Dieser Artikel behandelt das gleichnamige Schiff von 1910. Zur Namensherkunft, zu weiteren Bedeutungen und zu weiteren Schiffen mit diesem Namen siehe
Cyclops
.
Die
Cyclops
(Kennung: AC-4) war ein Kohleversorgungsschiff der
Proteus
-Klasse
der
United States Navy
, das im
Ersten Weltkrieg
zum Einsatz kam. Das Schiff, offiziell als
Fleet Collier No. 4
bezeichnet, wurde am 2. Juni 1909 als vierte und letzte Einheit der
Proteus
-Klasse auf der
Werft
von
William Cramp and Sons
in
Philadelphia
auf Kiel gelegt und lief am 7. Mai 1910 von Stapel. Die Indienstnahme erfolgte am 7. November 1910. Das Versorgungsschiff ging nach dem 4. Marz 1918 unter bislang ungeklarten Umstanden im Gebiet des
Bermudadreiecks
(Karibik) verloren und gilt als verschollen. Von dem Schiff und den 309 Menschen
[1]
an Bord fehlt seitdem jede Spur; ein
Wrack
wurde bislang nicht gefunden.
Die
Cyclops
war maximal 165,20 Meter lang und 19,20 Meter breit. Der Tiefgang lag im Durchschnitt bei 8,53 Meter. Das Versorgungsschiff war mit 10.000
BRT
vermessen
[2]
und diente vorzugsweise dem Transport von
Kohle
, im voll beladenen Zustand betrug die Wasserverdrangung 19.360 Tonnen
[3]
. Die Antriebsanlage bestand aus drei kohlenbefeuerten
Dampfkesseln
sowie zwei dreizylindrigen
Dreifach-Expansionsmaschinen
, welche zwei Schraubenwellen ansteuerten. Bei einer maximale Maschinenleistung von 6.705
PSi
erreichte das Schiff eine Hochstgeschwindigkeit von rund 14,6
Knoten
(etwa 27 km/h). Das Schiff besaß insgesamt 13 Laderaume, darunter funf große Raume mit je zwei
Lukendeckeln
achtern
der
Kommandobrucke
und einen großen vor dieser. Insgesamt konnten rund 10.100 Tonnen Kohle (zur Abgabe an andere Schiffe), rund 2.900 Tonnen Ol (ebenfalls zur Abgabe) und 2.275 Tonnen Kohle fur den Eigenbedarf mitgefuhrt werden. Zur Be- und Entladung wurden zu beiden Seiten der großen Laderaume zwei Stutztrager installiert, zwischen denen Stahlkabel mit einem daran befestigten
Zweischalengreifer
verliefen. Mithilfe von Schwenkarmen konnten diese Greifer bis etwa sieben Meter uber die Bordwand hinaus beziehungsweise seitlich ausgeschwenkt werden.
Um 1912 wurde das Schiff mit einem
drahtlosen Telegraphen
ausgestattet. Nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg im April 1917, erhielt die
Cyclops
vier einzeln aufgestellte 102-mm-Geschutze Mark 5 (
L/50
).
Nach der Indienstnahme absolvierte das Schiff in den folgenden Jahren einen routinemaßigen Dienst als Versorger. Die Einsatzgebiete lagen ? von einer kurzzeitigen Detachierung in die
Ostsee
1911 abgesehen ? vor allem entlang der
US-Ostkuste
und in der
Karibik
. 1914 beteiligte sich die
Cyclops
an der
US-Intervention in Veracruz
[4]
und versorgte hierbei die Flottenverbande von Admiral
Frank Friday Fletcher
. Im Mai 1917, nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg im April 1917, ubernahm
Lieutenant Commander
George W. Worley das Kommando uber das Schiff. Im Sommer 1917 verlegte das Schiff kurzzeitig uber den Atlantik nach
Saint-Nazaire
, ab Juli 1917 und bis Anfang 1918 verblieb die
Cyclops
vor der US-Ostkuste und nahm Versorgungsaufgaben wahr. Am 9. Januar 1918 wurde das Schiff dem Naval Overseas Transportation Service (NOTS), der Vorgangerorganisation des
Military Sealift Command
, zur Verfugung gestellt und erhielt die Aufgabe, vor der
brasilianischen
Kuste britische Kriegsschiffe zu versorgen
[4]
.
Nachdem die
Cyclops
planmaßig die Versorgungsmissionen vor Brasiliens Kuste durchgefuhrt hatte, trat sie am 16. Februar 1918 von
Rio de Janeiro
aus die Ruckreise nach den Vereinigten Staaten an, Zielhafen war
Baltimore
. An Bord hatte das Schiff, das seine Kohlenladung abgegeben hatte, rund 10.800 Tonnen
Manganerz
sowie 4.000 Tonnen Frischwasser (womit das Schiff an der Beladungsgrenze war). Bereits vor dem Auslaufen hatte Kommandant Worley ferner gemeldet, dass sich an der Steuerbordmaschine Risse zeigen wurden und dass ein Zylinder der Maschine ausgefallen sei
[4]
. Trotz voller Beladung und der offenkundig nicht zur Ganze einsatzbereiten Maschine ? die Hochstgeschwindigkeit des Schiffes hatte sich wegen der Schaden an der Steuerbordmaschine auf nur mehr 10 Knoten reduziert
[2]
? erhielt Worley die Anweisung, mit dem Ruckmarsch zu beginnen
[4]
, da das Schiff erst in den Vereinigten Staaten einer Uberholung unterzogen werden sollte.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in
Salvador
am 20. Februar 1918, lief die
Cyclops
am 3. Marz außerplanmaßig
Barbados
an, da bemerkt worden war, dass das Schiff zu tief im Wasser lag
[4]
. Trotz dieser Umstande nahm die Crew in Barbados Proviant und Kohlen auf und das Schiff lief am 4. Marz 1918 wieder aus ? in nun anscheinend klar uberladenem Zustand. Es war dies die letzte Spur des Schiffes, dessen Ankunft in Baltimore auf den 13. Marz 1918 terminiert war. Die
Cyclops
traf jedoch nie in Baltimore ein, weder Trummer noch Leichen oder gar Uberlebende wurden je gefunden.
