere einschlagen und besuchte die
Royal Military Academy Sandhurst
. Er wurde 1930 als
Second Lieutenant
der
Highland Light Infantry
in die
British Army
ubernommen
[1]
und Anfang 1933 zum
Lieutenant
befordert. Niven genoss das Offiziersleben anfangs, jedoch wurde es ihm nach spaterer eigener Aussage schnell langweilig, und er begann, rebellisch zu werden. Im September 1933 wurde er nach einer Frechheit gegenuber einem General in Arrest genommen, aus dem er floh. Niven verließ heimlich Großbritannien, um in Amerika seine Schauspielkarriere zu beginnen. Seinen Armeedienst quittierte er telegrafisch.
Nach einigen Umwegen kam Niven 1934 nach
Hollywood
, wo er sich zunachst mit kleinen Nebenrollen begnugen musste, so etwa im Filmklassiker
Meuterei auf der Bounty
neben
Clark Gable
und
Charles Laughton
. Seine erste großere Nebenrolle hatte er 1935 im Kriminalfilm
Erpresser
an der Seite von
Elissa Landi
. Ein Filmvertrag mit
Samuel Goldwyn
brachte Niven in den folgenden Jahren Nebenrollen in bedeutenden Hollywood-Filmen wie
Rose-Marie
(1936) und
Der Gefangene von Zenda
(1937) ein. Ende der 1930er-Jahre hatte er es in Hollywood zum Hauptdarsteller gebracht: Unter Regie von
William Wyler
spielte er die Rolle des kranklichen Edgar Linton in der Literaturverfilmung
Sturmhohe
(1939), im selben Jahr war er als Partner von
Ginger Rogers
in der Komodie
Die Findelmutter
zu sehen. Im Film
Raffles
spielte Niven die Titelrolle des eleganten Safeknackers Raffles. Auch in vielen spateren Filme sollte Niven als Edelganove zu sehen sein.
Niven meldete sich 1940 im
Zweiten Weltkrieg
zum Militardienst und trat wieder in die Armee ein. Er erhielt als Lieutenant der
Rifle Brigade
seinen alten Dienstgrad zuruck.
[2]
Bis zum Ende des Krieges wurde er bis zum
Lieutenant-Colonel
befordert. Niven kam auf eigenen Wunsch zu den
British Commandos
. In der Spezialeinheit war er anfangs als Ausbilder und spater, nach dem
D-Day
in Frankreich, in einer Aufklarungseinheit tatig. Niven sprach nach dem Krieg sehr wenig uber seine Kriegserfahrungen.
Großere Bekanntheit erlangte er als Koordinator aller Veranstaltungen zur
Truppenbetreuung
der US-amerikanischen und britischen Streitkrafte in Europa. In dieser Funktion organisierte er auch die Auftritte von
Marlene Dietrich
und war an der Front in der
Ardennenoffensive
mitverantwortlich fur ihre Rettung vor der herannahenden
Wehrmacht
. Er war zu dieser Zeit auch mit
Glenn Miller
befreundet, fur den er eine Truppenbetreuungsreise organisierte, die nach Millers nicht vollstandig geklartem Tod nicht mehr stattfand.
Peter Ustinov
diente in dieser Zeit offiziell als Nivens ?batman“ (etwa:
Offiziersbursche
, Ordonnanz), weil dies der verwaltungstechnisch einfachste Weg war, den Stabsoffizier Niven und den einfachen Soldaten Ustinov zusammen reisen und arbeiten zu lassen.
