Cinema Paradiso

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Cinema Paradiso
Originaltitel Nuovo Cinema Paradiso
Produktionsland Italien ,
Frankreich
Originalsprache Sizilianisch
Italienisch
Erscheinungsjahr 1988
Lange Kino: 118 Minuten
Director’s Cut: 168 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Giuseppe Tornatore
Drehbuch Giuseppe Tornatore
Produktion Franco Cristaldi
Musik Ennio Morricone
Andrea Morricone
Kamera Blasco Giurato
Schnitt Mario Morra
Besetzung
Synchronisation

Cinema Paradiso (Originaltitel: Nuovo Cinema Paradiso) ist ein italienischer Film aus dem Jahr 1988, geschrieben und gedreht von Giuseppe Tornatore . Der Film erzahlt die Geschichte der Menschen eines Dorfes auf Sizilien und ihres Kinos von den 1940er bis in die 1980er Jahre.

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Film behandelt fast vollstandig durch Ruckblenden die Kindheit des Filmregisseurs Salvatore di Vita in dem fiktiven sizilianischen Fischerdorf Giancaldo. Die filmische Erzahlung setzt mit einer Szene im Rom der 1980er Jahre ein. Salvatore, ein international erfolgreicher Regisseur, kehrt heim und erfahrt dort von seiner deutlich jungeren Freundin, dass seine Mutter aus Sizilien angerufen habe, um die Nachricht vom Tod des alten Filmvorfuhrers Alfredo zu ubermitteln. Dieses Ereignis benutzt der Film einerseits dazu, den inzwischen erwachsenen Salvatore an den Ort seiner Kindheit zuruckzufuhren, damit er an der Beerdigung teilnehmen kann, andererseits ist der Tod der Ausloser einer imaginaren Reise in die Erinnerung an die Zeit, als Salvatore noch ein Kind (?Toto“) war.

Salvatore erinnert sich an seine Kindheit in den spaten 1940er Jahren, die er als Halbwaise zu einem großen Teil im Kino des Ortes, dem ?Cinema Paradiso“, zugebracht hat. Nachdem sein vaterlicher Freund, der Vorfuhrer Alfredo, bei einem Brand im Kino sein Augenlicht verloren hatte, durfte der kleine Junge im wieder aufgebauten Kino, dem ?Nuovo Cinema Paradiso“, arbeiten. Als Jugendlicher verliebt er sich in Elena, Tochter eines wohlhabenden Bankiers. Die Liebe findet jedoch ein ungluckliches Ende, als Elenas Familie wegzieht. Sie verabreden ein Treffen im Kino, doch Elena taucht nicht auf. Nach Salvatores Wehrdienst drangt Alfredo ihn, nach Rom zu ziehen, um etwas aus seinem Leben zu machen. Alfredo verbietet ihm, zuruckzukehren oder ihn zu besuchen.

Erst nach 30 Jahren kehrt Salvatore wieder nach Giancaldo zuruck. Er selbst und der Ort sind andere geworden. Deutlich wird dies vor allem an dem Gebaude des ?Nuovo Cinema Paradiso“ selbst, das leersteht und abgerissen werden soll, um Parkplatzen Platz zu machen. Alfredo aber hat Salvatore als Uberbleibsel des Kinos und seiner Geschichte eine Filmrolle mit aneinandergereihten Kuss-Szenen hinterlassen, die er auf Geheiß des Dorfpfarrers uber die Jahre aus den Filmen schneiden musste.

Hintergrund [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Obwohl Tornatore keinen autobiografischen Film abliefert, ist Cinema Paradiso doch in mehrfacher Hinsicht mit seinem eigenen Werdegang verknupft. Zum einen sind die allgemeinen Lebensumstande der Filmfigur Salvatore und des Regisseurs Tornatore ahnlich. Beide haben ihre Kindheit in Sizilien verbracht, beide haben den Ort ihrer Kindheit und Jugend verlassen und beide haben ihre Liebe zum Film zum Beruf gemacht. Zum anderen gewinnt dieser Bezug konkret Gestalt in dem Umstand, dass Tornatore seinen sizilianischen Heimatort, Bagheria , zum Drehort wahlt.

Neben der Erzahlebene, die das Heranwachsen Salvatores beschreibt, erzahlt der Film daruber hinaus auch die Geschichte des Kinos, nicht nur des Gebaudes in Giancaldo, sondern auch die des Films und des Filmeschauens. [1] So nutzt Tornatore die Szenen mit Filmvorfuhrungen immer wieder dazu, um Klassikern der Filmgeschichte Reverenz zu erweisen und mit Hilfe dieser Einblendungen auch seine Geschichte zu erzahlen und zu kommentieren. Unter anderem zeigt er Szenen aus Renoirs Nachtasyl (1936), Fellinis Vitelloni (1953), Chaplins The Knockout (1914) und Viscontis Die Erde bebt (1948). Aufgrund dieser interfilmischen Referenzen behandeln Kritiker Cinema Paradiso als ?nostalgischen, postmodernen Film“. [2]

Director’s Cut [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neben der Kinofassung wurde ein knapp 50 Minuten langerer Director’s Cut angefertigt. Dieser verschiebt die inhaltliche Gewichtung des Films. Wahrend in der Kinofassung die Beziehung zwischen Toto und Alfredo das zentrale Element bildet, ruckt die Langfassung die Liebe zu Elena in den Mittelpunkt.

