Coriolan-Ouverture

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Ouverture zu ?Coriolan“ aufgefuhrt vom Fulda Symphonie Orchester unter der Leitung von Simon Schindler

Ludwig van Beethoven schrieb 1807 die Ouverture zu ?Coriolan“ (op. 62) in c-Moll als Schauspielouverture zum gleichnamigen Drama von Heinrich Joseph von Collin .

Geschichtlicher Hintergrund

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Der Coriolan-Stoff taucht zum ersten Mal bei Titus Livius in Ab urbe condita auf. Der romische Patrizier Gnaeus Marcius Coriolanus wird aus Rom verbannt, da er versucht hat, durch Zuruckhalten von Lebensmitteln das Volk zu notigen, ihm seine Rechte zuruckzugeben. Daraufhin verbundet er sich mit den Feinden Roms, den Volskern , und greift seine Heimatstadt an. Nachdem klar geworden ist, dass Rom mit Waffen nicht mehr verteidigt werden kann, versucht eine Gesandtschaft adliger romischer Frauen, darunter Coriolans Mutter und seine Ehefrau, zunachst durch Bitten und Flehen Coriolan zum Ruckzug der Truppen zu bewegen. Schließlich gelingt es seiner Mutter weniger durch Bitten als vielmehr durch Fordern und Appellieren an seine Pflichten gegenuber der Heimat, ihm den Frieden abzufordern.

Musikalische Umsetzung

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Bei Collin ist Coriolan ein zwiespaltiger Held, der einerseits durch geradliniges Handeln nach außen hin uberzeugen mochte, andererseits durch sein aufbrausendes Wesen eine innere Unsicherheit verrat. Ebendiese Charakterzuge thematisiert Beethoven in seiner Ouverture, die er mit drei machtigen, langgezogenen Streicher unisoni einleitet, die jeweils durch abgerissene Tuttischlage abrupt beendet werden. Doch diesem herrischen Motiv folgt ein Streicherthema, das in seiner metrischen Willkurlichkeit die Selbstsicherheit der Einleitung in Frage stellt. Dieses Unruhemotiv fuhrt in ein aufbrausendes Tutti uber, das die Gefuhlswallungen des Titelhelden darstellt, und endet schließlich in einer weichen, anmutigen Streicherkantilene: Das Flehen der Frauen um Frieden. Dieses Bitten und Flehen bestarkt offenbar den inneren Zweifel Coriolans an seinem Handeln. Denn nun drangt immer weiter das Unruhemotiv in den Vordergrund und endet in immer weiteren Gefuhlsausbruchen, die durch scharfe Streichertremoli dargestellt werden. Aus diesem Spannungsfeld, den Pflichten der Heimat und der Familie gegenuber einerseits, dem Fahneneid den Volskern gegenuber andererseits, gibt es fur Coriolan keinen Ausweg. Collins Drama endet mit dem Selbstmord des Titelhelden, Beethoven beendet seine Ouverture mit dem langsam ersterbenden Unruhemotiv. Mit drei kaum horbaren pianissimo Pizzicatotonen hort das Stuck auf.