Claus Weselsky

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Claus Weselsky (2015)

Claus Weselsky (* 18. Februar 1959 in Dresden ) ist ein deutscher Lokfuhrer und Gewerkschaftsfunktionar . 1990 trat er der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfuhrer (GDL) bei, deren Bundesvorsitzender er seit 2008 ist.

Kindheit, Ausbildung und Beruf

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Claus Weselsky wurde als Sohn einer Arbeiter- und spateren Neubauernfamilie in Dresden geboren und wuchs in der DDR im Bezirk Dresden auf. Er hat zwei altere Geschwister. Nach Weselskys Geburt zogen seine Eltern mit den Kindern im Rahmen der Kampagne ? Industriearbeiter aufs Land “ nach Kreischa bei Dresden, wo eine Neubauernstelle frei geworden war. Sie ubernahmen dort einen Vierseithof . Weselsky absolvierte die Polytechnische Oberschule und arbeitete nebenher in der Landwirtschaft . [1] [2]

Er erlernte den Beruf des Dieselmotorenschlossers und wurde nach dem ersten Lehrjahr fur die Spezialisierung zum Lokfuhrer ausgewahlt. [3] Er erlernte von 1975 bis 1977 bei der Deutschen Reichsbahn (DR) in Dresden den Beruf des Schienenfahrzeugschlossers. 1977 schloss sich die Ausbildung zum Lokfuhrer fur Diesel- und E-Lokomotiven an. Anschließend wurde er bei der DR als Lokfuhrer eingesetzt, anfangs auf Rangierloks, ab 1982 auf Guterzugen und spater auch auf Personen- und Schnellzugen. [4] Weselsky lebte bis 1990 in Kreischa. [1]

Gewerkschaftliche Tatigkeit

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Im Mai 1990 trat Weselsky in die Anfang 1990 wiedergegrundete Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfuhrer (GDL) ein.

Nach der Wende in der DDR war Weselsky ab 1990 bei der DR als Koordinator sowie als Personalrats - und Betriebsratsmitglied tatig. [4] Nachdem die GDL einen Ost-Verband gegrundet hatte, leitete Weselsky ab 1990 [5] deren Ortsgruppe in Pirna . 1992 fuhr er seinen letzten Zug, anschließend war er als Gewerkschaftsfunktionar tatig. [3] Er war dabei zunachst Betriebsrat im Regionalverkehr in Dresden. [5] Nach 1992 war er stellvertretender Bezirksvorsitzender des Bezirks Dresden, von 1999 an stellvertretender Bezirksvorsitzender im fusionierten Bezirk Berlin - Sachsen - Brandenburg . Von 2002 [5] bis 2006 war er Mitarbeiter der Tarifabteilung der GDL.

Seit der Fusion der Deutschen Reichsbahn mit der Deutschen Bundesbahn 1993 gehort er der Deutschen Bahn AG (DB) an. Dort ist er seit 2002 fur seine gewerkschaftliche Tatigkeit freigestellt. [4] 2002 wechselte er in die Gewerkschaftszentrale der GDL nach Frankfurt am Main . [1]

Zwischen Mai 2006 und Mai 2008 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der GDL, seit dem 6. Mai 2008 ist er ihr Bundesvorsitzender. Einer breiten Offentlichkeit wurde er 2007 und 2008 wahrend des Tarifkonflikts mit der Deutschen Bahn bekannt. Im Mai 2008 wurde er zum Nachfolger von Manfred Schell als Bundesvorsitzender der GDL gewahlt.

Im Tarifkonflikt 2007 war er als Tarifexperte [6] in erster Reihe an den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn beteiligt. [7] Im gleichen Jahr bot ihm die Deutsche Bahn den Posten des Personalvorstandes an, den er ablehnte. [1]

Mitte 2010 wurde er zum Vizeprasidenten der Autonomen Lokomotivfuhrer-Gewerkschaften Europas (ALE) gewahlt. [8] 2012 wurde er mit 90 Prozent der Stimmen als GDL-Vorsitzender wiedergewahlt. [9]

Außerdem ist er seit 2012 stellvertretender Bundesvorsitzender des gewerkschaftlichen Dachverbandes DBB Beamtenbund und Tarifunion .