Nach seiner Ruckkehr nach Giancaldo und Alfredos Begrabnis entdeckt Toto ein junges Madchen, das ihn sofort an die junge Elena erinnert. Er folgt ihr und findet heraus, dass das Madchen die Tochter seiner Jugendliebe ist. Nach anfanglichen Zweifeln uberwindet er sich, Elena anzurufen, und er bittet sie, sich mit ihm zu treffen. Sie verwehrt ihm diesen Wunsch, andert spater aber ihre Meinung und es kommt zu einem emotionalen Wiedersehen. Salvatore will wissen, warum sie damals nicht wie vereinbart ins Cinema Paradiso gekommen sei. Sie erklart ihm, sie sei sehr wohl dort gewesen, aber eben just in jener Zeit, als er gerade auf der Suche nach ihr gewesen sei. So sei sie auf Alfredo getroffen, der sie gebeten habe, sich nicht mehr mit Toto zu treffen, da er der Ansicht gewesen sei, diese Liebe konne dessen Zukunft gefahrden. Alfredo habe versucht, sie davon zu uberzeugen, dass es das Beste ware, Salvatore hinter sich zu lassen. Sie sei sich aber unsicher gewesen und habe Toto eine Nachricht hinterlassen, die dieser allerdings nicht gefunden habe.

Durch sein Handeln ist aus Toto zwar ein erfolgreicher Filmemacher geworden, die Liebe seines Lebens blieb ihm damit aber verwehrt. Dreißig Jahre spater finden Toto und Elena nun wieder zusammen und verbringen eine gemeinsame Nacht. Salvatore mochte ihre Liebe wieder aufleben lassen, doch Elena entscheidet sich fur ihre Familie. Ihrer Meinung nach gibt es fur ihre Liebe keine Zukunft, nur die Vergangenheit. So kehrt Salvatore nach Rom zuruck und schaut sich die Filmrolle an, die Alfredo ihm hinterlassen hat.

Kritik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

?Ein nostalgisch gefarbter Film, der die Geschichte des Kinos als Erlebnisort und Hort der Traume ebenso erzahlt wie die fragmentarische Geschichte Siziliens. Er knupft an die Idee des Kinos als ?Kunst der Emotionen‘ an und entwickelt in dieser Beziehung eine faszinierende Kraft. Sentimentalitaten werden dabei stets durch feinen Humor, leise Ironie und pointierten Witz gebrochen.“

? film-dienst 24/1989

?Cinema Paradiso ist eine lustige, warmherzige, sentimentale Feier des Kinobesuchs, bei der das Kino als Metapher fur eine Epoche, eine verlorene Unschuld und eine unwiederbringliche Vergangenheit verwendet wird.“

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Cinema Paradiso gewann 1990 den Oscar als bester fremdsprachiger Film . Giuseppe Tornatore gewann 1989 auf den Filmfestspielen von Cannes den ?Großen Preis der Jury“ und wurde mit dem Europaischen Filmpreis geehrt. Fur seine Darstellung des Alfredo erhielt auch Philippe Noiret den Europaischen Filmpreis als bester europaischer Schauspieler.

Synchronisation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Rolle Darsteller Deutsche Synchronstimme [4]
Alfredo Philippe Noiret Wolfgang Hess
Anna Isa Danieli Maria Landrock
Dorftrottel Nicola Di Pinto Gudo Hoegel
Elena Agnese Nano Katrin Frohlich
Kinobesitzer Leo Gullotta Alexander Allerson
Maria Antonella Attili Marion Hartmann
Maria (alt) Pupella Maggio Carola Hohn
Pater Adelfio Leopoldo Trieste Norbert Gastell
Salvatore Marco Leonardi Michael Roll
Salvatore (alt) Jacques Perrin Hartmut Reck
Spaccafico Enzo Cannavale Mogens von Gadow
Toto Salvatore Cascio Gabor Gomberg

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Gaetana Marrone: The New Italian Cinema. In: Elizabeth Ezra (Hrsg.): European Cinema. Oxford University Press, Oxford, 2004, ISBN 0-19-925571-7 , S. 234.
  2. Millicent Joy Marcus: After Fellini: national cinema in the postmodern age. Johns Hopkins University Press, Baltimore (Maryland ) / London, 2002, ISBN 0-8018-6847-5 , S. 99.
  3. Philip French: Philip French on Cinema Paradiso . In: The Guardian . 2. Dezember 2013, ISSN   0261-3077 ( theguardian.com [abgerufen am 8. Juli 2020]).
  4. Deutsche Synchronkartei | Filme | Cinema Paradiso. Abgerufen am 2. Dezember 2023 .