Condottieri (Film)

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Film
Titel Condottieri
Produktionsland Deutschland
Italien
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1937
Lange 97 Minuten
Stab
Regie Luis Trenker
Werner Klingler
Drehbuch Luis Trenker
Kurt Heuser
Mirko Jelusich
Produktion Heinrich Schier fur die ENIC (Rom) und die Tobis-Cinema-Film A.G. (Berlin)
Musik Giuseppe Becce
Kamera Albert Benitz
Klaus von Rautenfeld
Walter Hege
Schnitt Willy Zeyn junior
Besetzung

Condottieri ist ein 1937 uraufgefuhrter, zur Zeit der Renaissance in Italien spielender Historien- und Kriegsfilm von Luis Trenker , der auch die Hauptrolle spielte. Die hier handelnden Personen entsprechen vage realen Personen der Geschichte.

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Norditalien im fruhen 16. Jahrhundert. Furst Cesare Borgia , Oberhaupt einer machtigen Adelsfamilie, belagert bereits seit zwei Monaten die Burg des Herzogs von Lombardo. Erst ein gezielter Schuss totet den standfesten Widersacher. Lombardos Frau Caterina Sforza will weiterkampfen, doch ihr Entschluss wird durch die Entfuhrung ihres Kindes durch einen der Soldaten Borgias zunichtegemacht. Um ihren Sohn Giovanni freizubekommen, lasst sie sich darauf ein, die Burg aufzugeben, und flieht mit ihm in die Berge.

Inzwischen zum erwachsenen Mann gereift, will Giovanni Lombardo die Ehre seines Vaters wiederherstellen und die vaterliche Burg zuruckerobern. In der Lombardei versuchen in der Zwischenzeit die Anfuhrer von Soldnerheeren, sogenannte Condottieri, junge Manner als Soldaten anzuwerben. Giovanni schließt sich dem Heer des Condottiere Malatesta an, und bald wird er fur seinen Mut und seine Tollkuhnheit geruhmt. Doch das Leben eines Landsknechtes von anderer Herren Gnade ist nicht das Seine, und so kann Giovanni vier seiner im Soldnerheer gewonnenen Freunde dazu bewegen, mit ihm gemeinsam die vaterliche Burg zuruckzuerobern. Der Burgvogt wird uberrumpelt, und das Kastell kehrt in den Besitz des ursprunglichen Herrn zuruck.

Erzurnt von der Eigenmachtigkeit Giovannis, wenden sich Malatesta und Cesare Borgia bald gegen ihn und konnen erreichen, dass der Rat von Florenz Giovanni vor Gericht zitiert, damit dieser sich vor den Honoratioren fur sein Tun rechtfertige. Tatsachlich kann der junge Lombardo die gegen ihn gemachten Vorwurfe entkraften. Giovanni stellt daraufhin ein eigenes Soldnerheer auf die Beine, dem er nunmehr als Condottiere vorsteht. Nicht der Sold soll fortan im Mittelpunkt des Handelns stehen, sondern, so Giovannis Absicht, der Kampf fur ein einiges Vaterland. Giovannis Heerschar bekommt immer starkeren Zulauf, ganz zum Missfallen der etablierten Condottieri. Malatesta versucht schließlich, den lastigen Konkurrenten mit Hilfe seiner Kurtisane Tullia zu vergiften. Tullia aber empfindet etwas fur den jungen Lombarden und fuhrt das Attentat nicht aus. Daraufhin reitet Giovanni mit seinen Mannen nach Florenz, wo er die Keimzelle dieser Verschworung gegen seine Person vermutet.

Seine in einheitlichem Schwarz gekleideten Soldaten hinterlassen einen machtigen Eindruck auf Burger und Rat der Stadt. Doch Malatesta gelingt es, einen Hochverratsverdacht gegen Giovanni zu konstruieren. Dieser wird daraufhin verhaftet und eingekerkert. Auf seine vier engsten Freunde ist jedoch Verlass. In einem tollkuhnen Handstreich dringen sie in den Kerker vor und befreien ihren Anfuhrer. Auf der Flucht nach Savoyen trifft Giovanni seine Jugendliebe Maria wieder, die sein treuer Troubadour Nino wahrend seiner Abwesenheit fur ihn aufgespurt hat. Er und seine verbliebenen Mannen schließen sich dem franzosischen Condottiere D’Argentiere an und kehren nach Florenz zuruck. Dort rechnet Giovanni mit seinem alten Widersacher Malatesta in einem Zweikampf ab. Rasch stromen immer mehr Anhanger Giovannis herbei.