Als Vertreter der Arbeitnehmer saß Weselsky bis 17. Juni 2015 im Aufsichtsrat der DB Regio AG . [10] Er hatte diese Funktion seit Juli 2006 inne.

Wenn mit Weselskys Eintritt in den Ruhestand seine Tatigkeit als GDL-Vorsitzender endet, soll Mario Reiß sein Nachfolger werden. [11] Fur die Zeit danach ?kokettiert“ Claus Weselsky mit dem Job als Bahn-Chef. Nach seiner Ansicht bringt er ?auf jeden Fall 150 Prozent mehr Eisenbahn-Sachverstand ein als das Management, das derzeit am Werke ist“. [12]

Als Mitte April 2013 ein Konflikt innerhalb des GDL-Vorstandes eskalierte und mit der Amtsenthebung der beiden Stellvertreter von Weselsky durch den Hauptvorstand endete, geriet Weselsky in verbandsinterne Kritik. Sein Vorganger Schell warf ihm einen autoritaren Fuhrungsstil vor (vergleichbar ?mit dem von Diktatoren wie Assad und Mao “) [13] und legte aus Protest den Ehrenvorsitz der GDL nieder. [14] Die von Schell im gleichen Jahr mitgegrundete Initiative fur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der GDL kritisiert Weselsky scharf. [15] [16] Im August 2015 wurde Schell wegen Beitragsruckstanden aus der GDL-Mitgliedsliste gestrichen. Wegen des Vorwurfs des gewerkschaftsschadigenden Verhaltens beschloss der geschaftsfuhrende GDL-Vorstand auch den Ausschluss der Ex-Funktionare Volker Siewke und Dieter Kowalsky. [17]

Im August 2014 geriet Weselsky in offentliche Kritik, da er auf einem Aktionstag der GDL mit einem Vergleich zur Grundung der deutlich mitgliederstarkeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kranke bzw. behinderte Menschen diskriminiert hatte. Er sagte: ?Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus.“ Weselsky bat um Entschuldigung fur diese Außerung. [18] [19] Sein Verhaltnis zum damaligen EVG-Vorsitzenden Alexander Kirchner , der einen behinderten Sohn hatte, gilt seither als zerstort. Spater bezeichnete Weselsky seine Außerung als großten Fehler des Tarifkonflikts. [5] [20]

Auch ein GDL-Streik im Herbst 2014 loste umfassende Kritik an Weselsky in den Medien aus. Vorgeworfen wurden ihm insbesondere mangelnde Verhandlungsbereitschaft und das Bestreben, den Machtbereich der GDL zu erweitern ? zu Lasten der Bahnkunden und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. [21] Kritisiert wurden unter anderem die Streiklange von 50 Stunden bzw. 61 Stunden und der Streiktermin an einem der verkehrsreichsten Wochenenden des Jahres, an dem in sieben Bundeslandern die Herbstferien begannen und in zwei Bundeslandern endeten und zudem die offiziellen Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 1989 anstanden. [22] Als eine Boulevardzeitung anlasslich eines viereinhalbtagigen Streiks seine Telefonnummer abdruckte, ließ er sein Telefon auf das von Bahnchef Rudiger Grube umleiten. [5] Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte jedoch die Tendenz in den Medien, ?den Vorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfuhrer als Privatperson an den Pranger zu stellen“. Dies verletze ?die journalistischen Spielregeln“ und spiele ?zudem den Gegnern der Tarifpluralitat in die Hande“. [23] Auch der Medienjournalist Stefan Niggemeier außerte sich kritisch uber die Medienberichterstattung uber Weselsky, die er mit einem ?unsachliche[n] Pobelton“ verglich. [24] Nach einer anonymen Drohung beantragte Weselsky Ende 2014 Polizeischutz . [5]

Weselsky ist seit Juli 2007 Mitglied der CDU . [25] Er ist geschieden und Vater eines erwachsenen Sohnes. [4]

