Daniel Tarschys
(*
21. Juli
1943
in
Stockholm
) ist ein
schwedischer
Politikwissenschaftler
,
Hochschullehrer
und
Politiker
der Liberalen Volkspartei
(
Folkpartiet liberalerna
)
, der 15 Jahre lang Mitglied des
Reichstages
sowie zwischen 1994 und 1999 Generalsekretar des
Europarates
war.
Familie, Studium, Reichstagsabgeordneter und Staatssekretar
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Tarschys war der Sohn des
Literaturhistorikers
Bernhard Tarschys
, der 1968 Programmdirektor von
Sveriges Radio
wurde. Seine Mutter war die Literaturhistorikerin Karin Tarschys, eine Tochter des Reichstagsabgeordneten
Nils Alexanderson
sowie altere Schwester von
Erik Alexanderson
, der zwischen 1955 und 1970 ebenfalls Mitglied des Reichstages war. Seine alteren Schwestern sind unter anderem die Journalistin und Schriftstellerin
Rebecka Tarschys
sowie die
Innenarchitektin
und
Designerin
Hedvig Hedqvist
.
Daniel Tarschys begann nach dem Schulbesuch ein Studium der
Staatswissenschaften
an der
Universitat Stockholm
, das er 1963 als
Filosofie kandidat
(Fil.kand.) abschloss. Ein darauf folgendes dortiges Studium der
Rechtswissenschaften
beendete er 1965 mit dem juristischen Examen und absolvierte im Fruhjahr 1966 einen Gaststudienaufenthalt an der juristischen
Fakultat
der
Universitat Leningrad
. Danach setzte er sein Studium der Politikwissenschaften fort und erwarb 1967 ein
Filosofie licentiat
(Fil.lic.) an der Universitat Stockholm sowie im gleichen Jahr einen
Master of Arts
an der
Princeton University
.
Nachdem er 1972 einen Doktor der Philosophie (
Ph.D.
) an der Princeton University erworben hat, erfolgte 1972 seine
Promotion
zum
Filosofie doktor
(Fil.dr.) an der Universitat Stockholm mit einer
Dissertation
zur Zukunftspolitik im klassischen
Kommunismus
sowie im kommunistischen System der
Sowjetunion
mit dem Titel
Beyond the State: The Future Polity in Classical and Soviet Marxism
. Nach seiner Promotion nahm er 1972 eine Tatigkeit als Forschungswissenschaftler und
Dozent
an der Universitat Stockholm auf und lehrte dort bis 1976. 1976 wurde ihm zusammen mit
Ingemar Hedenius
der
Herbert-Tingsten
-Preis verliehen.
Tarschys, der zwischen 1970 und 1976 Mitglied des Stadtrates von
Lidingo
war, wurde 1976 fur die Folkpartiet erstmals zum Mitglied des Reichstages gewahlt und vertrat dort bis 1982 den
Wahlkreis
Stockholms lan
. Wahrend dieser Zeit war er zwischen 1976 und 1978 auch Berater des Finanzministeriums und bekleidete diese Funktion erneut zwischen 1979 und 1983, nachdem er zwischenzeitlich von Oktober 1978 bis Oktober 1979 Staatssekretar im Buro von
Ministerprasident
Ola Ullsten
war.
Hochschullehrer an den Universitaten Uppsala und Stockholm sowie Generalsekretar des Europarates
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Nach seinem Ausscheiden aus dem Reichstag und der Beratertatigkeit beim Finanzminister nahm Tarschys 1983 den Ruf auf eine
Professur
fur
Osteuropastudien
und die Sowjetunion an der
Universitat Uppsala
auf, ehe er 1985 Professor fur Politikwissenschaften und offentliche Verwaltung an der Universitat Stockholm wurde.
1985 wurde er erneut zum Mitglied des Reichstages gewahlt und vertrat bis 1994 abermals den Wahlkreis
Stockholms lan
. Wahrend seiner Parlamentszugehorigkeit war er von 1985 bis 1991 zunachst Vorsitzender des Reichstagsausschusses fur Soziale Angelegenheiten und anschließend zwischen 1991 und 1994 Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Reichstages.
