Das Lumpengesindel

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Illustration zu ?Das Lumpengesindel“ von Heinrich Vogeler

Das Lumpengesindel ist ein Schwank . Er steht in den Kinder- und Hausmarchen der Bruder Grimm an Stelle 10 (KHM 10). Es handelt sich um den Aarne-Thompson Typ 210 (Die reisenden Tiere und der bose Mann). Ein weiteres Marchen dieser Art ist ? Herr Korbes “. [1]

Ein Hahn und ein Huhn gehen in die Berge, um Walnusse zu essen, aber sie sind zu faul, um nach Hause zuruck zu laufen. Sie bauen einen Wagen aus Walnussschalen. Als sie daruber streiten, wer den Wagen ziehen soll, kommt eine Ente vorbei. Die Ente argert sich daruber, dass der Hahn und das Huhn die Walnusse ohne Erlaubnis gefressen haben. Die Ente will sie fur den Nussdiebstahl bestrafen, es kommt zum Kampf. Die Ente verliert und wird zur Strafe gezwungen, den Wagen zu ziehen. Unterwegs nehmen sie eine Stecknadel und eine Nahnadel als Passagiere mit. Sie kehren bei einem Wirt ein, indem sie ihm ein Ei und die Ente versprechen. Der Gastwirt lasst sie nur ungern uber Nacht bleiben, willigt in den Handel allerdings ein. Sie essen und trinken ausgiebig und gehen zu Bett. Am nachsten Morgen wachen der Hahn und das Huhn fruh auf, stechen ein Loch in das Ei, trinken dessen Inhalt und werfen die Schale weg. Dann stecken sie die Nahnadel in den Sessel und die Stecknadel in das Handtuch des Wirts und fliehen. Die Ente wacht eine Weile spater auf und lauft ebenfalls davon. Ein paar Stunden spater wird der Gastwirt wach. Er wascht sich das Gesicht. Doch als er versucht, sich mit dem Handtuch abzutrocknen, kratzt er sich mit der Nadel, die darin steckt, das Gesicht auf. Als er in die Kuche zum Herd geht, um seine Tabakspfeife anzuzunden, fliegen dem Wirt die Eierschalen in die Augen. Er ist wutend und will sich in seinen Sessel setzen, da sticht ihn aber die Nahnadel ins Gesaß. Der Wirt schwort, nie wieder so ein Lumpengesindel aufzunehmen, das so viel isst und trinkt, aber seine Rechnung nicht bezahlt.

Das Marchen stammt aus Paderborn. Das Schwankmarchen steht in den Kinder- und Hausmarchen ab der 1. Auflage von 1812 als Nr. 10. Grimms Anmerkung lautet aus dem Paderbornischen (wohl 1812 von August von Haxthausen ) und nennt zum Vergleich KHM 41 Herr Korbes , KHM 27 Die Bremer Stadtmusikanten sowie Firmenichs deutsche Mundarten 91. 92 . In diesem Marchen sind neben Menschen und Tieren auch leblose Dinge Charaktere z. B. die Stecknadel und die Nahnadel. Dies zeigt sich auch in Strohhalm, Kohle und Bohne (KHM18), sowie Von dem Mauschen, Vogelchen und der Bratwurst (KHM23), Herr Korbes (KHM41) und Der Herr Gevatter (KHM42).

In Janoschs Parodie erschleichen sich Hahn und Henne einen Sitzplatz in der Straßenbahn, klauen einem alten Mann sein Bier und machen sich auf der Heimfahrt im Taxi breit, das sie nicht bezahlen. [2] Sie erschien auch als Bildband und wurde in Janoschs Traumstunde gezeigt (Episode 7).

  • Grimm, Bruder. Kinder- und Hausmarchen. Vollstandige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenossischer Kunstler und einem Nachwort von Heinz Rolleke. S. 85?90. Dusseldorf und Zurich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3 )
  • Grimm, Bruder. Kinder- und Hausmarchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Bruder Grimm. Mit einem Anhang samtlicher, nicht in allen Auflagen veroffentlichter Marchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rolleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 32, 446. Durchgesehene und bibliographisch erganzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1 )
Wikisource: Das Lumpengesindel  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. D. L. Ashliman, " Kinder- und Hausmarchen der Gebruder Grimm"
  2. Janosch: Das Lumpengesindel. In: Janosch erzahlt Grimm's Marchen. Funfzig ausgewahlte Marchen, neu erzahlt fur Kinder von heute. Mit Zeichnungen von Janosch. 8. Auflage. Beltz und Gelberg, Weinheim und Basel 1983, ISBN 3-407-80213-7 , S. 26?31.