Claus Weselsky
(*
18. Februar
1959
in
Dresden
) ist ein
deutscher
Lokfuhrer
und
Gewerkschaftsfunktionar
. 1990 trat er der
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfuhrer
(GDL) bei, deren
Bundesvorsitzender
er seit 2008 ist.
Claus Weselsky wurde als Sohn einer Arbeiter- und spateren
Neubauernfamilie
in Dresden geboren und wuchs in der
DDR
im
Bezirk Dresden
auf. Er hat zwei altere Geschwister. Nach Weselskys Geburt zogen seine Eltern mit den Kindern im Rahmen der Kampagne ?
Industriearbeiter aufs Land
“ nach
Kreischa
bei Dresden, wo eine Neubauernstelle frei geworden war. Sie ubernahmen dort einen
Vierseithof
. Weselsky absolvierte die
Polytechnische Oberschule
und arbeitete nebenher in der
Landwirtschaft
.
[1]
[2]
Er erlernte den Beruf des Dieselmotorenschlossers und wurde nach dem ersten Lehrjahr fur die Spezialisierung zum Lokfuhrer ausgewahlt.
[3]
Er erlernte von 1975 bis 1977 bei der
Deutschen Reichsbahn
(DR) in Dresden den Beruf des Schienenfahrzeugschlossers. 1977 schloss sich die Ausbildung zum Lokfuhrer fur
Diesel-
und
E-Lokomotiven
an. Anschließend wurde er bei der DR als Lokfuhrer eingesetzt, anfangs auf Rangierloks, ab 1982 auf Guterzugen und spater auch auf Personen- und Schnellzugen.
[4]
Weselsky lebte bis 1990 in Kreischa.
[1]
Im Mai 1990 trat Weselsky in die Anfang 1990 wiedergegrundete
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfuhrer
(GDL) ein.
Nach der
Wende in der DDR
war Weselsky ab 1990 bei der DR als Koordinator sowie als
Personalrats
- und
Betriebsratsmitglied
tatig.
[4]
Nachdem die GDL einen Ost-Verband gegrundet hatte, leitete Weselsky ab 1990
[5]
deren Ortsgruppe in
Pirna
. 1992 fuhr er seinen letzten Zug, anschließend war er als Gewerkschaftsfunktionar tatig.
[3]
Er war dabei zunachst Betriebsrat im Regionalverkehr in Dresden.
[5]
Nach 1992 war er stellvertretender Bezirksvorsitzender des Bezirks Dresden, von 1999 an stellvertretender Bezirksvorsitzender im fusionierten Bezirk
Berlin
-
Sachsen
-
Brandenburg
. Von 2002
[5]
bis 2006 war er Mitarbeiter der Tarifabteilung der GDL.
Seit der Fusion der Deutschen Reichsbahn mit der
Deutschen Bundesbahn
1993 gehort er der
Deutschen Bahn AG
(DB) an. Dort ist er seit 2002 fur seine gewerkschaftliche Tatigkeit freigestellt.
[4]
2002 wechselte er in die Gewerkschaftszentrale der GDL nach
Frankfurt am Main
.
[1]
Zwischen Mai 2006 und Mai 2008 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der GDL, seit dem 6. Mai 2008 ist er ihr Bundesvorsitzender. Einer breiten Offentlichkeit wurde er 2007 und 2008 wahrend des Tarifkonflikts mit der Deutschen Bahn bekannt. Im Mai 2008 wurde er zum Nachfolger von
Manfred Schell
als Bundesvorsitzender der GDL gewahlt.
Im Tarifkonflikt 2007 war er als Tarifexperte
[6]
in erster Reihe an den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn beteiligt.
[7]
Im gleichen Jahr bot ihm die Deutsche Bahn den Posten des Personalvorstandes an, den er ablehnte.
[1]
Mitte 2010 wurde er zum Vizeprasidenten der
Autonomen Lokomotivfuhrer-Gewerkschaften Europas
(ALE) gewahlt.
[8]
2012 wurde er mit 90 Prozent der Stimmen als GDL-Vorsitzender wiedergewahlt.
[9]
Außerdem ist er seit 2012 stellvertretender Bundesvorsitzender des gewerkschaftlichen Dachverbandes
DBB Beamtenbund und Tarifunion
.