Zugleich war er von 1986 bis 1994 Mitglied der
Parlamentarischen Versammlung des Europarates
und dort zuletzt zwischen 1991 und 1994 Vorsitzender der
Fraktion
der
Demokraten und Reformer
. Des Weiteren war er von 1992 bis 1994 Vizeprasident der
Liberalen Internationale
, dem Weltverband der
liberalen
Parteien.
1994 wurde Tarschys als Nachfolger von
Catherine Lalumiere
Generalsekretar des Europarates und bekleidete dieses Amt funf Jahre lang bis zu seiner Ablosung durch
Walter Schwimmer
1999. 1997 verlieh ihm die
Comenius-Universitat Bratislava
die Goldmedaille und 1998 nahm ihn die
Academia Europaea
als Mitglied auf.
Nach Beendigung dieser Funktion nahm er 1999 seine Professorentatigkeit an der Universitat Stockholm wieder auf und lehrte dort bis zu seiner
Emeritierung
2010. Fur seine wissenschaftlichen Verdienste wurde er 2008 Mitglied der
Koniglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften
.
Daneben wirkte er seit 2009 als Leitender Forschungswissenschaftler am
Zentrum fur Europaische Integrationsforschung
(ZEI) der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universitat Bonn
und wurde 2009 auch mit der
Karl-Staaff
-Goldmedaille ausgezeichnet.
Fur seine Verdienste um die europaische Politik und seine Tatigkeit fur den Europarat wurde Tarschys mehrfach ausgezeichnet und erhielt unter anderem 1996 das
Großkreuz
des
Furstlich Liechtensteinischen Verdienstordens
, 1997 das Großkreuz des
St. Agatha-Ordens
von
San Marino
, 1999 die
Großkomtur
des
Sterns von Rumanien
, das Großkreuz des
Zivilverdienstordens von Spanien
sowie 2000 das
Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
.
Daruber hinaus wurde er 1997 Ehrendoktor der
Babe?-Bolyai-Universitat Cluj
sowie 1999 der juristischen Fakultat der
Universitat Ljubljana
sowie 1998
Ehrenburger
von
Dammarie-les-Lys
, eine
franzosische
Kleinstadt im
Departement Seine-et-Marne
.
Neben zahlreichen Artikeln in
Fachzeitschriften
und Beitragen zu Fachbuchern verfasste Tarschys mehrere Bucher, die sich mit politik- und staatswissenschaftlichen Themen befassten. Zu seinen Veroffentlichungen gehoren:
- Naringslivet utmanat
, Mitautoren Goran Albinsson, Sitgvard Herber und Torgny Segerstedt, Uddevalla 1969
- Den nygamla vanstern
, Mitautor
Carl Tham
, Stockholm 1967, Neuauflage 1969
- Beyond the State: The Future Polity in Classical and Soviet Marxism
, Dissertation, Stockholm 1972
- Den kommunistiska framtiden
, Stockholm 1974
- Offentlig sektor i tillvaxt
, Mitautoren Karin Busch, Gabor Bruszt, Mats Hellstrom Roger Henning, Erik Hook, Anders Leion, Christer Wallroth, Bo Winander und Hans L. Zetterberg, Uddevalla 1975
- Petita: hur svenska myndigheter argumenterar for hogre anslag
, Mitautorin Maud Eduards, Stockholm 1975
- Vem haller i rodret?
, Stockholm 1978
- Sovjetunionens politiska problem 1950?1970
, Stockholm 1978
- Den offentliga revolutionen
, Stockholm, 1978, Neuauflage 1983
- The Soviet Political Agenda: Problems and Priorities 1950?1970
, London 1979
- I valstandets ravsax: konsumenter, producenter och den offentliga tillvaxten
, Mitherausgeber Ingemund Hagg, Stockholm 1988*
Europe as invention and necessity
, Straßburg 1999
- Bra traffbild, fast utanfor tavlan ? en ESO-rapport om EU:s strukturpolitik
, Stockholm 2000
- Huru skall statsvercket granskas?" Riksdagen som arena for genomlysning och kontroll
, 2002
- Reinventing Cohesion. The Future of European Structural Policy
, 2003
- The Enigma of European Added Value. Setting Priorities for the European Union
, Stockholm 2005
- Vad staten vill. Mal och ambitioner i svensk politik
, Mitautorin Marja Lemne, Stockholm 2013