Danholm

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Danholm
Luftbild der Insel Danholm (2011)
Luftbild der Insel Danholm (2011)
Gewasser Ostsee
Geographische Lage 54° 18′ 33″  N , 13° 7′ 15″  O Koordinaten: 54° 18′ 33″  N , 13° 7′ 15″  O
Dänholm (Mecklenburg-Vorpommern)
Danholm (Mecklenburg-Vorpommern)
Flache 95 ha
Einwohner 123
129 Einw./km²
Hauptort Danholm

Sternschanze
Hauptgebaude des Marinemuseums
Nautineum auf dem Danholm

Der Danholm ist eine Insel vor der deutschen Ostseekuste im Strelasund zwischen Stralsund und Rugen und gehort zur Hansestadt Stralsund . Die Insel ist durch einen kunstlich angelegten Hafen in einen großeren und einen kleineren Teil getrennt. Die Ziegelgrabenbrucke verbindet den Danholm mit dem Festland, die Rugendammbrucke mit der Insel Rugen.

Der Danholm wurde lange Zeit militarisch genutzt und gilt als die Geburtsstatte der Preußischen Marine . Heute befindet sich auf dem Danholm u. a. das Marinemuseum zur Geschichte der deutschen Marine als Außenstelle des Stralsund Museums , das Hauptzollamt Stralsund und eine Außenstelle des Meeresmuseums Stralsund, das Nautineum . Der Danholm weist zudem einen Seglerhafen auf.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Mittelalter nutzten die Danen den naturlichen Hafen zwischen dem heutigen Danholm und dem Festland als Ausgangspunkt mehrerer Eroberungszuge. Holm ist ein danisches Wort fur Insel.

Die Insel wurde bis ins 17. Jahrhundert durch Pachter landwirtschaftlich genutzt, und sie war bis dahin vermutlich nur sparlich mit Geholzen bewachsen. Heute ist von der landwirtschaftlichen und gartnerischen Nutzung nur noch wenig erhalten.

Durch die kaiserlichen Truppen Wallensteins wurde der Danholm als strategisch wichtige Insel erkannt; samtliche Hafen der Ostsee sollten gesichert und befestigt werden. Auf dem Danholm wurden Befestigungen angelegt. Als sich Stralsund weigerte, die kaiserlichen Truppen fur das Winterlager zum Ende des Jahres 1628 aufzunehmen, wurde die Stadt fortan belagert; mithilfe von danischen und schwedischen Truppen gelang es den Stralsundern, Wallenstein abzuwehren. Der Preis fur die Unterstutzung war ein Allianzvertrag mit dem Konig von Schweden. Nach der Ratifizierung des Vertrages begannen die Schweden mit dem Ausbau der Befestigungsanlagen des Danholms. Im Norden der Insel entstand eine sternformige Schanze. Sie war wahrscheinlich als Wall-Graben-Befestigung angelegt.

OSM-Karte des Danholms (2023)

Im Jahr 1678 wurde das nun zu Schweden gehorende Stralsund von Brandenburgern und Danen belagert. Die Schweden raumten den Danholm kampflos und zogen sich nach Norden zuruck, so dass die Insel durch die Brandenburger besetzt und am 10. Oktober 1678 zum schweren Beschuss der Stadt genutzt werden konnte, bei dem in der Stadt zahlreiche schwere Zerstorungen angerichtet wurden.

Nach der Ruckkehr der Schweden wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut. Dennoch konnte die Stadt durch danische, preußische und sachsische Truppen im Nordischen Krieg 1715 erobert und besetzt werden. Schweden erhielt die Stadt jedoch wenige Jahre spater wieder zuruck.

Ein Plan vom Anfang des 19. Jahrhunderts zeigt die von den Schweden pentagonal angelegte Schanze im Norden der noch nicht geteilten Insel; in der Mitte der Insel befinden sich Felder und Nutzgarten, im Osten und Suden Befestigungsanlagen und zudem im Suden der Insel eine sumpfige Niederung. Wenige Jahre spater wurde in dieser sumpfigen Niederung ein Hafen angelegt; er trennte die Insel in den großen und den kleinen Danholm.

Die Franzosen belagerten im Jahr 1807 die Stadt und nahmen den Danholm ein. Die Schanzen auf der Insel wurden ebenso wie die Stralsunder Stadtbefestigungen geschleift und abgetragen.

