Das letzte Kapitel (Film)

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Film
Titel Das letzte Kapitel
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1961
Lange 109 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Wolfgang Liebeneiner
Drehbuch Georg Hurdalek nach dem gleichnamigen Roman (“Siste kapitel”, 1923) von Knut Hamsun
Produktion Walter Koppel
Musik Siegfried Franz
Kamera Heinz Pehlke
Schnitt Carl Otto Bartning
Besetzung

Das letzte Kapitel ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1961 nach dem gleichnamigen Roman (1923) von Knut Hamsun . Unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner spielen Hansjorg Felmy , Karin Baal und ihr spaterer Ehemann Helmuth Lohner die Hauptrollen.

Die Handlung spielt in einem in malerischer Landschaft gelegenen norwegischen Sanatorium namens Torahus. Hier haben sich Menschen eingefunden, die unter den verschiedensten Krankheiten leiden und hochst unterschiedliche Lebenshintergrunde aufweisen. Viele von ihnen stehen dem Tod auf die eine oder andere Weise sehr nah, sind alt und gebrechlich oder schwer erkrankt oder bilden sich beides nur ein. Der Tod ist in ihrer Gedankenwelt allgegenwartig, das sich abzeichnende Ende des Lebens ?das letzte Kapitel“. Einer der Sanatoriumsinsassen ist der alles negierende Zyniker Herr Magnus, der gern uber das Leben und Sterben philosophiert und im Kern ein malizioses Wesen besitzt. Er hofft, im Sanatorium seine seelischen Leiden, die ganz weltliche Ursachen haben, heilen lassen zu konnen. Oft kreisen seine Gedanken um den Freitod , doch diesen entscheidenden Schritt wagte er bislang nicht zu gehen, angeblich, weil bislang kein Augenblick dafur der richtige gewesen sei.

Zu den anderen Sanatoriumspatienten gehoren Julie d’Espard, eine hubsche und lebhafte, aber doch auch etwas merkwurdige junge Frau. Sie ist stolz auf ihren Namen und darauf, dass sie, dem Namen alle Ehre erweisend, auch Franzosisch sprechen kann. Hin und wieder geht sie mit dem lungenkranken und etwas schwachlichen Oliver Fleming spazieren, einem Mann mit seidenen Strumpfen und eleganten Manieren. Ihm wird nachgesagt, dass er ein finnischer Graf sei. Weiters sind da noch die Frau Konsul Ruben, eine stammige Dame mittleren Alters, ein Rechtsanwalt, ein Holzhandler und diverse andere. Tagtaglich begegnen sich diese Protagonisten, pflegen ihre Wehwehchen und echten Probleme, fuhren mehr oder weniger belanglose Gesprache, hegen Hoffnungen auf Besserung oder langweilen sich gegenseitig zu Tode. Viele von ihnen haben sich in ihrer Krankheit eingerichtet, sind gar nicht mehr im Stande, die gute Bergluft zu genießen, oder besitzen gar den Willen, eine Besserung ihrer tatsachlichen oder nur eingebildeten Erkrankung erreichen zu wollen. Keine Frage: hier pflegen Stadtneurotiker und andere Menschen, denen es eigentlich an nichts mangelt, ihre Neurosen, Depressionen, Allergien, auch moderne Zivilisationskrankheiten wie Ubergewicht und Bluthochdruck.

Der Tod ist immer anwesend in diesem Kabinett der Merkwurdigen und Exzentriker; in kurzester Zeit sterben sieben Menschen, doch nicht nur Insassen. So kommt Konsul Ruben ins Sanatorium lediglich, um seine Frau zu besuchen, und stirbt an einem Schlaganfall. Ein Ochse, der sich losgerissen hat, nimmt eine Dame auf die Horner und wirft sie in einen Abgrund. Ein Mann verungluckt todlich, ein Arzt fallt in ein Loch, das die Fischer ins Eis gebohrt haben. Er wird zwar geborgen, stirbt aber wenig spater an einer in der Eiseskalte eingefangenen Lungenentzundung. Eines Nachts bricht ein schwerer Sturm aus und fuhrt zu einem Feuer, das das Hauptgebaude in Flammen setzt. Zahlreiche Gaste werden Opfer des Flammenmeeres. Ausgerechnet der ?Selbstmorder aus Leidenschaft“ Magnus uberlebt das Desaster. Nun, wo er endgultig von der Sinnlosigkeit des Lebens uberzeugt ist, will er sich an einem Ast erhangen, doch letztlich hangt er doch mehr am Leben, als ihm lieb ist, und er bricht den Versuch ab.