Die Verlustursache sowie Zeit und Ort des Unterganges sind unbekannt. Man nahm zunachst an, dass die
Cyclops
von deutschen Seestreitkraften aufgebracht oder von einem
U-Boot
versenkt worden sein konnte.
[1]
Auch ein Uberlaufen der mehrheitlich deutschstammigen Schiffsfuhrung (Kommandant Worley stammte ursprunglich aus
Hannover
und war 1878 unter dem Namen Johann Frederick Wichmann in die Vereinigten Staaten eingewandert) wurde befurchtet. Beiden Vermutungen wurde jedoch nach dem Krieg von deutscher Seite widersprochen und konnten spater anhand deutscher Aufzeichnungen auch nicht bestatigt werden.
[1]
Da das Schiff in offenkundig uberladenem Zustand und mit einer nicht voll funktionsfahigen Antriebsanlage ausgelaufen war und vermutlich um den 5./6. (oder um den 09.?) Marz in eine starke Sturmfront geraten sein muss
[4]
, ware es denkbar, dass der Rumpf des schwer beladenen Schiffes den Sturmgewalten nicht mehr standhalten konnte und schließlich infolge Materialermudung beziehungsweise strukturellem Versagen auseinanderbrach
[5]
. Auch eine sogenannte
Monsterwelle
oder ein volliger Maschinenausfall, der zu einem
Querschlagen
des antriebslosen Schiffes und zu einem damit verbundenen
Kentern
hatte fuhren konnen, konnten den Untergang verursacht haben. Ebenso ware moglich, dass die Ladung aufgrund eines zu hohen Feuchtigkeitsgehaltes breiig geworden war und verrutschte, was zu einer Schlagseite und schließlich einem raschen Verlust der Stabilitat des Schiffes gefuhrt hatte.
Exotischere und als
pseudowissenschaftlich
anzusehende Thesen brachten den Mythos vom Verschwinden von Schiffen im
Bermudadreieck
oder gar den Angriff eines
Riesenkraken
ins Spiel.
[1]
Das Schiff sowie der Kommandant, George W. Worley, und alle 308 Personen an Bord gelten als verschollen. In der
Geschichte der United States Navy
war dieser Seeunfall der bislang (Stand 2015) großte Verlust von Seeleuten außerhalb von Kampfhandlungen auf See.
Die beiden
Schwesterschiffe
Proteus
und
Nereus
verschwanden im
Zweiten Weltkrieg
ebenso, als sie statt Kohle ebenfalls Erz transportierten. Auch bei diesen Schiffen konnte die Verlustursache nicht zur Sicherheit eruiert werden.
Im Roman
Cyclop
(Originaltitel
Cyclops
, 1986) von
Clive Cussler
stellt das Ungluck die Basis fur die Handlung dar.
Im Roman
Dead Sea
(2013) von Tim Curran gerat ein Frachtkahn im Bereich des Bermudadreiecks in eine unheimliche Parallelwelt, in welcher die Mannschaft dem verlassenen Frachter USS Cyclops begegnet.
- John Harris:
Auf letzter Fahrt. Ratselhafte Schiffsunglucke
(H.M.S.
Erebus
,
Terror
,
Mary Celeste
, U.S.S.
Maine
, S.S.
Waratah
, U.S.S.
Cyclops
, M.V.
Joyita
,
Teignmouth Electron
) Dusseldorf u. a. (Econ) 1983.
ISBN 3-430-14040-4
- Marvin Barrash:
U.S.S. CYCLOPS
, Westminster, MD (Heritage Books, Inc.) 2010.
ISBN 0-7884-5186-3
- ↑
a
b
c
d
Hirzel, Hannah:
USS Cyclops - The Deadliest Unsolved Mystery in the Navy.
U.S. Naval Institute, 2021,
abgerufen am 20. Februar 2024
(englisch).
- ↑
a
b
Lettens, Jan:
USS Cyclops (AC-4) (+1918).
In:
Wrecksite.
18. Dezember 2021,
abgerufen am 21. Februar 2024
(englisch).
- ↑
World War I Era Colliers (with Specialized Coal Handling Gear).
In:
Naval Historical Center: Online Library.
Department of the Navy, 5. Januar 2008,
abgerufen am 21. Februar 2024
(englisch).
- ↑
a
b
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d
e
f
Witzenburg, Frankie:
The Mysterious Fate of the Cyclops.
U.S. Naval Institute, 2020,
abgerufen am 21. Februar 2024
(englisch).
- ↑
Diese Theorie wurde u. a. vor dem Hintergrund aufgestellt, dass durch den Transport von Kohle z. B. auf dem US-Kohleversorger
Jason
die
Spanten
teils stark korrodiert waren.