Als Vertreter der Arbeitnehmer saß Weselsky bis 17. Juni 2015 im
Aufsichtsrat
der
DB Regio AG
.
[10]
Er hatte diese Funktion seit Juli 2006 inne.
Wenn mit Weselskys Eintritt in den Ruhestand seine Tatigkeit als GDL-Vorsitzender endet, soll Mario Reiß sein Nachfolger werden.
[11]
Fur die Zeit danach ?kokettiert“ Claus Weselsky mit dem Job als Bahn-Chef. Nach seiner Ansicht bringt er ?auf jeden Fall 150 Prozent mehr Eisenbahn-Sachverstand ein als das Management, das derzeit am Werke ist“.
[12]
Als Mitte April 2013 ein Konflikt innerhalb des GDL-Vorstandes eskalierte und mit der Amtsenthebung der beiden Stellvertreter von Weselsky durch den Hauptvorstand endete, geriet Weselsky in verbandsinterne Kritik. Sein Vorganger Schell warf ihm einen autoritaren Fuhrungsstil vor (vergleichbar ?mit dem von Diktatoren wie Assad und
Mao
“)
[13]
und legte aus Protest den Ehrenvorsitz der GDL nieder.
[14]
Die von Schell im gleichen Jahr mitgegrundete
Initiative fur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der GDL
kritisiert Weselsky scharf.
[15]
[16]
Im August 2015 wurde Schell wegen Beitragsruckstanden aus der GDL-Mitgliedsliste gestrichen. Wegen des Vorwurfs des gewerkschaftsschadigenden Verhaltens beschloss der geschaftsfuhrende GDL-Vorstand auch den Ausschluss der Ex-Funktionare Volker Siewke und Dieter Kowalsky.
[17]
Im August 2014 geriet Weselsky in offentliche Kritik, da er auf einem Aktionstag der GDL mit einem Vergleich zur Grundung der deutlich mitgliederstarkeren
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
(EVG) kranke bzw. behinderte Menschen diskriminiert hatte. Er sagte: ?Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus.“ Weselsky bat um Entschuldigung fur diese Außerung.
[18]
[19]
Sein Verhaltnis zum damaligen EVG-Vorsitzenden
Alexander Kirchner
, der einen behinderten Sohn hatte, gilt seither als zerstort. Spater bezeichnete Weselsky seine Außerung als großten Fehler des Tarifkonflikts.
[5]
[20]
Auch ein GDL-Streik im Herbst 2014 loste umfassende Kritik an Weselsky in den Medien aus. Vorgeworfen wurden ihm insbesondere mangelnde Verhandlungsbereitschaft und das Bestreben, den Machtbereich der GDL zu erweitern ? zu Lasten der Bahnkunden und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft.
[21]
Kritisiert wurden unter anderem die Streiklange von 50 Stunden bzw. 61 Stunden und der Streiktermin an einem der verkehrsreichsten Wochenenden des Jahres, an dem in sieben Bundeslandern die
Herbstferien
begannen und in zwei Bundeslandern endeten und zudem die offiziellen Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des
Mauerfalls
am 9. November 1989 anstanden.
[22]
Als eine
Boulevardzeitung
anlasslich eines viereinhalbtagigen Streiks seine Telefonnummer abdruckte, ließ er sein Telefon auf das von Bahnchef
Rudiger Grube
umleiten.
[5]
Der
Deutsche Journalisten-Verband
kritisierte jedoch die Tendenz in den Medien, ?den Vorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfuhrer als Privatperson an den Pranger zu stellen“. Dies verletze ?die journalistischen Spielregeln“ und spiele ?zudem den Gegnern der Tarifpluralitat in die Hande“.
[23]
Auch der Medienjournalist
Stefan Niggemeier
außerte sich kritisch uber die Medienberichterstattung uber Weselsky, die er mit einem ?unsachliche[n] Pobelton“ verglich.
[24]
Nach einer anonymen Drohung beantragte Weselsky Ende 2014
Polizeischutz
.
[5]
Weselsky ist seit Juli 2007 Mitglied der
CDU
.
[25]
Er ist geschieden und Vater eines erwachsenen Sohnes.
[4]
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