Politische Gliederung Yucatans um 1500
Cuchcabal
ist die Bezeichnung der
Furstentumer
der
Maya
auf
Yucatan
in der Landessprache (
Mayathan
) wahrend der spaten
Postklassik
.
Die Cuchcabal entstanden spatestens mit dem Fall von
Mayapan
im Jahre 1461, haben aber teilweise bereits vorher als Herrschaftsgebiete oder Provinzen bestanden, teilweise lassen sich diese bis in die Zeit der
Hegemonialmacht
Chichen Itzas
oder dessen Fall im Jahre 1224 belegen. Die Cuchcabal bestanden bis in die Zeit der
Konquista
und wurden erst durch die Spanier im 16. Jahrhundert durch Umstrukturierungen aufgelost.
Insgesamt bestanden um 1500 auf Yucatan 16 solcher Territorien:
Ah Canul
,
Ah Kin Chel
,
Ceh Pech
, Can Pech,
Chactemal
,
Chakan
,
Chan Putum
, Chikinchel,
Cochuah
,
Cupul
,
Ekab
,
Hocaba
, Sotuta, Tases, Tutul Xiu und Uaymil.
Ein weiteres Mayafurstentum, das 1194 ebenfalls von Chichen Itza aus gegrundet wurde, war
Tayasal
auf einer Insel im
Peten-Itza-See
. Erst 1697 kam es unter spanische Herrschaft. Die Bezeichnung Cuchcabal lasst sich jedoch keineswegs auf Tayasal oder die bereits in den 1520er Jahren vernichteten Furstentumer der Hochlandmaya ubertragen, da dort kein Mayathan gesprochen wurde.
Die politische Struktur der einzelnen Cuchcabal war sehr differenziert und konnte stark voneinander abweichen. In jedem Fall hatte stets der lokale
Adel
, welcher die weltliche und geistliche Oberschicht stellte, die
Exekutive
,
Legislative
und
Judikative
.
Aus der Zerschlagung der sogenannten
Liga von Mayapan
gingen zwar die
Tutul Xiu
als Sieger hervor, beherrschten aber nur ihr eigenes Furstentum mit der Hauptstadt
Mani
. Einige der zentralnordwestlichen Furstentumer Yucatans, Ah Canul, Ah Kin Chel, Can Pech und Hocaba waren Anhanger bzw. Koalitionare der Xiu. Die
Cocom
hingegen, welche ? nachdem sie Mayapan verlassen hatten ? in Sotuta residierten und ebenfalls nur dieses Furstentum beherrschten, waren weiterhin eine fuhrende Macht. Cochuah und Cupul waren loyale Verbundete der Cocom. So war eine in Erbfeindschaft gepflegte Polaritat in Yucatan entstanden, die sich auch in der Konquista niederschlug. Denn die Xiu nahmen die Spanier freundlich auf und koalierten mit diesen, wahrend die Cocom mit ihren Verbundeten erbitterten und lange Zeit auch erfolgreichen Widerstand leisteten.
Die einzelnen Cuchcabal standen also untereinander haufig und teilweise andauernd im Krieg, es bestand aber auch eine Kultur des diplomatischen Austauschs und des Handels untereinander. Auch gab es gemeinsame religiose Zentren, etwa auf
Cozumel
oder in Chichen Itza, vielleicht auch in
Izamal
.
Einige der Cuchcabal wurden zentral durch einen
Halach Huinik
regiert, dem die
Batab
als Stadtfursten unterstellt waren. Hierzu zahlten neben Tutul Xiu und Sotuta auch Ah Kin Chel, Ceh Pech, Cochuah und Hocaba. In den anderen Furstentumern konnte sich keine zentrale Macht etablieren. Dort regierten die Batab allein. In Ah Kanul und Cupul etwa konnte die jeweils gleichnamige Familie die Mehrheit der Batab stellen, wodurch eine auskommliche und koordinierte Politik leicht umzusetzen war. Auch die bis hierhin nicht genannten verbleibenden Cuchcabal wurden ausschließlich von Batab regiert, die jedoch gelegentlich auch gegeneinander agierten, wie beispielsweise in Chikinchel. Sowohl die Stellung eines Halach Hunik als auch die eines Batab war dem Adel vorbehalten und wurde
patrilinear
vererbt.
- Berthold Riese
:
Die Maya: Geschichte ? Kultur ? Religion.
Munchen 2006, S. 109?116
- Ralph L. Roys
:
The Political Geography of the Yucatan Maya.
Washington 1957