Claudius Florimund Graf Mercy
(*
1666
in
Longwy
(
Lothringen
); †
29. Juni
1734
bei
Parma
gefallen) war
kaiserlicher
Feldmarschall
, kommandierender
General
der kaiserlichen Provinz
Temescher Banat
und
Prasident
der Banater Landesadministration (1717?1734).
Seine Eltern waren der Feldmarschalleutnant Freiherr
Peter Ernst von Mercy
(1641?1686) und
Marie Christiane d’Allamont
.
[1]
Sein Vater war am 23. September 1686 in den Grafenstand erhoben worden. 1700 erscheint Claudius Florimund als Herr zu
Fontoy
,
Looten
und
Schondorf
.
[2]
Großvater von Claudius Florimund war der kaiserliche und kurbayerische Feldherr
Franz von Mercy
.
[3]
Mercy trat 1682 als Freiwilliger in die
kaiserliche Armee
ein, erwarb sich in der
Schlacht am Kahlenberg
(
Entsatz
von
Wien
,
1683
) ein
Offizierspatent
(
Leutnant
) und kampfte in den anschließenden
Feldzugen
in
Ungarn
(1684?1690) gegen die Turken mit Auszeichnung. Den
Spanischen Erbfolgekrieg
machte er vom Beginn bis zum
Rastatter Friede
1714 mit. So kampfte er 1701 als
Oberstleutnant
in
Italien
und schlug bei Borgoforte (
Provinz Mantua
) mit 300
Reitern
sechs feindliche
Eskadrons
zuruck, geriet mehrere Male in Gefangenschaft, kam aber im Zuge von Gefangenenaustausch immer wieder frei.
Hierauf besaß und befehligte er am
Rhein
ein nach ihm benanntes
Kurassierregiment
und erwarb sich in der
Schlacht bei Friedlingen
großen Ruhm. 1705 drangte er, inzwischen zum
Generalmajor
befordert, die Franzosen aus ihren Linien bei
Pfaffenhofen
bis unter die
Kanonen
von
Straßburg
zuruck. Er versah 1706
Landau
mit dem notigen Nachschub und sprengte bei
Offenburg
1707 das fliegende Korps des Marquis de Vivans.
Zum
Feldmarschallleutnant
erhoben, deckte er die Gegend von Landau. Im Feldzug von 1709 fuhrte er sechs
Regimenter
nach
Mantua
, ging nach seiner Ruckkehr uber den Rhein und nahm eine Stellung bei
Neuenburg am Rhein
ein. Vom
Comte du Bourg
bei
Rummersheim
geschlagen, musste er sich zwar nach
Rheinfelden
zuruckziehen, deckte jedoch den
Schwarzwald
und die
Waldstadte
. Im
Turkenkrieg
(1716) trug er in der
Schlacht von Peterwardein
maßgeblich zum Sieg bei, deckte die
Belagerung von Temeswar
und nahm hier ebenfalls 1717 mit Auszeichnung teil.
Am 15. April 1718 wurde Graf Mercy laut kaiserlichem Dekret zum kommandierenden General im Banat ernannt, so dass der Fuhrungsanspruch des Militars in der Kameralverwaltung erhalten blieb. Claudius Florimund Mercy wurde gleichzeitig zum Prasidenten der Landesadministration des Banats ernannt. In dieser Funktion hatte er die Aufgabe das Einrichtungsprojekt des Banats durchzufuhren.
Wahrend des
Krieges
mit
Spanien
hatte er ab April 1719 den Oberbefehl auf
Sizilien
und kampfte mit wachsendem Erfolg. Er griff den
Marquis de Lede
am 20. Juni
bei Francavilla
an, trotz einer Verwundung gelang ihm noch die Besetzung von
Messina
, darauf wurde er durch Feldmarschalleutnant
Zum Jungen
abgelost.
Als
Gouverneur
von
Temeswar
leitete er ab 1720 die Besiedlung und Kultivierung der von den Turken eroberten sudungarischen Gebiete einschließlich des
Temescher Banats
. Den Einwanderern aus Schwaben, Franken, Pfalz, Rheinland und anderswo, den
Donauschwaben
, stellte man Grund und Boden zur Verfugung und gewahrte ihnen drei Jahre Steuerfreiheit. Mercy unterstutzte die Einfuhrung hier unbekannter Kulturen und Gewerbe, brachte Reisbauer und richtete die Seidenzucht und Seidenmanufaktur ein. Insgesamt wurden 100.000 Menschen angesiedelt, alleine in der heutigen
Wojwodina
ließen sich 30.000 serbische Familien nieder.
Ferner sind Graf Mercy die Befestigung der Stadtmauern Temeswars und die Begradigung der
Bega
zuzurechnen. Am 23. April 1723 wurde der Grundstein der neuen Festungsmauern gelegt. Der Festungsbau wurde ununterbrochen fortgesetzt und fand erst 1765 seine Vollendung.