David Niven konnte seine Filmkarriere nach dem Krieg problemlos wieder aufnehmen. Die Hauptrollen in den hochklassigen Filmen
Irrtum im Jenseits
(1946),
Jede Frau braucht einen Engel
(1947) und
Enchantment
(1948) etablierten ihn als Filmstar, der meist zwischen britischen und amerikanischen Filmproduktionen pendelte. Seine Rolle in
Wolken sind uberall
unter Regie von
Otto Preminger
brachte ihm 1953 den
Golden Globe Award
ein. Ein weiterer Filmerfolg war die Hauptrolle des Phileas Fogg in der oscarpramierten, starbesetzten Literaturverfilmung
In 80 Tagen um die Welt
(1956). 1959 wurde David Niven fur seine Darstellung des Majors Pollock in dem Film
Getrennt von Tisch und Bett
mit dem
Oscar
als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Bis zu seinem Tod blieb Niven ein beliebter Filmdarsteller: Er agierte als Hauptdarsteller in Filmen wie
Die Kanonen von Navarone
(1961) und
Casino Royale
(1967), des Weiteren spielte er in Ensemblefilmen wie
Eine Leiche zum Dessert
und
Tod auf dem Nil
. Ein besonderer Erfolg war die Rolle des Gentleman-Gauners Sir Charles Lytton in
Der rosarote Panther
(1963) an der Seite von
Peter Sellers
. Diese Rolle spielte er nochmals in seinem letzten Film
Der Fluch des rosaroten Panthers
von 1983. Nivens Paraderolle war die des eleganten, oft selbstironischen britischen Gentleman, ein Image, das er jahrzehntelang bediente und mit dem ihn das Kinopublikum weltweit stark identifizierte.
Grabstatte von David Niven
David Niven war seit den 1950er-Jahren auch Fernsehdarsteller. 1952 grundete er mit den Kollegen
Dick Powell
und
Charles Boyer
die Fernsehproduktionsfirma
Four Star
, in deren Produktionen er wahrend der 1950er- und 1960er-Jahre auftrat. Er spielte erfolgreich in den eigenen Fernsehserien
The David Niven Show
(1959) und
Gauner gegen Gauner
(1964 bis 1965).
Niven war zweimal verheiratet. 1940 heiratete er die Schauspielerin Primula Rollo (1918?1946), mit der er zwei Sohne hatte:
David jr.
, der auch als Filmproduzent aktiv war, und Jamie, die 1942 bzw. 1946 geboren wurden. Primula starb 1946 nach einem Sturz im Haus von
Tyrone Power
an schweren Kopfverletzungen.
Seine zweite Frau, das schwedische Model Hjordis Tersmeden (1921?1997), heiratete er 1948. Mit ihr adoptierte David Niven zwei Tochter.
David Niven erkrankte Anfang der 1980er-Jahre an amyotropher Lateralsklerose (
ALS
), an deren Folgen er 1983 starb. An seiner Beerdigung nahmen neben seiner Frau auch
Roger Moore
und
Audrey Hepburn
teil.
[3]
Er wurde auf dem Friedhof von Chateau-d’Oex im Schweizer
Kanton Waadt
begraben.
[4]
Sein Vermogen vermachte Niven der Forschung.
- David Niven:
The Moon’s a Balloon.
Putnam Pub Group, 1972,
ISBN 0-399-10557-3
.
- David Niven:
Vielleicht ist der Mond nur ein Luftballon. Mein bewegtes Leben.
(OT:
The Moon’s a Balloon
). Ehrenwirth, Munchen 1975,
ISBN 3-431-01674-X
.
- Stars, die nicht vom Himmel fielen. Hollywood und alle meine Freunde.
(OT:
Bring On the Empty Horses
). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1979,
ISBN 3-499-14444-1
.
- Sheridan Morley:
David Niven. The Other Side of the Moon.
Coronet/Hodder & Stoughton, Sevenoaks 1986,
ISBN 0-340-39643-1
.
- ↑
London Gazette
. Nr. 33575, HMSO, London, 31. Januar 1930, S. 652 (
Digitalisat
, englisch).
- ↑
London Gazette
(Supplement). Nr. 34823, HMSO, London, 2. April 1940, S. 1978 (
Digitalisat
, englisch).
- ↑
Roger Moore:
Die Autobiographie: Mein Name ist Bond … James Bond.
1. Auflage, I. P. Verlag Jeske, Mader, Berlin 2009,
ISBN 978-3-931624-62-0
, S. 298.
- ↑
Klaus Nerger:
James David Graham Niven.
In:
Theater / TV / Film / Show XXXVI.
2020. Auf KNerger.de, abgerufen am 7. Dezember 2020.