Die
Dai
sind eine der 55 offiziell anerkannten
ethnischen Minderheiten
der
Volksrepublik China
.
Unter der Bezeichnung ?Dai“ (
chinesisch
?族
,
Pinyin
D?izu
) fassen die chinesischen Behorden mehrere
Tai-Volker
in der Provinz
Yunnan
zusammen, obwohl diese sich angesichts erheblicher sprachlicher, kultureller und historischer Unterschiede nicht als eine Nationalitat betrachten. Es sind
Tai Lu
,
Tai Daikong
oder Tai Nua,
Tai Dam
,
Tai Hongjin
,
Tai Ya
,
Tai Daeng
und
Tai Don
.
[1]
Die chinesische Regierung betrachtet die Dai als eigenstandige
Nationalitat
mit insgesamt 1.261.311 Angehorigen (Zensus 2010). Die Dai leben vor allem im Autonomen Bezirk
Xishuangbanna
der Dai-Nationalitat, im Autonomen Bezirk
Dehong
der Dai- und der
Jingpo
-Nationalitat sowie in den Autonomen Kreisen
Gengma
,
Jinggu
,
Jinping
,
Menglian
,
Shuangjiang
,
Xinping
und
Yuanjiang
.
Wahrend die chinesischen Behorden die in Yunnan lebenden Tai-Volker zur Gruppe der Dai zusammenfassen, handelt es sich tatsachlich um mehrere unterschiedliche Ethnien. Anhand sprachlicher und kultureller Unterschiede sowie verschiedener historischer Erfahrungen konnen die sudwestlichen Tai-Volker, zu denen die Ethnien gehoren, die China als Dai bezeichnet, in zwei Untergruppen eingeteilt werden. Die Grenze zwischen den beiden Untergruppen verlauft entlang des
Saluen
-Flusses, also auch durch Yunnan. Wahrend die ostlich des Saluen lebenden Tai Lu traditionell enge Beziehungen zu den
Tai Yuan
in Nordthailand und den
Tai Khun
um
Keng Tung
in Birma und auch zu den
Lao
haben, stehen die Tai des Autonomen Bezirks Dehong (Tai Nua) den birmanischen
Shan
und den Tai-Volkern im indischen
Assam
naher.
[1]
Tai Dam, Tai Don und Tai Daeng leben auch im Nordwesten Vietnams, wo sie jedoch mit den
Phu Thai
und weiteren, kleineren Gruppen zur Nationalitat der
Thai
zusammengefasst werden. Die in Vietnam lebenden Tai Lu gelten hingegen als eigenstandige Nationalitat. Tai Don, Tai Dam und Tai Daeng leben auch in Laos, wo sie unter die Kategorie der
Lao Thai
gefasst werden, wahrend die Lu wiederum als eigenstandige Volksgruppe gelten. In Myanmar werden die Tai Nua und Tai Lu zur Shan-Nationalitat gezahlt.
Die Sprachen der Dai gehoren zu den
Tai-Sprachen
(so wie u. a.
Thai
,
Laotisch
und
Zhuang
), einer Untergruppe der
Tai-Kadai-Sprachfamilie
.
Die Dai haben vier verschiedene Schriftsprachen: Die wichtigsten sind
Tai Lu
(Xishuangbanna-Dai) und
Tai Nua
(Dehong-Dai); daneben gibt es noch
Tai Pong
(Mengding-Dai; vor allem im Kreis
Ruili
und im Autonomen Kreis
Gengma
der Dai- und der
Va
-Nationalitat) und
Tai Dam
(vor allem in
Jinping
). Tai Pong unterscheidet sich als gesprochene Sprache kaum vom Tai Nua, verwendet aber eine andere Schrift, namlich das Alphabet der birmanischen
Shan
.
[2]
Tai Hongjin
, dessen Dialekte sich linguistisch am starksten von den anderen Sprachen der Dai unterscheiden (und auch stark untereinander), hat keine Schriftsprache.
[3]
Die meisten Dai sind Anhanger des
Theravada-Buddhismus
.
Die Dai verwenden fur die Berechnung ihrer traditionellen Feste ihren alten Kalender (chin.
Daili
). Er entspricht dem
thailandischen Mondkalender
und der ehemals in weiten Teilen Sudostasiens (Birma, Thailand, Laos, Kambodscha) verwendeten Zeitrechnung
Chula Sakkarat
. Demnach ist das Jahr 638 n. Chr. das erste Jahr. Das Jahr 2007 beispielsweise ist danach das Jahr 1369. Das Neujahr der Dai fallt normalerweise zwischen den 13. und 15. April, im Jahr 2007 fiel ihr Neujahrstag auf den 13. April.
- Sara Davis:
Premodern Flows in Postmodern China. Globalization and the Sipsongpanna Tais.
In:
Centering the Margin. Agency And Narrative In Southeast Asian Borderlands.
Berghahn Books, New York / Oxford 2006, S. 87?110.
- Volker Grabowsky
:
Die Gemeinwesen der Tai in Yunnan und ihre Tributbeziehungen zu China.
In:
Han-Zeit. Festschrift fur Hans Stumpfeldt aus Anlass seines 65. Geburtstages.
Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2006, S. 573?596.
- Mette Halskov Hansen:
Lessons in Being Chinese. Minority Education and Ethnic Identity in Southwest China.
University of Washington Press, Seattle / London 1999.
- Yos Santasombat:
Lak Chang. A Reconstruction of Tai Identity in Daikong
.
2. Auflage. ANU Press, Canberra 2008,
ISBN 978-1-921536-39-7
.
- ↑
a
b
Grabowsky:
Die Gemeinwesen der Tai in Yunnan.
2006, S. 576?577.
- ↑
Yos Santasombat:
Lak Chang. A Reconstruction of Tai Identity in Daikong.
Pandanus Books, Canberra 2001, S. 2.
- ↑
Yaowen Zhou, Fenghe Fang:
The Use and Development of Dai and Its Vernacular Writing Systems.
In:
Language Policy in the People’s Republic of China. Theory and Practice Since 1949.
Kluwer, Norwell MA/Dordrecht 2004, S. 202.
Nationalitaten bzw. Ethnien in der Provinz
Yunnan
Nationalitaten bzw. Ethnien in der Provinz
Sichuan