Commons : Claus Weselsky  ? Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Michael Rothe: Der Prellbock . In: Sachsische Zeitung . Band   69 , Nr.   249 , 25. Oktober 2014, ZDB -ID 2448502-0 , S.   3 .
  2. Hermann Tydecks: Dieser Dresdner legte die Bahn lahm. In: tag24.de/ Dresdner Morgenpost . 15. Oktober 2014, abgerufen am 26. Oktober 2014 .
  3. a b Thomas Gutschker: So lebt der GDL-Chef Weselskys Altbau-Fassade: So versteckt lebt Deutschlands oberster Streikfuhrer . In: Focus Money Online . 14. April 2015 ( Online ).
  4. a b c d Bahn-Rambo, Besserwisser, Abstellgleis: Seit 1992 sitzt Weselsky im warmen Buro . Auf: Focus Online vom 20. Oktober 2014, abgerufen am 21. Oktober 2014
  5. a b c d e f Simon Book, Benjamin Wagner, Claudia Panster, Frank Specht, Dieter Fockenbrock: Der Machtspieler . In: Handelsblatt . Nr.   97 , 22. Mai 2015, ISSN   0017-7296 , S.   10 .
  6. Kerstin Schwenn: Im Schatten Claus Weselskys . In: Frankfurter Allgemeine Zeitung . Nr.   271 , 21. November 2014, ISSN   0174-4909 , S.   20 ([ahnliche Version faz.net Online]).
  7. Kerstin Schwenn: Strippenzieher Weselsky . FAZ.NET , 8. November 2014
  8. Meldung: Jesus Fraile ist neuer ALE-Prasident. In: voraus. 62 (2010), Heft 6, ISSN   1438-0099 , S. 18
  9. Weselsky mit 90 Prozent wiedergewahlt . Pressemitteilung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfuhrer (GDL) vom 9. Mai 2012, abgerufen am 19. Oktober 2014
  10. Geschaftsbericht 2015. DB Regio AG, 2016, abgerufen am 24. Januar 2024 .
  11. Victoria Robertz: Darum zoffen sich Bahn und GDL uber "Fair Train". In: n-tv.de. 6. Januar 2024, abgerufen am 13. Marz 2024 .
  12. Weselsky kokettiert mit Job als Bahn-Chef. In: n-tv.de. 10. Januar 2024, abgerufen am 13. Marz 2024 .
  13. Felix Lincke: GDL-Chef Claus Weselsky: Der knallharte Lokfuhrer. In: br.de. 25. Januar 2024, abgerufen am 13. Marz 2024 .
  14. Nikolaus Doll: Schlammschlacht bei den Lokfuhrern . In: Die Welt . 26. April 2013, ISSN   0173-8437 , S.   11 ([ahnliche Version welt.de Online]).
  15. Matthias Breitlinger: ?Dieser Arbeitskampf schadet der GDL“ . In: Zeit Online , 24. Oktober 2014, abgerufen am 4. November 2014
  16. Michael Sturzenhofecker: Claus Weselsky: Der Einzelkampfer . In: Zeit Online, 4. November 2014, abgerufen am 4. November 2014
  17. GDL-Chef Claus Weselsky schmeißt Vorganger raus . Der Tagesspiegel (online) vom 31. August 2015
  18. Kritik an GDL-Chef reißt nicht ab . Auf: Focus online vom 30. August 2014, abgerufen am 19. Oktober 2014
  19. Nach Behinderten-Vergleich. Druck auf GDL-Chef Weselsky wachst . Auf: Suddeutsche.de vom 31. August 2014, abgerufen am 19. Oktober 2014
  20. EVG-Chef will nicht mit Weselsky verhandeln. In: n-tv.de. 31. August 2014, abgerufen am 27. Januar 2024 .
  21. GDL-Chef Claus Weselsky ist der Buhmann der Nation . Auf: DerWesten.de vom 18. Oktober 2014, abgerufen am 19. Oktober 2014
  22. Corinna Budras: Bahnstreik. Stoppt diesen Mann! Auf: FAZ.net vom 18. Oktober 2014, abgerufen am 19. Oktober 2014
  23. Hendrik Zorner: Fairness angemahnt. In: djv.de. Deutscher Journalisten-Verband (DJV), 5. November 2014, archiviert vom Original am 7. November 2014 ; abgerufen am 1. September 2020 .
  24. Stefan Niggemeier: Waterboarding fur den gemeingefahrlichen Irren! Deutsche Journalisten uber Claus Weselsky. 26. Mai 2015, abgerufen am 1. September 2020 .
  25. Christian Gaertner: Claus Weselsky, der Scharfmacher der Lokfuhrer . In: Welt Online vom 29. Oktober 2007, abgerufen am 19. Oktober 2014