Nach dem Wiener Kongress gelangte Stralsund zu Preußen; am 7. Juni 1815 wurde die Stadt ubergeben. Neue Befestigungsanlagen wurden auf dem Danholm errichtet. In Erdbauweise wurde die Sternschanze genannte Anlage zur seeseitigen Verteidigung der Stadt etwa am Standort der abgetragenen schwedischen Anlage errichtet. Der Grundriss dieser Anlage ist viereckig, ein innerer und ein außerer Gang werden durch einen Graben getrennt. Dazu gehoren zwei Gebaude und Kasematten .

Die Gartenanlagen des alten Gasthauses ? des ehemaligen Pachthauses ? wurden im Jahr 1837 erneuert. Die Stralsunder nutzten das Gasthaus bis zum Verkauf der Insel 1849 an das preußische Kriegsministerium. Danach diente das Gebaude als Laboratorium; im Jahr 1867 wurde es abgerissen. An seiner Stelle wurde durch die preußische Kriegsmarine ein Exerzierhaus errichtet. Dieses Haus ist noch heute erhalten und wird als Fahrzeughaus genutzt.

1849 entschied das preußische Kriegsministerium, auf dem Danholm ein Marine-Depot anzulegen. 1850 wurde in der Senke im sudlichen Teil der Insel mit dem Bau eines Hafens begonnen. Dieser erhielt vorerst nur eine Einfahrt von Osten. Es entstanden zudem Kanonenboot schuppen, Wachgebaude und Wohnhauser. Mit dem Aushub fur den Hafen und die Fundamente wurden Walle am Sudufer angelegt. In diese Walle wurden spater Kasematten und Geschutzstellungen eingebaut. 1860 wurden Dampfkanonenboote stationiert. Weitere militarische Anlagen, wie eine Schmiede, Krananlagen, Kohlenschuppen und ein Laboratorium wurden gebaut. Der Hafen erhielt eine zusatzliche Einfahrt im Westen, womit die Insel geteilt wurde; eine holzerne Klappbrucke verband die beiden unterschiedlich großen Teile. Die Wege auf der Insel wurden mit Kastanien , Eschen und Ahornbaumen als Alleen gestaltet, die Sternschanze mit Geholzen bepflanzt und Grunflachen zwischen den Gebauden angelegt. Wilhelm I. gab im Jahr 1871 den Befehl zur Auflosung des Marine-Depots. Die Anlagen wurden nach einigen baulichen Veranderungen fortan von einem Infanterieregiment genutzt. Ab 1873 wurde die Stadt dann entfestigt.

Ab 1920 wurde der Danholm wieder von der Marine genutzt. Die Reichsmarine ubernahm die Kasernen. Nach 1935 wurde die Insel bedeutender Bestandteil der Plane zum Ausbau der Kriegsmarine. Zwischen 1934 und 193? wurden um einen Exerzierplatz funf Kasernen sowie ein Wirtschaftsgebaude errichtet. Der Rugendamm verband die Insel ab 1936 auch fest mit der Insel Rugen und dem Festland. Fur den Bau des Rugendamms wurden auf dem Danholm die nordlichen Außenwalle der Sternschanze abgerissen. Durch Aufspulungen entstand zudem nordlich des Rugendamms ein neuer Teil der Insel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Anlagen zerstort und zunachst zivil genutzt. Sie dienten der Unterbringung von Fluchtlingen. Der ehemalige Exerzierplatz wurde ab 1949 zu einer Parkanlage umgestaltet. Ab 1956 nutzte wiederum das Militar die Insel. Zunachst die Nationale Volksarmee , ab 1960 deren maritime Teilstreitkraft, die Volksmarine der Deutschen Demokratischen Republik . Neue Anlagen wurden gebaut. Die Parkanlage diente weiterhin als solche, war aber nur noch Militarangehorigen zuganglich. Die ostlichen Außenwalle der Sternschanze wurden abgerissen und an der gleichen Stelle ein Technikstutzpunkt errichtet.

Nach der Wende nutzte zunachst noch die Bundesmarine das Gelande. Sie raumte die Anlagen am 31. Marz 1991.

Am 26. Juli 1992 offnete in den alten Anlagen das Marinemuseum Danholm als Außenstelle des Kulturhistorischen Museums Stralsund ; hier werden Ausstellungen zur Geschichte der deutschen Marine gezeigt. Am 1. Juni 1999 eroffnete als Außenstelle des Deutschen Meeresmuseums das Nautineum auf dem alten Tonnenhof des Wasser- und Schifffahrtsamts Stralsund .