Einem Rat Marias folgend, schenkt Giovanni Malatesta das Leben. Das Land jubelt angesichts Giovannis Heldentaten, und selbst der Papst empfangt ihn und seine Kampfer in Rom . Auf dem Hohepunkt seines Ruhms heiratet Giovanni Maria. Aber Malatesta hat langst finstere Revancheplane geschmiedet und ein gewaltiges Heer zusammengestellt. In der Entscheidungsschlacht droht Giovanni zu unterliegen, der, von einer Kugel getroffen, einen Arm verliert. Mit nur einem Arm, mit dem er das Schwert fuhrt, versucht Giovanni die sich anbahnende Niederlage abzuwenden und sturzt sich todesmutig gegen den ubermachtigen Gegner ins Kampfgetummel. Von seinem Mut beeindruckt, sammeln sich noch einmal all seine Anhanger hinter ihm und stoßen wie ein Keil in die Formation des Gegners vor. Der Sieg ist gewiss, aber der schwer verletzte Giovanni uberlebt diesen Tag nicht mehr. ?Das Volk tragt seinen Helden in den Dom und kniet an seiner Bahre, die sich zu einem unverganglichen Grabmal verwandelt, zur bleibenden Erinnerung an einen Menschen, der sein ganzes Leben dem einen Ideal unterordnete: Freiheit und Vaterland!“ [1]

Produktionsnotizen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Dreharbeiten fanden zwischen August 1936 und Februar 1937 statt. Die Studioaufnahmen entstanden in Rom und in Berlin (Tobis-Studios). Die Außenaufnahmen wurden in den Dolomiten , in Venedig , in Urbino , in Torrechiara , in Parma , in Gradara , in San Gimignano und in Verona , wo die ?Florenz“-Szenen entstanden, abgedreht.

Die deutsche Erstauffuhrung war am 24. Marz 1937 in Stuttgart . In Berlin lief Condottieri am 27. April 1937 an. Er wurde fur Jugendliche ab 14 Jahre freigegeben. Der Film erhielt im NS-Staat das Pradikat ?Staatspolitisch und kunstlerisch wertvoll“.

Der Film wurde in einer italienischen und in einer deutschen Version hergestellt. Die deutsche Fassung wurde unter anderem auch in Finnland , der Tschechoslowakei und zuletzt (am 4. Januar 1940) auch in den USA gezeigt. Die italienische Version lief zum Jahresende 1937 auch in Frankreich und Portugal an.

Condottieri war die erste im großen Stil durchgefuhrte deutsch-italienische Zusammenarbeit bei einem Filmprojekt seit der politischen Annaherung der Regierungen Adolf Hitlers und Benito Mussolinis (1936). Im faschistischen Italien war die im Film vermittelte nationalistisch-patriotische Botschaft eines einheitlichen Italiens unubersehbar. Auch erinnern die schwarz gewandeten Landsknechte Giovannis in ihrer Aufmachung stark an die Schwarzhemden der Mussolini-Bewegung.

Die zentrale Figur des Giovanni Lombardo entspricht der realen Figur des Giovanni de’ Medici, der in die italienische Geschichte als Giovanni dalle Bande Nere eingegangen ist.

Die Kostume zum Film entwarf Herbert Ploberger , die Bauten Erich Grave . Max Huske hatte die Produktionsleitung.

Bei der Biennale in Venedig erhielt der Film den Pokal der Italienischen Generaldirektion fur Filmwesen fur denjenigen Film, der am ?besten Naturschonheiten und Kunstschatze“ zeigt.

Das nationalsozialistische Regime war mit dem Ergebnis des Films nicht in jedem Detail zufrieden. Im Großen Personenlexikon des Films heißt es dazu: Trenker ?eckte diesmal bei Hitler und Goebbels an, weil er Leibstandarten-Soldaten fur eine Szene mit einem Kniefall vor dem Papst einsetzte.“ [2] Diese Szene ist allerdings nur in der fur das katholische Italien hergestellten Fassung zu sehen, wahrend in der deutschen Fassung der Condottiere und seine Soldner stehen bleiben.

Gemaß den Alliierten Militarregierungen wurde die Auffuhrung dieses Films in Deutschland 1945 verboten. Der Grund dafur durfte die Tatsache gewesen sein, dass Trenkers Inszenierung eine Auftragsproduktion des faschistischen Mussolini-Regimes gewesen war, sowie der militaristische Grundcharakter des Films.