[4]
Unter seiner Leitung erhielt
Temeswar
die ersten stadtebaulichen Einrichtungen: Kaserne, Kirche, Burgermeisteramt, Militarspital und die erste Anlage zur Trinkwasserversorgung, wozu in der Fabrikstadt ein Pumpwerk gebaut wurde.
[5]
1727 stand der Bau des Bega-Kanals unter Mercys Fuhrung. Vor der Kanalisierung bot die Bega in wildem, ungeregeltem Lauf dem ausgedehnten Sumpfgebiet im Westen reiche Nahrung. Die Ableitung der Sumpfe erschien Mercy eine aus strategischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt sanitaren Grunden gebotene Notwendigkeit. Das daraus resultierende Austrocknen der Sumpfe ließ neues, fruchtbares Ackerland entstehen, die Banater Heide.
[6]
Als
Generalfeldmarschall
ubernahm Mercy 1733 den
Oberbefehl
in Italien. Er fiel 29. Juni 1734 in der
Schlacht bei Parma
beim Angriff auf Crocetta bei
Parma
, nach einem Schlaganfall bereits fast blind und taub, im Alter von 68 Jahren. Er wurde in der Domkirche zu
Reggio
beigesetzt.
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.
Motiv: Duomo di Reggio Emilia, Grab von Claudius Florimund Mercy
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Anleitung
, wie das geht.
BW
Da Mercy keine Kinder hinterließ, erbten sein Lehen und den Grafentitel, den er 1720 erhalten hatte, sein Adoptivsohn Antoine Mercy d’Argenteau, der 1767 als Generalgouverneur in
Esseg
starb, und dessen Sohn,
Florimund Mercy d’Argenteau
, der in den diplomatischen Dienst trat, unter
Peter III.
und
Katharina II.
den Botschafterposten in
Russland
bekleidete, 1786 Gesandter in Paris wurde und als Vertrauter
Maria Theresias
und Ratgeber der Konigin
Marie-Antoinette
eine wichtige Rolle spielte.
Johann Andreas Graf von Hamilton
(1734?1738) und
Franz Anton Leopold Ponz Freiherr von Engelshofen
(1740?1757) waren bedeutende Nachfolger Mercys als Gouverneur des
Temescher Banats
.
Die Geschichte des Prinzen Eugen von Savoyen, dessen Feldherr und Vertrauter Mercy war, ist im Wiener
Heeresgeschichtlichen Museum
umfassend dargestellt. In diesem Sammlungsbereich (Saal I des Museums) ist auch das einzige zeitgenossische, heute noch erhaltene Portrat des Claudius Florimund de Mercy ausgestellt.
- Mercy
. In:
Pierer’s Universal-Lexikon
. Band 11. Altenburg 1860, S. 146 f.
- Constantin von Wurzbach
:
Mercy, Florimund Claudius Graf von
.
In:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
.
17. Theil. Kaiserlich-konigliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1867, S. 386?391 (
Digitalisat
).
- Mercy
. In:
Meyers Großes Konversations-Lexikon
. Band 13. Leipzig 1908, S. 628 f.
- Gerhard Seewann
:
Mercy, Claudius Florimund Graf
. In:
Biographisches Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas
. Band 3. Munchen 1979, S. 159?161
- Stephan Vajda
:
Felix Austria. Eine Geschichte Osterreichs.
Ueberreuter, Wien 1980,
ISBN 3-8000-3168-X
, S. 338 f.
- Anton Peter Petri
:
Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums.
Th. Breit, Marquartstein 1992.
- Helmut Neuhaus
:
Mercy, Claudius Florimund Graf von.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994,
ISBN 3-428-00198-2
, S. 126 f. (
Digitalisat
).
- ↑
Pierre Napoleon Celestin Charles Auguste Kessel,
Livre d'or de la noblesse Luxembourgeoise, ou, Recueil historique, chronologique, genealogique & biographique des familles nobles du Luxembourg ancien & moderne
, S. 4,
Digitalisat
Stammbaum
Christiane d'Allamont
- ↑
LHAKo Best. 1A Nr. 3312
- ↑
Helmut Neuhaus
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- ↑
Johann Heinrich Schwicker:
Geschichte des Temeser Banats
, LaVergne, TN USA, 2010
- ↑
Karl Ludwig Lupsiasca:
Dieses von Natur aus reiche Land, Eine Geschichte des Banater Berglands in der Zeitspanne 1718-1855
, Kultur- und Erwachsenenbildungsverein Deutsche Vortragsreihe Reschitza, 1997
- ↑
Die Schwabenzuge
, Birda.de, Zugriff September 2008
Militarverwaltung und Landesadministration des Temescher Banats