Fur die neue Rugenbrucke wurden zahlreiche Stutzen aus Beton neben dem alten Rugendamm errichtet. Die Gebaude auf der Insel werden teils zu Wohnzwecken, teils gewerblich genutzt. Das Technische Hilfswerk unterhalt einen Stutzpunkt. Der Hafen und die Mole werden durch Segelboote genutzt.

Die Burgerschaft der Stadt Stralsund beschloss im Juni 2022, den 10,4 Hektar großen kleinen Danholm zu erwerben, als Kaufpreis wurden 925.000 Euro genannt. Geplant ist die Nutzung als Naherholungsgebiet [1] . Zusammen mit dem Deutschen Meeresmuseum soll ein Forschungszentrum errichtet werden.

Name [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die erste bekannte Erwahnung der Insel unter dem Namen Danholm (wortlich: ?insulam nostram dictam Deneholm“) findet sich in einem Eintrag vom 28. Marz 1288 im altesten Stralsunder Stadtbuch. [2] [3] Aus zwei nahezu inhaltsgleichen Urkunden, einmal des Rugenfursten Wizlaw I. (aus dem Jahr 1240), die eine insulam strale nennt, [4] und zum anderen des Rugenfursten Wizlaw III. (aus dem Jahr 1314), in der von dem deneholme die Rede ist, [5] folgerte unter anderem Otto Fock , dass ?Strale“ mit dem Danholm identisch ist und es sich bei Strale um den fruheren Namen der Insel handelt. [3] Die Gleichsetzung der 1240 letztmals urkundlich erwahnten Insel Strale (oder Strela) mit dem Danholm wird seither weithin angenommen, einen Beleg in der historischen Uberlieferung gibt es dafur aber nicht. [6] Genauso gut kann angenommen werden, dass ?insulam strale“ fur ?Insel im Strela[sund]“ steht und dem kleinen Eiland erst spater ein eigener Name gegeben wurde. Laut Fock weist der Name ?Danholm“ auf die Nutzung als danischer Ankerplatz hin. [3] Chronisten des 16. Jahrhunderts wie Thomas Kantzow verbreiteten die These, dass der Name des Danholms von einer Schlacht der Stralsunder gegen eine danische Flotte herruhre, etwa dem Seegefecht beim Danholm im Jahre 1429; diese These wurde aber von Historikern spaterer Epochen mit Verweis auf die urkundlichen Erwahnungen aus dem 13. Jahrhundert widerlegt. [3] [7] Auch fand nach Kantzow besagtes Seegefecht nicht vor Stralsund, sondern im Peenestrom statt, [3] [7] wo es ebenfalls eine Insel namens Danholm gibt.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Hansestadt Stralsund (Hrsg.): Historische Gartenanlagen und Friedhofe der Hansestadt Stralsund. Heft 14/2006: Die Insel Danholm. Stralsund 2006.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Danholm  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Ostseezeitung Stralsund, 15. Juni 2022
  2. F. Fabricius (Hrsg.): Das alteste Stralsundische Stadtbuch (1270?1310) . Weber, Berlin 1872, Stadtisches Einnahmeregister von 1278 mit Nachtragen, S.   29 , Eintrag Nr. 146 .
  3. a b c d e Otto Heinrich Friedrich Fock : Rugensch-Pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten . Band II. Stralsund und Greifswald im Jahrhundert der Grundung . Veit, Leipzig 1862, S.   56?57 .
  4. Karl Gustav Fabricius : Urkunden zur Geschichte des Furstenthums Rugen unter den eingeborenen Fursten, mit erlauternden Texten . Band II (darin Urkundenbuch Heft 1) . Schneider, Berlin 1859, S.   19 [213] .
  5. Karl Gustav Fabricius (Hrsg.): Urkunden zur Geschichte des Furstenthums Rugen unter den eingeborenen Fursten, mit erlauternden Texten . Band IV Abt. 2 (darin Urkundenbuch Heft 3) . Weber, Berlin 1869, S.   II-30?II-31 .
  6. Hans-Dieter Berlekamp: Probleme der Fruhgeschichte Stralsunds . In: Kulturhistorisches Museum Stralsund, Stadtarchiv Stralsund, Landesarchiv Greifswald, Museum der Stadt Greifswald, Stadtarchiv Greifswald (Hrsg.): Greifswald-Stralsunder Jahrbuch . Band   4 . Petermanken, Schwerin 1964, S.   31?44 , hier S. 31 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b Gustav Kratz : Die Stadte der Provinz Pommern. Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden . Berlin 1865, S.   465 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).