Die erste Nachkriegsauffuhrung von Condottieri in Deutschland fand am 19. September 1977 im Bayerischen Rundfunk statt.

Der in Italien populare Stoff um den wirklichen Condottiere Giovanni dalle Bande Nere wurde zwischen 1911 und 2001 mehrfach verfilmt.

Kritiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das große Personenlexikon des Films bezeichnete Condottieri als einen ?schauprachtigen Streifen uber mittelalterliche Heerfuhrer und Waffengange“, mit der Trenker ?das Zeitalter der Medici wiederauferstehen“ ließ. [2]

Das Lexikon des Internationalen Films nannte Luis Trenkers Film ?umstritten“. [3]

In Bezug auf Trenkers antinapoleonisches Historiendrama Der Rebell charakterisierte Buchers Enzyklopadie den Film Condottieri als ?eine weitere Verklarung des Widerstands gegen artfremde Tyrannei ? hier die Borgias“. [4]

Die zeitgenossische italienische Filmkritik [5] außerte sich durchweg wohlwollend uber die optische Gestaltung von Condottieri , kritisierte aber stets den episodenhaften Charakter des Films. Der Corriere della Sera verglich den Film mit einem ?riesigen, glanzenden, farbenprachtigen Fresko“ [6] , bestehend aus einer ?ununterbrochenen Aneinanderreihung von großartigen Bildern“ [7] . Il Lavoro schrieb, dass ?diese ziemlich komplizierte Geschichte nicht mit Klarheit erzahlt wird und auch nicht mit viel Kraft“ [8] , lobte aber die Starke der von Trenker gestalteten Bilder sowie die Gestaltung der Massenszenen. [9] Die Zeitung Bianco e Nero stellte in ihrer Kritik das Mosaikhafte an Trenkers Film heraus und kritisierte: ?Trenker weiß noch nicht zu erzahlen: Sein Film besteht aus einer Reihe von Einzelbildern, schon, interessant und voller Poesie, aber das alles zusammen fuhrt nicht zum Aufbau einer soliden Erzahlung […] Die Geschichte des Giovanni erscheint mehr als ein Mosaik von schonen Episoden als eine wirkliche Geschichte.“ [10]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Franz A. Birgel: Luis Trenker. A Rebel in the Third Reich? Der Rebell, Der verlorene Sohn, Der Kaiser von Kalifornien, Condottieri , and Der Feuerteufel. In: Robert C. Reimer (Hrsg.): Cultural History through a National Socialist Lens: Essays on the Cinema in the Third Reich, Rochester, NY 2000, S. 37?64.
  • Fabian Tietke: Co-produzierte Widerspruche. Die deutsch-italienischen Historienfilme Campo di maggio, Hundert Tage und Condottieri. In: Francesco Bono, Johannes Roschlau (Hrsg.): Tenore, Touristen, Gastarbeiter. Deutsch-italienische Filmbeziehungen. Munchen, edition text+kritik, S. 57?68.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Originalzitat aus dem Programmheft fur Condottieri , Illustrierter Film-Kurier Nr. 2627
  2. a b Kay Weniger : Das große Personenlexikon des Films . Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostumbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T ? Z. David Tomlinson ? Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3 , S. 45.
  3. Klaus Brune (Red.): Lexikon des Internationalen Films , Band 1, Reinbek bei Hamburg 1987, S. 572.
  4. Buchers Enzyklopadie des Films , hrsg. von Liz-Anne Bawden, Edition der dt. Ausgabe: Wolfram Tichy, Luzern/Frankfurt a. M. 1977, S. 786
  5. Italienische Condottieri-Kritiken in The Italianist @1 @2 Vorlage:Toter Link/tufts.academia.edu ( Seite nicht mehr abrufbar , festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven )     Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prufe den Link gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Im Original: ?un vasto, smagliante, colorito affresco“
  7. Im Original: ?una serie ininterrotta di quadri stupendi“
  8. Im Original: ?Questa storia abbastanza complicata, non e narrata con chiarezza e nemmeno con molto vigoro“
  9. Dort heißt es: ?Le masse sono manovrate con abilita e con senso pittorico“
  10. Im Original: ?Trenker non sa ancora raccontare: I suoi film risultano tutti da una serie di sequenze, interessanti, belle, piene di poesia, ma che montate insieme non arrivano a costruire il corpo solido di un racconto […] la storia di Giovanni appare qui piu un mosaico di bei episodi che non una vera storia.“