In der Ansammlung verzweifelter und gescheiterter Charaktere ragt lediglich eine Figur heraus: es ist der Bauer Daniel Utby. Er lebt auf seinem Hof mit einer Magd nahe dem Sanatorium. Er ist jung und gesund, genugsam und im Angesicht der gescheiterten Sanatoriums-Existenzen erfrischend normal. Er geht in seiner Arbeit auf, erlaubt sich keine Schrullen oder Extrawurste, liebt das Leben und nicht den Tod. Zwischen ihm und der leicht uberspannten Julie entwickelt sich ein Liebesverhaltnis. Daniel, der in seinem Gluck nur noch die Existenz des Herrn Fleming als Hinderungsgrund sieht, erledigt den vermeintlichen Nebenbuhler, der sich auch noch als Betruger erweist, mit einem Schuss aus seiner Jagdflinte. Daniel wird zu sieben Jahre Zuchthaus verurteilt. Julie zieht derweil in sein Bauernhaus, bringt ein Kind zur Welt, kummert sich um die Acker und wartet im Ubrigen auf die Ruckkehr ihres Geliebten.

Produktionsnotizen

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Ursprunglich sollte Gustav Ucicky , der zuletzt einige Erfahrungen mit literarischen, ?nordischen“ Stoffen ( Das Madchen vom Moorhof , Das Erbe von Bjorndal ) gesammelt hatte, den Film inszenieren. Als Ucicky sich in Vorbereitung auf die Dreharbeiten in Hamburg, dem Sitz der produzierenden Europa-Film Walter Koppels , aufhielt, starb er Ende April 1961 vollig uberraschend. Daraufhin wurde Liebeneiner die Regie angeboten. Er drehte im August und September 1961 in Norwegen sowie im Studio in Hamburg. Das letzte Kapitel wurde am 19. Oktober 1961 in Stuttgart uraufgefuhrt.

Die Herstellungsleitung hatte Werner Ludwig. Das Ehepaar Mathias Matthies und Ellen Schmidt schufen die Filmbauten, Anneliese Ludwig entwarf die Kostume. Wolfgang Treu war unter der Leitung von Heinz Pehlke einfacher Kameramann.

Lohner und Baal lernten sich bei den Dreharbeiten kennen und heirateten im Jahr darauf.

?Im Vorspann taucht Georg Hurdalek als Drehbuchautor auf. Man glaubt es nicht. Ziemlich anfangerhaft ist der Roman von Knut Hamsun verfilmt worden. Das Drehbuch laßt Disziplin Disziplin sein und erzahlt den Roman in Kinolange. Kein Wunder, daß der Film sich ubersturzt und verhaspelt … und mit Zeitraffer gedreht zu sein scheint. Die seltsame Hektik fordert um so mehr zum Kopfschutteln heraus, als ?Das letzte Kapitel‘ sich anscheinend zur ? gewiß nicht nervosen ? Gattung des Heimatfilms zahlen will. ? Vor dem Hintergrund des norwegischen Gebirges (in schonen unaufdringlichen Farben photographiert) prasentiert Regisseur Wolfgang Liebeneiner eine stattliche Reihe von Darstellern, die Freud und Leid der Sanatoriumskundschaft mimen. Von der Prominenz ist Felmy immer Felmy; unter den Nebenrollen achte man aber einmal auf Ina Halley.“

? Die Zeit vom 3. November 1961

?Auf penetrante Heimatfilm-Schnulzigkeit wird verzichtet.“

Im Lexikon des Internationalen Films heißt es: ?Die pessimistische Menschenschilderung Hamsuns wird dabei zwangslaufig vergrobert. Es bleibt ein in der Atmosphare bedruckender Heimatfilm mit Landschaftsaufnahmen aus den norwegischen Bergen.“ [1]

?Wolfgang Liebeneiner inszenierte mit Karin Baal, Hansjorg Felmy und Helmut Lohner 1961 den von dusterer Atmosphare, aber schonen Bildern gepragten Film uber kranke Menschen, die in einem norwegischen Sanatorium Heilung suchen.“

? Hamburger Abendblatt vom 23. Februar 1991 anlasslich einer Fernsehausstrahlung

?Oberflachliche, auf ein paar unklare Hauptfiguren und handfeste Handlungseffekte abgestellte Verfilmung von Ereignissen aus Hamsuns gleichnamigem Roman im Stile des gepflegten deutschen Heimatfilms.“

? Evangelischer Filmbeobachter [2]

Einzelnachweise

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  1. Das letzte Kapitel. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 13. Oktober 2015 .
  2. Evangelischer Presseverband Munchen, Kritik Nr. 639/1961.